USA Reisen
USA Travel
Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012] - Teil 1
Reisestationen
Ziel | Nächte | Meilen | km | Zeit | Hotel | Stars |
Newark | 0 | 0 | 0 | 00:00 | ||
Philadelphia | 2 | 86 | 138 | 01:29 | Best Western Center City Hotel | ** |
Washington, DC | 2 | 253 | 407 | 04:18 | Hotel Capitol Skyline | *** |
Front Royal | 2 | 126 | 203 | 02:41 | Super 8 | ** |
Waynesboro | 2 | 97 | 156 | 02:10 | Super 8 | ** |
Gatlinburg | 2 | 348 | 560 | 05:40 | Hampton Inn | *** |
Atlanta | 1 | 194 | 312 | 03:56 | Hilton Atlanta | **** |
Savannah | 1 | 250 | 402 | 03:50 | Hilton Garden Inn | **** |
Miami | 3 | 489 | 787 | 07:29 | Wyndham Garden South Beach | *** |
Key West | 1 | 168 | 270 | 03:22 | Blue Marlin | ** |
Dunedin | 1 | 414 | 666 | 07:49 | Best Western Yacht Harbor Inn | *** |
Montgomery | 1 | 497 | 800 | 08:01 | Spring Hill Suites | *** |
Decatur | 2 | 284 | 457 | 05:20 | Hampton Inn | *** |
Little Rock | 4 | 326 | 525 | 05:08 | Double Tree | **** |
New Orleans | 3 | 427 | 687 | 07:06 | Best Western St. Christopher | *** |
Dallas | 2 | 508 | 817 | 07:58 | The Fairmont | **** |
San Antonio | 2 | 376 | 605 | 06:16 | Riverwalk Plaza Hotel | *** |
Alpine | 3 | 381 | 613 | 05:47 | Hampton Inn | *** |
Roswell | 1 | 336 | 541 | 06:36 | Best Western Sally Port Inn | ** |
Albuquerque | 2 | 342 | 550 | 05:50 | Hyatt Regency | **** |
Chinle | 1 | 277 | 446 | 04:38 | Best Western Canyon de Chelly Inn | ** |
Moab | 3 | 196 | 315 | 03:12 | Best Western Canyonlands Inn | *** |
St. George | 1 | 358 | 576 | 05:38 | Best Western Travel Inn | ** |
Las Vegas | 3 | 210 | 338 | 03:32 | Aria Resort and Casino | **** |
San Francisco | 3 | 563 | 905 | 08:40 | Parc55 Wyndham | *** |
Chester | 1 | 332 | 534 | 05:43 | Best Western Rose Quartz Inn | ** |
Klamath Falls | 2 | 220 | 354 | 04:37 | Best Western Olympic Inn | *** |
Crescent City | 1 | 317 | 510 | 07:16 | Super 8 | ** |
Agate Beach | 1 | 239 | 385 | 04:45 | Best Western Agate Beach Inn | *** |
Portland | 2 | 165 | 265 | 03:40 | Monaco Portland | ***** |
Kennewick | 1 | 324 | 521 | 10:45 | Baymont Inn & Suites | * |
McCall | 2 | 312 | 502 | 06:00 | Best Western McCall Lodge | *** |
Hamilton | 1 | 295 | 475 | 09:00 | Best Western Hamilton Inn | * |
Sheridan | 1 | 500 | 804 | 08:00 | Best Western Sheridan Center | *** |
Rapid City | 1 | 445 | 716 | 09:45 | Hilton Garden Inn | **** |
Minneapolis | 1 | 572 | 920 | 09:00 | Best Western Normandy Inn | *** |
Chicago | 3 | 461 | 742 | 07:52 | Hyatt Chicago Downtown | **** |
St. Louis | 2 | 442 | 711 | 07:55 | Hilton St. Louis Downtown | *** |
Paducah | 1 | 246 | 396 | 05:20 | Hampton Inn & Suites | *** |
Nashville | 2 | 224 | 360 | 05:30 | Sheraton Nashville Downtown | *** |
Somerset | 1 | 207 | 333 | 04:43 | Best Western Mid-Town Inn & Suites | ** |
Williamsburg | 2 | 82 | 132 | 02:18 | Cumberland Inn & Conference Center | *** |
Winchester | 4 | 182 | 293 | 03:05 | Hampton Inn | *** |
Carlisle | 1 | 504 | 811 | 08:30 | Hampton Inn | ** |
Boston | 3 | 409 | 658 | 08:00 | NineZero Kimpton | ***** |
New York | 3 | 226 | 364 | 03:51 | Mela Hotel | *** |
Newark | 0 | 0 | 0 | 00:00 | ||
86 |
14.619 |
23.522 |
Reiseroute
Reisebericht
[Hinweis: Den zweiten Teil der Reise finden Sie hier]
Prolog
Man könnte meinen, er hätte seine Entscheidung etwas früher treffen und seine Umgebung netterweise auch davon in Kenntnis setzen können. Aber Fritz Zehrer war noch nie ein großer Grübler gewesen. Entsprechend war der Einfall auch noch ganz frisch, als der alte Mann sich in den Kopf setzte, sich mitsamt seiner Frau in die USA abzusetzen; nicht für immer, aber wenigstens für eine längere Zeit.
Auslöser waren die zwar immer länger werdenden USA-Aufenthalte, zu deren Ende aber noch jederzeit ein paar zusätzliche Wochen schön gewesen wären. Es gäbe auch immer noch etwas zu sehen, verdammt noch mal! Wie lange kann denn so ein USA Urlaub sein, damit man genug davon bekommt? Sollten wir mal mit drei Monaten anfangen? Das wäre auch die Zeit, die die Autoritäten der Vereinigten Staaten so ohne Tohuwabohu gedulden. Und nun fraß sich der Gedanke mal in den Kopf und bis zu dem Zeitpunkt, als die zwei Zehrer's aus der Tür stürmten, um diesen Kontinent von Osten nach Westen und von Westen nach Osten zu durchqueren, war es kaum ein Jahr.
Und dieses Jahr verging wie im Flug, denn die Planung alleine verschlang drei Monate. Zudem waren noch ein paar Besonderheiten zu beachten, denn die deutschen Vermittler der einschlägigen Mietwagen erlaubten nur 62 oder gar nur 56 Tage Mietdauer. Trotz aller Anstrengungen war es nicht möglich, einen durchgängigen Vertrag zu bekommen, so dass am Ende zwei Mietabschnitte, jeweils mit einer sogenannten Einwegmiete, das Ergebnis war. Der Rest war Verhandlungssache vor Ort. Auch die Krankenversicherung war ein Problem. Zwar hat jeder, der sich auf den Weg in die weite Welt macht, eine Auslandskrankenversicherung, leider ist die natürlich nur auf maximal 6 bis 8 Wochen Reisedauer ausgelegt. Auch dieses Problem konnte mit 180 Euro beim ADAC gelöst werden.
Nun gut, die Koffer sind gepackt, der Plan, der heuer auf besonders dünnem Papier gedruckt werden musste, füllt den A4-Ordner und zwar "close to the edge". Woody Gothrie bringt es auf den Punkt: "This Land is your land". Die Gegend, die in dem Song beschrieben wird, beschreibt auch den Umfang unserer Reise. Wir werden schöne Städte sehen, Steinbögen im Meer und auf gewaltigen Gipfeln erkunden, die weiße Welle auf dem Canaan Mountain über den Water Canyon erklettern und durch die grüne Hölle des Ostens wandern. Narben werden bleiben, auf der Haut und im Kopf. 74 Wanderungen und Flip-Flop-geeignete Gewaltsmärsche in den Städten, Essen über den Dächern von Las Vegas und Schwitzen im Reifenservice des Walmarts von Paducah, Kentucky. Die Gegensätze könnten nicht schöner sein.
Begleitet uns nun auf unserem Road und Hiking Trip. 85 Tage, 86 Nächte, 18.000 Meilen und 6.274 Fotos lang durch 36 Staaten der USA. Was alles passiert liegt im Nebel, aber das Leuchtfeuer weist die Richtung!
Dienstag
Die Eincheckterminals der Lufthansa sind nicht so schlecht. Karte rein, Boardkarte raus, gut ist's. 50 Euro bitte! Das ist der Preis für einen zusätzlichen Koffer bei der Lufthansa in der Holzklasse. Gegenüber dem letztem Jahr 10 Euro mehr, das entspricht ... hilft ja nix! Und nachdem wir das immer am Abend vor dem Abflug erledigen, bleibt jetzt noch Zeit für ein Abschiedsessen beim Italiener. Wie haben sich die Zeiten geändert. Früher wäre der Bayer nicht ohne Schweinebraten im Bauch über die Landesgrenzen hinausgekommen. Tja, auch wir im Süden werden immer gespreizter. Sind wir etwa unterwandert?
Mittwoch
Unser Abenteuer kann beginnen!
Entgegen der USA-West-Flüge, sind wir heuer am diametral anderen Ende des Terminals. Der Vorteil ist, dass die Infrastrukturen für die zusätzlichen USA-Kontrollen nicht so gut ausgebaut sind, - die Sache war also gleich erledigt. Der größte Vorteil für mich aber war ein Glaskasten, in dem es stank wie die Sau und in dem man sich vorkam, wie ein Tier im Käfig, das von den Tierparkbesuchern eifrig beobachtet wird. Das ist mir jetzt auch so was von egal, dann schau ich halt auf den Boden.
