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Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012] - Teil 2









Reisestationen


Ziel Nächte Meilen km Zeit Hotel Stars
Newark 0 0 0 00:00    
Philadelphia 2 86 138 01:29 Best Western Center City Hotel **
Washington, DC 2 253 407 04:18 Hotel Capitol Skyline ***
Front Royal 2 126 203 02:41 Super 8 **
Waynesboro 2 97 156 02:10 Super 8 **
Gatlinburg 2 348 560 05:40 Hampton Inn ***
Atlanta 1 194 312 03:56 Hilton Atlanta ****
Savannah 1 250 402 03:50 Hilton Garden Inn ****
Miami 3 489 787 07:29 Wyndham Garden South Beach ***
Key West 1 168 270 03:22 Blue Marlin **
Dunedin 1 414 666 07:49 Best Western Yacht Harbor Inn ***
Montgomery 1 497 800 08:01 Spring Hill Suites ***
Decatur 2 284 457 05:20 Hampton Inn ***
Little Rock 4 326 525 05:08 Double Tree ****
New Orleans 3 427 687 07:06 Best Western St. Christopher ***
Dallas 2 508 817 07:58 The Fairmont ****
San Antonio 2 376 605 06:16 Riverwalk Plaza Hotel ***
Alpine 3 381 613 05:47 Hampton Inn ***
Roswell 1 336 541 06:36 Best Western Sally Port Inn **
Albuquerque 2 342 550 05:50 Hyatt Regency ****
Chinle 1 277 446 04:38 Best Western Canyon de Chelly Inn **
Moab 3 196 315 03:12 Best Western Canyonlands Inn ***
St. George 1 358 576 05:38 Best Western Travel Inn **
Las Vegas 3 210 338 03:32 Aria Resort and Casino ****
San Francisco 3 563 905 08:40 Parc55 Wyndham ***
Chester 1 332 534 05:43 Best Western Rose Quartz Inn **
Klamath Falls 2 220 354 04:37 Best Western Olympic Inn ***
Crescent City 1 317 510 07:16 Super 8 **
Agate Beach 1 239 385 04:45 Best Western Agate Beach Inn ***
Portland 2 165 265 03:40 Monaco Portland *****
Kennewick 1 324 521 10:45 Baymont Inn & Suites *
McCall 2 312 502 06:00 Best Western McCall Lodge ***
Hamilton 1 295 475 09:00 Best Western Hamilton Inn *
Sheridan 1 500 804 08:00 Best Western Sheridan Center ***
Rapid City 1 445 716 09:45 Hilton Garden Inn ****
Minneapolis 1 572 920 09:00 Best Western Normandy Inn ***
Chicago 3 461 742 07:52 Hyatt Chicago Downtown ****
St. Louis 2 442 711 07:55 Hilton St. Louis Downtown ***
Paducah 1 246 396 05:20 Hampton Inn & Suites ***
Nashville 2 224 360 05:30 Sheraton Nashville Downtown ***
Somerset 1 207 333 04:43 Best Western Mid-Town Inn & Suites **
Williamsburg 2 82 132 02:18 Cumberland Inn & Conference Center ***
Winchester 4 182 293 03:05 Hampton Inn ***
Carlisle 1 504 811 08:30 Hampton Inn **
Boston 3 409 658 08:00 NineZero Kimpton *****
New York 3 226 364 03:51 Mela Hotel ***
Newark 0 0 0 00:00    
86
14.619
23.522







Reiseroute


Reiseroute 2012 Road und Hiking Trip

 

Reisebericht (Tag für Tag USA pur) - Teil 2 [Hinweis: Den ersten Teil der Reise finden Sie hier]



Dienstag
Die Sonne küsst erneut die schönste Stadt der Welt und die Vorfreude auf die kommenden Highlights vermischt sich mit arger Wehmut. Aber dieses Gefühl stellt sich beim Abschied von San Francisco regelmäßig ein, bei uns jedenfalls. Als wir die Bay nach Norden bereits hinter uns gelassen haben, die Augen, jedoch nicht die Gedanken haben die City on the Bay verlassen, fragen wir Steffi, wo es ein paar Eier gibt. Das IHOP in Richmond, abseits der Interstate 80, sorgt für einen guten Start in den Tag.

Das riesige Sacramento Valley führt uns die Gegensätze des Golden State wie in einem Film vor. Wir gleiten auf der Interstate 5 Meile für Meile durch das Tal, im Hintergrund die riesigen Berge der südlichen Cascades, die mit dem Mount Shasta ihren Anfang nehmen. Der Schnee auf den Berggipfeln leuchtet wie ein Signalfeuer, das es zu erreichen gilt. Nur langsam mutiert die Ferne in eine Weite und die Nähe wird erst dann erreicht, als wir bei Red Bluff in die Pampa abbiegen. Irgendwann schickt uns Steffi in den Wald, in dem wir uns auf ungeteerten, immer abenteuerlicher werdenden Wegen dem Ziel nähern. Hallo, hallo, hallo Steffi, wir wollen keine Pilze suchen, sondern wandern. Sie hat es gehört und uns vom vermeintlichen Shortcut wieder auf die passable Anfahrt zum Butte Lake geführt. Es wäre halt schon manchmal nicht schlecht, wenn man die Technik mit vernünftigen Straßenkarten überprüfen würde. Aber wir sind ja gut angekommen im nordöstlichen Teil des Lassen Volcanic National Parks.

Der Cinder Cone Trail beginnt an der Boat Ramp. Der See liegt zufrieden und völlig still in dieser schönen Landschaft. Noch ist von Vulkanaktivitäten nichts zu spüren. Der Weg führt über einen Waldboden, gelenkschonend sozusagen, kaum spürbar bergauf. Einzelne Baumstämme und Äste sind mit hellgrünem Moos bewachsen, das von der späten Nachmittagssonne zum Leuchten gebracht wird. Doch bald hat der Wald seine Grenze erreicht. Halden von Lavagestein haben die Bäume an einer abrupten Grenze, die wie mit einem Lineal gezeichnet ist, verschwinden lassen. Gute 5 Meter türmen sich die Felsbrocken neben den Bäumen und dem Trail auf. Und nach einer halben Stunde ist es vorbei mit der Flora. Vor uns steht ein riesiger Lavakegel. Der Cinder Cone als Überbleibsel einer wilden und heißen Vergangenheit bleibt als Zeitzeuge mitten in der Landschaft stehen. Die Flora hat es noch immer nicht geschafft, das Aschegrau mit grüner Farbe zu bemalen. Nur vereinzelt traut sich ein Baum in die Höhe zu wachsen.

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Wie eine Schärpe windet sich ein Strich auf den Kegel von der unteren Mitte nach rechts oben. Das ist der Weg, - und er ist steil. Als ob das noch nicht genügen würde, sorgt die Lavaasche dafür, dass die Bergstiefel wie in einem Morast tief eintauchen. Wir suchen die größeren Steine, um besser vorwärts zu kommen. Es ist eine Quälerei für gut 20 Minuten. Aufatmen am Gipfel, der einem gleich wieder den Atem raubt, so schön ist es hier. Der Wind pfeift in den Lavakegel und die eintönig grauen und braunen Farben werden an der Südostseite jäh unterbrochen. Die Dünen am Fuße des Cinder Cone sind am oberen Ende rot und rosa und gelb. Was für eine Mischung. Vereinzelte Bäume, die in der späten Nachmittagssonne ein leuchtendes Grün angenommen haben. Hinten die Lava Beds, die sich in Struktur und schwarzer Farbe abgrenzen. Der Butte Lake und die Twin Lakes geben ihren tief blauen Senf dazu. Und weil das auch noch nicht genug ist, gesellt sich das Weiß der schneebedeckten Berge mit dem Lassen Peak im Hintergrund noch dazu. Es ist wunderbar hier. Wir sitzen am Kraterrand und genießen den Ausblick auf eine fantastische Landschaft. Der Schweiß ist inzwischen durch den warmen Wind wie weggeblasen.

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Es geht wieder hinunter, noch steiler, wie auf der anderen Seite herauf. Aber nun kommt uns der weiche Lavaboden zugute, um die notwendigen Bremsmanöver durchzuführen. Es dauert nur Minuten und wir stehen mitten in den Painted Dunes. Von hier unten sind sie auch schön, aber nicht so eindrucksvoll wie das Farbenerlebnis, das sich von oben zeigt. Nach 2 Stunden und 40 Minuten stehen wir wieder am Auto. Hänschen Rosenthal würde in die Luft springen und mit einem "das war spitze" die Zuschauer nerven. Wir nun auch: Das war spitze!

Wir erreichen Chester und unsere Herberge nach insgesamt 10 Stunden. Dieses Nest hat hoffentlich noch etwas an Essen zu bieten. Viel ist es nicht, aber das Sandwich im Knotsbumper war schon o.k..

Mittwoch
Die Nacht war traumhaft, auch ohne Traum. Denn es war einfach ein Traum, dass die gesunde Landluft - ohne Tiergeruch versteht sich -, durch das offene Fenster ins Schlafzimmer kam. Nur so war das magere Frühstück des Best Western auszuhalten.

Heute bewegen wir uns wieder auf Touristenpfaden und nehmen die Bergstraße, die sich durch den Lassen Volcanic National Park windet. Wir sind am Ring of Fire und Feuer kommt zwar nicht mehr aus den Löchern an den Sulphure Works, aber der Schwefel stinkt gewaltig. Das Blubbern wäre ja durchaus beruhigend, gleichwohl ist es dort am Zaun nicht auszuhalten. Die Amerikaner beschweren sich über den Gestank meiner Zigaretten und hier stehen sie mit einer Freude, dass es unglaublich ist. Im Yellowstone blubberts schöner, größer und besser, also nichts wie weiter.

Bild zum TextDie Freude kommt zurück, als wir auf dem Diamond Peak den gleichnamigen Steinbogen entdecken. An der Bumpass Hell liegt noch meterhoher Schnee, der Trail ist leider deshalb gesperrt. Ziemlich unpassend meine kurze Hose und die Flip-Flops, denn auch die Seen hier oben sind noch komplett zugefroren. Mach das Foto und verzieh dich in dein Auto. Monika, dreh die Heizung auf!

Als wir am höchsten Punkt auf 2.594 Metern, was ja eigentlich nur für Hamburger hoch ist, angekommen sind, wedeln ein paar Skitourenfreaks die Hänge hinunter. Erst weiter unten am Summit Lake ist alles schneefrei. Am Parkausgang ruht der Manzanita Lake, der von der Frühlingssonne zum glitzern gebracht wird. Wir haben den Winter hinter uns gelassen und sind jetzt im Frühling. Enten gleiten durch das Bergwasser und Menschen bevölkern die Picknicktische.

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Als wir durch die wunderschöne Landschaft fahren, spitzt immer wieder ein riesiger, schneebedeckter Berg durch die Windschutzscheibe. Der Mount Shasta mit seinen 4.317 Metern hat tonnenweise Schnee auf seinem Buckel. Nur ganz unten hat der von der Ferne fast schwarz wirkende Wald wirklich eine Chance. Ansonsten ist der symmetrische Vulkan einfach nur weiß. Ein schlafender Riese, der die Glut der Erde noch zurück hält.

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Über ein kurzes Stück auf der Interstate 5, Tankstopp im Ort Mount Shasta, kommen wir auf der OR 97 nach Dorris. Die fast kanadisch anmutende Natur ist Vergangenheit, inzwischen tummeln wir uns in weiten Ebenen, wo dank massiver Sonneneinstrahlung der Sommer den Frühling abgelöst hat. Sozusagen die dritte Jahreszeit, die wir heute erleben.

Hier in Dorris werden die von allen Seiten schnurstracks darauf zu laufenden Landstraßen in ihre Schranken gewiesen. Die Ortsdurchfahrt hat Ecken und Kanten, zwei LKW 's kommen so gerade noch aneinander vorbei. Ein kleiner Stau wird zum Sightseeing-Stopp! Eine Geisterstadt mitten in der Zivilisation. Nur manche Häuser erwecken noch den Eindruck, dass hier Menschen leben. Ein unorganisierter Flohmarkt mit alten Traktoren und sonstigem, das vielleicht mal vor 20 Jahren das Leben der Menschen erleichterte. iPhones und iPads werden hier keine Chance haben. Ein sterbendes Dorf im südlichen Oregon. Und in spätestens 10 Jahren kommen die Touristen auf ungeteerten Wegen hier her, um Eintritt zu bezahlen.

Das ist aber nicht der Grund, warum wir wieder gen Kalifornien düsen. Nach so viel Landschaft hinter Glas, müssen wir uns noch ein wenig bewegen und machen zwei kleine Hikes im Lava Bed National Monument. Es ist inzwischen sehr warm geworden und die dunklen Lavafelder tun ihr übriges, warum wir jetzt keinen Bock haben, uns in die Turnschuhe oder gar in die Bergschuhe zu zwängen. Kinder, nicht nachmachen! Sehr gezielt bewegen wir uns nun auf dem mit kantig scharfem Lavagestein durchsetzten Captain Jacks Stronghold Trail. Interessante Abwechslung, aber spannend ist etwas anderes. Nun gut, wir wollen hier eine der unzähligen Steinbrücken besuchen, die durch eingestürzte Lavatubes gebildet wurden. Die Stronghold Bridge ist die erste Naturbrücke und es werden, insbesondere morgen, noch unglaubliche Mengen folgen.

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Dass wir jetzt immer noch in Flip-Flops unsere Wege suchen, war spätestens hier, als wir dem Forbidden Arch näher kommen, eine saublöde Idee. Nein, es waren nicht die Steine, sondern stachliges Gestrüpp, das die paar Meter von der Straße bis zum Steinbogen zur schmerzhaften Erfahrung werden ließ. Die Werbung nennt es Hautirritationen, mir tut 's einfach nur weh und der rettende Lino ist nicht zu sehen. Ein Bergrücken, der wohl eine der Begrenzungen des Lavastreams war, ist mit Klippen und Finnen durchsetzt. Und an einem dieser Felsengebilde hat das harte Lavagestein nachgegeben. Der Arch könnte als Fernrohr in das Lavatal dienen, aber dazu müssten wir weiter aufsteigen. Ich bin jetzt aber froh, dass ich einen einigermaßen stachelfreien Standpunkt erreicht habe, um ein Foto von dem Teil zu schießen. Klick und weg!

In Klammath Falls kehrt die Zivilisation in Form eines wunderbaren Eckzimmers mit Blick auf den Mount Shasta zurück. Und ein kleiner Abendspaziergang brachte uns in das Steakhouse Mr. B.. Ein wunderbares Essen, eine ausgezeichnete Flasche Wein - drei subjektive Michelin-Sterne - beenden die heutige Tour durch drei Jahreszeiten.

Donnerstag
Als wir früh am Morgen bei nur 59 Grad durch Tule Lake fahren, sind die Läden nicht nur aufgrund der unchristlichen Zeit geschlossen. Auch hier hat es offensichtlich schon bessere Jahre gegeben. Die Einreise nach Kalifornien wird nicht durch die Früchtekontrollierer gestört, hier gibt es so was nicht. Und auch die Grenze des National Monuments ist nicht bewacht. Das Kassenhäuschen ist verwaist, nur ein Schild besagt, dass man sich im Visitor Center melden muss. Aber das ist noch etwas weit und passt so gar nicht in die aktuelle Planung.

Am Trailhead zum Dragons Mouth stehen aber komische Schilder. Abgebildet ist die gemeine Fledermaus und es wird etwas von einer extra Genehmigung gefaselt. Aber das interessiert uns jetzt nicht. Gemächlich wandern wir durch die Lavalandschaft, - es ist nicht weit bis zum Drachenmund, einer Lavaröhre mit zwei Öffnungen bei den Fleener Chimneys. Ganz nett und auf dem kurzen Roundtrip steht auch noch der Dragons Tail als Überbleibsel einer unruhigen Vergangenheit.

Man war auch bei der nächsten Serie von Steinbogen sehr erfinderisch bei der Namensgebung. Balkon, zu neudeutsch Balcony, so der Zusatz für die Höhlen und Brücken, die Tür an Tür stehen. Balcony Bridge mit drei Eingängen und Balcony Cave, letztere beherbergt mitten im Dunkeln einen Arch. Natürlich heißt er Balcony Arch, was sonst? Vor lauter Balkonen muss die Dokumentation nun ungewohnte Sorgfalt erfahren. Sonst kennt sich kein Schwein mehr aus. Gott sei Dank sind die nächsten Lavasteinbrücken Boulevards. Es kommt die Boulevard Cave und die Bridge. Interessiert klettern wir überall hinunter in diese düsteren Gebilde. In Deutschland wäre ein Helm Pflicht, wetten! Als wir auf dem Parkplatz zur Merrill Cave stehen, merken wir erst später, dass die Straße unmittelbar zuvor von der Bearpaw Bridge getragen wird. Das Gelände ist offensichtlich stabiler, als es den Anschein hat.

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Die erste wirkliche Wanderung wartet. Am Trailhead nur ein Schild zur Skull Cave. Da wollen wir aber jetzt nicht hin. Aber das GPS sagt, dass wir trotzdem da sind. Na gut, dann wandern wir halt los. Herrliche Wärme umgibt inzwischen die Natur und unsere Körper. Das liegt aber nicht am Hike, der geht relativ relaxed dahin. Links und rechts immer wieder Steinhaufen, die dem Bewuchs von Sträuchern und Büschen Stand gehalten haben. Im Hintergrund erhebt sich die Schonchin Butte. Oben auf ein Wachturm, der vermutlich ein Aussichtsturm ist, denn was will man hier bewachen. Selbst ein Feuer wäre nichts unnatürliches. Während des Spaziergangs rauche ich mal eine Zigarette, mitten im größten Aschenbecher der Welt. Wir sind an der Irish Bridge. Ein- und Ausgang dürften nur rund 20 Meter voneinander entfernt sein. 20 schwierige Meter, denn es liegen flächendeckend Steinbrocken im Weg. Deshalb bleibt die Durchquerung aus und wir schauen mal von links und dann von rechts rein. Kluge Entscheidung! Entlang einer Lavarinne geht es nun zur Symbol Bridge, gleiches Bild. Erst als wir auf dem Rückweg zur Big Painted Cave abbiegen, wird der Höhlenzugang ein gut gepflegter Pfad. Wunderbar kühl hier! Mir fallen die Freundschaftbänder von Wolfgang P. ein: Das ist Wahnsinn, warum schickst Du mich in die Hö(h)lle.

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Da uns nun ein weiteres Auto am Trailhead erwartet, das auch das komische Fledermaus-Symbol auf dem Dashboard ausliegen hat, bekommen wir es mit der Angst, Späß'le g'macht, und beschließen, am Visitor Center ein kleines Päuschen zu machen. Großes Transparent: White Nose Screening! Nachdem ich von der gestrigen Flasche Wein maximal eine rote Nase habe, bin ich sehr interessiert. Das war gut, denn die junge Frau holte nach der Frage, ob wir in einer Höhle im Osten und mittleren Westen der USA waren, eine Wanne voll Wasser, spritzte ein Mittel rein, nahm meine Bergschuhe und machte sie sauber. Braves Mädchen! Dann will sie an meine Kamera und die Objektive. Nix, kommt nicht in Frage. Ich soll es dann halt selbst machen, also wische ich vorsichtig. Nach fast zwei Monaten Reisezeit hat sie es auch nötig. Monikas Turnschuhe werden dann auch noch geschrubbt und das war 's. Die Fußwaschung bleibt aus. Wir bekommen den langersehnten Pass, dass wir nun auch in die Höhlen und unter die Brücken dürfen. Clean, danke! Der Hintergrund ist schnell erklärt. Sowohl in Europa, als auch im Ostteil der USA herrscht das White-Nose-Syndrom, eine Art Pilzkrankheit, die zum Massensterben von Fledermäusen geführt hat und führt.

Unser nächster Trail beginnt am Parkplatz der Skull Cave. Ein flacher Weg durch Büsche und vorbei an Lavarinnen führt an der Peninsula Bridge und dem Arch vorbei. Der Weg direkt dorthin geht querfeldein und ist ziemlich steinig und stachlig. Aber wenn man schon hier ist, nimmt man es auf sich. Weiter geht es zu der wohl berühmtesten Brücke des Lava Beds National Monuments: Captain Jacks Bridge. Wie so oft in den Vereinigten Staaten, war es ein Krieg zwischen den Einheimischen und den weißen Siedlern, bekannt auch als Lava Beds War. Jack, der Kapitän, führte 52 Krieger, wohin auch immer. Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Wer jetzt glaubt das muss es aber nun langsam gewesen sein, der irrt.

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Wir fahren und spazieren am sogenannten Cave Loop: Hopkins Bridge, Chocolate Bridge, Garden Bridges, Ovis-, Sentinal-, Venetian-, Brücken soweit das Auge reicht und die Füße tragen. Der Kopf brummt, das ist zuviel und es genügt für heute, auch wenn der Plan noch so ein paar Dinger zu bieten hätte. Auch Touren mit Helm, Grubenlampe und Knieschoner wären noch möglich, aber 8 Stunden, eingeklemmt in Höhlen und unter Brücken, das reicht!