Tumult im Flieger! Nachdem ein paar Männer mit schwarzen Hüten und seitlichen Locken ziemlich spät kamen und dann endlich "boarding completed" durch die Lautsprecher krächzte, waren akkurat diese Männer nicht zum Sitzen zu bewegen. Stewardessen taumelten von Reihe zu Reihe, um ein Problem zu lösen, das auf den ersten Blick nicht zu identifizieren war. Und das obwohl es fast neben unserer Reihe 37 passierte. 25 Minuten zähe Verhandlungen! Und dann setzten sich ein paar Frauen weg und ein paar Männer hin zu den Domizilen, die diese Herren reserviert hatten. Eine Frau landete direkt neben unserer Reihe. Sie war nett, gutaussehend und hat auch nicht streng gerochen. Manche Leute wissen nicht, was sie im Leben versäumen.
Ansonsten düste der A340-600 seelenruhig über den Atlantik. Ich war gespannt darauf, wann ich nicht mehr sitzen kann und es kam, wie es kommen musste. Die letzten drei Stunden habe ich mir die Füße vertreten. Ich bewundere manche, die sich hinsetzen, sich nicht mehr bewegen, schlafen und erst bei der Landung wieder die Äuglein aufmachen. Der Luftraum über New York ist wie immer proppenvoll, so dass unser Gefährt noch ein paar Runden über dem Airport kreist. Dass dabei die Skyline von New York immer wieder am Fenster vorbeirauscht, war schön, aber nur ein schwacher Trost. Aber nun ist es geschafft! Willkommen USA, welcome Newark Liberty International Airport.
Obwohl wir ziemlich vorne an der Immigration standen, wollte unser Grenzschützer nicht so recht in die Puschen kommen. Ein Päuschen hier, ein verträumter Blick da und eigentlich will ich nur noch meine Koffer und eine Zigarette rauchen. Irgendwann war es dann soweit und wir fuhren mit der Tramrail zu Hertz. Immer ein spannender Augenblick und heute insbesondere, denn wir wollen ein neues Auto und die Einwegmiete gleich mal wegverhandeln.
Eine ziemlich unterbelichtete Walküre saß vor meinen Einmetereinundziebzig stehend und war zudem noch genervt. Auch meine Gold-Karte konnte sie nicht zu einem Lächeln bewegen. Und als ich ihr dann noch erklärte, dass ich 85 Tage dasselbe Auto will und ich Hertz sehr verbunden wäre, wenn man mir als Stammkunde ein frisches Auto gäbe, das ich aber wohlbehalten zurück brächte, falls man mir die Einwegmiete erließe, hat sie ihre toll lackierten Fingernägel zusammengekrallt, zum Hörer gegriffen und den Supervisor angefunkt. Oh, der Mann ist gleich einen Kopf kleiner wie ich. Sehr gut, da fühle ich mich gleich besser! Er kenne Tarife, die monatlich fällig wären und in dem Fall wäre es durchaus Usus, dass man das Fahrzeug so lange behält, wie man es braucht. Tarif hin, Tarif her, was soll das? Ist die Einwegmiete nicht nur deshalb fällig, weil das Auto zurückgeführt werden muss? Der Knirps war gnadenlos! Die 375 Dollar Einwegmiete müsse er mir aufgrund der Vertragskonstellation abnehmen. Ein anderer Vertrag würde mich fast 6.000 Dollar kosten. Ich war müde und dachte mir, dass es gegebenenfalls von daheim aus mit Leuten zu regeln ist, die was zu sagen und zu entscheiden haben. Ok, raus zum Auto.
So ein Hundskrüppel, will er mir tatsächlich ein relativ altes und versifftes Auto, einen Chevy Traverse, unterjubeln. Aber jetzt mein Freund reicht es. Daneben stand ein nagelneues Fahrzeug gleichen Typs, es hatte 277 Meilen drauf, entsprechend gute Reifen und war perlweiß. Ich habe gleich mal meine Koffer eingeladen und dann bin ich zu meinem kleinen Freund. Jetzt war er aber zahm und hat sofort alles umgeschrieben. Geht doch! Das Walküren-Gesicht hätte ich aber gerne gesehen. Ich war ja leider draußen und habe derweilen eine Zigarette geraucht.
Nach weit über dreißig Ehejahren habe ich mir heuer eine Freundin mitgenommen. Sie heißt Steffi, ihr Format ist jedoch ein Rechteck, aber immer, wenn ich mit ihr kommuniziere, leuchtet sie und spricht sogar mit mir. Ihr Vater, der Garmin heißt, hat ihr den komischen Namen 1570T verpasst. Monika hat sie auch sofort ins Herz geschlossen, die Steffi, denn sie weiß immer, wohin wir wollen und wie wir unser Ziel schnellstens erreichen. Und so sitzt die liebe Steffi nun auf unserer Windschutzscheibe und gleitet mit uns durch die Nacht nach Süden.
Ich liebe die Ossis. Unser Auto bahnt sich den Weg durch Baustellen, das Speedlimit ist mit 45 mph nicht sehr üppig ausgefallen. Aber ich merke, dass ich mit 60 viel zu langsam bin und habe schon in der Fahrschule gelernt, dass man den Verkehr nicht aufhalten soll. Steffi zeigt die Geschwindigkeit schon lange nicht mehr in schwarz, sondern in knalligem Rot. Also ihr lieben Ossis, ich fahre mit Euch 80 mph und vertraue auf euer Gespür für die hiesige Polizei. Es hat dann aber doch bis 22 Uhr, also zwei Stunden, gedauert, bis die liebe Steffi ein freundliches "Ziel erreicht" ausgerufen hat.
Das Best Western in Philadelphia ist nicht so der Hit, nicht sehr einladend und kuschlig, aber als wir umgehend in die Betten fielen, wurde es nur noch dunkel. Steffi muss übrigens im Auto übernachten, die Arme.
Donnerstag
Bruce Springsteen's Streets of Philadelphia liegen im Dunkeln. Und so mancher Nachtschwärmer dürfte gegen 4 Uhr morgens noch unterwegs sein oder erst den Weg nach Hause antreten. Und dann sind da noch die Jetlag-geplagten USA-Touris, deren eineinhalb Augen ebenfalls um diese Zeit am Plafond der Hotelzimmerdecke kreisen. Der Vorsatz, das Aufstehen noch ein bisschen hinauszuziehen gelingt mehr schlecht als recht. Aber nachdem das Hotel seit gestern auch nicht heimeliger geworden ist, gurgelt die Kaffeemaschine und spukt um 5 Uhr einen gewohnt schlechten Kaffee aus.
Noch malt die Sonne die Wolken rosarot an und man könnte meinen, dass es ein schöner Tag wird. Der Weather Channel sagt leider etwas anderes, - und so nehmen wir vorsichtshalber die Regenjacken mit, als wir in Richtung Delaware River marschieren. Es fing immer wieder an zu nieseln, als wir nach einer Stunde am Penn's Landing sind. Hier dockte William Penn an und gründete 1682 Philadelphia. Nicht viel los und nicht sehr spannend hier, was sicherlich am Wetter und an der frühen Morgenstunde lag.
Es wird Zeit für ein Frühstück, sozusagen als Stärkung für ein bisschen Geschichte. Nachdem die USA geschichtlich nicht viel zu bieten haben, sind sie auf das Wenige, das sie besitzen, sehr stolz und zelebrieren es dementsprechend.
Als wir an der Liberty Bell ankommen, waren wir die Ersten und es dürfte sicherlich rar sein, wenn man die Freitheitsglocke ohne Menschen sehen, respektive fotografieren kann. 1776 hat sie geläutet, als die Unabhängigkeitserklärung dem gewöhnlichen Volk verlesen wurde. Und obwohl das Teil für europäische Verhältnisse recht jung ist, hat sie einen Riss, der sie funktionsunfähig macht. Die würden sie sonst heute noch bimmeln lassen. Irgendwie passen aber die geschichtlichen Anfänge der USA zu unserem Urlaubsstart.
In der Independance Hall, die im übrigen auch die Rückseite der 100 Dollar Note ziert, hören wir uns dann einen Vortrag über die Anfänge der USA an und besichtigen die entsprechenden Schauplätze, unter anderem auch die Congress Hall. Um die Unabhängigkeitserklärung, nein, ich glaube es war die Verfassung, zu lesen, hatten wir zwar Zeit, aber ich hatte ausgerechnet keine Brille dabei. Nun gut, wird schon alles o.k. sein. Draußen regnet es inzwischen und damit bekommt die überdachte Geschichte erst Recht Sinn. Nur der guten Ordnung halber sei hier erwähnt, dass das ein halber von eineinhalb Regentagen in 85 Tagen war. Es bleibt also trocken.
Just, als wir die Nase voll haben, hört der Regen auf und jetzt ist es auch genug mit Geschichte. Wir erkunden Philadelphia per pedes. Das wunderschöne Rathaus hat ein Observation Deck und von dort aus wollen wir uns mal die Stadt von oben ansehen. Aber diese Idee hatten wohl mehrere, so dass die nächsten Tickets erst für drei Stunden später zu haben waren. Das war uns dann doch zu lange und wir bewegen uns motiviert weiter. Der Anfang ist gemacht, es war ganz interessant, aber zu wenig Action für den Hiker.