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Das Mr. B. war gestern so gut und auch mangels echter Alternativen kommen wir zurück. Jetzt müssen nur noch die Fotos benannt werden. Ich habe mir angewohnt, nach jeder Brücke und Cave den Himmel zu fotografieren, damit man auch nach ein paar Stunden noch bestimmen kann, wie das Teil heißt. Ich hoffe, es ist mir gelungen.

Freitag
Kurz nach dem Frühstück stehen wir an der Tanke und lassen unseren Traverse volllaufen. Selbst ist die Frau, denkste! In Oregon darf man nicht selber tanken. Der junge Mann macht das aber ganz anständig und sollte sich eigentlich ein Trinkgeld verdient haben. Aber er verweigert. Er würde gekündigt, wenn er etwas annehmen würde. Das wollen wir natürlich nicht, - der Arme!

Der Wind pfeift am Modoc Rim entlang und der Upper Klammath Lake bekommt bei 57 Grad Gänsehaut. Ansonsten scheint alles verlassen. Fast unheimlich, denn weder am Ufer, noch auf dem See ist irgend etwas zu sehen. Sommerlich bekleidet sparen wir uns auszusteigen, um die Szenerie näher zu betrachten. Wir haben ja auch noch einiges vor und so kommen wir Stück für Stück weiter nach Norden. Ein ländliches Outfit bekommt die Landschaft im Wood River Valley. Die glücklichen Kühe weiden und es ist ihnen nicht anzusehen, dass es hier am Fuße der Berge bereits saukalt ist. Die Heizung im Auto muss sein. Und dann geht es bergauf. Entlang des Annie Creeks windet sich die Straße auf den Vulkan hinauf, gewaltige Schluchten am Straßenrand. An den Annie Falls schauen wir in die gähnende Tiefe. Wir sind im Crater Lake National Park.

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Der See im Krater liegt still und starr und umspült das Wizard Island, den Vulkankegel, in einem tiefen Blau. Fast 600 Meter ragt das glasklare Wasser in die Tiefe. Der Himmel und das Wasser streiten sich, wer den Touristen das intensivere Blau anzubieten hat. Teilweise zwei Meter hoch liegt noch der Schnee am Straßen- und Kraterrand; und das Mitte Juni. Weiß und Blau, eine wunderbare Farbkombination. Adler kreisen über unseren Köpfen und hoffen auf fette Beute. Die dunklen Nadelbäume sind offensichtlich glücklich, dass sie die 15 und mehr Meter hohen Schneemassen des Winters hinter sich haben. Der East Rim Drive ist jetzt immer noch gesperrt. Als wir am Parkplatz an der Crater Lake Lodge die Türe öffnen, ist es so schlimm, wie erwartet. Brrrrrrr! Die Flippies ziehe ich jetzt nicht aus, aber eine warme Jacke braucht es schon. Ein paar Fotos und etwas Staunen und dann erfahren wir noch die Nordseite des Vulkans.

Bild zum TextDort, wo die Landstraßen Oregon 230 und 62 zusammenrauschen, befindet sich etwas Ungewöhnliches in der Nähe, was uns einen Stopp und einen kleinen Hike wert ist. In der Natural Bridge Recreation Site ist Baustelle. Ein Parkplatz entsteht, der in den Ausmaßen einem Walmart Supercenter nicht nachsteht. Wir platzieren unser Auto vor dem Campground am Straßenrand und wandern los. Nur flaches Terrain, die Sonne strahlt durch die Bäume und wärmt langsam aber stetig die Wälder Oregons. Bald sind wir am Upper Rogue River. Und hier sehen wir die erste Natural Bridge, die nicht zu sehen ist. Man erspäht nur die Oberseite der Naturbrücke, alles andere liegt im Wasser und wird im Untergrund durch den reißenden Fluss immer weiter bearbeitet. Und obwohl es durch die wenigen Einblicke nicht der visuelle Hit ist, scheint die geologische Konstellation ziemlich einzigartig.

Bevor wir nun unseren heutigen Schlenker nach Norden zugunsten einer erneuten Einreise nach Nordkalifornien beenden, wollen wir noch eine Wanderung zu einem wunderbaren Steinbogen unternehmen. Der Weg zum Cow Horn Arch ist kurz, die Anreise ist aber etwas tricky. Steffi nimmt den schnelleren Weg von Südosten her und als wir Anlauf nehmen ist die Straße zwar nicht gut, aber sie ist noch geteert. Die Bitumen verlassen unsere Pneus nach gut 4 Meilen und die Straße wird zur Kiesgrube. Wunderbar zu fahren, auch wenn es jetzt zapfig bergauf geht. Wir kurven und kurven, der Anstieg nimmt kein Ende. Und nach weiteren 8 Meilen haben wir den Pass offensichtlich erreicht. Wie inszeniert verfolgt die Dirtroad eine Linkskurve um den Berg, damit man das Drama erst kurz zuvor und unvermittelt ins Visier nehmen kann. Bumm! Stopp! Shit! So gut die Straße hier rauf gepflegt war, so schlecht ist wieder mal die us-amerikanische Organisation. Hätten sie ja unten schon anschlagen können, dass hier oben der Schnee die Straße versperrt. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg zum Hindernis und versuche die Risiken abzuschätzen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wir müssen umkehren. Viel Aufwand um nichts, aber gehört das nicht auch manchmal dazu?

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Wieder unten im Tal tagt der Familienrat bei angenehmen 85 Grad Fahrenheit. Die Frage stellt sich, ob wir es von der anderen Seite noch versuchen sollen. Aber nachdem wir oben nicht mehr weit vom Cow Horn Arch entfernt waren, so dass auch von Westen her die Höhe erklommen werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch hier der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht, sehr groß. Wir beschließen, uns jetzt auf den Weg zum Pazifik zu machen. Am schönen Lost Creek Lake vorbei, über die Interstate 5, entern wir bei Grants Pass die 199er. Da man in Oregon auf den zweispurigen Landstraßen 55 fahren darf, kommt man mit ein bisschen oben drauf gut und schnell voran. Eine wunderbare Strecke, teilweise sieht es wie in Südfrankreich aus. Es wäre perfekt zum Motorrad fahren. Aber als wir im Six Rivers National Forest dem Meer immer näher kommen, hat auch das Thermometer die Richtung nach unten angetreten. Schlappe 58 Grad erwarten uns in Crescent City.

Der Ozean ist aufgewühlt, die Wellen arbeiten stetig daran, noch mehr Land zu erobern. Das hohe Gras am Point St. George im Nordwesten der Stadt biegt sich fast waagerecht im Sturm. Die Frisur hält schon lange nicht mehr und es ist fast ein Kampf, die Seashore zu erreichen. Die milchige Sonne hat inzwischen überhaupt keine Kraft mehr, nur wir stemmen uns mit Vehemenz gegen den Wind. Die Radiotowers des Mc Namara Fields stehen auch wie eine Eins und nach einer viertel Meile Fußmarsch ist das Ziel endlich erreicht. Der White Rock, ein Sea Arch, ist gegen die Sonne nur als tief schwarzer Felsen auszumachen, durch dessen Öffnung das Licht dringt. Wir ringen nach Luft, denn direkt zum Meer gewandt ist es fast wir Moped fahren ohne Helm, bei zirka 250 Sachen.

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Von einem Super 8 kann man natürlich nicht viel erwarten, das Zimmer ist aber sauber und der Ausblick auf den Hafen von Crescent City ist ganz nett. Ein Foto am Hafeneingang zeigt die Auswirkungen des Tsunami vom März 2011. Unglaublich, was so eine Welle anrichten kann. Das Abendessen im Chartroom, mitten in den Hafenanlagen, ist wunderbar.

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Samstag
Der Sturm von gestern hat sich verzogen und seine Hinterlassenschaft war schönstes, jedoch kühles Wetter. Als wir unsere Küstenreise und Sea-Arch-Rally nach Norden antreten, kommen die Erinnerungen von 2010 zurück, die das Tagebuch damals so beschrieb:

Es geht weiter voran, aber das Wetter wird immer schlechter. Als wir im Dorf Twin Rocks sind, wird der kurze Weg zum Strand eine nasse Angelegenheit. Der linke der Zwillingsfelsen ist ein Arch und beide stehen so robust in der Meeresbrandung, dass so ein bisschen Regen nicht tragisch ist. Weitere 3 Meilen südlich steht der Crab Rock. Ein ganz anderer Felsen, der direkt neben der 101er sein Domizil gefunden hat.

Weiter nach Süden. In Tillamook geht es ab zum Cape Meares an die Agate Beach. Hier stehen die Three Arch Rocks und weitere Steinbögen. Aber der Regen ist inzwischen zum Wasserfall mutiert. Als wir an der Küste stehen und die Blicke zu einem Seaarch richten, ist nichts mehr außer Umrisse zu erkennen. Es ist grausam und vor allen Dingen soll es die nächsten Tage so bleiben.

Es ist 12.35 Uhr Ortszeit. Als die Zigarette nicht mehr brennen will, da sie der Regen mehr oder weniger auslöscht, treffen wir eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der den Regen nicht erlebt hat. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der eine Flucht nicht als Abenteuer empfindet. Eine Entscheidung, die unvernünftig, aber unumgänglich ist: Unser nächstes Ziel liegt knapp 1.800 Kilometer südlicher. Rein ins Auto, wir fahren nach Las Vegas!

Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!

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Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.

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Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.

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Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!

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Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.

Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.

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Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluss aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.

Bild zum TextEs gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!

Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.

Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluss, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punch Ball [Devils Punch Bowl State Natural Area] erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.

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Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.

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Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punch Ball [Devils Punch Bowl State Natural Area]. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und außerdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.

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Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!

Sonntag
Der Nebel hat sich immer noch nicht verzogen, ist aber vergleichsweise eine leichte Gemüsebrühe, sollte man das gestrige Schauspiel als Kartoffelsuppe werten. Devils Punch Ball [Devils Punch Bowl State Natural Area], zweiter Versuch. Die Hotelvariante, auf der man schätzungsweise in den Bowl kommen könnte, streichen wir. Warum? Zum einen ist alles nass und rutschig, zum anderen habe ich mich gestern über die Leute geärgert, die im Topf alle Fotografen störten. Da will ich nicht dazu gehören. Nun gut, endlich klickt es. Ein sehr außergewöhnlicher Sea Arch. Faszinierend finden wir die orange-roten Flechten, die unter bestimmten Lichtverhältnissen feurig leuchten. Ein Phänomen, das man südlich von Mendocino, z.B. am Point Arena, oft beobachten kann. Durch die zwei Öffnungen schwappt und spritzt das Wasser. Die Fotostörer im Inneren sind noch im Bett, gut so!

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Man hätte es sich ja aufgrund des Namens fast denken können, wo der Otter Crest Arch sein Lager aufgeschlagen hat. Aber als wir gestern am gleichnamigen Viewpoint dem Nebelflow fasziniert zugeschaut haben, hat das Hirn ausgesetzt bzw. sich nur auf das tolle Schauspiel konzentriert. Jetzt stehen wir wieder da und betrachten das GPS, schauen in die Richtung des Wegpunktes, an dem sich der Steinbogen breit machen sollte, und was wir sehen ist Wasser. Ein ganz gescheiter Mensch hat mal gesagt, dass man ein Ding im Leben wirklich gut können sollte. Da gebe ich ihm Recht und weiß natürlich, was ich sehr gut kann: mich ärgern. Ich merke schon, wie mir vor Zorn die Hauptschlagader zum Gehirn fast auf die Brust springt. Wenn man sich auf ein GPS-Datum nicht verlassen kann, ist das wie Weihnachten ohne gutes Essen; einfach nur enttäuschend. Also gut, dann gehen wir mal zornig jagen.

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Hallali, blas' ins Horn, da ist er, der V20-23. Ähm, - ja, so heißt das Felsentor, denn alles was keinen Namen trägt, hat eine Nummer. Und das ist die Nummer des Otter Crest Arch. Wieder was gelernt, was nicht wichtig ist. Über eine Wiese richtet sich der Blick nach unten. Wiese mit Blumen, Absatz, Sea Arch, Wasser. Genau in dieser Reihenfolge. Schön ist er und das richtige GPS-Datum ist nun auch fixiert. Das war die gute Tat für heute.

Unsere Reise führt uns weiter nach Norden. Depoe Bay, ein wirklich netter Ort und dann Lincoln City. Dort gibt es ein nährstoffreiches Frühstück und viel Eiweiß für die Muckies in der Dory Cave Bar. So gestärkt steuern wir am Cape Kiwanda Pacific City an. Obwohl die Sonne noch keinen richtigen Zugang zur Erde gefunden hat, sind die unentwegten Surfer unterwegs. Es ist Samstag, die Väter schulen ihre Kinder im Sport. Und die Kulisse, vor der sie Unterricht geben, hat was. Draußen einer der unzähligen Küstenfelsen und am nördlichen Ende ein filigraner Steinbogen. Der Haystack Rock Arch sieht wirklich so aus, wie wenn aus einem Heuhaufen ein Strohhalm raus hängt.

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Kurz vor dem Cape Meares kommt ein wunderbarer Lookout. Nur zufällig haben wir bei der Annäherung an den Three Arch Rock dort gehalten. Ein riesiger Steinbogen im mittleren von drei Felsen ragt ins Meer. Die Felsen links und rechts davon haben auch eine Öffnung, aber die sieht man von hier nicht. Als wir in Oceanside auf Höhe der drei Arche stehen, schließt sich der Kreis zum Jahre 2010. Wir stehen just an dem Parkplatz, an dem wir unseren Fluchtbeschluss getroffen haben.

Bild zum TextBild zum TextDas mit der Zigarette muss jetzt auch sein und sie brennt und brennt und brennt. Manchmal kann man sich wirklich über die kleinen Dinge im Leben freuen. In Erinnerung ist uns aber auch, dass die Felsentore aus dieser Perspektive nicht sichtbar sind und so machen wir uns auf zum Cape Meares nördlich der Stadt.

Der Parkplatz ist voll, aber von hier aus sind die beiden anderen Öffnungen der Three Arches wunderbar zu sehen. Diese Arch-Gruppe muss man also, um sie komplett ablichten zu können, von zwei Perspektiven beobachten. Ein kleines Schmankerl gibt es hier auch noch, den Octopus Tree. Es ist nur ein kleiner Fußmarsch in den Wald, aber der ist es wert. Der Baum sieht wirklich aus wie ein Tintenfisch, der seine Fangarme nach oben streckt.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine kleine Träne zum Abschied vom Pazifik verdrückt haben, aber objektiv richtig ist, dass unsere Reise nach zwei Monaten jetzt nur noch nach Osten führt. Nachdem wir die Tillamock Bay passiert haben, geht es auf der OR 6 schnurstracks nach Portland. Die Sea Arch Rally ist beendet, ein kleiner Stadturlaub folgt.

Portland und das Kimpton Monaco erwarten uns bei strahlendem Sonnenschein. Ein cooles Zimmer im 5. Stock ist nur kurz unsere Herberge, denn wir ziehen los, um die Stadt zu erkunden. Lange sind wir an dieser City vorbei gerauscht, denn wir waren immer der Meinung, dass das so spannend nicht ist und Rosen mögen wir eh nicht. Aber wir sind angenehm überrascht. Portland wirkt nicht amerikanisch, ist sehr sauber und spätestens im Pearl District auch sehr schön. Traumhafte Dachterrassenwohnungen, die man sich im Zentrum seiner Heimatstadt wünschen würde, Balkone, nett bepflanzt, hübsche kleine Reihenhäuser, kein Einheitsbrei, alte Gebäude, liebevoll restauriert und modernisiert, also wirklich super.

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Nachdem heute auch Gay-Pride in der Stadt ist - wie wir erfahren, ist dieses Wochenende in ganz USA entsprechendes los -, dachten wir schon, dass diese Stadt auch in dieser Hinsicht etwas anders ist. Lustig die Burschen ohne Mädels. So ist das halt bei uns Männern.

Als wir an der Bar des Hotels den Tag bei einem Bier ausklingen lassen, lernen wir ein paar nette Leute kennen. Einer wollte uns gleich zu einem Salsa-Abend einladen. Und der ist auch noch aus San Francisco angereist, - ein Schelm, der böses dabei denkt. Das Abendessen in einem alten Seafood Restaurant, dem Jake's, war sehr gut. Und dann noch ein kleiner Ausklang an der Hotelbar. So viele Arche brauchen so viele Ausklänge, schon klar!

Montag
Heute haben wir uns Zeit gelassen, zumal das Wetter nicht so toll ist. Regen am Vormittag vervollständigt unsere 1,5 Regentage in diesen drei Monaten. Frechheit, aber irgendwie tut es auch mal gut.

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Wir schlendern durch Portland, nur unterbrochen von ein paar Kaufhausbesuchen, und sind uns einig, dass die Stadt auch auf den zweiten Blick recht nett ist. Kreuz und quer, natürlich aber strukturiert, finden wir ein paar schöne Ecken im Westteil der City, die knapp 600.000 Einwohner hat. Es ist alles durchaus übersichtlich. Als wir über den Willamette River auf einer Brücke übersetzen, sind wir alleine. Kein Schwein geht zu Fuß, die Autos rauschen nur so an uns vorbei. Also doch eine amerikanische Stadt. Bereits auf der Brücke öffnen sich wunderbare Perspektiven auf die Skyline. Als wir auf dem gegenüberliegenden Ufer flussabwärts wandern, überholt uns ein Jogger nach dem anderen. Schlechtes Gewissen? Durchaus, denn wir sind nun schon zwei Monate relativ langsam unterwegs. Wir genießen aber den Augenblick, das Wetter ist inzwischen mehr als erträglich, und lassen uns von keinen bösen Gedanken leiten. Als wir unsere Runde abschließen, sind wir kaputt. Und irgendwie gibt es uns dann doch zu denken, denn die Gedanken kreisen bereits, - am Donnerstag wird es heftig.

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Das Red Star beruhigt die Gemüter, das Essen war fantastisch, oder war es die Flasche Wein? Wo werden wir morgen landen? Das erste Mal seit 2002 haben wir für die nächsten sechs Tage keine Hotels vorgebucht. Was wir sehen wollen, steht jedoch fest.

Dienstag
Es hat nur 53 Grad, aber es ist trocken. Über die Interstate 205 kommen wir ins Hinterland von Oregon. Irgendwo östlich von Salem verlassen uns die Häuser und es wird Weihnachten. Nein, noch kein Schnee, jedoch wachsen hier an den noch sanften Hügeln ungewöhnliche Bäume. Weihnachtsbaumfarmen und diese Dinger sehen ungewöhnlich, total dicht und symmetrisch aus. Typisch amerikanisch und nett anzuschauen.

Nach 62 Meilen sind wir im Silver Falls State Park. Ten-Falls-Trail, auf geht 's! Der Weg, der gleich super mit den South Falls beginnt, ist gut gepflegt und führt durch die South Fork des Silver Creeks nach Norden. Der erste Wasserfall ist mächtig und wunderschön. Die Kante, über die das Wasser zirka 30 Meter hinunter fällt, hat das stetige Wasser zugespitzt, so dass hinter den Fällen ein Hohlraum entstand. Der Weg führt durch diesen Alkoven, dem selbst das rauschende Wasser mit seinen hellen Tropfen kaum Licht zuführt. Der Blick hinaus mit endlosem Grün und einem weißen Wasserstreifen.

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Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommt ein Wasserfall nach dem anderen. Die Wege sind so angelegt, dass man meist auch hinter die Fälle kommt, zumindest und immer kommt man ihnen ganz nah. Namen sagen bald nichts mehr, ob South oder North oder Drake oder Double Fall oder was auch immer, einer ist schöner als der andere. 5,67 Meilen lang, 3 Stunden, fantastische Szenerie in grün und weiß, durch Zauberwälder und Farnfelder, durch Höhlen und über Hügel. Dazwischen gibt es Brotzeit. Wir haben zwar keine dabei, aber die Salmonberries, die wie Himbeeren schmecken, wachsen in Kopfhöhe.

Steffi meldet eine Straßensperrung mitten in der Pampa und wir folgen ihr so lange, bis wir nicht mehr wissen, wo wir sind. Irgendwann erreichen wir aber sicher wieder die Interstate und düsen zurück nach Portland, respektive am südöstlichen Ende vorbei zur Interstate 84. Erinnerungen an unsere Tage in Hood River werden wach, als wir am Columbia River entlang an den zahlreichen Wasserfällen vorbei rauschen. Das Wetter ist inzwischen strahlend und als wir bei Hermiston auf die Interstate 82 und nach Washington State fahren, wird es auch noch warm.

Nachdem wir einen Hike, fast 11 Stunden und 324 Meilen hinter uns haben, ist es genug und wir suchen uns ein Hotel in Kennewick. Ein schönes Best Western: full. Auch im Nachbarort sind beide Best Western belegt. Genau das ist es, warum ich alles vorbuche. Wir bekommen das letzte Apartment im Baymont Inn and Suites, ein Wyndham Hotel. Der Name klingt toll, das Hotel ist alles andere.

Das Abendessen gibt es im Denny's und es war überraschenderweise recht ordentlich.

Mittwoch
Kennt Ihr die Krimis, die damit beginnen: "24 Stunden vorher"?

24 Stunden vorher: Der blaue Himmel überspannt das Elendsdorf Kennewick, die Nacht haben wir überstanden. Es geht weiter nach Nordosten und wir lassen dem Columbia River seinen Lauf. Unsere Orientierung ist nun der Snake River, der uns nach 76 Meilen direkt in den Palouse Falls State Park führt.

Die Ebene staubt, das Wasser des Snake Rivers donnert. 60 Meter geht es mit dem Nass in die Tiefe und wenn man das wüstenähnliche, karge Umland so anschaut, ist es kaum zu glauben, wo so viel Wasser herkommen kann. Aber der Snake River ist einer der mächtigsten Flüsse des Nordwestens, über 1.700 Kilometer lang. Staunend stehen wir am Abgrund und Gott sei Dank trennt uns ein hüfthoher Zaun von dem Absturzgebiet. Wir denken an den Kanufahrer, der diesen mächtigen Wasserfall mit seinem Boot sozusagen runter gesprungen ist. Der Wahnsinn hat ein Gesicht. Der Campground ist voll, denn auch andere Menschen genießen diese Natur. Schön und spektakulär ist es hier. Wir wandern etwas am Rim entlang und verfolgen den Snake Fluss, der sich gen Westen nun gemächlich dahin fließend verabschiedet.

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A decision is the selection between possible actions! It's decision time, die Zeit der Entscheidung ist gekommen! Und sie hat eine lange Vorgeschichte:

Es gibt zwei Steinbogen, die der passionierte Arch Hunter ins seinem Leben unbedingt sehen will. Nein, nicht nur ich! Der eine heißt Faraway Arch und ist für Otto Normalbürger, auch Joe Sixpack genannt, nur mit dem Flugzeug oder mit dem Hubschrauber zu überfliegen. Name ist also Programm. Und der andere Arch heißt Rainbow Rock und ist in Idaho.

Der Regenbogenfelsen muss jetzt her, aber da gibt es ein kleines Problem. Die Zivilisation in einem Ort namens McCall ist zwei Stunden Offroad-Fahrt entfernt oder ein Bergdorf mit dem vielversprechenden Namen Yellow Pine, das auch nur über lange Anfahrten auf ungeteerten Straßen zu erreichen ist, könnte als Ausgangspunkt für eine Monsterwanderung dienen. Die Recherche zu Yellow Pine ergab, dass es dort im Sommer ein Mundharmonikafestival gibt und der Leiter, sozusagen der Obermundharmoikaner, hat sogar eine eMail-Adresse. Er war aber nicht recht auskunftsfreudig und hilfsbereit, der Tanzbär. Und so wäre ggf. die Anfahrt zu einer vorhandenen Mountain Lodge glücklos, zumindest sehr ungewiss gewesen. Was tun sprach Zeus? McCall, zwei Stunden Anfahrt, Hike, zwei Stunden Rückfahrt oder Yellow Pine mit allen geschilderten Unwägbarkeiten und einer ebenfalls elenden Anfahrt?

Wir fahren die 261 weiter auf die Straße nach Lewiston. Eine wunderbare Landschaft begleitet uns. Bei Pomeroy (ohne Mr. Winterbottom) spitzen die Windräder über die Hügel und als wir bei Clarkstone den Snake River überqueren, werden aus den Hügeln ausgewachsene Berge. Rapsfelder spiegeln in leuchtendem Gelb die Sonne wider, auch ein seltener Anblick in den USA. Plötzlich und unvermittelt werden aus den Bergen himalayaähnliche Gebilde und der Schnee blitzt wie ein Signal durch Idaho. Wir überqueren den Hells Canyon und winden uns am Salmon River entlang immer weiter ins Gebirge. In Riggins ist die Hölle los: Rafter, Angler und Jeeptouren. Motels, Cafés und wartende Kunden, die zum Abschluss den Anglern ihre Lachse fangfrisch abkaufen.

Wir verlieren eine Stunde dank der Mountain Time. Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich, denn es heißt wohl auch, morgen noch eine Stunde früher aufzustehen. Als wir den wunderschönen Ort McCall erreichen, sind wir erst mal mit unserer Entscheidung zufrieden. Ein netter, nicht überzüchteter Bergort am ruhenden Payette Lake bei immer noch 70 Grad. Oben leuchtet der Schnee und was das bedeuten könnte, ist klar. Auf alle Fälle ist das Best Western am Ortsende um Klassen besser, als unsere gestrige Herberge.

Es gibt einige nette Lokale und auch eine Brewery hier im Ort. Unsere Entscheidung fällt auf ein Fischrestaurant, das Steamers Seafood and Steaks. Fantastisches Essen und eine Flasche Wein als Vorbereitung für eine sportliche Anstrengung. Geht doch! Auf dem Heimweg mussten wir doch noch einen Espresso bei diesen kleinen Drive-Thru-Ständen ausprobieren. Das hätten wir uns sparen können. Eine lustige Anmerkung ist noch zu machen: An den beiden Straßenseiten, die ein Zebrastreifen verbindet, sind zwei Gestelle mit Fahnen drin. Wir dachten zuerst an eine Baustelle, haben aber dann herzhaft gelacht, als ein Fußgänger eine Fahne nimmt, damit wedelnd die Straße überquert und drüben wieder in die Halterung steckt. So was kann auch nur den Amis einfallen.

Die Gedanken an morgen begleiten uns nicht lange in die Welt der Träume.

Donnerstag
Die Sonne hängt wohl noch auf dem Atlantik rum, als der Wecker klingelt. Stockdunkle Nacht, die Augen sind noch schwer, aber die Vorfreude steigt. Als wir das schützende Hotel verlassen, erwarten uns keine Death Valley Temperaturen. Das Auto ist zwar aufgetaut, aber es ist nicht weit bis zum Gefrierpunkt. Müde, kalt, kein Frühstück - manchmal hat es der Hiker schon schwer.

Bild zum TextWir verlassen McCall nach Nordosten und es dauert nicht lange, bis der Teer das Zeitliche segnet. Die Piste ist jedoch top. Mit fast normaler Geschwindigkeit passieren wir den Little Payette Lake. Das ändert sich aber bald. Nach 14 Meilen beginnt die Steigung. Immer weiter schrauben wir uns nach oben und das Helle, das wir inzwischen erblicken, ist noch nicht die Sonne. Der Schneeräumer war offensichtlich erst da, die ausgefräste Straße ist zwar ziemlich frei, aber nach der Räumaktion wollten wohl ein paar, nun gefrorene Teile zurück auf die Fahrbahn. Unser Chevy Traverse gibt auf, der vordere Spoiler und der Unterboden danken es ihm. Etwas Aufwärmprogramm! Immer wieder steigen wir aus und räumen mit den Händen die Straße. Handschuhe wären sehr recht, sind aber leider nicht im Reisegepäck. Wenn das so weiter geht, dann sind wir da, wenn wir wieder zurück müssen. Als es jedoch auf der Ostseite des Lick Creek Summit wieder nach unten ging, war zumindest dieses Problem gelöst. Das nächste wartete jedoch bereits. Die inzwischen erhellende Sonne strahlt den Grader an, der nun seelenruhig die Ecken und Kanten der Straße schleift. Ein paar Steinbrocken bleiben über, aber langsam sind sie ohne Schaden zu passieren. Der einsame Arbeiter fährt irgendwann zur Seite und mit einem freundlichen Gruß verschwindet er im Rückspiegel. Seine Kameraden lassen leider nicht lange auf sich warten und als der letzte Caterpillar einen Pullout nutzt, um auf die Seite zu fahren, verlassen wir das Schritttempo ziemlich zügig. Der Lick Creek liegt hinter uns und wir treffen auf den Secesh River. Es ist flach und es geht nur so dahin. Aber was ist das? Auf die Ferne sehe ich ja noch wunderbar, aber was mir ins Auge sticht, trifft mich ins Herz. Ein Baum quer über der Straße. Das war 's! Je näher wir jedoch dem Teil kommen, desto klarer wird, dass es sich hierbei um eine Art Schikane handelt. Die Straßenmeister haben ziemlich exakt in Pickup-Breite die Bäume abgeschnitten und so kann man sehr vorsichtig zwischendurch. Ungefähr bei der 7. Durchfahrtaktion, man wird ja immer geübter, bin ich wohl zu schnell rangefahren und habe einen Ast übersehen, der entgegen der Fahrtrichtung in die Dirtroad starrte. Gehört habe ich ihn gleich, als er alles andere als sanft meine komplette rechte Seite von vorne bis hinten betatschen muss; respektive des Travers'. Do you have all insurances, honey? Yes Mam! That helps. Nach 41,3 Meilen Abenteuerfahrt sind wir am Deadman Trailhead, direkt an der South Fork des Salmon Rivers und es hat inzwischen schon sage und schreibe 45 Grad.

Das Wasser rauscht, die Bäume wiegen sich im Wind und vor uns, gegenüber der Straße, geht es bergauf! Ein kleiner, durchaus namhafter Anstieg auf den ersten Absatz, der dank Serpentinen problemlos zu meistern ist. Und dann spazieren wir stetig hinauf, am Deadman Creek entlang. Der Pfad wird nicht oft benutzt, ist aber gut zu sehen und zu wandern. Wir wundern uns über Motorradspuren und kommen zu dem Ergebnis, dass die Waldarbeiter, die den Trail pflegen, über so ein Vehikel nach oben kommen. Eine Stunde lang wandern wir wunderbar und unaufgeregt dahin, - wir freuen uns auf das Ziel.

Dead Man Walking, ein Film über die Todesstrafe aus dem Jahr 1995. Dead Man Walking, ein Ruf der us-amerikanischen Gefängniswärter, wenn ein zum Tode Verurteilter aus seiner Zelle zum Hinrichtungsraum geführt wird. Vergleiche, die nicht angebracht sind, die hinken, aber wir befinden uns im Deadman Creek. Und jetzt, nach dieser ersten Wanderstunde, wird aus der Wanderung eine Qual. Der Trail ist nur bis hierher gepflegt und geräumt, jetzt ist Schluss mit lustig. Alle paar Meter liegen die Stämme von verbrannten und umgefallenen Bäumen quer. Ein Ausweichmanöver gibt es selten, da das Gestrüpp zu passieren noch anstrengender wäre. Vielleicht drei Mal war es noch lustig, auch wenn es Zeit kostet, dann war es nur noch anstrengend. Und als knapp über drei Meilen die Steigung massiv zunimmt, wird es zur Qual. Die Bäume geben uns den Rest, ich sehe aus wie ein Grubenarbeiter: Kleidung, Hände und Gesicht sind schwarz! Nach jeder Übersteigung schöpfen wir Hoffnung, denn je weiter es nach oben geht, desto lichter wird der Wald. Aber es hört nicht auf. Wir sind noch nicht mal drei Stunden unterwegs und ich sage es ganz ehrlich, wenn Monika nicht hart geblieben wäre, ich hätte kehrt gemacht. Nach 3,5 Stunden sind wir oben an der Rainbow Ridge, die schwarzen Bäume sind Vergangenheit und stehen uns nur noch ins Gesicht geschrieben. Jetzt hoffen wir, dass die Querung nach Süden leichter wird.

Na ja, leicht ist was anderes, denn der Bergrücken hat einige Buckel, die es hinauf- und hinabzusteigen gilt. Der Trail verlangt uns so viel ab, dass wir nur schüchterne Blicke für das tolle Panorama und die schönen Hinkelsteinformationen, die hier oben stehen, haben. Tief in Idaho, tiefer kann man vielleicht nicht sein. Nach gut vier Stunden haben wir Sichtkontakt zum Objekt der Begierde. Und etwas weiter schlägt das GPS Alarm, wir verlassen den Trail und wandern querfeldein zum Rainbow Rock. 4,5 Stunden, 7,2 Meilen, über 1.000 Höhenmeter, wir sind da, völlig fertig, aber es ist fantastisch! Der Rainbow Rock Arch aus hellem Felsen sieht wie ein knochiger Finger aus, der die andere Seite des Felsen berührt. Eine ungewöhnliche Form, so ganz anders als die Sea Arches oder die Felsentore im Westen. Wir sind glücklich, vor allen Dingen, dass wir nach all den Hindernissen, die uns seit früh Morgen begleiten, doch noch gelandet sind!

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Nur drei Stunden und zwanzig Minuten haben wir bis zum Auto zurück gebraucht, aber heute sind wir echt an unsere Grenzen gestoßen. Auch die Rückfahrt war kein Vergleich zu heute früh. Inzwischen waren alle Bäume von der Straße entfernt, der Pass war wunderbar gesandet und die Schneebrocken haben wir ja bereits selbst beseitigt. Wir hatten sogar die Zeit und die Muse, aus dem Auto vier tolle Wasserfälle zu bewundern. Die sind uns bei der Hinfahrt nicht aufgefallen. Nach insgesamt 12,5 Stunden war die Dusche nur so eine Wohltat.

Unser Abendessen in der Brewery hat nicht lange gedauert, das Ambiente dort ist weder schön, noch urig. Wir waren dann wirklich froh, als wir im Bett waren.

Freitag
Slow down, Buddy! Wir sind noch ziemlich beeindruckt und wollen das gestrige Highlight erst langsam aus den Köpfen und den Körpern verbannen. Das Frühstück verläuft in ungewohnter Ruhe und Gelassenheit, Supermarkt und dann gönnen wir dem Fahrzeug noch eine Wäsche. Den Kratzer von gestern sieht man von weitem kaum, ein weißes Auto hat da so seine Vorteile.

Wir durchqueren Nord-Idaho über die 95er und die 12er, auf der ein Schild sagt: Winding Road next 99 Miles. Mahlzeit! Und nur Wald, so weit das Auge reicht. Man denkt, dass es nicht mehr aufhört. Entlang an reißenden Wildflüssen, mit Vollgas einen Ami nach dem anderen die Rücklichter zeigen, langsam macht es Spaß und manchmal hätte ich schon Lust, den Vettel-Finger zum Besten zu geben. Passstraßen mit super Kurven, was natürlich auch die Moped-Fahrer anzieht. Aber auch die entpuppen sich als Verkehrshindernis und wie ja schon öfters erwähnt, ist es eigenartig, wenn man als Autofahrer einen Moped-Fahrer überholt. Bei uns daheim gibt es so was kaum. Als wir oben am Lolapass eine Pause machen, erreichen wir Montana.

Als wir wieder nach Süden vordringen, kommen wir bald nach Hamilton. Man muss es nicht kennen, ein Elendsort, später dazu mehr. Wir sind auf der nun ungeteerten Blodgett Camp Road und finden vor dem Campingplatz ausreichend Parkplätze direkt am Trailhead. Der Weg führt in den Wald, aber schon bald haben wir freie Sicht auf die gewaltigen Berge der Printz und Romney Ridge in der Selway Bitterroot Wilderness. Es ist fast wie in Berchtesgaden oder in den Dolomiten, hochalpines Panorama. Schroffer Fels, steile Wände, für einen relaxten Hike sorgt der Blodget Creek, der unermüdlich und mit Gewalt die Steine Richtung Tal befördert. Das Wasser ist so klar, dass man an den ruhigen Stellen jede Kleinigkeit des Fußbodens und dessen Bewohner erkennen kann. Meist jedoch rauscht das Wasser schäumend und schneeweiß mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch den Canyon.

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Nach gut 3 Meilen taucht der riesige Steinbogen links oben auf. Ein Pferdekopf berührt den Fels. Es könnte aber auch eine Giraffe sein. Der Horse Arch ist wunderschön, wirkt eher fragil, ist jedoch von den Dimensionen her so mächtig, das er sicher noch einige Zeit am Leben bleibt. Als wir nach dreieinviertel Meilen auf einer Fußgängerbrücke unseren Viewpoint erreicht haben, schiebt sich von hinten her ein Gewitter in den Blodgett Canyon. Wir haben nie vorgehabt, über den geschichteten Felsen zum Arch hinauf zu steigen, aber jetzt, da sich ergiebiger Regen am Horizont abzeichnet, treten wir gerne den Rückzug an. Zu groß ist die Gefahr einer Springflut. Und so kommen wir nach gut einer Stunde Rückweg trocken wieder am Auto an. Das Gewitter ist in den Bergen geblieben, dort gehört es auch hin.

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Das BW in Hamilton ist ein Loch! Und wir finden es so schlimm, dass wir uns am liebsten auf die Suche nach einem anderen Hotel machen würden. Aber erst mal haben wir Hunger und schräg gegenüber ist das Coffee Cup. Hier treffen sich die Hiesigen, das Essen war auch wirklich o.k.. Am nördlichen Ortseingang war ein sehr schönes Inn, aber leider war es voll. Und so verbringen wir eine unruhige Nacht in dem schlechtesten Zimmer des ganzen Urlaubs.

Samstag
Der Plan war etwas sehr optimistisch und bot auch viele Ziele an, die als Ersatz für einen gegebenenfalls nicht zu erreichenden Rainbow Arch Rock dienen könnten. Klar, dass darum nun einiges auf der Strecke bleiben muss und Wege auf der erneuten Kontinentalquerung bewältigt werden müssen. Wir fahren auf das Geratewohl Richtung Atlantik, - nichts wie weg von dieser stinkenden und lauten Bude.

Das Lächeln kommt erst zurück, als wir im Auto sitzen und durch den wunderschönen East Fork Camp Creek fahren. Es geht zurück in die Berge, die Straße nimmt Anlauf zum Lost Trail Pass. Hier, an der Grenze zu Idaho, in das wir erneut kurz eintauchen, führt die gut ausgebaute 43er in ein Hochtal. Wisdom, ein kleiner Ort umrahmt von Bergen und inmitten einer tollen Landschaft. Bei Divide kommen wir endlich auf eine Interstate. Die I-15 führt zur I-90 und als wir mehrmals den Yellowstone River queren, werden langsam die Berglandschaften durch Hügel und rote Felsen abgelöst. Selbst die Fahrbahn ist jetzt rot und schneidet die saftig grünen Kuppeln Montanas entzwei. Wir erreichen in South Dakota den Ort Sheridan. Das Best Western dort ist nicht so eine Absteige, ganz im Gegenteil. Wir haben ein riesiges, sauberes und nettes Zimmer und außerdem gibt es eine Sportsbar und ein Restaurant, in dem wir ganz anständig essen.

Sonntag
Das ausgezeichnete Frühstück hat gut getan und als um kurz vor 9 Uhr die Sonne bereits ihre Kraft bündelt und 91 Grad erzeugt, stürmen wir los.

Es geht die Interstate ein Stück zurück und am Exit 9 erneut ins Hinterland. Der Tongue River hat einen tiefen Canyon ausgefräst, in dem links und rechts tolle Felsen in die Höhe ragen und das Tal einkesseln. Das bräunlich-gelbe Gestein ist brüchig und furchig und es sind drei Steinbögen, die auf den Felsen thronen. Der schönste ist das Nadelöhr, Needles Eye bildet den Abschluss eines Zapfens. Es sieht aus wie ein Eingangstor zu einer nicht zu stürmenden Burg aus dem Herr der Ringe Epos. Die beiden anderen Felsentore, der Tongue Arch und die Tongue Brücke tun es ihm gleich. Der Canyon ist wirklich eine Reise wert.

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Wir kämpfen uns weiter in den Süden von Wyoming vor. Die Strecke von Buffalo auf der WY 16 ist der Wahnsinn. Tolle Felsformationen begleiten uns ins Powder Country. Es geht stetig bergauf, im Hintergrund die schneebedeckten Big Horn Mountains. Gelb, rot, braun und grüner Wald bis zum Powder River Pass. Im Tensloop Creek ein riesiger Steinbogen, den (selbst) wir nicht kennen. Dann wird die Berglandschaft zur Prärie. Und mitten drin steht der Castle Gardens. Ja, wie eine Burg in der Ebene, Türme und Türmchen aus Hoodoos. Wenn man von hier in die Weite schaut, sieht es aus wie in Escalante.

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Wir umrunden den Schlossgarten mit seinen zauberhaften Felsnadeln. Über eine Stunde sind wir unterwegs und immer wieder versuchen wir, die Burg zu stürmen. Leider ist aber immer irgendwann Schluss; man würde Seil und Haken brauchen. Einen Zugang zum Minarett, einem außergewöhnlichen Arch, haben wir nicht gefunden. Aber auch so ist diese Gegend faszinierend. Hoodoos, Steine wie Tellerminen mit roten Flechten, gelb-rot-braune Felsformationen Alles schöne Motive, die wir nach gut einer Stunde im Kasten haben. Wir erreichen die three digits, es hat 100 Grad!

Zurück auf der Autobahn, auf der es bis Gillette praktisch keine Ausfahrt gibt. Nicht einmal Dirtroads zweigen von dem Teerband ab, das uns durch das restliche Wyoming führt. Wir fahren über grüne Prärie und rote Erde. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf, denn es hat inzwischen 105 Grad. Den Tankstopp bei einer Flying J begleitet ein herrlich altes Wohnmobil, das mir ein Foto wert war.