Damit es aber komfortabel weiter gehen kann, gibt es noch ein paar Dinge zu besorgen. Steffi sagt uns, wo der nächste Walmart ist und die fast essentielle Kühlbox wird gekauft. Arrowhead, unser Lieblingswasser aus dem Westen, das bei vielen Wanderungen der Retter in der Not war, ist hier im Osten nicht zu haben; das von Nestle tut 's auch.
Als wir am Abend im TGI Fridays sitzen, ist mal wieder die exorbitante Organisationskunst der Amerikaner zu beobachten. Viele Tische leer, aber draußen warten die Leute. Das Essen war dann ebenfalls Mist. In der Sportsbar im Hotel wechselt der Inhalt von Bierflasche zu Magen, zweimal. Nur damit wir gut schlafen können, gell (ohne "bruised and battered", um auch mit dem Boss zu enden).
Freitag
Und es wirkte; wir haben 8 Stunden selig durchgeschlafen, jetzt geht es uns besser.
Das Frühstück ist in diesem Best Western nicht dabei, nicht mal Continental, und so fahren wir mit leerem Magen um 6.30 Uhr in Richtung Atlantic City los. Erst auf dem Expressway, der in die Spielerstadt am Atlantik führt, sichten wir einen IHOP und die ersten Eier sorgen für USA Feeling.
Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun? Ich setze den Traverse zurück - da hatten die hinter mir vielleicht eine Freude -, aber die weitere Suche nach Kleingeld war auch ohne Stress, das heißt ohne Druck von hinten, nicht erfolgreich. Wie ein Penner stehe ich nun vor der Schranke und bettelte die Autofahrer an, mir einen Dollar in vier Quarter zu wechseln. Nein, ich putze keine Scheiben! Der hiesige Pendler hat Gott sei Dank immer Kleingeld dabei, denn auch kein EZ Pass oder wie die Dinger sonst noch heißen, öffnet das Gate. Hilfsbereit sind sie ja, die Amis, - bei uns hätten sie den Kopf weggedreht. Hat ja auch was.
Die angenehme Wärme am Meer durchströmt den Körper und erhellt den Geist. "Der Planet" bringt den Atlantik zum glitzern und lässt die Hotels und Casinos in warmen Farben strahlen. Die erste "richtige" Küste, also einprägen und dann mal schau'n, ob das Wasser auf der anderen Seite des Kontinents anders ausschaut.
Zwischen Meer und Skyline liegt der schöne Strand, der um diese Tageszeit noch keine Badegäste angelockt hat. Wir schlendern den Boardwalk, einen breiten, momentan überdimensionierten Holzweg entlang und ich wundere mich, warum der Abklatsch von Las Vegas nicht mehr boomt, ist doch sein Einzugsgebiet weitaus größer, als das des großen Vorbildes. Die zweite Reihe jedoch kann man gleich ganz vergessen. Freie Grundstücke, baufällige Häuser, also nichts, was den Zocker oder die Badegäste anlocken könnte. Der Vorteil ist, dass man selbst bei einer Kurzvisite einen kostenfreien Parkplatz bekommt.
1995 und 2002 waren wir hier und es hat sich nicht viel getan. Es werden immer noch die abscheulichen Salt Water Taffy verkauft. Die Frontrow haben sie wunderbar in Schuss gehalten, aber nichts Auffälliges verändert. Jedoch steht nun am nördlichen Ende der Stadt ein neues, wunderschönes Hotel. Die verspiegelte Fassade streitet sich mit der Sonne um die Leuchtkraft. Die Wolken strukturieren das Gebäude. Futuristisch sieht es aus, das Revel. Und es ist wirklich super geworden und würde gut und gerne ins City Center passen. Wir erkunden das Hotel, man muss ja auch mal für kleine Jungs, und sind begeistert.
"Scho schee [schon schön]" ist der bayrische Ausdruck, eigentlich ist es eine Frage, die man seinem Partner zuruft, wenn man sich nicht sicher ist, ob es ihm auch gefällt. "Geht scho [geht schon]" ist die Antwort, wenn es ihm nicht gefällt. "Des g'foit ma scho [das gefällt mir schon]" ist die positive Reaktion. Letzteres war die Antwort von Monika.
Michael Phelps, das Schwimmidol aus Baltimore, war nicht der Grund, warum wir vor Washington noch diese Stadt ansteuern. Sie wird oft von Touristen links liegen gelassen, ist aber unseres Erachtens ein Juwel an der Ostküste. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt parken wir im Renaissance Baltimore Harborplace Hotel.
Der Weg führt am Inner Harbor entlang zum Rash Field und dann in die Innenstadt. Etwas Geschichte, ein paar nette Wolkenkratzer, und vor allem ein traumhaftes Hafenareal mit netten Lokalen und Bars. In der Zeit der großen Segelschiffe spielte Baltimore eine bedeutende Rolle. Die Baltimore Clipper, die dort gebaut wurden, kreuzten durch alle Weltmeere. In Little Italy gibt es nicht nur eine Menge italienischer Restaurants. Hier steht auch das Star Spangled Banner Flag House, in dem das erste Sternenbanner mit 15 Sternen genäht wurde. Im Garten befindet sich eine Karte der USA aus Stein. Jeder Staat ist durch seinen Stein bzw. seine Steinplatte gekennzeichnet. Das Fort McHenry National Monument and Historic Shrine am Patapsco River wurde im September 1814 von den Engländern 25 Stunden beschossen. Doch die amerikanische Flagge, die auf dem Gebäude wehte, nämlich die, die im Flag House genäht wurde, litt keinen Schaden. Ein Herr namens Francis Scott Key wurde dadurch zu einem Gedicht inspiriert: Oh say! Can you see, by the dawn's early light, what so proudly we hailed at the twilight's last gleaming .... Sag mir, kannst Du in der Morgendämmerung erkennen, was wir gestern bei Sonnenuntergang grüßten ... Das ist, alle USA Freunde wissen es, der Text der amerikanischen Nationalhymne, The star-spangled Banner. Es gefällt uns wirklich gut hier und die zweieinhalb Stunden Sightseeing vergehen wie im Flug.
Als unser Auto bereits in den District of Columbia eintaucht, wird der Verkehr nicht nur zäh, sondern kommt zum Stillstand. Es geht nur noch stückchenweise vorwärts bis zum Hotel. Das Capitol Skyline hat eine einladende Lobby und das Zimmer ist im Vergleich zum BW sehr schön. Die Lage ist nicht schlecht. Also Koffer abstellen und los!
Die National Mall zwischen dem Kapitol und dem Washington Monument ist eine große Baustelle, aber die Sicht auf das Capitol und die anderen Sehenswürdigkeiten ist kaum getrübt. Dann finden wir endlich in der 7. Straße ein Futterzentrum. Ein Lokal neben dem anderen und nachdem Freitagabend ist, sind sie alle voll. Dort wo wir einkehren wollten, gab es Wartezeiten und das ist ja etwas, was ich wirklich nicht ausstehen kann, insbesondere wenn es um's Essen geht und mein Magen knurrt. Das Futter im Carmines, einem italienischen Familienrestaurant, war schon o.k., aber die Portionen hätten für vier hungrige Personen gereicht.
Ein ereignisreicher Tag - man merkt, wir kommen in Schwung - nimmt sein Ende. Auf dem Heimweg ein paar Nachtaufnahmen der Hauptstadt und gute Nacht!
Samstag
Die Nacht endet abrupt um
6 Uhr. Tolle Leistung, das ist ja fast schon normale Augen-auf-Zeit. Schnell einen Kaffee aus dem Restaurant geholt, die Hauptstadt wartet.
Noch sind sie dunkel, die Wolken, und das hat nichts mit der noch nicht vergangenen Nacht zu tun. Aber die Grauschattierungen werden freundlicher, als wir auf der I-Street zum Washington Channel wandern. Fischmarkt! Alles toll sortiert nach Größen und Farben. Einladend und sauber, die Schalentiere und Fische sehen exzellent aus, so appetitlich, dass selbst ohne Frühstück ein Würgereiz unterbleibt. Die Einkäufer sind schon da und die Fische fliegen nur so in die Tüten. Aber Fische ohne Frühstück lassen wir dann doch lieber bleiben. Obwohl, Hunger habe ich schon bekommen, aber das ist nicht außergewöhnlich.
Thomas Jefferson war der dritte Präsident der Vereinigten Staaten und so wie er in seinem Memorial am Tidal Basin steht, hat er nie einen Orthopäden gebraucht. Kerzengerade starrt der Hühne zwischen den Säulen hinaus, die die Kuppel seines Denkmals tragen und egal von welcher Perspektive man es betrachtet, die Statur dieses Mannes ist einfach wie mit dem Lineal gezeichnet. Gegebenenfalls ist das jedoch den heutigen Fotoretuschen auf Modezeitschriften gleichzusetzen. Egal, er war wohl einer der wichtigsten Präsidenten des Landes, da kann man auch mal fünfe gerade sein lassen.
Franklin Delano Roosevelt, der Vetter von Theodor und der einzige Präsident, der in drei Amtsperioden die Geschicke seines Landes führte, hat auch sein Denkmal bekommen. Er und sein Hund Fals und einige andere Skulpturen seiner Amtszeit sind verewigt. Und obwohl die Gedenkstätte erst 1997 eingeweit wurde, hat Roosevelt aus Kupfer schon grüne Patina angesetzt. Und schon wieder ein Denkmal, es lässt sich ja nicht vermeiden. Martin Luther King, der Theologe und Bürgerrechtler erstrahlt jedoch in weiß. Ähm, er war doch Afro-Amerikaner, wäre da nicht eine andere Farbe passender? Auch gut, auf alle Fälle sind hier die meisten Leute unterwegs, was natürlich auch daher rühren könnte, dass es langsam Vormittag wird.
Über das Korean War Denkmal erreichen wir Opa Abe. Nahezu majestätisch sitzt Lincoln, der 16. Präsident, am Ende des Reflecting Pool und schaut auf seine Jünger herab. Crowded ist es inzwischen. Japaner, Koreaner, Italiener, wir und noch viele andere streiten sich um einen vernünftigen Fotografierplatz, um Abraham ohne störendes Beiwerk abzulichten. Resolut musst Du sein und dann geht 's doch. Als ich so in die Ferne über den Reflecting Pool blicke, fällt mir der Covert Arch ein, als wir mitten in dieser gigantischen Felsenlandschaft bei Moab ganz alleine waren; warum nur? Das Vietnam Verterans Memorial ist eine lange Mauer mit eingravierten Namen - warum nur?
Albert Einstein sieht müde aus. Hingefläzt hat er sich, er lümmelt vor der Academy of Science, wo sonst. Hat wohl zuviel nachgedacht, der Liebe. Aber schön, dass sie diesen großen Wissenschaftler und Denker nicht vergessen haben. Aber er ist ja auch in New Jersey gestorben, der Albert, und das genügt, um von den Amerikanern als ihresgleichen akzeptiert zu werden. Die armen Ulmer.
Weil es immer noch nicht reicht, wollten wir noch die Theodore Roosevelt Statue auf der gleichnamigen Insel besuchen. Irgendwann sind wir auf einer Brücke. Der Verkehr rauscht vorbei, bei den Amis gilt man sowieso als verrückt, wenn man auf seinen eigenen Beinen unterwegs ist, und von dieser Brücke gibt es keinen Zugang zur Insel. Wir kehren um und nehmen die Rock Creek Park Trails zum Georgetown Waterfront Park. Als wir schon ein gutes Stück in Georgetown sind, fällt uns ein, dass wir noch nichts gefrühstückt haben. Es ist aber schon früher Nachmittag. Und just in diesem Moment kommen wir an einer Bäckerei vorbei. Nein, es war andersrum. Wir haben die Bäckerei gesehen und ... schmatz. Kaffee und Kuchen waren einfach fantastisch.
Georgetown ist wunderschön mit seinen kleinen Häusern und den netten Geschäften. Eine dunkle Ecke hat das Viertel aber und dort wollen wir auch noch hin. Vor rund 40 Jahren, als ich noch mit langen Haaren durch die Gegend sauste, kam der Horrorfilm des Jahres in die Kinos: "Der Exorzist". Ich glaube, ich hatte eine Woche Albträume. Es war in der damaligen Zeit unglaublich. Irgendwann, nach den grusligsten Szenen, die ich in meinem kurzen Leben je gesehen habe, kam Damien Karras zurück und fand den Exorzisten, Pater Lancaster Merrin, tot. Wütend stürzt sich Karras auf den Dämon, der springt auf ihn über, und als er es merkt, stürzt er sich aus dem Fenster die Treppe hinunter, um die Welt zu retten. Und zu dieser Treppe müssen wir, - man gönnt sich ja sonst nichts. Ich habe den Film vor ein paar Jahren nochmal gesehen, er war zum Totlachen. So ändern sich die Zeiten.
Zurück zur Treppe, wir steigen sie hinauf zur Prospect Street. Aber nicht gleich, denn ein Sportsmann benutzt sie als Trainingsgelände. Ein paar Klimmzüge und dann die Treppe hinauf und hinunter. Als wir mit unserem Alter angemessenen Schritten oben ankamen, war ich gerade noch in der Lage, den Auslöser am Foto zu drücken. Kollaps - no more sport today!
Auf dem Weg über die Universität zurück zum Weißen Haus finden wir einen netten Italiener und wir reservieren für das Abendessen. Ist es ein gutes Gefühl, dem mächtigsten Mann der Welt so nahe zu sein? Und wie lange wird der gute Barack noch im Amt bleiben? Wenn man die Nachrichten und politischen Sendungen etwas verfolgt, meint man, seine Tage seien gezählt. Wieso soll jemand eine Krankenversicherung haben, wenn er arm ist. Selbst Schuld, - kein Mitleid. Können wir das verstehen? Na ja, ein paar andere Fehler hat er auch noch gemacht und aus dem YES-WE-CAN-Mythos wurde ein normaler Präsident und so heruntergekommen, kann man ihn auch abwählen. Wir werden sehen.
Am Milestone, von dem noch heute alle Straßen von Washington DC aus gemessen werden, und am National Chrismas Tree vorbei, gehen wir zum Washington Monument. Dieser 169 Meter hohe Marmorturm überragt alles hier in der Stadt. Leider war der Obelisk für den Aufstieg gesperrt. So machen wir uns auf den Weg zum Old Postoffice Pavillon. Ein schöner Bau, der (leider) zum Foodcourt umgemodelt wurde. Und weil es ein öffentliches Gebäude ist, bleiben die Leibesvisitationen nicht aus. Aber die Pepperoni Pizza war trotzdem gut. Frisch gestärkt nehmen wir den Weg zum FBI, zum HardRock Café und zur Union Station. War schon sehenswert.
Nach 8 Stunden Washington sind wir fix und fertig. Nur eine Dusche bringt uns die Lebensgeister zurück. Den Rest besorgte dann das Ristorante Piccolo, respektive das Essen dort, aber insbesondere die gute Flasche Wein. Träumt in Frieden, morgen ist Wandertag!
Sonntag
Zu den Wandertagen in der Schule hatte ich immer ein ambivalentes Verhältnis. Einerseits war es schön, einmal nicht das kleine und große Einmaleins im stickigen Klassenzimmer zu üben. Andererseits mussten wir immer über das Erlebte am nächsten Tag einen Aufsatz schreiben. Aber was früher nicht angenehm war, ist heute selbst auferlegte Pflicht. Aber nur, damit man im hohen Alter mal lesen kann, was man in der sehr späten Jugend so alles gesehen und getrieben hat.
Bei strahlendem Wetter brechen wir zu unserem ersten Wandertag auf und schließen damit unsere kleine Städtereise ab. Die Straße windet sich am Potomac River entlang und der District of Columbia entschwindet. Es ist schon unglaublich, wie viele Bäume westlich der großen Städte ihre Wurzeln geschlagen haben. Störungsfrei erreichen wir bereits nach 25 Minuten die grüne Hölle von Virginia, - Steffi hat uns sehr verlässlich zum ersten Trailhead geführt. Bravo!
Wander-GPS ausgepackt und auf das Autodach damit. Die Satelliten bestrahlen das Teil ziemlich schnell und ziemlich stark: navigationsbereit! Bergschuhe an, Karte und Beschreibung eingepackt, Rucksäcke mit Wasser bestückt und so kann es losgehen. Der erste Hike. Aber offensichtlich waren wir so euphorisch, dass wir gleich mal - und das trotz GPS - einen falschen Trail erwischt haben. Aber nach einem Kilometer Irrweg sind wir auf dem geplanten "Difficult Run Trail". Die Bezeichnung "run" kannten wir aus dem Westen nicht, gleichwohl ist die Übersetzung auch bei uns in Deutschland üblich: Flusslauf, ganz einfach. Also run dem run entlang.
Die Sonne blinzelt durch die Baumkronen und rechts neben dem gut sichtbaren Weg begleitet uns der Difficult Run Stream nach Westen. Unangestrengt nähern wir uns dem Potomac River. Als wir uns sozusagen warmgelaufen haben, scheint der Spaß auch schon wieder ein Ende zu nehmen: Trail closed! Nur kurz haben wir gezögert und dann ging es mit einem bayrischen "des is ma jetzt wurscht" weiter. Ein Wanderer kam uns auch gleich entgegen und schilderte das Problem, das eigentlich keines war. Eine kleine Flut hat wohl den Trail erwischt und weggerissen. Ein wenig klettern und schon war die Stelle gemeistert. Die sind aber auch so was von übervorsichtig, die Amis. Nach 1,3 Kilometer stehen wir an der Mündung des Difficult Runs in den Potomac. Der ansehnliche, nicht kleine Fluss hat sich seinen Weg durch die Felsenlandschaft gebahnt. Wir klettern ein paar Felsen hoch, machen Rast und genießen Sonnenschein und den Blick auf den Fluss. Die Stromschnellen sind noch klein und wühlen das Wasser nur etwas auf. Aber das wird sich ändern.