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Nach 382 Meilen erreichen wir South Dakota und es sind dann doch 450 Meilen geworden, bis wir in Rapid City in ein nigelnagelneues Hampton Inn einziehen. Ein schönes Hotel, eine schöne Hotelbar, an der Sergio - vor zwei Generationen waren es noch Italiener- hervorragend kocht. Der Tuna war vom Feinsten.

Montag
Wir haben das Hilton mit Frühstück gebucht und es gab alles, was das Herz begehrt. Ich mache ja nicht schnell Werbung für etwas, aber die Hamptons sind in der Regel wirklich die besten Hotels, wenn man über Land fährt. Aber es ist gut, dass die Zeit der nicht vorgebuchten Hotels vorbei ist. Nun wissen wir wieder, wo wir hingehören und was uns erwartet. Und heute gilt es, die nördlichen Great Plains zu überwinden. Wir wollen meinen Geburtstag in Minneapolis feiern.

Und so verbringen wir die meiste Zeit auf der Interstate 90 und fahren durch das flache Land. Felder, Scheunen, Silos! Leider verlieren wir zudem noch eine Stunde, es ist Central Time. Bei Chamberlain ändert sich das Landschaftsbild, der Missouri River gießt Bäume und Sträucher und malt alles in grün. Und als wir nach Minnesota einreisen, werden nicht nur die Scheunen größer als die Wohnhäuser, es reduziert sich auch das Speedlimit auf 70. Und der Grund wird schnell klar. Die Straßen sind saumäßig und es rumpelt nur so dahin. 70 Meilen vor Minneapolis beginnt wieder der Wald und er signalisiert uns, dass wir mitten im Mittleren Westen angekommen sind. Der Name, respektive die Beschreibung, entstand im 19. Jahrhundert aus dem Bedürfnis, sich von der Ostküste abzugrenzen, daher "Westen" – aber eben nicht so weit im Westen wie die damalige Frontier (Wilder Westen). Lange Rede kurzer Sinn: Wir sind wieder im Osten! Alles klar?

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Als wir endlich die Skyline von Minneapolis und deren Schwesterstadt St. Paul zu sehen bekommen, sind wir erstaunt, wie schön die Wolkenkratzer sind. Das Best Western Plus begrüßt uns nach 9 Stunden und 572 Meilen. Etwas Wasser und Seife an die Körper und wir ziehen los. In der Dämmerung spiegeln sich die Wolkenkratzer auf den Glasfassaden der Brüder und Schwestern. Es ist eine wunderbare Stimmung und es hat noch 80 Grad. Die Stadt würde uns gut gefallen. Der Konjunktiv muss leider sein, da es sehr viele dunkle Gestalten gibt, die uns permanent nach Change fragen. Frag' doch den Obama, der ist für den Wechsel zuständig, und Zigarette gebe ich auch keine her, basta!

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McCormick & Schmick's, ein nettes Restaurant mit bestem Essen und ausgezeichneter Weinkarte. An der Hotelbar lassen wir den Tag ausklingen und morgen geht es wieder in die Natur.

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Unser erster Stopp gilt dem Mississippi zur Stone Arch Bridge und den Cascades. Das ist alles ganz nett, aber das eigentlich Interessante ist etwas anderes: Das historische Mühlenviertel im Mills Ruins Park! Neben ein paar Mauern aus ewiger Vergangenheit sind etliche Mühlenhäuser restauriert. Eine herrliche Verbindung von Moderne und Geschichte ist entstanden. Eine Nebenbeigeschichte ist, dass der Parkwächter vom BW weder wusste, wo das ist, noch war er in der Lage zu beurteilen, ob es dort "vernünftige" Parkplätze gibt. Gibt es und zwar zum Schweine füttern.

Bei St. Paul kommen wir nach Wisconsin. Dort, wo bei Tomah die Autobahnen 90 und 94 zusammentreffen, nehmen wir Abschied von der Zivilisation und fahren in das Hinterland des Dachs-Staates. Ländliches Ambiente, wunderschön bemalte Bauernhöfe, weite Ebenen, um Ackerbau und Viehzucht zum Wohle des eigenen Geldbeutels zu betreiben. Und plötzlich, wie aus dem Nichts durchziehen Felswände die Ebenen. Diese Rücken prägen nun immer wieder das Land. Wir haben erfahren, dass es sich um Gesteinsformationen handelt, die auch an den Niagarafällen ihr Unwesen treiben. Und genau an so einer Ridge liegt der Ort Rockbridge. Schon klar, was jetzt kommt. Die Rockbridge im Dorf Rockbridge wurde vom Pine River erbaut. Ein ausgespülter Crack, den man von hinten durch einen kleinen Tunnel erreicht. Außer uns interessiert das niemanden.

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Die County Roads haben hier Buchstaben und keine Zahlen. Steffi führt uns sozusagen von A - Z. Nur sie behält die Orientierung. Aber irgendwann sind wir da. Der Elephant Trunk Rock steht neben der Straße, die kaum befahren ist und ein Parkplatz direkt neben dem Arch ist gähnend leer. So ist 's recht! Tock, Tock, Tock, was ist das denn? Auf einem kleinen Minitraktor kommt ein alter Mann daher geschlichen. Mr. Faber, Servus! Thank you for stopping! Das erste Mal im Leben sehen wir einen Arch-Keeper. Er erzählt uns, dass er wohl mit den Fränkischen Bleistiftherstellern irgendwie verwandt ist und, was wirklich interessiert, die Geschichte des Steinbogens. Eine indianische Kultstätte war er und die Verbindung zur Gegenwart wird dadurch hergestellt, dass dieser Kult von einem schnöden Verkehrsunfall heimgesucht wurde. Das ist auch der Grund, warum er sich sein Bein brach, das nun mit Beton und Steinen geschient ist. Nette Begegnung!

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Wir ziehen weiter zum Natural Bridge State Park. Die Box für das Eintrittsgeld ist aufgebrochen, sie war aber sowieso aus Holz, das schon ziemlich durchgefault ist. Auch alle anderen Einrichtungen erwecken nicht den Eindruck, als ob sich hier jemand wirklich kümmert. Wir wandern los, einen Rundweg, der eingerahmt von zerfallenen Holzzäunen durch den Wald führt. Very unspannend. Wir haben am Ausgangspunkt des Rundweges leider die falsche Richtung eingeschlagen, so dass der mächtige Leland Arch erst zum Schluss des rund 0,5 Meilen langen Weges auftaucht. Mitten im Wald, den auch hier eine Ridge durchzieht, steht er oben mit seiner gewaltigen Öffnung.

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Das waren drei wirklich schöne Arche und jetzt geht es in die Millionenmetropole Chicago. Das sind schöne Gegensätze, die wir an so manchen Reisetagen erleben. Wir kommen über die County Road PF, interessante Bezeichnung, zur US 12 East, vorbei an sehr schönen und sauberen Farmen, so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Die Friedhöfe haben Grabsteine und es ist ja bekannt, dass in und um Chicago sehr viele deutsche Gemeinden ihre Heimat gefunden haben.

Über den Wisconsin River, den roten Sandstein am Ufer haben wir nicht wahrgenommen, weiter zur Hauptstadt Madison und dann auf der Interstate 39 nach Illinois. Geld raus, es beginnt wieder mit der Maut. Sage und schreibe 5 Toll-Stationen und als wir in den Großraum Chicago eintauchen Stillstand. Der Stau scheint so mächtig, dass sich Steffi zu Wort meldet und eine Ausweichroute vorschlägt. Im Zeitalter der Navigationsgeräte könnte es ja passieren, dass alle Navis diese Route vorschlagen. Na ja, alle waren es offensichtlich nicht, aber wir quälen uns mit vielen Mitleidenden von Ampel zu Ampel.

Irgendwann mit 30 Minuten Verspätung erreichen wir ein Hotel. Steffi sagt das ist unseres, aber ich bin da skeptisch, denn ich habe ein Wyndham gebucht und an der Vorfahrt steht dick und fett Hyatt. Nach wenigen Blicken kommt mir dieses Hotel aber sehr bekannt vor, da wir dort vor einigen Jahren bereits nächtigten. Und damals war es ein Wyndham. Der Valet-Parker gibt Entwarnung. Vor einem Monat hat die Herberge umfirmiert. Auch gut, dann halt Hyatt. Das Ambiente war aber schon noch sehr von Wyndham geprägt. In der Hotelbar haben sie noch die Gläser ausgepackt und es war alles andere als gemütlich. Aber das Essen im Hotelrestaurant war gut.

Mittwoch
Eher gemächlich machen wir uns auf den Weg, was zwei Gründe haben könnte. Zum einen waren wir schon oft in der Windy City. Zum anderen ist sie heute alles andere als windig. Die Morgensonne entwickelt eine unheimliche Kraft und die Stauräume zwischen den Wolkenkratzern sind bereits mit Wärme geflutet. Der Saunagang kann beginnen.

Für 16 Dollar pro Person bringt uns der pfeilige Lift auf die Aussichtsplattform des John Hancock Center in zirka 300 Meter Höhe. Die Aussicht ist immer wieder der Wahnsinn. Die Suburbs sehen aus wie Legokisten und die Autobahnen fressen sich in die Vororte und durch Illinois wie Bandwürmer. Strände in warmen Gelbtönen trennen die dunkle Stadt vom blauen Michigan See, der als kleines Meer bei uns durchgeht. Wir genießen den grandiosen Blick in aller Ruhe und jetzt mit ein paar Schmankerl zum Kaffee. Je nach Gedankenlage blicken wir in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft.

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Als kleiner Zwischenstopp dient das Shoppingcenter an der Watertower Plaza. Und als wir das HardRock Hotel entdeckt und besichtigt haben - so ein Pech, die Shotgläser waren aus - müssen wir unsere Einkaufstüten auf unser Zimmer bringen, bevor wir zum Esel mutieren. Ich dachte wir haben in den Koffern keinen Platz mehr? Aber wo Frau einen Willen hat, da ist auch ein Weg.

Als man Chicago vor ein paar Jahren von oben betrachtete und sich der Blick nach Süden richtete, endete die Skyline abrupt, dann kam eine freie Wiese, im Hintergrund bzw. mittendrin der Buckingham Brunnen, das Shredd Aquarium und das Soldier Field Stadion. Das ist jetzt ein bisschen anders, denn die freie Wiese, auf der auch schon ein Bahnhof stand, ist seit der Jahrtausendwende, genauer gesagt 2004, der Millenium Park. Wir waren noch nie da. Schön ist er geworden, der Park. Moderne Architektur, monumentale Skulpturen und fantastisch angelegte Gärten. Selbst ein künstlicher Wasserfall fehlt nicht. Die Hauptattraktion, wenn man das an der Anzahl der Menschen festmachen will, die sich hier tummelt, ist das Cloud Gate, das im Volksmund die Bohne genannt wird. Ein Eldorado für die Fotographen, die sich endlich mal selbst ablichten können, im Hintergrund die Skyline von Chicago. Aber auch gut für die Psyche, denn das Wolkentor verzerrt die Perspektive so, dass man schnell aus einem Volldampf-Ami eine grazile Gestalt machen kann. Sozusagen ein gefälschtes Beweismittel für die letzte gescheiterte Diät. Verdammt, schau ich gut aus! Natürlich darf die Michigan Avenue nicht fehlen. Wrigley-Building am Fluss und zum Schluss noch der Navy Pier, den wir am Wasser entlang erreichen. Die Beine brennen, Schluss für heute.

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Der Concierge empfiehlt uns das Benny's Prime Chop House. Das Essen war sehr gut. Meine Short-Ribs ein Traum. Der Wein war überteuert.

Donnerstag
Heute wird es noch heißer als gestern. Als wir das Hotel verlassen, rennen wir gegen eine Wand. Die Luftfeuchtigkeit steht der Wärme in nichts nach und bereits nach wenigen Minuten klebt die Kleidung am Körper. Gemessenen Schrittes wandern wir zum Navy Pier und kaufen Karten für das Wassertaxi zum Sears Tower, der ja jetzt Willis Tower heißt.

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Auf dem Wasser ist es etwas erträglicher. Wir schippern den Chicago River flussaufwärts. Immer höher werden die Wolkenkratzer, die Loop donnert hoch oben durch die Straßen. Vor einigen Jahren haben wir exakt auf diesem Weg eine sogenannte Architekten-Tour gemacht, die war nur viel, viel teurer. Dafür wurde einiges erklärt, was ich nicht mehr weiß. Rund um den Willis Tower ist Baustelle. Aber nicht so eine, die ein kleines Verkehrshindernis darstellt und umfahren bzw. umgangen werden könnte. Nein, genau aus der Richtung, aus der wir kommen, ist das Monstrum abgesperrt. Rundummadum und dann endlich in der Schlange zum Skydeck. Für 17 Dollar geht es hinauf in den 103. Stock. Und eine für uns neue Attraktion steht bereit. In einigen Nischen kann man auf einen Glasboden steigen - wer kennt den CN Tower in Toronto? - und in die gähnende Tiefe blicken. Das geht aber nur, wenn man sich in der Schlange anstellt. Also geschenkt!

Wir marschieren weiter zum Palmer House Hilton, in dem wir vor 17 Jahren gewohnt haben. Es ist immer noch ein schönes, altes Hotel und einen Besuch wert. An das Voucher-Zimmer vor all diesen Jahren will ich nicht mehr denken. Als wir die Vorhänge zur Seite geschoben haben, hat man sich fast die Birne an der gegenüber liegenden Hauswand angeschlagen. Wir brauchen noch eine coole Location, also nicht zum Vergnügen, sondern zum abkühlen. Das HardRock Café, das seit unserem letzten Besuch umgebaut wurde, ist jetzt schöner. I take a Sprite. Is Seven up ok? Natürlich, meine Liebe.

Wenn die Sonne scheint, braucht so mancher Mensch, ähm, inzwischen fast jeder, eine Sonnenbrille. Monika auch und deshalb ist es ziemlich verwunderlich, dass sie erst kurz vor dem Hotel merkt, dass ihr das gute Teil abgeht. Ja wo ist es denn? Ruhig bleiben und zurück zum HardRock. Und im Store, dort wo sie die Teile verkaufen, die jeder früher sammelte und trug, haben sie sie herzlich begrüßt, die Monika. Und sie hatten natürlich auch die Brille. Ein paar Scherzchen müssen sein, Deppen, aber dann haben sie sie rausgerückt. Nette Menschen!

Heute spielt Deutschland gegen Italien, es geht inzwischen um viel und nachdem wir hörten, dass unsere Buben eine gute Vorrunde gespielt haben, haben wir es angeschaut. Der gebildete Fußballer weiß, was jetzt kommt. Dann halt nicht! Wir machen uns nochmal auf den Weg ans Binnenmeer, kühlen unsere Füße im Wasser und beobachten das Treiben am Strand. Das Wetter ist kaum mehr auszuhalten und so beschließen wir, das Hotel heute nicht mehr zu verlassen. Also zurück, sauber machen, Bar und gleich dort essen. Ein kurzes Gewitter war nicht der Rede wert, es ist nicht kühler geworden.

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Freitag
Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Indiana. Hier, entlang der 41er, ist alles flach. Die Fahrbahn bis Boswell ist es aber nicht. Holperdipolter, es ist zum verrückt werden. Vor Attica überqueren wir den Wabash River und über die CR 650 kommen wir zum Portland Arch National Reserve.

Eigentlich ist im Osten kein Paradies für Pfadfinder, denn es ist alles gut ausgeschildert und markiert. So auch hier, nur - und das haben wir erst im nachhinein festgestellt - ein Schild fehlt. Und das stand direkt dort, wo wir hin müssten. Also gut, wir fahren weiter und das Navi kennt einige Straßen einfach nicht. Wir umkreisen das Schutzgebiet und finden keinen Trailhead. Mir reicht 's und ich parke im Wald, Luftlinie ist der Steinbogen nicht weit weg. Und da kommt er, unser Retter. Der ältere Herr macht das Fenster auf, fragt ob er helfen kann, ich suche den Trailhead zum Portland Arch und er sagt, dass er dort vorne umdreht und dann soll ich ihm hinterher fahren. Gesagt getan. Mit seinem PKW donnert er über die Dirtroads, dass es nur so raucht und staubt. Ich muss Abstand halten, damit nicht zu viele Lackschäden die Sache bei Hertz komplizieren. Er fährt dorthin, wo wir schon waren und nur die Einfahrt zum Parkplatz und Trailhead, dank des fehlenden Schildes verpasst haben. Herzlichen Dank mein Freund. Ich werde nie mehr behaupten, dass man die Amerikaner nichts fragen darf, weil sie eh nichts wissen und mit einer überzeugenden Inbrunst nur Schmarrn verzapfen.

Die Stiefel geschnürt und los. Ein gut sichtbarer Trail führt durch den Wald zum Bear Creek hinunter, an einer Ridge entlang, die geologisch sehr interessant aussieht. Die verschiedensten Farben wechseln sich ab. Bereits nach 11 Minuten stehen wir im Sumpf vor dem Portland Arch. Das Wasser hat die Ridge durchbohrt und nur fast trockenen Fußes wandern wir durch den Arch, der ja dank des Wassers eigentlich eine Brücke wäre. Der Roundtrip geht über 0,8 Meilen durch den Wald, worüber wir bei der Hitze sehr froh sind. Es hat inzwischen 98 schwüle Grad.

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Über Crawfordeville erreichen wir Spencer und das Thermometer knackt die 100 und steht bei 104. Im McCormick's Creek State Park sind alle Höhlen geschlossen. Die Weiße-Nase-Krankheit-der-Fledermäuse ist der Grund. Wir parken am Wolf Cave Parkplatz und laufen den Trail No. 5. Auch hier Gott sei Dank Wald, Wald, Wald. Es geht ohne Steigung dahin und eigentlich ist nichts spannendes zu sehen, bis wir nach knapp einer Meile die Wolf Natural Bridges erreichen. Durch die erste Brücke hindurch, dann rechts die zweite Brücke. Sehr schön. Nicht hinein gehen - Road Closed! Es soll sich derjenige an die eigene weiße Nase fassen, der immer alles tut, was Vorschrift ist. Oder wie ging das Sprichwort? Ja, wir waren alleine, weit und breit niemand zu sehen. Und auch der Wärter ist nicht aus dem Busch gesprungen.

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Der Park hat einiges zu bieten. Wanderwege ohne Ende, Campgrounds und sogar ein Hotel, mit Pool versteht sich. Wir machen uns wieder auf den Weg und erreichen bei Terre Haute erneut Illinois, in dem auch East St. Louis liegt. Der größere, bekanntere und schönere Teil der Stadt liegt aber in Missouri. Es war ein tolles Bild, als wir den Gateway Arch zum ersten Mal sahen und die Skyline dahinter. Leider konnten wir nirgends anhalten, um diesen Blick festzuhalten.

Das Hilton Saint Louis ist schon etwas betagt, aber das ist momentan nicht das Problem. Ich würde gerne mein Auto so einem Typen geben, der es weg fährt. Valet Parking full. Aha, auch noch nie gehabt. Also lade ich verärgert gleich selbst alle Koffer aus und fahre ins Parkhaus. Dafür bekommen wir zwei Gutscheine á 8 Dollar für die Bar. Auch gut, die Gutscheine werden nicht verfaulen, wetten.

Und da geht es schon los: Bier und ein kleines Essen an der Hotelbar. Es ist nun doch spät geworden und wir sind ziemlich fertig von der Hitze.

Samstag
Bevor die Massen auftauchen, wollen wir auf dem Gateway Arch sein. Und es war auch noch nicht viel los. Hört, hört, mit unserem Nationalpark Pass bekommen wir die Tickets in das Jefferson National Expansion Memorial um 3 Dollar ermäßigt für 7 USD. Die G.u.V. dieses Passes ist so grün, es ist nur noch schön. Wie Kleinigkeiten einen Menschen freuen können.

Die Fahrt hinauf auf den gigantischen Blechbogen ist abenteuerlich und interessant. Zu fünft (5 plus Übergewicht = 6) sitzen wir in einer Art Kapsel, wehe dem, der Platzangst hat, und es geht los. Immer wieder klickt es, wenn sich der Aufzug, der ja in einem runden Bogen nach oben muss, wieder gerade stellt. Eine Treppe ist auch in Sicht, nur für den Fall, dass das Teil ausfällt. 4 Minuten hat es gedauert, dann standen wir an der Spitze. Durch kleine Luken blicken wir auf die Stadt, das Capitol-ähnliche Rathaus, das Baseball Stadion. Super! Und der Arch ist sowieso unglaublich. Ästhetisch spannt er sich am westlichen Ufer des Mississippi vor der Stadt auf. Das Wasser des großen Flusses fließt gemächlich an ihm vorbei. Cooles Teil!