Nur ein paar Meter sind es zurück zum Ridge Trail, dem wir jetzt nach Norden folgen. Gut beschützt und angenehm beschattet verrichten die Bäume ihren Dienst. Nur ein paar kleine Steigungen sind zu überwinden, um der Topographie des Höhenrückens zu folgen. Als wir uns eine kleine Verschnaufpause am Sandy Landing verschaffen, sieht man auf der anderen Seite des inzwischen wilder gewordenen Flusses, Menschen, die sich gegenseitig über die Felsen hieven. Hier auf unserer Seite treffen wir schon das professionellere Klientel, das mit Seil und Haken bewaffnet die Felswände zum Fluss hinunter überwindet, um anschließend erneut den Aufstieg zu wagen.
Nach gut 4 Kilometern sind wir am Ziel unser Wanderung: Great Falls Nationalpark. Gepflegte Wiesen, auf denen die Familien grillen und picknicken, gut ausgebaute Aussichtsplattformen auf die großen Wasserfälle. Wir, mit Rucksack, GPS und Bergstiefeln bewaffnet, sind schon sehr overdressed und der krasse Gegensatz zum Fiip-Flop-tragenden Volk. Nun stehen wir am Flussufer und genießen die Fälle. Nicht schlecht, aber unter groß verstehe ich etwas anderes. Überdimensionierte Stromschnellen sind das, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und nachdem wir die Menschenmassen gleich wieder verlassen wollen, machen wir uns erneut auf den Weg. Die Old Carriage Road führt uns zum Swamp Trail. Es wird erneut angenehm einsam. Die Blätter an den Bäumen sind noch zart und transparent. Der hier Ende April noch währende Frühling und die Sonne sorgen dafür, dass das satte frische Grün der Blätter wunderschön leuchtet. Als wir wieder den Ridgetrail erreichen, schlagen wir uns nach rechts in die Büsche. Ein kleiner Pfad führt uns zurück zum Parkplatz. 5,5 Meilen in 3,5 Stunden, eine angenehme und schöne Wanderung findet sein Ende. Ein guter Anfang!
Front Royal ist sozusagen das Epizentrum des nördlichen Shenandoah Nationalparks an den Blue Ridge Mountains. Bevor wir dort aber unsere Zelte aufschlagen, wollen wir einen Aussichtsturm besteigen, um sozusagen den ersten Überblick zu gewinnen. Eine kurze, unspektakuläre Wanderung führt uns zum und auf den Woodstock Tower. Unten Wald soweit das Auge reicht und der Shenandoah River, der in gezirkelten und ausgedehnten Windungen seine Bahn zum Potomac findet.
Das Super 8 in Front Royal ist genau das, was man von dieser Hotelkette erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dieses Dorf hat doch tatsächlich ein ganz nettes Steakhouse, Joe's. Das Futter war sehr lecker und so endet der erste Wandertag mit wohligen Gefühlen und voller Erwartungen auf etwas ausgedehntere Wanderungen.
Montag
Das Frühstück im Super 8 kann man getrost vergessen. Bis auf den Kaffee und den O-Saft ist alles trocken wie die Wüste. Das hat natürlich den Vorteil, dass
man Zeit spart und so sind wir um viertel nach Acht startbereit zu unserer nächsten Wanderung. Es ist bewölkt und es ist kalt, aber in den Bergen ist das halt manchmal so.
Bereits nach 12 Meilen sind wir am Parkplatz des Thompson Hollow Trails, den wir über Bentonville erreichen. Nachdem die Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert sind, kann es los gehen. Ein Schild verkündet, dass von hier der Zugang zum Shenandoah Nationalpark möglich ist. Ach nein! Im nachhinein ist es verständlich, denn nachdem wir die Straße weiter gegangen sind, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf einen Schilderwald, der eindeutig signalisiert, dass hier rundherum privates Land ist. No trespassing!
Ein Stahlseil versperrt mobilen Zeitgenossen die Straße und der Hiker umgeht es lässig nach links. Kurz danach beginnt ein kleiner Pfad, der Thompson Hollow Trail, der uns nach Süden führt. Sanfte, ja fast zärtliche Steigungen, fast ein Spaziergang. Nach 0,73 Meilen treffen wir auf den Overall Run/Tuscarora Trail. Und hier nehmen wir nach links gehend sozusagen Anlauf. Vorerst sind es weiterhin moderate Steigungen und zwei Flussüberquerungen, die keine Probleme darstellen, aber nach 3 Kilometern geht es nur noch nach oben. Teilweise ziemlich steil windet sich der Weg hoch, die Gespräche werden rarer und der Schweiß fließt. Nach 1,5 Stunden werden wir mit dem ersten Blick auf die Overall Falls belohnt. Das Wasser hat den Wald verdrängt und stürzt über eine Felsenwand in die Schlucht. 4,5 Kilometer sind es bis zu den Upper Falls.
Zwei Stunden brauchen wir bis zum Peak und dort erreichen wir den Beecher Ridge Trail, der uns bergab und zurück bringt. Leuchtend hellgrüner Farn und zarte Blümchen säumen den Wegesrand. Als wir nach 8 Kilometern wieder an der Kreuzung zum Overall Trail sind, ist auch der berühmte Appalachian Trail angeschlagen, der von Georgia bis Maine durch die bewaldete Bergwelt des Ostens führt. Ich denke an die Leute, die sich das antun. Meines wäre es nicht, monatelang durch Wald, ohne vernünftiges Bett und ohne Duschen. Mein Gott, wie öde und ungemütlich. Nun gut, nach einem kurzen Aufstieg sind wir wieder am Thompson Hollow Trail, der uns direkt zurück zum Auto bringt. Es ist inzwischen immer wärmer geworden und die Sonne lässt sich Gott sei Dank auch sehen. Gut 4,5 Stunden - 8,44 Meilen, respektive knapp 13,6 Kilometer - waren wir unterwegs und jetzt ist der erste Eistee fällig.
Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, die Skyline Caverns, die kurz vor Front Royal liegen, zu besuchen. Wir haben uns nicht viel erwartet und Höhlen sind sowieso nicht so nach unserem Geschmack. Aber wir sind sehr angenehm überrascht. Nix los hier, so dass Andy alleine für uns die Tour gestaltet. Die Höhle ist nicht nur interessant, sondern abwechslungsreich und wunderschön. Es gibt natürlich Stalagmiten und Stalaktiten, aber auch kleine Seen, in denen die Spiegelungen für wunderbare Bilder sorgen; absolute Symmetrie. Slot Canyons, Arche und Höhlenblumen aus Kristall, für letzteres sind die Höhlen wohl berühmt, einfach nur toll. Die Stunde Führung vergeht wie im Flug. Danke Andy, Tips always welcome!
Mangels Alternativen und weil es am Vorabend wirklich gut geschmeckt hat, finden wir uns zum Abendessen wieder in Joe's Steakhouse ein. Es war erneut sehr gut.
Dienstag
Ein paar Tröpfchen Wasser fallen vom Himmel, als wir Front Royal verlassen. Das Thermometer zeigt 64 Grad Fahrenheit und man merkt, dass es heute schwül wird. Als wir Richtung Süden auf der US 340 donnern, strahlt der Planet. Kurz nach Elkton, wir sind 48 Meilen unterwegs, haben wir unsere Zufahrt zum Skyline Drive erreicht und ich wollte endlich mal meinen Nationalparkpass vorzeigen. Nix war 's, keine Kontrolle, kein Eintritt! Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, - wann soll sich denn dieses Investment lohnen?
Der Höhenweg, dem der gemeine Tourist in der Regel in gemächlichstem Tempo folgt, und damit den Wanderer, der seinen Trailhead erreichen will, zur Verzweiflung bringt, windet sich auf dem Rücken der Blue Ridge. Es scheint, dass wir alleine auf der Welt sind, - wie schön! So sind wir auch die Einzigen, die ihr Auto nach weiteren 17 Meilen am Brown Gap abstellen und ihr Glück per pedes versuchen.
Ruhe ist aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Jones Run Trail, der nach einer Meile auf den Appalachian National Scenic Trail trifft. Den nehmen wir, es geht bergab. Und es dauert kaum eine Stunde, bis wir nach knapp 2,3 Meilen die ersten Jones Run Fälle erreichen. Der Jones River stürzt sich ins Tal und dort, wo er auf Felsen trifft, reiht sich ein Wasserfall an den anderen. Auch aus den Canyonwänden drückt sich das Nass zum Erdmittelpunkt und die Weeping Walls sind der beste Nährboden für Pflanzen. Das ist schon alles ganz nett hier. Nach zweieinhalb Meilen stehen wir oberhalb der großen Fälle, zu denen ein paar Switchbacks führen. Wunderbar, das Wetter hält und die Bäume spenden den notwendigen Schatten. Je weiter wir jedoch in den Canyon vorstoßen, desto drückender wird das Wetter.
Wir sind knapp drei Meilen unterwegs, als wir den Jones Run verlassen. Nach links wendet sich der Doyles Run Trail, der uns weiter zu den gleichnamigen Wasserfällen führt. Es geht flussaufwärts und damit leider bergauf. Mehrere kleine Stufen verwandeln das dunkle Wasser in weißen Brei, der sich ins Tal stürzt. Und als wir nach insgesamt dreieinhalb Meilen an den Lower Doyles Falls ankommen, sind wir uns einig: Die schönsten Wasserfälle auf dieser Wanderung! Wir schnaufen weiter dem Himmel entgegen, es kommen die Upper Falls, und vor lauter Wasserfällen kennen wir uns schon gar nicht mehr aus.