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Wir laufen vom Gateway Arch flussaufwärts am Ufer entlang bis zur Eads Bridge. Die nehmen wir, wir haben Fußgänger gesehen, nach Illinois, um den Blick, den wir gestern bei der Einfahrt hatten, nochmal in Ruhe zu genießen. Auf der anderen Seite überblicken wir den Mississippi und die Skyline von Saint Louis. Der Bogen steht majestätisch davor. Just dort ist auch ein Spielcasino und nachdem die Hitzewelle latent ist, kühlen wir uns dort ab. Der Drink ist umsonst, obwohl wir nicht spielen, sondern nur an der Bar hocken. Und vor dem Casino steht ein Bus. Ja, wo geht der denn hin? Er fährt die Casinogäste zum Baseballspiel, das in Bälde auf der anderen Flussseite stattfindet. Ja wunderbar und schon hocken wir drin.

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Mit den rot verkleideten Fans steigen wir direkt vor dem Stadion aus. Es dauert keine Minute, da werden uns Tickets angeboten. Junge, alles haben wir, nur keine Zeit für eine so lange Sportveranstaltung. No thank 's! Vor dem Stadion spielt eine Band und so begleiten uns zumindest laute Töne lange auf unserem Sightseeing-Pfad durch die Stadt. Bei gefühlten 45 Grad Celsius geht es die Market Street entlang, durch den wunderschönen City Garden. Neidisch sehen wir zu, wie sich die Kinder in verschiedenen Brunnen und Wasserspielen abkühlen. Durch das Schloß-ähnliche Marriott kommen wir in die Union Station. Ein schön restaurierter Bahnhof mit netten Läden und kleinen Restaurants. Der Food Court gehört jetzt aber uns, Hunger! Die angelegten Teiche beherbergen Koi Fische. Sie sehen aus wie überdimensionale Goldfische, sind aber Karpfen. Fett sind sie, denn am Rande des Wassers stehen Futterautomaten. Schon klar, dass es hier permanent Essen gibt. Gleich gegenüber ist das HardRock Café, Shot Glas her, und Landrys Seafood. Sieht gut aus, also Speisekarte kurz gesichtet und für den Abend reserviert.

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Zurück über die Pine und Olive Street, die Stadt ist inzwischen wie ausgestorben, da sich bei der Hitze nur noch wir rumtreiben. Zum Ende unseres Stadtspazierganges gehen wir noch das Macy's ab. Wir mussten jedoch wieder einmal feststellen, dass es außer der bekannten Kosmetik nichts Gescheites mehr gibt in diesem Laden. Alles in allem ist zu konstatieren, dass St. Louis eine Reise wert ist. Insbesondere der Arch hat es uns angetan, wie könnte es bei Arch Huntern auch anders sein.

Das Abendessen war gut, nur die Portionen viel zu groß. Dann haben wir noch ein paar Schritte in die Nacht getan (und wieder geschwitzt).

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Sonntag
Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.

Wir folgen der braunen Beschilderung zur Pomona Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspektiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.

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Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.

Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.

Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.

Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.

Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flussbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr außergewöhnliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.

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Das Hampton Inn in Paducah ist o.k. und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.

Montag
Das Hotel in Paducah liegt in einem typisch amerikanischen Ortsteil. Breit, weit, Tankstellen, Fast- und weniger fast Food und eben Hotels. Hässlich halt. Aber diese Stadt hat auch einen historischen Distrikt am Ohio River. Als wir dort ankommen genießen wir die leeren Straßen, die tollen Häuserfassaden und als uns der Stadt-, respektive Dorfspaziergang hinunter zum Wasser führt, staunen wir über die Gemälde an der Eingangsmauer zum Hafen. Ja, das war ganz nett, um den Tag zu beginnen.

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Das südöstliche Amerika ist fruchtbar, aber die weißen Siedler hatten jedoch wie so oft das Problem, dass das Land von den Indianern besetzt war. Deportation nach Oklahoma, das war die Antwort der Bleichgesichter. Und dass es auf diesen Trecks nicht sehr harmonisch zuging, ist klar. Und so wurde die Deportationsroute zum "Trail of Tears". Eine Station war der Mantle Rock. Durch das Ohio Valley kommen wir am Parkplatz und Trailhead an und wandern auf dem Weg der Tränen zum Arch, der eine der Übernachtungsstationen war. Es ist nur knapp eine halbe Meile bis zu dem gewaltigen Steinbogen, der wie eine Höhle wirkt. Der längste Arch östlich des Mississippi ist wirklich gigantisch, findet aber wie so viele Steinbögen im Osten kaum Beachtung und schon gar keinen Respekt der Bevölkerung. Ausdruck dieses Missstands sind vollgeschmierte Wände. Dreckbären, das müsste nicht sein.

Ein beschaulicher Ort, dieses Apex. Wir sind dreimal durchgefahren, da sich die Suche nach einem Zugang zum nächsten Trail sehr schwierig gestaltete. Die Dirtroad, die ich daheim auf der TopoMap ausgemacht hatte, endet mitten in einem Feld. Wenn es aber um Arches geht, sind wir gnadenlos und der Bauer hat sicherlich die ein oder andere Einbuße bei der Ernte. Egal, wir waren falsch, denn es gab keinen Zugang in den Canyon, obwohl der Arch nicht weit entfernt ist. Also zurück und die Straßenseite abgesucht, wo die richtige Richtung eingeschlagen wurde. Alles vergebens, zurück zum Dorfkern. Ganz ruhig und nochmal die Beschreibung lesen. Das war gut, denn wirklich mitten im Ort geht die alte Dirtroad weg, die dann als Trail in den Canyon führt. Der Apex Arch, den wir nach kurzer Wanderung erreichen, ist ein toller Steinbogen. Aber was die hier mit einer Naturschönheit anstellen, ist eine Schande. Total vollgeschmiert und unter dem Felsentor eine Müllkippe. Das Tagebuch kommt zu der Erkenntnis: Mit einer Zahnbürste sollten sie die Schweinereien entfernen müssen, das wäre unser Vorschlag.

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Über die Interstate 24 erreichen wir Tennessee und das Thermometer fällt von 104 auf 73 Grad. Auslöser war ein kleines Gewitter, dessen Regen nicht auf der Erde ankam. Eine tolle Stimmung begleitet uns und als wir über den Cumberland River Nashville erreichen, regnet es nur ganz leicht. Ein angenehmes Gefühl, aber leider kommen wir nicht lange in diesen Genuss. Als wir das Auto am Sheraton Hotel verlassen, bricht der Schweiß schon wieder aus und erst im klimatisierten Zimmer im 19. Stock erholt sich der Körper.

Das Bier an der Hotelbar schmeckt wunderbar und das Essen war so mittelprächtig. Eine Verdauungsrunde um das Hotel bei angenehmen Temperaturen, selbst mit langer Hose, bringt uns den ersten Eindruck der Musikstadt nahe.

Dienstag
Wir marschieren zum Capitol, das nicht nur anders aussieht wie die anderen, sondern hässlich ist. Eine kleine Bergabwanderung bringt uns zu den Markthallen am Bicentennial Park. Obst, Gemüse und ein paar andere Dinge bringen Farbe ins Spiel. Der Park selbst, errichtet 1996 zum 200-jährigen Bestehen von Tennesse, ist großzügig angelegt und beherbergt viele geschichtliche Monumente des Sezessionskrieges.

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Genug Geschichte, die 2nd Street und die 5th Avenue führen uns ins Kneipenviertel am Broadway. Typische Szenerie, im Mittelpunkt Musik und Kneipen, die bei Tageslicht betrachtet eher als Spelunken durchgehen. Einen schönen Blick auf die Skyline, den Ohioriver und das LP Field, einem Football Stadion, bringt uns der Weg an der Riverfront hinauf zur Shelby Street Bridge. Die Aufbauarbeiten für den 4. Juli sind in vollem Gange. Wir laufen den Broadway bis zum schönen Union Station Hotel. Wie ein Schloss, sehr gediegen sieht es aus. Unser Stadtspaziergang endet bei sengender Hitze wieder im Auto. Opry Mills, eine selbst für amerikanische Verhältnisse große Mall ist unser nächstes Ziel. Wir werden fündig und nur ich denke jetzt an die Heimreise und an das Übergepäck.

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Die Stadt hat uns nicht so gut gefallen, sie ist nicht sauber und rund um den Broadway ist alles nur Touristennepp. Der Abend jedoch war dann wunderbar. Zuerst ein Bier bei toller Livemusik, dann ein intergalaktisches Essen im 2. Stock im Merchants am Broadway. Der 2. Stock muss betont werden, denn im Erdgeschoss ist es eine Burgerbude und oben wirklich ein feines Restaurant. Zum Abschluss nochmal Livemusik, die echt super war, und so nimmt es mit Nashville doch ein versöhnliches Ende.

Mittwoch
Wir sind um 8 Uhr startklar und donnern die I-40 nach Osten. Ein paar Umwege waren nötig, denn ein Lauf zum Independence Day erforderte ein paar gesperrte Straßen. Mitten in Tennessee wird es gebirgig, ansonsten nur Wald, der uns nun vermutlich bis zum bitteren Ende begleiten wird. Nach knapp 3 Stunden sind wir am Sawmill Trailhead.

Die Viecher nerven, anstatt dass sie wie wir froh wären, der brütenden Hitze von Tennessee hier beschützt von Bäumen auszukommen. Unsere Wanderung führt über eine Meile in den Wald. Dann geht es hinunter in den Mill Creek, an dessen Kante der erste Steinbogen sein Quartier aufgeschlagen hat. Der Needle Arch überspannt einen kleinen Einschnitt und lässt sich auch von den rund herum bedrohlich eng wachsenden Bäumen nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl der breite und ausgetretene Weg viele Wanderer annehmen lässt, sind wir alleine mit der Natur, die hier auch von den Hikern respektiert wird. Weder Müll, noch Schmierereien verunstalten das schöne Felsentor.

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Wir gehen weiter die Ridge entlang, vorbei an farbigen Felsmustern und kommen zum Slave Cave Arch. Ein erstaunlicher Überhang, mit einer Öffnung nach oben, die von grün und rosa schimmernden Felsen eingerahmt ist. Auf der Seite der kleinen Höhle hat das Wasser Löcher geformt, die wie ein Augenpaar darauf achten, dass die Natur intakt bleibt. Der Rundweg führt uns weiter in den schönen Canyon hinab und es dauert weitere 30 Minuten, bis wir die Slave Falls erreichen. Die haben im Frühjahr sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt, im Hochsommer, tröpfelt ein kleines, kaum sichtbares Rinnsal in die Schlucht. Es geht wieder hinauf und nach knapp zwei Stunden und 3,63 Meilen sind wir wieder am Auto.

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Auf der Divided Road, die zwar ungeteert, aber trotzdem eine Autobahn ist, stoppen wir am Twin Arches Trailhead. Hier ist schon mehr los und immer wieder treffen wir auf Wanderer. Von Norden führt der gut ausgeschilderte Rundweg erneut in den Mill Creek hinunter. Treppen erleichtern den Abstieg. Japaner, Koreaner oder was auch immer: Mit strahlenden Gesichtern quält sich ein Ehepaar bergauf uns entgegen. Aber was ist das? Natürlich hat die Mittagshitze inzwischen das Land erreicht, aber einen Wanderer, der einen batteriebetriebenen Ventilator vor sein Gesicht hält, war noch nie da. Unsere asiatischen Kameraden lieben die Technik und bieten uns profanen Hikern nette Beobachtungen und Geschichten.

Ein Riesenteil, unglaublich! Der nördliche Arch der Zwillinge ist gewaltig. Wegen der Bäume sind die Perspektiven sehr begrenzt, aber dieses Felsentor überspannt den hier sandigen Waldboden fast wie ein Zeltdach. Zauberer müsste man sein, um die Bäume zu pulverisieren, dann würde der Steinbogen wie die gewaltigen Dinger in Utah wirken. Der Twin Arch South schwächelt ein wenig, ist zwar ebenfalls stattlich, aber etwas kleiner als der Nordarch. Zwei so tolle Exemplare mitten im Wald von Tennessee, sehr schön! Wir fahren auf der Divided Road zurück in die Zivilisation. Vorher jedoch müsste es links ein paar sehr schöne Arche, die Hanging Rocks, geben. Es sieht jedoch danach aus, als ob es eine Querfeldeinwanderung würde. Wir finden auf alle Fälle keinen Trail und nachdem weitere Highlights warten, beschließen wir, dieses Ziel auszulassen.

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Der geteerte Pickett Park Highway bringt uns zum Visitor Center des gleichnamigen State Parks. Rund um den See, der durch eine Staustufe des Pickett Creeks entstanden ist, stehen wunderschöne Cabins und als bei der Hütte Nummer 6 das GPS sagt, dass nun hier unsere kleine Wanderung beginnt, parken wir an der Straße. Der Nature Trail führt uns hinunter zum Creek, den die Pickett Natural Bridge überspannt. Boote fahren auf dem Wasser und man könnte durch das Felsentor paddeln. Das Foto von der Brücke, das wir dabei haben, zeigt aber eine andere, viel schönere Stelle, von der man durch die Brücke auf das Wasser schauen kann. Wir wissen zwar nicht wo und wie, aber da müssen wir hin. Also kraxeln wir mal auf die Brücke und suchen einen anderen Abstieg. Der ist relativ schnell gefunden, hat aber ein kleines Problemchen. Der Absatz ist rund 1,50 Meter hoch. Runter klettern geht immer, gegebenenfalls mit Schmerzen. Aber kommen wir von dort unten auch wieder hoch oder müssen wir den Daumen in den Wind halten, um von einem Touristenkanu ans rettende Ufer gebracht zu werden? Bleib Du oben, ich versuche es mal. Also auf den Hosenboden gesetzt, ein erfahrener Bergsteiger würde nur mit dem Kopf schütteln, und mehr rutschend als steigend erreiche ich wieder flaches Terrain. Ja, das ist die Stelle. Monika steht oben und jetzt lacht sie auch noch. Von unten begutachtet, festigt sich die Erkenntnis, dass es irgendwie auch wieder rauf geht. Auf geht 's liebe Monika. Und jetzt kann ich auch etwas schmunzeln, denn sie kommt kaum eleganter als ich unten an.

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Das ist schon ein besonderes Exemplar, denn es ist eher selten, dass eine Naturbrücke voll im Wasser steht. Im Hintergrund spitzen ein paar Leute im Boot durch das Tor. Hey, ich will fotografieren und so schön seid ihr auch wieder nicht. Ich glaube ich kann ohne Worte einen gewissen Gesichtsausdruck erzeugen, das den Freizeitkapitänen ein schlechtes Gewissen suggeriert. Sie haben auf alle Fälle die Paddelrichtung sofort geändert und sind aus dem Blickfeld verschwunden. Brav!

"Schnucki, ach Schnucki, fahr ma nach Kentucky! In der Bar Ould Schetterhend, da spuit a Indianerbend! Dann in die Pampas auf a Flaschen Schampas. Um halber achte geht der Zug! Ich hab gesprochen! Hough!" Als wir den Bundesstaat über die Highway 154 erreichen, müssen wir die Uhren um eine Stunde vor stellen, es ist Eastern Time Zone. In der Big Southfork National River Recreation Area biegen wir von der Hauptstraße rechts ab in die besungene Pampa. Leider ist die Dirtroad nach 50 Meter nicht nur gesperrt, sondern ziemlich zugewachsen. Der Buffalo Arch muss ohne uns auskommen, denn es reicht für heute. Und es macht nichts, denn wir haben so viele tolle Arche gesehen, wir sind zufrieden!

Somerset, KY, welcomes us und das Best Western auch. Alles wunderbar und in der Nähe leuchtet inzwischen die Reklame des Ruby Tuesday. Da würde mir schon wieder ein Lied einfallen (She would never say where she came from), aber die Beschwingtheit endet an der Bar des Restaurants. Auf einen Tisch hätten wir warten müssen, es ist der 4. Juli wohlgemerkt. Die Bar sieht eher aus wie ein Materiallager aus alten Ikea-Regalen, aber in den Regalen steht nichts. Dry Somerset, is Seven up o.k.? Das Essen auch ... passt schon! Nur vereinzelt begleiten uns explodierende Feuerwerkskörper in die Nacht.

Donnerstag
Kentucky liegt uns eingepackt zu Füßen. Die grüne Decke wird nur vereinzelt durch Felsen unterbrochen, die sich ihren Weg in die Freiheit gebahnt haben. Ein ganzes Parkplatzsystem erwartet uns, als wir am Trailhead zum Natural Arch of Kentucky stehen. Apropos, - als wir das erste Mal das Auto verlassen, sind wir nicht dort, wo uns das GPS hin haben will. Sind wir doch tatsächlich an einem fast Fußballfeld-großen Slot vorbei gefahren, an dem der kürzeste Hike zum Arch beginnt.

Die ersten Meter sind behindertengerecht und führen zu einem Viewpoint. Nur knapp eine halbe Meile trennt uns von diesem mächtigen Felsentor. Es überragt die endlosen Wälder und sticht mit seinem hellen Felsen durch die grüne Suppe. Ein paar Sträucher und Bäume hat es in eine exponierte Stellung gebracht, noch näher der Sonne entgegen, und einige Pflanzen haben bereits einen Sonnenbrand. Rot leuchten sie auf dem Dach des Steinbogens. Das Licht des Morgens zeigt rote und gelbe Stellen im Fels.

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Es geht auf geteertem Untergrund dem Arch entgegen. Stufen erleichtern den Abstieg in den Creek und nach einer kurzen Wanderung stehen wir unter dem Monstrum. Trotz der touristisch ausgebauten Infrastruktur sind wir alleine. Offensichtlich hat zu dieser Zeit noch niemand das Bedürfnis, die Natur von Kentucky zu erkunden. Der Fotostopp bringt weitere Felsformationen zum Vorschein. An seiner linken Flanke schaut ein kleiner Steinbogen auf uns herab: The Child of the Natural Arch of Kentucky.

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Nach 35 Minuten sind wir wieder am Parkplatz, der immer noch leer ist. Unser Weg führt nach Süden und es ist nur ein Katzensprung bis zum nächsten Trail. Die letzten 1,5 Meilen sind ungeteert, aber auch hier wird erneut der große Vorteil des Ostens sichtbar. Die Offroad-Pisten sind Straßen, die sowohl PKWs, als auch Wohnmobile vertragen. Die Internetfirma Yahoo spielt bei der Namensgebung der nächsten Ziele keine Rolle, auch wenn einem dieses Suchportal, dessen Name eine Abkürzung für "Yet Another Hierarchical Officious Oracle" ist, als erstes in den Sinn kommt. Was soll das jetzt? Ja, jetzt wandern wir zu den Yahoo Falls und zu einem Steinbogen, der Yahoo Arch heißt. Niemand weiß vermutlich, dass der Begriff auch für "rude, unsophisticated, uncouth", rüde, ungekünstelt oder ungehobelt steht. Und das ist es vermutlich, was für die einzigartige Bezeichnung dieser Naturschauspiele steht.

Wir laufen nur 10 Minuten zu den Fällen, die tief unten im Canyon sein sollen. Ob es der Erderwärmung geschuldet ist, oder ob die Sommer in Kentucky jährlich dazu führen, ist uns nicht bekannt. Auf alle Fälle gibt es keine Fälle, denn der geringe Wasserstand des Yahoo Creeks sorgt dafür, dass das Wasser nur tröpfchenweise in die Schlucht pinkelt, um sich anschließend in die South Fork des Cumberland Rivers zu ergießen.

Als wir eine Meile unterwegs sind, beginnt der wahre Aufstieg. In Serpentinen sind einige Höhenmeter zu überwinden. Und als wir dann nach knapp 40 Minuten in einem riesigen Alkoven und vor dem Arch stehen, könnte Yahoo auch ein Schrei der Begeisterung, wie das Yappadappadu der Flintstones, sein. Yahoo! Wie das riesige Raumschiffs aus Independence Day überspannt der Yahoo Arch die Erde. Licht im Innern ist Mangelware, obwohl die Türen in dieses Raumschiff nicht klein sind. Mystische Stimmung macht sich breit und die Stille ist beängstigend. Ein tolles Erlebnis, eine wunderbare Natur, abseits jeglicher Zivilisation. Ein Gefühl, das man im Südwesten auch immer hat, wenn man bereit ist, "ein paar Meter" zu gehen.

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Nach eineinviertel Stunden ist das Abenteuer vorbei und wir nehmen die Dirtroad zurück zum Teer. Es ist kein ausgeschriebener Trailhead, aber eine kleine Bucht am Straßenrand hat exakt für ein Auto Platz, nämlich für unseres. Hier könnte man von der anderen Seite in den Yahoo Creek wandern, aber wir haben ein anderes Ziel. Leider ist der Trail 602 offensichtlich weder benutzt, noch gepflegt. Und so gilt es, ein paar umgefallene Bäume und bodenbedeckende Sträucher zu übersteigen. Aber es ist nur knapp eine halbe Meile und noch bevor sich der Weg in den Canyon stürzt, steht das Eingangstor in Form des Markers Arch. Die Vegetation hat den Steinbogen fest im Griff und wenn es nicht mehr Enthusiasten wie uns gibt, wird er von der Natur aufgefressen. Die Bäume wachsen schon auf seinem Rücken und drohen ihn zu ersticken.