Endlich haben wir das Höhenniveau unseres Ausgangspunktes fast wieder erreicht. Die letzten Höhenmeter schlendern wir ziemlich relaxed - das war auch nötig - die Brown Gap Road, eine Fireroad, zurück zum Parkplatz. 4 Stunden, knapp 7,5 Meilen und 3.764 Wasserfälle - oder waren es 3.765 - später, sitzen wir wieder im Auto, das uns nach einer ausgedehnten Verschnauf- und Trink- und Zigarettenpause nach Waynesboro bringt.
Waynesboro, am südlichen Ende des Shenandoah Nationalparks, ist hässlich, aber leider für zwei Nächte unser Zufluchtsort. In dem Ortsteil, in dem unser Super 8 liegt, gibt es keine Gehwege und nachdem der Verkehr hier auch vom feinsten ist, wird der Fußweg zum Outback Steakhouse ein Abenteuer. Radler, Heineken, Blooming Onions, Tuna und Chickensandwich beschließen einen schönen Wandertag. Ein Bier wurde zuviel berechnet, aber nach der ausgedehnten Wanderung hatten wir keinen Bock, vielleicht auch keine Kraft mehr, uns darüber aufzuregen.
Mittwoch
Das Super 8 in Waynesboro ist fest in indischer Hand. Und das ist nicht nur abends festzustellen, wenn die süßsauren, jedoch angenehmen Gerüche
durch die Gänge ziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Frühstück gut bestückt und wunderbar ist. Alles ist sauber und liebevoll angerichtet. Geht doch!
8 Uhr Ortszeit. Schwarze Wolken drohen den Tag zu versauen. Aber so schnell sie aufgezogen sind, so schnell weichen sie auch wieder der Sonne, die nun die grüne Hölle von Virginia noch intensiver strahlen lässt. Also wer hier im Osten eine Dyschromatopsie hat, der wird vermutlich ausschließlich in Graustufen durch die Wälder fahren und wandern.
Unfall auf der Interstate, wir stehen im Stau. Aber nachdem einige auf dem Standstreifen an uns vorbei rauschen - so was gibt es im Westen auch nicht, außer in den großen Städten - schließen wir uns an. Neuberechnung ruft die Steffi und dieser Ruf wirkt nach jeder Abzweigung etwas verzweifelter, denn wir halten stur nur noch die Himmelsrichtung. Neuberechnung! Irgendwann zeigt sie uns eine akzeptierbare Alternative und das funktioniert dann bestens.
Nach eineinhalb Stunden sind wir am Trailhead des White Oak Canyons. Der gleichnamige Wanderweg führt moderat gen Norden. Metallbrücken bringen uns trocken über den Fluss, der bereits hier Stromschnellen, kleine Fälle und sogenannte Potholes zu bieten hat. Obwohl es sehr schwül ist, zum Baden sind wir nicht aufgelegt. Das Wasser ist auch sehr kalt. Und so stampfen wir immer weiter in den Canyon hinein. Ab den Lower White Oak Falls beginnt die Qual. In Serpentinen geht es steil bergauf. Wir passieren mehrere kleinere Fälle und machen ab und zu eine notwendige Rast. Viele eklige Tausendfüßler mit schwarzen oder orangen oder gelben Beinen scheinen zu signalisieren, dass das hier ihr Gebiet ist und wir ziehen weiter. Nach zwei Stunden sind wir hoch oben an den Main Falls, die sich in zwei Stufen ins Tal ergießen.
Wir überqueren den Fluss und folgen der Horse Trail Fire Road. Und es geht bis zum Skyline Drive immer noch bergauf. Insgesamt dauert es 3,5 Stunden, als uns der Cedar Run Trail erlaubt, bergab auch etwas andere Muskelpartien zu trainieren. Eine Stunde später kommt die Slide, eine große Wasserrutsche, auf der tatsächlich ein paar junge Spunde den größten Spaß haben. Eine Spanierin und ein Peruaner rutschen bei dem eiskalten Wasser den Fluss hinunter. Das Wanderleben ist international. Echt cool, aber da schwitz ich lieber. Direkt darunter bildet der Cedar Run einen Slot aus.
Das war mit 8,74 Meilen der bislang anstrengendste Hike. Die fünfeinhalb Stunden waren aber sehr schön und abwechslungsreich. Aber jetzt sind wir ziemlich fertig und die Haxn tun weh. Das Abendessen im Applebee's war gut.
Donnerstag
Kurz vor acht Uhr strahlt die Sonne vom makellos blauen Himmel. Wir verlassen Waynesboro nach Süden auf der Interstate 64. Als wir an einer Restarea halt machen, steigt uns ein bekannter Duft in die Nasen. Es riecht wirklich wie in Italien und es sieht auch so ähnlich aus. Vielleicht war aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.
Unser erstes Ziel ist die Natural Bridge of Virginia; endlich ein Steinbogen! Der Parkplatz, der ungefähr die Dimensionen wie vor einem Walmart Supercenter hat, ist Gott sei Dank noch leer. 19 Dollar pro Person Eintritt! Na ja, dafür haben wir einen geteerten Weg und 137 gemauerte Treppen. Nach wie vor sind wir alleine und wir staunen nicht schlecht. Unten sieht es aus, wie bei uns im Biergarten am Kleinhesseloher See. Bänke haben sie ans Wasser gestellt. Fehlt nur noch ein Tisch und das Fass Bier.
Aber die Brücke ist gewaltig und schön. Der Cedar Creek liegt ruhig in seinem Bett, die Natural Bridge of Virginia deckt ihn zu. Wie auf einem Spiegel liegt das Abbild des Steinbogens im Wasser. Fast gezirkelt zeichnet sich die Öffnung vom Himmel ab. George Washington soll in den Wänden seine Initialen verewigt haben, weil es ihm so gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es ein verliebter Bauer, der eine Christina anhimmelte, deren Nachname mit W begann. Washington hin, Christina her, die Brücke ist absolut sehenswert. Und da, was ist das denn? Plötzlich eine Fahne, die sich von hinten wedelnd durch den Bogen quält. Ihr folgt eine Schlage von kleinwüchsigen Menschen. Juhu, die Japaner sind da! Das Signal zum Aufbruch ist gegeben.
Wald und Wiesen, sowie wunderschöne Häuser begleiten uns auf dem Weg nach Tennessee auf der I-84, das wir nach 230 Meilen erreichen. Noch in Virginia haben wir vollgetankt und müssen jetzt feststellen, dass die Tennessee-Gallone um 20 Cent günstiger ist. Als wir nach 300 Meilen kurz auf die Interstate 40 fahren, kommen die Gedanken daran auf, welche schönen Erlebnisse gut 1.700 Meilen weiter westlich mit dieser Straße verbunden sind. Wir quälen uns durch Sevierville. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Hier geht es zu, wie bei uns auf dem Oktoberfest. Die ganze Stadt ist ein Vergnügungsviertel: Spielhallen, Achter- und Geisterbahnen, ein bewohntes Haus, das auf dem Kopf steht, die Titanic. Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.
Noch eine Information, die meines Erachtens zu Sevierville passt: Gut drei Monate nachdem wir hier waren, erreicht uns ein Kreditkartenumsatz des dortigen Walmarts über 267,52 USD, den wir nicht getätigt haben.
Wir erreichen den Great Smoky Mountains Nationalpark; kein Eintritt, schade! Und hier werden unsere Nerven erneut strapaziert. Erlaubt sind eh nur 25 Meilen die Stunde, gefahren wird zwischen 15 und 18. Warum nur, außer Bäumen gibt es hier nichts zu sehen. Aber nach knapp 5 Stunden und 345 Meilen sind wir endlich am Parkplatz und Trailhead zu den Rainbow Falls.
Es tut gut, sich nach dieser Autofahrt die Beine zu vertreten. Der Blutdruck wird trotz der Steigung gesenkt. Jetzt bestimmen wir die Pace. Die Bewegung nach oben mag nicht enden, es macht einfach Spaß. Eine gute Stunde und wir haben den Rainbow Falls Trail bis zu den gleichnamigen Wasserfällen bewältigt. Der Weg würde auf den Gipfel des Mount Le Conte führen, aber das nehmen wir morgen von einer anderen Seite in Angriff. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern das Wasser über den Felsen. Ein grau-weißer Schleier schiebt sich vor den dunklen Felsen. Von einem Regenbogen ist zwar nichts zu sehen, aber das ist kein Wunder, denn die Sonne steht schon sehr tief und durchdringt den Wald nur spärlich. Wir klettern über ein paar ausgewachsene Felsen, um dem Wasserfall nahe zu kommen. Es tröpfelt und man könnte jetzt eine Dusche nehmen. Aber das Wasser ist eisig. Also machen wir uns trockenen Fußes wieder auf den Rückweg. Es sind dann doch knappe fünfeinhalb Meilen geworden.