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Whitley City klingt nach Großstadt, aber die 1.170 Einwohner liegen, ähm, wohnen im Wald verstreut. Nach knapp 1,5 Meilen ungeteerter Straße stehen wir am Waldesrand und prüfen, ob wir richtig sind. Eine kleine Terrasse gibt den Blick auf den Split Bow Arch frei. Aber von hier geht es soweit senkrecht in die Tiefe, dass man sich abseilen müsste, um direkt zum Steinbogen zu kommen. Wir suchen nach einem Weg in die Schlucht und landen am Bear Creek Trail, der 0,2 Meilen weiter südlich liegt. Es geht hinab in Richtung Cumberland Fluss und dann wieder rauf zum Arch, durch den wacklige Holztreppen führen. Der zersplitterte Bogen hat sich von der Wand abgetrennt und steht nun ziemlich zerbrechlich und einsam in der Gegend rum. In den Ritzen, in denen noch etwas Erde lagert, haben sich Bäume angesiedelt, wie wenn sie geplant hätten, diesen Felsen abzureißen. Ein kräftiger Wind könnte dieses Vorhaben unterstützen. Um den Split oben auf dem Arch, der ihn zum Doppelbogen macht, zu sehen, muss man ein wenig klettern. Aber auch ich stehe jetzt auf wackligen Beinen und an ein dokumentierendes Foto ist nicht zu denken. Dafür raschelt es und eigenartige Laute gelangen an unser Ohr. Klingt harmlos wie Enten, was jedoch angesichts des fehlenden Wassers eher unwahrscheinlich ist. Egal, wir ergreifen zwar nicht die Flucht, aber wandern zügig zurück.

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Als wir nicht einmal eine halbe Stunde unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Nicht nur wir, sondern auch unsere Wanderklamotten sind am Ende. Genug gewandert, wir fahren in Richtung Williamsburg. Und als wir bei strahlendem Sonnenschein unserem heutigen Domizil näher kommen, beschließen wir noch einen Besuch der Cumberland Falls. Mal schauen, ob es hier noch genügend Wasser gibt. Der Parkplatz ist voll und es bedarf ein bisschen der Suche, um noch einen Stellplatz zu ergattern. Jetzt sind wir aber mitten im Trubel. Menschenmassen kommen oder gehen zu den Wasserfällen, die der Cumberland River auch zu dieser Jahreszeit mit viel H2O versorgt. 21 Meter ergießt sich das Nass auf 40 Meter Breite hinunter. Echt nett und verschiedene Aussichtspunkte führen zu guten Perspektiven.

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Neben der Interstate 75 zieht ein Sturm auf und die kleineren Äste schaffen es schon auf die Autobahn. Alles halb so schlimm, wir erreichen sicher unser Hotel. Das Cumberland Inn in Williamsburg sieht wie ein Capitol aus. Eine schmucke, kleine Herberge auf dem Gelände der Cumberland Universität, die gegebenenfalls dazu beitragen kann, dass die horrenden Studiengebühren in den USA etwas reduziert werden können. Soweit die Theorie! Das Essen im angeschlossenen Patriot Restaurant war schon o.k. und Sprite kann man trinken, bis man überläuft. Soll aber gut für die Nieren sein. Der Regen hat die Luft endlich abgekühlt und die Nacht bei offenem Fenster war auch ohne Feierabendbier eine Wohltat.

Freitag
Das mit dem offenen Fenster war doch keine so gute Idee. Zuerst kam ein Zug nach dem anderen, der natürlich jedesmal Signal gab, wenn er an einem Bahnübergang war und außerdem donnerte dann doch irgendwo ein Feuerwerk in den Nachthimmel. Das Frühstück war auch nicht gut. Es roch und schmeckte eigenartig, der Kaffee war aus, beim Toaster funktionierten nur zwei Heizfäden und Eier waren auch Fehlanzeige. Studentenbude!

Nach dreimaliger Passage haben wir einen Pullout kurz nach dem Milemarker 4 auf der KY 90 gefunden. Der Blick in die Tiefe, die unmittelbar an der Straße beginnt, lässt nichts Gutes erahnen. Aber nach dem Frühstücksreinfall wird das Glück erzwungen. Wir wandern am Cliff entlang, von einem Trail kann keine Rede sein. Immer wieder durch kleine Alkoven, über Bäume und wie gesagt, rechts runter möchte ich jetzt nicht fliegen. Aber der Weg ist kurz, denn bald erbarmt sich die Natur und eine Nase führt gut beherrschbar in den Canyon hinab. Nicht nur der Name ist schön, auch der Steinbogen ist es. Willkommen am Moonshiners Arch. Die Raupe hat einen Buckel gemacht und wir wandern hinein. Eine Öffnung in der Decke lässt den Mond, respektive jetzt die Sonne, in das Dunkel des mitten im Wald stehenden Arch scheinen. Wie gestern am und im Yahoo Arch, ist es im Innern des Steinbogens wie in einem Raumschiff. Alarmstart! War das nicht die zentrale Anweisung von Cliff Allister McLane, falls sich das Raumschiff Orion in einer bedrohlichen Lage befand? Doch wir fliegen nicht, sondern wandern gemütlich wieder zurück zum Auto.

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Es geht nur ein kleines Stück weiter, nämlich bis zum Milemarker 7, denn dort verlassen wir den Teer erneut für knapp 3 Meilen. Ein paar Schlaglöcher erforderten bei dem ansonsten angeschlagenen Tempo flinke Korrekturmanöver. Irgendwie also doch Raumpatrouille. Als wir aussteigen um die Wanderung zu beginnen, kriecht eine Schildkröte über unseren Weg. Kein Einzelfall, wir haben nicht nur hier welche gesehen. Die gemeine Kentucky-Schildkröte sozusagen. Eine alte, zugewachsene Dirtroad bringt uns in ein paar Minuten zum Phalanx Arch. Er ist kleiner als der Moonshiners, hat aber auch einen offenen Spalt in der Mitte der Decke. Ein Rhododendron steht auf seinem Spann und sieht aus, wie ein Büschel Haare, dass dem alten Steinbogen geblieben ist.

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Steffi führt uns zum nächsten Trailhead. Nein, sie führt uns gleich direkt zu einem Doppelarch, der neben der Straße steht. Wie zwei Eingangstore in den Wald ruhen die Daylight Arches am Wegesrand. Leichter geht 's nicht.

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Ein Steinbogen steht noch auf dem Programm, aber dort, wo das GPS den Trailhead anzeigt, ist weit und breit nichts von einem Weg zu sehen. Sollen wir uns durch das Unterholz schlagen? Monika bleib mal sitzen, ich schau mir das mal an. Die Erkundung wird zur Flucht, denn die Viecher überfallen mich. Der nächtliche Regen hat ihnen wohl Auftrieb gegeben. Uns so reicht es nicht einmal für eine Zigarette in der Sonne. Schluss für heute.

Es ist zwar noch früh, aber es gibt auch in der Nähe nichts mehr Interessantes. Also suchen wir mal in Williamsburg nach einer Autowaschanlage. Der weiße Chevy ist nicht mehr weiß und der Innenraum bräuchte es auch sehr, sehr dringend. Aber Fehlanzeige, genau so, wie ein vernünftiges Restaurant, das uns für das Abendessen gut getan hätte. Also wieder Patriot und das Essen war heute bäh. Der Frühstückskoch hatte wohl auch noch Spätdienst.

Samstag
Unsere Kentucky-Reise nähert sich dem Höhepunkt, wir setzen in das Gebiet der Red River Gorge über. Zügig und zweispurig geht es auf der Interstate 75 nach Norden und auch die KY 306 verspricht Geschwindigkeitsrekorde. Aber halt, langsam, aus der breiten Piste wird plötzlich eine Bergstrecke. In Schlangenlinien fahren wir durch hügelige Landschaften, der Vergleich mit Passstraßen in den Hochalpen ist ab und zu wirklich treffend. Erst als wir bei Beattyville die South Fork des Kentucky Rivers queren, wird aus der Achterbahnfahrt ein ruhigeres Dahingleiten. Das Gebiet des Red Rivers beginnt und bald stehen wir am ersten Trail, der keiner ist.

Mann und Frau spechten nach oben und konstatieren, dass die Stein-, Gestrüpp- und Waldwand, die vor uns steht, schwierig zu überwinden sein würde. Die Dark Hollow Arches sind nicht weit, aber Gestrüpp an den wenigen möglichen Aufstiegsrouten ist vermutlich nicht schadlos zu überstehen. Es braucht einen Weg und so kreisen wir immer an der Wand lang und zurück, um diesen Einstieg zu finden. Es blieb die Erkenntnis, dass unter Kosten-/Nutzengesichtspunkten die Steinbögen ohne uns auskommen müssen.

Der Natural Bridge State Resort Park ist aber nicht weit und bald schnüren wir unsere Wanderschuhe auf einem Parkplatz, der schon ziemlich frequentiert einen Touristenauflauf und -auslauf wahrscheinlich werden lässt. Und der Trail geht auch gleich mal an einem kleinen Stausee los, der zum Schwimmbad umgebaut ist. Das Wandern ist des Müllers Lust, also kostenfrei, und so machen wir uns auf dem Original Trail auf in die Höhe. Ein schattiger Waldweg führt uns gemeinsam mit anderen Hikern im Wald nach oben. Keine lästigen Insekten heute, das ist sehr angenehm! Der geneigte Wanderer im Voralpenland ist oft einer deprimierenden Situation ausgesetzt. Mit letzter Kraft kommst du oben am Gipfel an und dann stehen sie in Stöckelschuhen da, die Mädels, die eine Gondel oder ein Lift nach oben gebracht hat. Déjà-vu: Alles ist hier oben, was Rang und Namen hat. Herzlich willkommen an der Natural Bridge of Kentucky, die man auch über einen Lift erreichen kann. Die Brücke ist gigantisch und ein toller Felsbogen. Fotos ohne Menschen sind eher dem Glück, mindestens aber viel Geduld zu verdanken. Wir durchschreiten das Felsentor und umgehen es nach links. Dort führt ein sehr schmaler Spalt nach oben. Wie eine Autobahn, na sagen wir fast, so breit zeigt sich der Rücken des Ungetüms. Als wir am anderen Ende eine schattige Sitzgelegenheit finden, zünde ich mir, wie es bei uns Touristen üblich ist, eine Zigarette an und wir starren in die Ferne. Kentucky soweit das Auge reicht.

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Wir wollen dem Trubel etwas entfliehen und machen uns auf einen anderen Rückweg. Ohne Kenntnis wohin der Trail führt, wandern wir auf dem Weg zum Battleshiprock. Auch ein Phänomen; etwas abseits und schon bist du alleine. Es geht an einer tollen Felsenwand entlang, aber da, stopp, ein Schild und was steht drauf: Needles Eye! Die Neugier des Menschen ist unantastbar, Artikel I des Hikergesetzes. Also rauf, denn der Name lässt vermuten, dass sich hier ein Arch versteckt. Was bisher eher einem Spaziergang entsprach, mutiert jetzt zur Klettertour. Ziemlich senkrecht geht es hinauf, ab und zu braucht man sogar die Hände. Und dort wo man ein Seil bräuchte, sind Treppen. Der Schweiß wäscht die Wanderklamotten und die Oberschenkel fangen an zu brennen. Egal, eine kleine Trainingseinheit können wir sowieso gebrauchen. Immer schmaler und steiler wird der Pfad, aber es ist bald geschafft. Endlich sind wir oben. Juhu! Und wo ist jetzt der Steinbogen? Needles Eye, also das Nadelöhr, ist eine gängige Bezeichnung für Arches, die exponiert und filigran auf einem Bergrücken stehen. Etwas entsprechendes ist aber nicht zu sehen. Der schmale Pfad, der auf die Needle führte, war das Auge, respektive das Öhr. Mein Gott!

Slade, nicht die Rockband aus vergangenen Tagen, sondern ein Elendsort am Bert T. Combs Mountain Parkway, einem Interstate-ähnlichen Highway, ist das südwestliche Einfallstor zur Red River Gorge. Just hier ist eine Raststation, von deren Parkplatz aus unser nächster Hike beginnt. Weil wir ganz schlau sind, fahren wir noch in den Campground, da sich der Weg, betrachtet man die GPS-Route, dadurch verkürzt. Ich glaube ich habe die Campgroundwächterin vom Mittagsschlaf aufgeschreckt, denn sie sah nicht besonders frisch aus, als ich sie fragte, ob ich hier parken kann. Bleib stehen, kein Problem. Das Problem ist aber andersartig, denn es gibt dorthin, wo wir hin sollten, nur Querungen der Boling Branch über privates Land. Also doch zurück auf den Rastplatz. Aber auch hier der gleiche Mist. Eine Touristeninformation kommt da gerade recht. Ein junger, einsamer Mann sitzt in einem abseits stehenden Mobilhome. Drinnen hat es gefühlte Minusgrade, ein echter Energiesparer. Nett und zuvorkommend ist er und als er ein Buch aufschlägt, um selbst zu erkunden, wie die Slade Twin Arches zu erreichen sind, wusste ich, dass es vorbei ist.

Wir fahren weiter durch Slade in die Red River Gorge. Tolle Felsformationen weisen den Weg in den Nada Tunnel, er könnte in Italien in den Hochalpen stehen, unbeleuchtet und einspurig, und dann hinauf in den Himmel. Wir erreichen den Trailhead zur Sky Bridge. Gemächlich wandern wir bergab und es ist fast nicht zu erkennen, als wir auf dem Rücken der Brücke stehen. Die Aussicht ist wunderbar, zwischen den schier nicht enden wollenden Wäldern immer wieder Felsformationen, die wir die nächsten Tage erkunden werden. Auf der anderen Seite der Sky Bridge geht es hinunter. Wie ein geschliffener Zahnstocher ragt die Brücke in die Wälder und in die Schlucht hinaus. Und damit dieser nicht abbricht, hat er - wie von einem Architekten geplant - einen Stützpfeiler eingebaut. Die nun schon tiefer stehende Sonne bringt die Innenseite der Sky Bridge in einem gelblich-orangen Ton zum Leuchten. Der Roundtrip endet nach gut 0,7 Meilen.

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Auf unserem Weg die KY 715 weiter, um wieder zur Autobahn zu kommen, folgt ein Trailhead dem anderen. Viele stehen für die nächsten Tage auf dem Programm, aber auch einen nicht eingeplanten Weg zu einem Arch entdecken wir. Copy and Past, ab in den Arbeitsspeicher!

Der Parkway endet an der Interstate 64, die uns direkt nach Winchester bringt. Nach den bösen Erfahrungen mit dem BW in Hamilton habe ich für die nächsten vier Nächte umgebucht. Ein schönes Hampton Inn hat den Zuschlag und wir ein tolles Zimmer bekommen. Das Hotel bietet ein kostenfreies Barbecue an, aber wir fahren lieber zu einem Applebee's und sitzen nun gemütlich an der Bar, trinken Bier und Radler und lassen es uns gut gehen. Eine schöne Natur liegt vor und hinter uns. Wenn nur die vielen Bäume nicht wären und vielleicht wäre es gut, wenn man im Frühjahr oder im Herbst den Blättern auskommen könnte. Es ist nur ein Luxusproblem, dass die Rauchpausen vor dem Applebee's selbst jetzt nach 19 Uhr bei schnuckeligen 104 Grad stattfinden.

Sonntag
Das gute und reichliche Frühstück gibt Kraft und Ausdauer, die die Wandertage in und oberhalb der Red River Gorge brauchen. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begleiten uns auf dem Mountain Parkway bis zum Exit 33. Als die Dirtroad beginnt, sind es noch 0,9 Meilen bis zum Start der Gray-Arch-Wanderung.

Trail Nummer 205, alles scheint easy. Langsam, aber stetig geht es hinunter in den King Branch. Doch dann ist es aus mit Wegweisern und der Weg entfernt sich auch vom Ziel. Unsicherheit macht sich breit und nachdem ich oben einen Trampelpfad entdeckt habe, der in die Richtung des Grays Arch führt, gehen wir zurück. Wir sind direkt am letzten GPS-Waypoint, also eigentlich am Ziel. Stimmt auch, aber wir stehen auf dem Arch und nachdem sich der mächtig in die Höhe schraubt und die Abstiegsmöglichkeiten eher was für Kamikaze sind, machen wir uns wieder auf zum Touristenweg. In einer langen Schleife nach rechts erreichen wir den Canyonboden. Ein rauer Weg geht in die Gabelung und dann rollen wir das Feld von hinten auf. Pech ist, dass das erreichte Niveau rund 50 Höhenmeter unter dem Steinbogen ist. Und nachdem wir vielleicht nur 50 Meter von der Position des Steinbogens entfernt sind, muss man kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass es hier steil bergauf geht. Der Kreislauf, der sich in der Nacht Ruhe gönnte, läuft jetzt auf Hochtouren. Erst auf dem Rückweg erkennen wir, dass es eine sehr einfache Variante von vorne gegeben hätte. Auch gut, wir stehen unter dem gigantischen Exemplar. Seine dicke Felssäule lehnt sich an die Wand.

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Knapp 2,5 Meilen bei optimaler Wegführung, dieses Mal plus X wegen Dummheit!

Als wir auf der ungeteerten Tunnel Ridge Road unserem nächsten Ziel entgegen steuern, ist die Straße plötzlich gesperrt. Die heimatlichen Planungen gingen davon aus, dass man noch ein schönes Stück weiter fahren kann. So müssen die Füße herhalten. Als wir vom Parkplatz auf der benachbarten Auxier Ridge in die abgesperrte Tunnel Ridge Road hiken, kommt uns ein Mann und eine Frau entgegen. Die Frau wandert noch frohen Mutes, auch in der Erkenntnis, dass sie gleich am Auto ist. Der männliche Vertreter unserer Spezies ist kurz vor dem Zusammenbrechen. Die Kühlbox, die er geschultert hat, entspricht ungefähr einem Kühlschrank für einen verfressenen Zweipersonenhaushalt. Die Gleichberechtigung ist inzwischen für uns Männer zum wahren Problem geworden. Monika ergänzt: Die hatte aber auch viel in den Händen.

Wir passieren die Schranke, die noch einwandfreie Gravelroad ist jetzt der Trail No. 201, auf einem Schild am Trailhead steht Star Gap Arch. Wunderbar, das scheint im ersten Teil eine problemfreie Wanderung zu werden. Nach knapp einer halben Meile sagt das GPS, dass wir nach links müssen. Eine alte Dirt Road, beschildert mit No. 2071, geht hier weg und sie leitet uns nach Westen. Hinaus auf der Felsnase und dann auf einem Seitenast der Ridge nach Norden zum Star Gap Branch. Und wieder stehen wir mitten auf einem Steinbogen, dem Star Gap Arch. Wir überqueren ihn, um irgendwo einen Abstieg zu finden. Immer weiter hinaus, bis der Abgrund gähnt, dann haben wir das Vorhaben schon fast aufgegeben. Die Schmerzgrenzen für Abstiege erhöhen sich mit dem zunehmenden Wunsch, nicht grundlos gewandert zu sein. Und so finde ich neben dem Dach des Steinbogens einen rund zwei Meter hohen Absatz. Wir kalkulieren das Risiko, - runter kommt man immer irgendwie, aber rauf? Jetzt auch egal. Mehr oder weniger auf dem Hosenboden rutschen wir in die Hölle. Nein, so schlimm war es dann auch wieder nicht. An der Felswand entlang geht es zum Arch. Und es ist toll hier. Wir sitzen mitten in der Öffnung und blicken in die Ferne. Der Aufstieg war nicht einfach, aber etwas anschieben und gegenseitige Hilfe hat uns wieder auf den Trail gebracht. Unsere Hosen sehen zwar wegen der Rutschpartie abwärts aus wie die Sau, aber in nur 15 Minuten sind wir wieder zurück auf der Tunnel Ridge Road.

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Die gehen wir nun weiter bis zum bitteren Ende. Dort ist auch der alte Parkplatz und der ursprüngliche Trailhead zum Double Arch. Frohen Mutes folgen wir dem Double Arch Trail zuerst über abenteuerliche Treppen hinunter in den Auxier Branch. Es geht nun flach dahin, der Pfad ist gut sichtbar und unmißverständlich. An das GPS habe ich wegen der suggerierten Klarheit nicht mehr gedacht. Und so wandern wir bis es wieder nach oben geht. Die Steigung nimmt zu und irgendwann habe ich mal wieder auf mein GPS geschaut. Mist, wir sind rund 400 Meter rechts von dem geplanten Weg. 6 Satelliten können nicht irren oder vielleicht doch? Wir nehmen die Karte zur Hand und versuchen anhand der Höhenlinien zu beurteilen, ob wir falsch sind. Wir sind rechts vom Bach, unser Weg links davon. Nach einem "wird schon wieder auf die andere Seite gehen" und wenig später begleitet mit einem durch die Wälder Kentuckys dröhnenden Fluch, haben wir die Hoffnung, dass wir richtig sind, aufgegeben und kehren um. Hilfe kommt uns entgegen: Ein junges Pärchen, etwas tätowiert, na gut, aber trotzdem friedlich aussehend. Als ich jedoch die Schusswaffe sehe, die der Mann offen am Halfter trägt, wird mir anders. Das Gespräch beruhigt jedoch und wir bekommen anhand seiner TopoMaps erklärt, dass wir uns richtigerweise auf dem Rückweg befinden und dann dem Trail nach rechts folgen müssen. Also wieder hinauf bis knapp vor die Treppen. Und siehe da, da steht in Kniehöhe ein Schild. Auch das GPS zeigt eine Punktlandung. Was sagt uns das? Augen auf und nie zu sicher sein. Ich habe mit unserem kleinen Taschenmesser das Wort "ARCH" und einen Pfeil eingeritzt, damit, wenn die Unkonzentrierten erneut hier aufschlagen, sie den Weg nicht verfehlen.