Check in im Hampton Inn, das erwartungsgemäß das beste Hotel bisher ist. Nach Front Royal und Waynesboro haben wir uns ein bisschen mehr Leben gewünscht, aber Gatlinburg ist praktisch die kleine Schwester von Sevierville. Es ist unglaublich, was man einem Bergdorf alles antun kann. Der schnöde Mammon. Unerwartet stoßen wir bei unserem Rundgang auf ein HardRock Café. Bier und Rippen waren gut!
Freitag
Es hat die ganze Nacht geschüttet und am Morgen regnet es immer noch. Aber weil wir brav waren, stoppt das Nass nach dem ausgezeichneten Frühstück im Hotel. Und als die Sonne ihren Weg auf die Berge findet wird klar, warum die Mountains Smoky heißen. Sie dampfen wie Mamas Kochtopf. Nebel hängt an den Hängen und wir sind gespannt, wie unsere erste wirkliche Bergtour auf den Mount Le Conte wird.
Der Alum Cave Trail, er beginnt in 1.170 Metern über dem Meeresspiegel, führt uns in die Wildnis. Am Creek entlang wuchern die Pflanzen wie im Urwald. Rhododendronartige Gewächse begleiten uns auf dem ersten Teil des Weges. Die mehrmaligen Querungen des Creeks sind touristisch abgesichert. Halbierte Baumstämme mit Geländer erleichtern die Sache sehr und man kommt trockenen Fußes über den Bach. Nach gut einer halben Stunde sind wir am Alum Cave Arch. Der Trail führt auf einer Treppe durch den Steinbogen, der eigentlich ein Höhlendurchbruch ist.
Der Inspiration Point ist der nächste Meilenstein des Trails auf etwa 1.400 Metern über Null. Ein Felsvorsprung gibt den Blick auf die Great Smoky Mountains frei. Und von hier aus sind auch zwei Steinbögen zu sehen. Das Eye of the Needle und das Gate of the Needle thronen am Kamm eines gegenüber liegenden Höhenrückens, der Little Duck Hawk Ridge (cooler Name, gell). Scho schee!
Der Weg wird steiler und ausgesetzter. Teilweise sind Seile angebracht, aber alles nicht gefährlich. Der Wald wird lichter und kurz vor der Alum Cave verwandelt sich der Steinboden zum Sandweg. Und just an diesen Stellen geht es aber so was von zünftig bergauf. Wir klettern zur Cave, die ein Alkoven ist, hinauf. Gracie's Pulpit wird sie auch genannt, denn eine Gracie McNichol soll an ihrem 92. Geburtstag hier heraufgekommen sein. Wenn es stimmt, Respekt! Hier ist ungefähr Halbzeit. Kurze Pause!
Je weiter wir nach oben kommen, umso nebliger wird es. Der nasse Felsen ist an ausgesetzen Stellen gefährlich rutschig. Wie die Trailrunner auch. Die rennen hier zwar nicht mehr, sind aber permanent in Eile. Und gefährlich ist auch der Gegenverkehr. Nachdem der Ami die Körpernähe scheut, wie der Teufel das Weihwasser, kommt er einem mit einem langgezogenen "Excuuuuuuuuuuuus us" und absolut waagrecht ausgestreckter Hand entgegen. Das erste Mal habe ich gemeint, der will mir die Hand geben und mich willkommen heißen und ich hätte ihm fast die Hand gedrückt. So ein Depp - excuse me!
Steil hecheln wir weiter bergauf, die Laubbäume haben bereits das Zeitliche zu Gunsten der Nadelbäume gesegnet und der Nebel versperrt die Sicht ins Tal. Es könnte aber auch schlimmer sein, wenn ich an den Regen heute in der Früh denke. Als wir die 2.000 Höhenmeter-Grenze knacken, sind wir an der Kreuzung zum Rainbow Falls Trail, der sich von einer anderen Seite dem Berg nähert. Aber der sogenannte Gipfel liegt noch ein Stück ostwärts. Vorbei an der Le Conte Lodge denken wir an die Bayrischen Berge mit Gipfelkreuz und -buch. Und nach 5,68 Meilen in drei Stunden erreichen wir diesen Gipfel, der so ganz anders ist. Er markiert auch nicht die höchste Stelle, denn die Bäume rund um den Marker sind dem Himmel wesentlich näher. Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn? Wir setzen uns an einen einigermaßen freien Abhang und machen Pause. Der Nebel drückt sich inzwischen Gott sei Dank ins Tal, so dass meine Zigarette das Einzige ist, was hier oben noch raucht.
Auf dem Rückweg sehen wir uns die Le Conte Mountain Lodge an, von der aus der Blick ins Tal endlich möglich ist. Es reißt immer mehr auf und sogar der blaue Himmel ist zu sehen. Den Rückweg schaffen wir in 2 3/4 Stunden, so dass die gesamte Tour in 6 Stunden erledigt war. Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Hike. Nur der Weg bis zum Gipfel lohnt sich nicht. Die wirklichen Highlights sind mit der Alum Cave auf halbem Wege abgeschlossen. Wir sind ziemlich fertig.
Das Abendessen in der Smoky Mountains Brewery war sehr gut. Es mag auch das Bier gewesen sein, aber die letzten Wandertage stecken uns doch in den Knochen. Ab morgen beginnt wieder eine kleine Städtetour, die sozusagen als Einfallstor für eine Florida-Rundreise dient.
Samstag
Als sich die Pupillen vom Tageslicht weiten, das gleiche Bild wie gestern; es regnet. In aller Ruhe wird gefrühstückt und dann? Erstaunlicherweise hört es sofort auf, als wir um 8.45 Uhr den beschaulichen Ort Gatlinburg verlassen.
Die Smokies rauchen und dampfen. Ich auch, denn wir hängen hinter zwei Schlafmützen, die mir meine Zeit stehlen. Nach 20 Meilen dann North Carolina, ein Staat, den wir bisher nur aus dem Weather Channel als potentiellen Zielstaat für die Landberührung von Hurrikanen kennen. Am höchsten Punkt der Nationalparkdurchquerung könnte man auf den höchsten Berg von Tennesse fahren, den Clingmans Dome; ein Abstecher von 7 Meilen. Aber wenn solche Schnarcher vor mir herfahren, erreiche ich heute Atlanta nicht mehr.
Das Wetter ist inzwischen fantastisch und die letzten Hügel der rauchenden Berge verlieren sich im Nichts. Wir sind in Georgia! Die Interstate 85 führt 5-spurig in die Hauptstadt. Die Erwartungen an Atlanta sind nicht groß, aber bereits die Skyline fasziniert. Atlanta, das uns bisher nur als Drehkreuz für Delta und als Hauptsitz von Coca Cola bekannt war, könnte schön werden. Bereits um 13 Uhr sind wir nach knapp 200 Meilen im Hilton und unser Zimmer im 24. Stock ist frei. Koffer abgestellt und schon sind wir wieder auf den Beinen.
Die Straßen sind menschenleer, als wir unser erstes Ziel, das State Capitol, ansteuern. Leider hat es geschlossen, aber auch die Aussenansicht ist schön und erinnert sehr an das ehemalige Zuhause von Arnold Schwarzenegger in Sacramento. Gleich gegenüber steht das Rathaus und unweit davon tauchen wir in Tiefen der Underground City ein. Das unterirdische Einkaufszentrum hat allerhand Schnickschnack, nichts, was man wirklich braucht, aber einen Fotostopp ist es schon wert. Die sehr belebte Peachtree Street führt uns zum Hard Rock Café. Ein Shotglas muss sein, koste es, was es wolle.
Der Olympic Centennial Park, hier fanden 1996 die Spiele statt, ist inzwischen ein ausgedehnter und schön angelegter Park. Nur die 5 Ringe an einer Statue erinnern noch an das Sportereignis. Hier steht auch die World of Coca Cola (Eintritt 16 USD). Wir sind nur in den Store gegangen, nicht wegen des Geldes, sondern, weil wir die Zeit für die Stadtbesichtigung nutzen wollen. Und es gibt natürlich den gleichen Kitsch wie in Las Vegas. Und rot-weiß sind eh nicht unsere Farben, gell ihr Löwen! Wir schlendern durch die Häuserschluchten, einen sehenswerten, historischen Stadtkern entdecken wir nicht. Aber wir sind uns einig, dass Atlanta nicht so hässlich wie erwartet ist. An einigen Plätzen sind zwar schon sehr viele Penner unterwegs, aber das hat man ja inzwischen fast in jeder amerikanischen Großstadt.
Auf unserem Stadtspaziergang haben wir ein nettes Seafood Restaurant gefunden und für abends reserviert. Jetzt sitzen wir in angenehmem Ambiente bei leckerem Fischfutter und einer Flasche Kendall Jackson. Es war fantastisch und ein würdiger Abschluss unseres kleinen Wanderurlaubs.
Sonntag
Herrliches Wetter und angenehme 82 Grad begleiten uns auf der Interstate 16 nach Osten. Der Wald nimmt sein Ende und endlich kommt Farmland in Sicht. Irgendwo im Nirgendwo sitzen wir im Subway, der zu einer geliebten Loves-Tankstelle gehört und machen eine Pause. Ich weiß nicht mehr, ob es der Hunger oder der leere Benzintank war, der uns in dieses Etablissement getrieben hat. Ich schätze der Hunger!