Wir setzen unsere Wanderung nun noch knapp eine Meile fort. Es geht immer an der Ridge entlang und mitten im Dschungel erscheint hoch oben der Steinbogen. Das Licht leuchtet an seine Zimmerdecke und strahlt in die endlosen Wälder. Jetzt heißt es nur noch Höhe gewinnen. Der Schweiß perlt, aber Stufen erleichtern auf dem letzten Stück den Aufstieg. Dieser Steinbogen ist toll, er ist ausgesetzt und wie durch einen Fernseher können die Blicke fast 360 Grad schweifen. Die zweite, sehr schmale vertikale Öffnung ist schwierig zu sehen, aber eine erhabene Position bringt auch diese zum Vorschein. Wir sind alleine, mein völlig durchnässtes T-Shirt hängt nun zum Trocknen im Arch. Nettes Bild.

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Nach gut 7 Meilen sind wir zurück am Auto und fix und foxi. Der Umweg hat nicht nur Nerven, sondern auch Kraft gekostet. Zudem hat es schon wieder 103 Grad. Es ist also genug für heute. Ein abendliches Gewitter kühlt Kentucky drastisch ab. Im Zimmer hängt eine Empfehlungsliste für Essenslokale. Der einzig reizvolle Italiener hat aber heute am Sonntag zu, so dass erneut das Applebee's herhalten muss. Kalt war 's inside - nicht das Essen, sondern das Lokal.

Montag
Heute Nacht haben sich die Schleusen des Himmels noch kräftig geöffnet und wir genießen die frische Landluft bei angenehmen 75 Grad. Wolken verdecken den Himmel, als wir bei Pine Ridge die Schnellstraße verlassen und fast unmittelbar auf die ungeteerte Chimney Rock Road einfahren. Wir sind am Trailhead zum Princess Arch, den wir bereits nach 10 Minuten und 0,2 Meilen Wanderung erreichen. Ziemlich dunkel, fast wie verbrannt kommt sie daher, die Prinzessin. Der Bogen hat sogar einen wunderbaren Brotzeitfelsen an seiner linken Flanke, doch das Frühstück ist noch nicht verdaut.

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Die Wege sind feucht und rutschig und die lästigen Viecher sind auch schon unterwegs. Auf dem jetzt noch gut sichtbaren Trail zum Cherokee Arch, der am gleichen Parkplatz wie der zum Princess Arch beginnt, lauert eine Schildkröte. Aber sie ist einfach zu langsam, um uns die Insekten vom Leib zu halten. Und dann verliert sich der Weg, er wird zum Pfad und der endet im Nichts. Na gut, dann versuchen wir es querfeldein und halten uns exakt an die GPS-Daten. Die Büsche werden immer dichter und es ist kaum mehr auszumachen, ob die inzwischen klitschnasse Kleidung vom Schweiß oder vom übrig gebliebenen Regen stammt. Eine Machete bräuchte man. Wir kämpfen uns aber brav weiter durch und dort, wo der Steinbogen sein soll, geht es nun noch zapfig in einen Canyon hinunter. Ich scoute alleine und genau am Ziel-Wegpunkt ist alles andere, nur kein Arch. Eineinhalb Stunden erfolgloses jagen, - tja, soll vorkommen.

Wir fahren zurück zum Highway 715 und besuchen die Fenster des Engels. Ja ist denn heut schon Weihnachten? Der kurze Weg, wunderbar erkennbar, führt uns an einer Felswand entlang zu einem Doppelarch, den Angel Windows. Der Engel lässt seine Flügel ganz schön hängen, aber der kleine Steinbogen ist nett. Das ist mal kein Gigant.

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Als wir gestern den Heimweg antraten, haben wir ein Schild Whistling Arch gesehen. Er stand zwar nie auf unserem Plan, aber wenn man schon hier ist und etwas Zeit hat, dann geht ein echter Arch Hunter das auch an. Mitten in den Wäldern des Daniel Boone National Forest quält sich die rabenschwarze Schlange auf einen Baum. Darunter stehen zwei Menschen, die das Schauspiel beobachten. Good morning! Wir stellen uns dazu, denn wir sind auch neugierig. Man kommt ins Gespräch und es war wohl ihnen als auch uns klar, dass wir keine Amerikaner sind. Er erzählt, dass seine Frau die Schlange fast zertreten hätte - Brille vergessen! Und irgendwann habe ich dann doch gefragt und die Antwort war: "Remscheid, muss man aber nicht kennen". "Aber natürlich kennt man Remscheid!" Nein, wir sind keine Lügner, wir wollten nur nett sein. Wenig weiter, am Rande eines großen Felsens, der am Abhang zum Parched Corn Creek steht, hat sich ein Loch gebildet, das ziemlich rund ist. Wenn der Wind aus dem Canyon pfeift, pfeift auch das Loch. Es pfeift sozusagen aus dem letzten Loch.

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Der Swift Camp Creek hat eine schmale, aber tiefe Furche in der Erde hinterlassen und die Rock Bridge Road führt bis zu einem Parkplatz an der Kante dieses Canyons. Gute drei Meilen geht es ungeteert, aber flott dort hin. Der Trail No. 207 führt uns durch einen Urwald, teilweise über Treppen hinunter zum Creek. Der Weg ist sogar oft geteert. Trotz der touristischen Voraussetzungen sind wir alleine, nur der Ruf der Tiere hallt aus dem Dschungel. Doch plötzlich liegen im Wald Zelte, ja sie liegen, Rucksäcke und sonstige Utensilien von Backpackern. Die hat es wohl heute Nacht weggeschwemmt. Als wir kurz danach an einen kleinen Sandstrand kommen, ja der gelbe Sand sieht mitten im nicht enden wollenden grünen Wald ungewöhnlich aus, sehen wir, dass die Familie trotz der nächtlichen Flut wohlauf ist. Die Kinder haben die höchste Freude an dem Wasserfall, am Strand und am Flusslauf. Kurze Zeit später sind wir in Venedig. Die Rock Bridge sieht wie die Rialtobrücke aus. Sie überspannt den Swift Camp Creek, der hier ruhig wie ein See in seinem Bett liegt. Schön ist es hier. Nach knapp 1,5 Meilen Rundweg ohne Pannen und Hindernisse sind wir wieder am Auto.

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Es ist erst 14 Uhr und wir beschließen noch eine Wanderung zu machen. Die Twin Nada Arches liegen am Moreland Branch und das erste Mal haben wir gleich die Einfahrt verpasst, die zwischen den Häusern nach links in die Wild Cat Ridge führt. Eine halbe Meile weiter endet die Straße an einem Elektrogenerator. Wir wenden und nehmen nach wenigen Metern eine Einfahrt. Unmittelbar daneben befindet sich in Archrichtung eine Schranke: privates Land. Ich quäle mich mit den Flip-Flops an der Sperrung vorbei und steige hoch. Es sind nur rund 50 Meter bis zum Nada East Twin Arch. Die Ridge, die auf ihm draufsitzt ist rund 10 Meter hoch, aber der Durchbruch reicht, um erhobenen Hauptes auf die andere Seite zu kommen.

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Auf der Heimfahrt blitzt ganz kurz die Sonne durch, ansonsten war es den ganzen Tag bewölkt. Aber zum Wandern war 's wirklich angenehm. Und nun wollen wir mal nach den Angaben in der Empfehlung des Hotels den besten Italiener von Winchester besuchen. Ich freue mich auf eine schöne Vorspeise, vielleicht dann Fisch und eine Flasche Wein dazu. Das ist ein würdiger Abschluss des Wandertages. Als wir ankommen, kommen auch die Zweifel und als wir das Lokal betreten wird klar, dass der Wunsch Vater des Gedankens war. Die Bude erzeugt den Charme der Kantine einer Autowerkstatt. Und als wir gefragt werden, ob Buffet oder nach Karte reicht es mir eigentlich schon. Das Buffet, eine ganz besondere Art der Speisenpräsentation! Ich hasse Buffets, denn ich weigere mich für durchmischtes Essen zu bezahlen und es mir dann auch noch selbst zu holen. Also Karte, aber bitte zuerst die Weinkarte. Und wieder: Sprite! Dann aber auch gleich Buffet. Pizza, Pizza, Pizza, Nudeln, Nudeln, Nudeln, Salat, Salat Salat; wirklich der beste Italiener von Winchester, vermutlich von ganz Kentucky, was sage ich, des ganzen Landes.

Dienstag
Heute scheint wieder die Sonne und wir brechen zu unseren letzten Hikes dieses Urlaubes auf. Erneut geht es in die Red River Gorge, wir passieren den Nada Tunnel und stehen bald auf dem Parkplatz, an dem der Bison Trail (No. 210) beginnt. White Diamond Blazed, also mit weißen Diamanten, wir würden Raute dazu sagen, gekennzeichnet, führt der Weg am Gladie Creek entlang. Die Steigungen halten sich noch in Grenzen, aber es geht immer wieder bergab und bergauf. Nach einer Weile treffen wir auf den Sheltowee Trace Trail, ein Fernwanderweg, der 282 Meilen durch Kentucky und Tennessee führt. Durch den Sorgent Branch geht es nun stetig bergauf und als wir das Ende des Astes erreicht haben, windet sich der Weg zu einer massiven Felswand hoch. Immer an der Wand entlang und dann die letzten Höhenmeter über Treppen, geht es zum Indian Arch. Eine dreiviertel Stunde hat es bis hierher gebraucht. Der sehr schöne Steinbogen erhält sich seine gelb-braunen Farben an der Innenseite, indem immer wieder Gesteinsschichten abblättern. Verdreht spannt sich der Arch hinunter in einen ungefähr 10 Meter hohen Absatz.

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Einen hätten wir noch, aber der Hopewell Arch bleibt leider unsichtbar, trotzdem das GPS-Datum genau erreicht wurde. Obwohl wir schweißgebadet eine Ridge weiter absuchten, war es ein sogenannter Schneidergang. So, jetzt aber! Genug gearcht und gewandert. Nach insgesamt 74 Wanderungen quer über den Kontinent ist Schluss. Wir fahren nach Lexington. Nettes Örtchen, hübsche Lokale am Broadway und in der Main Street. Hotels, ein paar Hochhäuser, alte Bauten, - die "Pferdehauptstadt der Welt" ist die zweitgrößte Stadt Kentuckys. Unser Flip-Flop-geeigneter Stadtspaziergang bei herrlichem Sonnenschein tut gut und ist die notwendige Abwechslung nach den vielen Hikes in der grünen Hölle von Kentucky.

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Wir haben gelernt und nachdem wir kein gutes Lokal in Winchester erwarten können, landen wir wieder im Applebee's. Das Auto muss gewaschen werden, denn wir werden im letzten Abschnitt unserer Reise noch einen kleinen Städteurlaub machen. Aus ist 's mit der Natur und so wandern die Wandersocken und Bergstiefel in luftdicht verschlossene Plastiktüten.

Mittwoch
Abschlußstädteurlaub! Ja, darauf freuen wir uns jetzt. Ein Wermutstropfen jedoch bleibt: die nächste große und schöne Stadt liegt gut 900 Meilen, das sind immerhin 1.450 Kilometer, weiter östlich. Das ist für uns aber keine Überraschung, also auf nach Boston!

Unsere Autosightseeingtour beginnt auf der Interstate 64, die hier der berühmte Purple Heart Trail ist: As you travel the Purple Heart Trails, please take a moment to remember the sacrifices that have been paid for our nation’s freedom. Das machen wir sicher nicht, sondern erreichen nach 95 Meilen West Virginia, das wir komplett durchqueren. Das nordwestliche Eck von Maryland kassieren wir ebenfalls und dann nach Pennsylvania. In dem Staat, in dem wir die erste der 86 Übernachtungen gemacht haben, liegt Harrisburg. Das Harrisburg, in dem im März 1979 der schwerste Atomunfall der USA auf dem Three Mile Island Kraftwerk stattfand. Wir fahren in einen Vorort, Carlisle. Noch nie gehört? Wir vorher auch nicht. Aber das Hampton Inn liegt ziemlich an der Autobahn und ist damit ein guter Ausgangspunkt für morgen. Nach 8,5 Stunden für 504 Meilen checken wir ein.

Hinter dem Historic District von Carlisle, der im übrigen sehr schön ist, hilft uns der Walmart mit ein paar notwendigen Dingen aus und zum Abendessen fahren wir ins Longhorn Steakhouse. Das Essen war wirklich sehr gut.

Donnerstag
Es geht in einem südlichen Bogen um Harrisburg herum, über den Susquehanna River zur Interstate 81 und weiter auf der I-78. Bei Easton kommen wir über den Delaware River nach New Jersey. Als wir bereits auf der Interstate 95 und dem New Jersey Turnpike nach Norden unterwegs sind, taucht rechts die Skyline von New York auf. Sie begleitet uns einige Zeit und irgendwie wird uns jetzt bewusst, dass wir wieder am Atlantik gelandet sind. Coast to Coast - Teil 2. Bisher sind wir zügig vorangekommen, an der George Washington Bridge ist jedoch Schluss. Der allseits präsente Stau auch am nördlichen Ende von New York City kostet uns rund 20 Minuten. Wir sind im Staat New York und es geht weiter nach Norden. Die New Yorker fahren wie die Henker, das ist schön. Über den Byron River erreichen wir dann Connecticut. Und als wir bei Hartford auf die Interstate 84 fahren, ist es nicht mehr weit bis Massachusetts. Mir fällt da immer der Klaviersketch von Loriot ein. Ein Geschenk, ein Geschenk!

Boston erwartet uns nach 409 Meilen bei strahlendem Sonnenschein und 93 Grad. Das Nine Zero ist ein tolles Hotel und wir haben zudem das Glück, im obersten Stock (19) ein Zimmer zu bekommen. Der erste Blick über den Boston Common und den Charles River verspricht eine schöne Zeit.

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Nach dem sehr guten Essen im Oceanaire Seafood Room sind wir nochmal auf die Piste, um erste Eindrücke von Boston zu ergattern. Schließlich waren wir schon 10 Jahre nicht mehr hier.

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Freitag
Das Einzige, was diesem Zimmer fehlt, ist eine Kaffeemaschine, ansonsten ist der Service sehr gut, was man natürlich auch von so einem Hotel erwarten kann. Wir marschieren zum Boston Common, dem angeblich ältesten öffentlichen Park (1634) der Welt (oder der USA oder der Ostküste, who knows). Ursprünglich gehörte das Land William Blackstone, dem ersten Siedler (1622), der das Land an Governor Winthrope verkaufte. 1830 wurde es dann verboten, dass Kühe im Boston Common weiden und so war der Weg frei, um den Stadtpark zu etablieren. Heute ist der Boston Common nicht weniger als das Herz von Boston. Auf alle Fälle beginnt hier auf der Seite der Tremont Street der Freedom Trail. Am Visitor-Center startet der Trail! Er ist nicht zu verfehlen, unübersehbar ist die rote Markierung auf den Wegen. Geschichte gefällig? Auf geht 's, die Revolution beginnt!

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They were brave.....
Farmers and tradesmen, mothers and slaves. They were daring. daring enough to raise arms against an empire. Bold enough to fight a royal army on the fields and farms and muddy streets of Colonial Boston. They were rebels whose hearts were ignited by the spark of liberty. Revolutionary thinkers who stood steadfast against the tyranny of an unjust crown. They were America’s first patriots and they would not surrender freedom.
The Freedom Trail tells their story. It is the story of America. The Trail is more than bricks arid buildings. It is more than words painstakingly inscribed on ancient, yellowed scrolls. It is the life and breath and voice of a people who declared their independence and built their country on the solid principles of democracy.
Walk The Freedom Trail. Step by step, you will discover the dramatic history of this country’s birth. The sites along The Freedom Trail are not re-creations or adaptations. They are real. Each has its own special role in the beginning of a nation. Listen as you travel. You will hear the stories. You will find your own.
As The Freedom Trail weaves its way through Boston’s proud past, it will lead you to the vitality and abundant energy of the city today. One that resounds with bustling commerce, cultural diversity, theater, art, fine cuisine and intellectual inquiry. Boston’s vibrant character echoes the spirit of those early patriots. They are the soul of Boston. And The Freedom Trail is its heart.

Quer durch den Park geht es zur ersten Station, dem State House. Es wurde von Charles Bulfinch entworfen und am 11.1.1798 fertig gestellt. Heute ist das mit seiner goldenen Kuppel unübersehbare State House das älteste Haus am Beacon Hill und der Sitz des Parlaments von Massachusetts. Besucher können die Hall of Flags und die Kammern (House and Senate) anschauen und einiges über die Geschichte sowie die Gesetze erfahren. Wer es sich antun will: Beacon Street: Montag mit Samstag von 10 bis 15.30 Uhr, Führung alle 45 Minuten.

Den Hügel, den wir zum State House erklommen haben, gehen wir nun brav wieder runter zur Park Street Church. 1809 gegründet, war sie mit ihrem 217-Fuss hohen Turm lange das einzige Wahrzeichen Bostons, das bereits von weitem gesehen werden konnte. Unter anderen historischen Ereignissen, waren es insbesondere die Anti-Sklaven-Reden Anfang des 19. Jahrhunderts, die diese Stätte berühmt machte. Von Mitte Juni bis einschließlich August werden Touren angeboten.

Nach ein paar Metern auf der Tremont Street kommen wir zum Granary Burying Ground, einem Friedhof. Alles andere als im Lot sind die Schiefertafeln, die als Grabsteine dienen. Interessant sind die ägyptischen Ornamente, die die Schiefertafeln zieren und uns in Boston immer wieder begegnen. Hier liegen viele Revolutionäre begraben: Samuel Adams (ist das nicht ein Bier?), Peter Faneuil, Paul Revere, John Hancock. Der Friedhof ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, im Winter bis 15 Uhr.

Weiter geht es zur King 's Chapel, die 1688 auf dem städtischen Friedhof errichtet wurde, da niemand dem königlichen Governor ein vernünftiges Grundstück für seine nicht puritanische Kirche verkaufen wollte. 1749 wurde der erste amerikanische Architekt, Peter Harrison, angeheuert, um eine echte englische Kirche daraus zu machen. Direkt neben der Kirche liegt der Friedhof, King 's Chapel Burying Ground. Als wir der School Street folgen kommt links das alte Rathaus. Im Hof davor steht eine Statue von Benjamin Franklin. Sie ist die erste Portrait-Statue, die in den USA errichtet wurde. Wir gehen ins alte Rathaus, von innen ist es schön anzuschauen. Ganz früher stand hier die erste öffentliche Schule, die Boston Latin School (1635).

Nächste Station: The Old Corner Bookstore Building. Thomas Crease erbaute dieses Haus 1718 an der Ecke von School und Washington Street für seine Apotheke und als Wohnhaus. Als Bookstore wurde das Haus 1832 bekannt, als das Ticknor und Fields Publishing House einzog. Berühmte Schriftsteller wie Charles Dickens, Ralph Waldo Emerson, Herny Wadsworth Longfellow und Henry David Thoreau gingen ein und aus. Toll gell. Aber es geht weiter!

Das Old South Meeting House, 1729 erbaut, war das höchste Gebäude in Boston. Während der Amerikanischen Revolution versammelten sich hier die Menschen, um gegen die britischen Gesetze, gegen Steuern und das Boston Massaker zu demonstrieren. Den Höhepunkt bildete die Demonstration am 16.12.1773, als 5.000 ärgerliche Kolonisten kamen, um gegen die Teesteuer zu wettern und mit der Boston Tea Party die Revolution starteten.

Nun sind wir am Old State House, erbaut 1713. Es war das Hauptquartier der britischen Regierung. Das Haus war Markt, Börse, Versammlungsplatz und das Symbol der königlichen Autorität. Dieses Haus spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte der Revolution, vom Boston Massaker in 1770 bis zur Lesung der Declaration of Independence auf dem Balkon in 1776. Ein Ring aus Pflastersteinen markiert die Boston Massacre Site, die heute eine Verkehrsinsel ist. Fünf Männer wurden hier am 5.3.1770 ermordet. Dabei war Crispus Attacks, der erste Schwarze, der in der Revolution starb (immer noch nicht genug? - Finger weg vom Mausrad!).

The Cradle of Liberty, also die Wiege der Freiheit: Faneuil Hall. Sie war Treffpunkt für viele feurige Meetings. 1742 von Peter Faneuil erbaut und als Geschenk an die Stadt Boston übergeben, war das Haus über 250 Jahre ein öffentlicher Treffpunkt. Auch hier protestierten die Einwohner von Boston gegen die britischen Steuer-Gesetze von 1760. Diese Proteste führten eventuell zur Amerikanischen Revolution. Das Haus ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Wir sind inzwischen mitten im Quincy Market gelandet. Markthallen, Geschäfte, Restaurants, buntes Treiben. Durst - Hunger! Ceasars Salad, Fish and Chips, Heineken und Sprite in der Oyster Bar. Yes! Das Essen hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber es ist halt nicht so wie bei uns. Wenn Sie nur etwas trinken wollen, dann halt nur an der Bar. Im Freien an einem Tisch sitzen geht in der Regel nur mit Essen. Bestenfalls ernten Sie ernste, böse Blicke, - wenn Sie nur etwas trinken meine ich. Es gibt leider auch keine Zwischenzeiten, denn die Amis (fr)essen ja den ganzen Tag und so sehen die Meisten auch aus.

So gestärkt bewegen wir uns Richtung North End, das Little Italy von Boston. Neben vielen italienischen Restaurants steht hier das Paul Revere House. Es wurde 1680 erbaut und ist damit das älteste Gebäude in Downtown Boston. Weiter in North End und endlich italienischer, guter Kaffee. Leider war es ziemlich heiß, so dass der Kaffee nicht unbedingt das richtige Getränk war ... Aber lieber ein paar Schweißperlen auf der Stirn, als guten Kaffee in den USA versäumt.

Bereits in Sichtweite, die Old North Church, erbaut 1723. Sie ist die älteste Kirche in Boston. Was um Himmels Willen ist ein Küster? Auf alle Fälle hat der Küster dieser Kirche, ein gewisser Robert Newman, am 8.4.1775 zwei Laternen aufgestellt, um Paul Revere und andere über britische Truppenbewegungen zu warnen. So ganz nebenbei war dies die Initialzündung für den War of Independence, den Unabhängigkeitskrieg.

An der Hull Street liegt der Copp's Hill Burying Ground, also ein weiterer Friedhof. Hier ruhen berühmte Personen aus North End. Außerdem sind hier tausende von freien Schwarzen, die in der so genannten New Guinea Community lebten, begraben. Das Land wurde der Stadt von der Copp-Familie übergeben, daher der Name - aha! Aufgrund der Höhenlage des Friedhofs auf einem Hügel mit guter Übersicht, nutzten die Briten diesen Fleck Erde, um ihre Kanonen während der Schlacht von Bunker Hill zu positionieren.

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Über die Washington Street Bridge geht es nach Charlestown. Hier liegt die USS Constitution auf dem Charlestown Navy Yard. Das alte Kriegssegelschiff ist schön anzuschauen. Ihre erste Mission gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte sie in die karibische See, um gegen die Franzosen zu kämpfen. Im Krieg von 1812 besiegte sie die HMS Guerriere. Da die Seiten des Schiffes aus dickem Eichenholz, das stark wie Eisen ist, sind, hat sie den Beinamen Old Ironside. Das Schiff kann auch besichtigt werden, es ist täglich von 9.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Leider waren vor uns endlose Schlangen, Schulklassen, so dass es mit dem Blick von außen getan war. Im Übrigen liegt hier noch ein Schlachtschiff, das ebenfalls besichtigt werden kann. Ein guter Tipp zuletzt: Gehen Sie bis zum Ende des Piers. Von dort hatten wir einen tollen Blick über die Skyline von Boston.

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Sie haben es fast geschafft, der Freedom Trail nähert sich seinem Ende. Aber dieses Ende ist anstrengend und heißt Bunker Hill. Und schon hecheln wir den Hügel, oder ist es gar ein Berg, hinauf. Don't fire until you see the whites of their eyes! Also nicht feuern bevor das Weiße in den Augen nicht erkennbar ist. Diese legendäre Anweisung erfolgte am 17.6.1775 in der Schlacht von Bunker Hill, der ersten offiziellen Schlacht der amerikanischen Revolution gegen die Engländer. Ein 221-Fuß hoher Obelisk markiert den Ort. Wir sind ihn hoch gestiegen - puh, bei dieser Hitze und nach diesem Fußmarsch. Das war sie nun, eine historische Reise durch die Revolution, alles in allem rund 6 Stunden. Aber toll!

Jetzt geht es zurück zum Hotel, wir brauchen ein wenig Ruhe. Schnell noch dem Concierge einen Auftrag gegeben, wir wollen ins Lucca heute Abend, und dann ein wenig Gemütlichkeit auf dem Zimmer. Die Ruhe währt aber nicht lange, denn wir stellen fest, dass unser Urlaub praktisch täglich "ausgebucht" war bzw. ist. Es blieb nicht einmal Zeit, um zu joggen. Und in 14 Wochen beginnt der Marathon. Also, umziehen und wieder raus, um ein kleines Läufchen zu machen; es hat ja nur 93 Grad. Ungewohnt bewegen wir uns laufend vorwärts. Es geht durch den Boston Common und dann runter zum Charles River. Es ist anstrengend und heiß. Wandern ist halt doch was anderes als Lauftraining. Aber es tut gut!

Das Abendessen im Lucca war nicht schlecht und der Flowers Chardonnay zog dank der sportlichen Aktivitäten gut durch den Körper.

Samstag
Heute früh mache ich mich auf den Weg ins Hotelrestaurant, wo es umsonst Kaffee gibt. So hat der frühe Morgen einen Sinn und wir können uns auf zum Prudential Center machen. Das Oberservation Deck ist offen und es ist noch nichts los. Wunderbar sind die Eindrücke und Blicke über Boston, die Suburbs und die kleinen vorgelagerten Inseln. Man erkennt an vielen Häuserreihen den englischen Ursprung, London sieht von oben partiell auch so aus.

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Neben der Christian Science Church ist das Mapparium, ein dreidimensionaler Eindruck des Globus' von 1935. Der Globus aus Glas ist riesig, drei Stockwerke hoch, und mitten drin eine Brücke, auf der wir Besucher nun andächtig stehen. Nicht nur die Akustik ist unglaublich. Ein Planetarium, aber nicht der Galaxie, sondern von den Kontinenten und deren Einteilung. Das Erlebnis ist einzigartig und die 6 Dollar Eintritt allemal wert. Fotos sind leider nicht erlaubt und rein kommt man nur mit einer Führung. Guido ist unser Guide. Trotz der fast 10 Meter langen Brücke und einem gewaltigem Volumen ist jedes Wort von jedem zu verstehen, ganz egal, wie weit er von einem weg war. Das würde die Kommunikation zwischen Frauen unheimlich erleichtern, denke ich so bei mir, und behalte es für mich.

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Wir ziehen weiter zum Charles River und gehen über die Harvard Bridge hinüber nach Cambridge. Das MIT, Massachusetts Institute of Technology, ist allgegenwärtig. Diese Denkschmiede hat die Dimension einer kleinen Stadt. Ein Segelclub darf auch nicht fehlen und so schippern etliche Boote mit der Aufschrift MIT über den Fluss. Ein nicht enden wollender Weg ist es bis zum Zentrum von Cambridge, in dem die Harvard Universität mit seinen alten englischen Häusern steht. Wir gehen rein und verschnaufen auf einer Treppe zu einer Studentenwohnung. Eine Insel der Ruhe ist es jedoch nicht, denn an allen Ecken und Enden der dazwischen liegenden Parks werden Reden geschwungen oder Vorführungen veranstaltet. Es ist aber schön, dem Treiben zuzusehen. Die Füße schmerzen inzwischen und an den langen Rückweg wollen wir nicht denken. Ein Taxi ist unsere Rettung.

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Wir waren heute zu faul, zum Abendessen nochmal loszuziehen. Unsere Essensheimat ist das Hotelrestaurant KO Prime, ein Steakhaus. Alles war wunderbar - N8!

Sonntag
Unsere letzte Autofahrt wartet und es ist Zeit, eine kleine Rezension über den Chevrolet Traverse in Angriff zu nehmen. Er ist kein Leistungswunder und für echte Offroadfahrten völlig ungeeignet, da sein vorderer Spoiler zu dicht über dem Boden endet. Dirtroads meistert er problemlos, so lange keine höheren Steinstufen oder andere Hindernisse auf dem Weg liegen. Und er hat uns 17.921 Meilen gut durch 36 Staaten gebracht. Für die Größe und Geräumigkeit war der Benzinverbrauch sehr gering. Nun gut, auf nach Newark International.

Die Interstates 90 und 84 bringen uns nach Connecticut und irgendwann sind wir wieder auf der George Washington Bridge und kommen nach New Jersey. Wir haben heute Glück, ein Stau bleibt aus. Als sich der Tower des Flughafens von Newark bereits in unser Gesichtsfeld schiebt, suchen wir eine Tanke. Steffi, wie sieht es aus? Die Alternativen sind rar und die Irrwege wären ohne Navigationsgerät vermutlich kaum zu beherrschen. Der Empfang bei Hertz ist nahezu herzlich und wie die letzten Jahre immer, steht jemand bereit, um uns zum Ankunftsgebäude zu fahren. Also nicht auspacken, sondern gleich los. Raus aus dem Auto rein ins Taxi, manchmal ist das Leben einfach, aber bald werden wir um dieses Leben fürchten.

Die Ägypter sind die letzten Jahre revolutionserprobt und vielleicht war es diese Einstellung, die uns Angst machen sollte und dann auch tat. Dass man in einer Baustelle, in der 45 Speedlimit angeschlagen ist, 80 Meilen pro Stunde fährt, finde ich persönlich noch akzeptabel. Aber bei dieser Geschwindigkeit dem Vordermann auf maximal 15 Zentimeter aufzufahren, um nach einem blitzartigen Blick in den rechten Aussenspiegel die Karre nach rechts zu ziehen und mit knapp 100 zu überholen, treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Die Lage beruhigt sich kurzzeitig vor dem Lincoln Tunnel, denn da war 7-spuriger Stau. Wir kommen von ganz rechts, aber das ist keine gute Spur, denn dort fahren Busse. Nicht akzeptabel für unseren ägyptischen Freund. Mit einem Lächeln und viel Gehupe quert er 6 Spuren und zwar durch die Baustelle, vorbei an den rot-weißen Absperrhütchen. Triumphierend nimmt er wieder Fahrt auf, als es im Tunnel voran geht. Will der den Vorderen durch die Röhre schieben? Ich schau jetzt einfach nicht mehr hin. Trotz der Kälte im Wagen, die Klimaanlage läuft selbst für amerikanische Verhältnisse überzogen, ist uns ziemlich heiß und als wir endlich vor dem Mela Hotel aussteigen, ist kaum ein Unterschied zu den fast 100 Grad Häuserschluchtentemperatur zu spüren.

Das Mela Hotel ist nett und klein. Aber noch kleiner ist unser Zimmer. Eigentlich eine Unverschämtheit. Seit Jahren habe ich nicht mehr Voucherzimmer gebucht. Weiß der Teufel, was mich geritten hat. Also runter zur Rezeption - sorry, we are full! Wir nutzen den "Kofferraum" des Hotels, aber der verbleibende Teil unseres Gepäcks geht irgendwie immer im Weg um.

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Das bunte und hektische Treiben am Time Square ist immer wieder ein Genuss. Alles steht Kopf. Wir sind drei Jahre nicht mehr hier gewesen und 2009 war es ein Marathon-Urlaub, der weder große Spaziergänge, noch sonstige Annehmlichkeiten erlaubte. Also erholen wir uns jetzt erst einmal und trinken ein Bier an der Bar des Hard Rock Cafés. Man denkt man ist zuhause, die deutsche Sprache ist allgegenwärtig. Gut erholt machen wir uns ins Bistro Saju zum Abendessen auf. Gutes Futter und dann zum Abschluss in die Blue Bar.

Montag
Trotz des schmalen Bettes haben wir gut geschlafen, vielleicht war es auch der Wein, dann im Café "Un Deux Trois" wunderbar gefrühstückt und 1-2-3 sind wir bereit, um durch die Schluchten dieser Stadt zu wandern.

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Wir machen uns auf in die 5th Avenue, schlendern an den Schaufenstern vorbei, besuchen das Palace Hotel, um die Erinnerungen an den NYC Marathon etwas aufzufrischen und landen dann im Rockefeller Center. Top of the Rock, nichts wie hinauf. Aber so schnell geht es dann nicht, denn obwohl sich der Ansturm in Grenzen hält, ist Blockabfertigung. Also noch eine Zigarettenrunde! Entgegen dem Empire, arbeiten sie hier mit Glasscheiben. Ich freue mich trotzdem, der Foto liegt im Hotel. Manhattan zieht sich nach Süden und von hinten winkt die Freiheitsstatue. So oft gesehen und doch wieder faszinierend. Nach Norden die grüne Schachtel, die den Deckel zwischen den Hochhäusern geöffnet hat. Wie gezirkelt grenzt sich der Central Park von den umliegenden Wolkenkratzern ab. Das Leben ist inzwischen im Park, aber auch auf den Straßen erwacht.

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Wir laufen über die Upper Westside zum Riverside Park am Hudson River. Es ist schön hier, fast idyllisch, was ja in diesem Hexenkessel eher die Ausnahme ist. Der Blick schweift über den Fluss hinüber nach Newark, an dessen südlicher Spitze auch der Versuch zu beobachten ist, etwas Hohes zu bauen.

Die U-Bahn bringt uns nach Chelsea und in die 18. Straße zum Chelsea Market. Ein altes Gebäude voll mit kleinen Restaurants und leckeren Meeresfrüchten. Der Magen knurrt, aber wir widerstehen. Chelsea ist einer der schönsten Bezirke von Manhattan, finden wir zumindest. Wir gehen durch die Straßen, beobachten die Menschen und die Architektur. Über den Union Square kommen wir zum Ende unseres Rundgangs. Wir sind im kleinen, schnuckligen Bryant Park und reservieren für das Abendessen im gleichnamigen Grill.

Körper gepflegt, etwas Luft geholt und dann ein Bier im Bistro neben dem Hotel. Dazu Oliven und Chips, die 7 Wanderstunden sind kaum mehr in den Beinen zu spüren. Das Essen im Grill war lecker, aber nicht gerade billig. Aber das kann man sich in New York City sowieso abschminken.

Dienstag
Wir marschieren zum Washington Square und vermissen erneut den Blick durch das Tor auf das World Trade Center. Es ist nicht zu vermeiden, dass man an das Ereignis denkt, obwohl das nun schon weit über 10 Jahre her ist. Alles ist bei den meisten, so denke ich, so präsent wie am 9.11.2001, als vermutlich jeder am Fernseher hing und die unfassbaren, ja fast surrealen Ereignisse beoachtete. Wir sind nun am Ground Zero und besorgen uns am Visitor Center die Karten. Nach wie vor wird nur um eine Spende gebeten, der Eintritt war, ist und bleibt kostenlos.

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Das One World Trade Center, früher als Freedom Tower bekannt, ragt in den Himmel. Einige Verkleidungteile müssen noch montiert werden, aber bald wird die Aussenansicht diese Megastadt überstrahlen. 2013 rechnet man mit der Fertigstellung. Die beiden Brunnen, die an den Stellen des ehemaligen Nord- und des Südtowers stehen, symbolisieren die zusammenfallenden Türme. Unseres Erachtens eine sehr gelungene Gedenkstätte und Spiegelung der Ereignisse.

Die Wallstreet vernichtet wohl gerade etwas an Unternehmenswerten und wir schlendern im strahlenden Sonnenschein ohne Gedanken an irgendwelche Depots vorbei. Monika hat etwas für uns neues ausgegraben, das IKEA Water Taxi. Kostenlos bringt es die einkaufswütigen Elche, oder sind es Hirschen, zum gelb-blauen Möbelmarkt. Also kostenlos war schon mal nicht mehr, 5 Dollar, aber die hätten sie uns bei einem Einkauf angerechnet. Nachdem das Billy aber wirklich nicht mehr in unsere Koffer passt, - geschenkt! Was noch viel schlimmer ist, wir befinden uns sehr, sehr, sehr südlich an der Upper New York Bay in Brooklyn. Relativ relaxt meint Monika, dass der Plan ist, am East River entlang wieder heim zu gehen. Wie weit? Keine Ahnung! Karte? Keine Ahnung? Wir gehen los. Vorbei an Garagen, Lagerhäusern, etwas abseits vom Trubel, ganz nett, vielleicht aber auch nicht ganz ungefährlich. Am Gowanus Expressway stehen wir vor dem Problem der Querung. Amerika ist einfach nicht für uns Fußgänger gebaut. Aber ein Polizeirevier gibt doppelte Sicherheit und wir finden den wunderbaren Weg am Fluss entlang sofort. Immer weiter, nur nicht schlapp machen. Ein indischer Kleinladen ist unsere Rettung. Eistee! Die Tochter muss die Mutter anrufen, weil sie den Preis nicht kennt. Vermutlich hat sie ihr gesagt, dass wir nicht verarmt aussehen. Entsprechend gestaltete sich der Preis. Wir hätten noch mehr bezahlt, der Durst war übermächtig.

Es war ein interessanter, allerdings auch nicht unanstrengender Weg bis zur Brooklyn Heights Promenade. Die Aussicht von hier ist fast unbeschreiblich. Von der Südspitze bis hoch in den Norden reihen sich die Wolkenkratzer und bilden die unvergleichliche Skyline. Midtown, dort wo Little Italy seine nördlichen Grenzen hat, hat sie eine Delle, da die Häuser wegen des weicheren Untergrunds nicht so hoch gebaut werden können. Aber hier wird aber nur Anlauf genommen, bis sich das Ganze mit dem Empire State und dem wunderschönen Chrysler Building zuspitzt. Die Brooklyn und die Manhattan Brücke bilden die Adern zum östlichen New York. Bänke laden zum Verweilen ein, nur die heiße Sonne ist etwas lästig, denn es hat selbst am Spätnachmittag noch fast 100 Grad. Genug gestaunt, wir quälen uns den Berg vom Ufer hoch in das Herz von Brooklyn und nehmen von der Henry Street die U-Bahn bis zur Penn Station. Im Macy's müssen noch ein paar wirklich notwendige Dinge her.

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Nach erneut 7 Stunden kommen wir ziemlich fertig in unserem Minizimmer an. Die Dusche tut gut und das Bier an der Bar kühlt von innen. Als wir 2009 den NYC-Marathon überstanden haben, bot es sich abends dank der Unfähigkeit sich weiter zu bewegen an, neben dem Hotel zu essen. Und auch heute in unserer letzten Nacht auf us-amerikanischem Boden, gehen wir ins Maloney's. Nur der Espresso ... wir sollten es einfach lassen. Ein schöner Abend nach einer tollen Reise, wir haben es genossen und freuen uns jetzt auf zuhause. Vielleicht aber auch nicht.

Mittwoch
Während des Frühstücks begann es auf der Straße aus einem Gulli zu rauchen. Das ist für New York nichts außergewöhnliches, aber der Gestank zog ins Lokal und es war unzweifelhaft kein Wasserdampf, sondern brennendes Plastik. Ein weiteres leuchtendes Beispiel des Organisationstalents der Amerikaner beginnt. Es dauert nicht lange, bis 10, in Worten zehn, Firefighter in den Gulli starren. Einer leuchtet mit der Taschenlampe nach unten. Aber mehr passiert nicht und die Tatütata rücken wieder ein. Die Elektronik spinnt beim Bezahlen des Frühstücks, es raucht weiter. Wir gehen eine Stunde spazieren und dann waren wieder Autoritäten vor Ort. Jetzt haben sie die Straße gesperrt und wenigsten ist das Gitter vom Gulli entfernt. Die Stromwerke rücken an und es dauert eine weitere Stunde, bis der Rauch endlich der Vergangenheit angehört.

Houston, wir haben ein Problem. Wenn die Straße gesperrt ist, wie soll uns dann der bestellte Limoservice erreichen. Es tut sich nichts und als es bereits 5 Minuten nach dem vereinbarten Treffpunkt war, frage ich im Hotel nach. Der Fahrer steht in einer Parallelstraße und wartet und wir wuchten unsere drei Koffer und eine überdimensionale, vollgestopfte Sporttasche durch ein Parkhaus. Abkürzung! Schon wieder durchgeschwitzt. Aber in dem schwarzen Suburban ist es kühl und der Fahrer versprüht im Gegensatz zu unserem ägyptischen Freund eine absolute Ruhe.

Die Schalter der Lufthansa sind geöffnet und wir können endlich alles loswerden. Ab in die Lounge, alle Einkäufe sind erledigt und nun geht es zu Ende. Nach der Vorspeise haben wir uns abgelegt, aber leider gab es nach 4 Stunden schon Frühstück. Der Rückflug von der Ostküste ist praktisch nicht Business-Class-geeignet. Zu kurzer Schlaf.

Epilog
Das Fazit dieser langen Reise fällt kurz aus: Das waren 85 Tage voller Erlebnisse, eine tolle Zeit, wir hatten Traumwetter - es war einfach wunderschön!

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Monika Zehrer    Fritz Zehrer