Sawäna, ähm ich meinte Savannah, erreichen wir nach 251 Meilen. Das Hilton Garden Inn ist sehr schön und passt schon mal gut zum Südstaatenflair dieser Stadt. Unser Rundgang beginnt beim Rathaus, das mit seiner goldenen Kuppel wohl das höchste Gebäude darstellen dürfte.
Unten am River Walk bahnt sich der Savannah Fluss breit und ruhig seinen Weg in den Atlantik. Am Pier stehen restaurierte Häuser mit ein paar Kneipen, Geschäften und Hotels und im Wasser liegen historische Schiffe. Auf der gegenüberliegenden Flussseite ist North Carolina. Die River Street gehört im übrigen zu den wenigen Orten der USA, auf denen Alkohol auf der Straße erlaubt ist. Na, denn Prost!
Savannah hat nicht nur liebevoll restaurierte Gebäude, ja ganze Straßenzüge, sondern fast an jeder Kreuzung ausgedehnte Parks. Riesige Eichen, die mehr spanisches Moos, den Inbegriff der Südstaaten, als Blätter tragen, spenden Schatten und sind Inseln der Ruhe, rundumadum tolle Häuser. Es ist so, wie man sich die Südstaaten vorstellt und wie sie in Filmen gezeigt werden. Wer sich aber auf die Bank, auf der Forrest Gump am Chippewa Square auf den Bus wartet, setzen will, der wird enttäuscht. Sie steht inzwischen im Museum. Tja, wenn man sonst nichts zu zeigen hat, vermutlich hat sie nur gestört. Nach drei Stunden, in denen wir die Altstadt durchquert und umrundet haben, sind wir am City Market. Restaurants und sonstiges, was der Touri so braucht.
Die Bar in unserem Hotel hat den Charme einer Küche in München-Ramersdorf, so dass wir nach einem Bier in das Nachbarhotel (Doubletree) wechseln. Hier ist das Ambiente wunderbar, der Bierpreis steigt jedoch exorbitant von 3 auf 4.77 USD. Das Abendessen im Belfords Seafood, an dem wir zu dem Fazit kommen, dass Savannah eine der schönsten Städte der USA ist, die wir kennen, war gut, der Cakebread Cellars noch besser. Der schöne Tag nimmt ein schönes Ende und Florida wartet!
Montag
Wenn man einen Kontinent zweimal durchquert, bleiben sogenannte Fahrtage nicht aus. Mancher West-Freak kennt ja auch den Sprung vom Yellowstone zu den roten Felsen oder gar nach Las Vegas. Heute ist Fahrtag! Nachdem wir 1993 und 1995 bereits Florida im Detail kennenlernen durften, werden es heuer nur die wichtigsten Stationen sein. Respektive das, was uns groß und wichtig erscheint. Der Reinhard würde jetzt mit einem "plötzlich nichtig und klein" antworten. Zurück zum Thema!
Als wir schon gute 100 Meilen unterwegs sind und der Sunshine State seinem Beinamen alle Ehre macht, erscheinen die ersten Sumpfgebiete bei Brunnswick, noch in Georgia. Aber auch schon hier werden die Alligatoren, also die mit der runden Nase, am Strand liegen und nach Beute Ausschau halten. Vielleicht donnern auch ein paar Airboats durch die Mangroven. Wir sehen es nicht, denn wir sind zu schnell. Interstate 10, Jacksonville Florida. Wenn wir jetzt den Blinker setzen würden, kämen wir direkt nach Santa Monica. Nix da, es geht nach Miami. Obwohl ab und zu der normale Florida-Schwall Wasser vom Himmel fällt, dauert das Schauspiel nur wenige Minuten, auch das ist ja typisch. Nach 360 Meilen verlassen wir die I-95 und nehmen die Florida Turnpike. Zuerst die Kohle, dann kannst Du auf's Gas drücken. Es ist nun 471 Meilen her, dass wir das schöne Savannah verlassen haben und nachdem wir nun wieder auf der Interstate 95 sind, ist die Großstadt nicht mehr weit entfernt. 4 normale Spuren und 2 Expressways, es verwundert immer wieder, wo plötzlich so viele Autos herkommen. Nach 489 Meilen parken wir unseren Traverse auf dem Randstein vor dem Wyndham Garden in Miami Beach.
Wenn schon mal in großen Städten kein Valet Parking angeboten wird, dann haut es mir schon die Sicherung raus. Bin natürlich selbst Schuld, Beschreibung lesen hilft in der Regel. Nun gut! Als dann aber der Internet-Eindruck des Hotels auf den ersten Blick nicht bestätigt wird, ärgere ich mich, am meisten über mich selbst. Boutique Hotel, viele fahren auf diesem Gleis. Einige sind top, die anderen meinen, dass, wenn sie eine alte Kommode, die mit roter Farbe aufgemotzt wurde, in die Ecke stellen, dann sind sie aber auch so was von Boutique. Das Blatt wendet sich nicht, aber das Ganze relativiert sich. Das Parkhaus ist gleich nebenan und praktisch die Verlängerung des Miami Beach Police Departments. Und das sorgt schon mal subjektiv für Sicherheit für das Auto, das wir noch tausende von Meilen durch die USA quälen werden. Das Zimmer ist zwar nicht übermäßig groß, aber es ist absolut sauber. Und dass man in Großstädten einen Hotelstern immer selber mitnehmen muss, hat sich inzwischen rum gesprochen. Also, alles halb so wild, bleib ruhig!
Der Bär tanzt, das Leben tobt, es ist die Hölle los am berühmten Ocean Drive. Wir sind uns noch nicht sicher, ob uns das gefällt. Die Bierpreise 780 Kilometer südlich von Savannah haben sich verdreifacht. 8 Dollar und gleich mal 17 Prozent Servicecharge dazu. 30 Dollar für drei Bier, das übertrifft ja schon die Münchner Innenstadt. Aber wir genießen das besondere Flair von Miami Beach bzw. des Art Déco Viertels bzw. des Ocean Drive's. Ein Hotel, eine Kneipe, ein Restaurant neben dem anderen. Doch, es gefällt uns, so der Beschluss. Das Essen auf der Terrasse des Avalon's war fantastisch. Zum Abschluss fallen wir noch in eine Bar und beenden den Fahrtag glückselig.
Dienstag
Die Sonne strahlt Miami Beach, vermutlich ganz Florida, bereits in den frühen Morgenstunden an und sorgt für angenehmste Temperaturen. Das milde Licht bringt den Atlantik zum glitzern und das Wasser wartet auf die ersten Wasserratten. Alle Fassaden am Ocean Drive leuchten in den klassischen Art Déco Farben vom zarten Mint, über Gelb und helles Pink bis hin zum kräftigen Lila.
Die Terrasse des Starbucks ist noch menschenleer, liegt im Schatten und bietet einen herrlichen Ausblick auf das Farbenspiel. Die Nachtschwärmer wissen nicht, was sie versäumen und liegen vermutlich noch fast bewusstlos in den Federn.
Die Lincoln Road Mall ist eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Shops und Restaurants. Es gibt sogar ein Hofbräuhaus, wie kitschig. Die Italiener haben hier die Oberhand und sehen auch sehr einladend aus. Und hier arbeiten sogar vorwiegend Italiener, so haben wir festgestellt, nicht wie im Westen, wo keiner ein Wort italienisch spricht. Es ist jedoch insgesamt festzustellen, dass die Zubereitung von Nudeln inzwischen auch in den USA gelingt. Vor ein paar Jahren war das noch anders, als in der Regel weichgekochte Pampe den Weg in den Magen fand. Der Espanolo Way gehört natürlich den Spaniern: Tapas Bars, Tische vor dem Restaurant, echt nett hier.
Wir machen uns auf zur Flüsterhalle. Ein altes Postoffice hat einen Kuppelbau, der ein kleines Akustikwunder darstellt. Richtig platziert, hört man auch das Flüstern seines Gegenübers sehr deutlich. Also nichts für Frauen, die flüstern nicht. Nachdem wir in diesen drei Monaten mindestens einmal auch Postkarten schreiben sollten, meines Erachtens gibt es nichts Überflüssigeres, besorgen wir uns gleich mal Briefmarken. 1 Dollar und 5 Cents pro gummiertes Rechteck, würde das nicht für eine MMS genügen? Egal, es wird eh noch Wochen dauern, bis wir einmal Zeit finden, die Dinger abzulecken.
Nachdem wir in der Washington Avenue die letzten Hotels abgelichtet haben, geht es runter zum Strand. Heller Sand, wunderbares Meer, eine angenehme Brise, die uns die weiten Blicke in alle Himmelsrichtungen sehr angenehm macht. Die Felder von Sonnenschirmen gleichen spanischen oder italienischen Äquivalenten. Nur die frisch in bunten Farben gestrichenen Hütten der Baywatcher machen klar, man ist in Amerika. Der schöne Leuchtturm am South Pointe Park wacht über das Meer und zeigt den Containerschiffen die Richtung. Hier lässt es sich aushalten. Wir sitzen am Pier und genießen. Eine Riesenschildkröte schwimmt Richtung Hafen. Sie sollte das nicht tun, aber vielleicht braucht sie auch etwas Öl für ihre Gurgel. Am Yachthafen pflanzen wir uns in eine schöne Strandbar und füllen den Körper mit Sprite; is Seven Up o.k.?
Das Wassertaxis nach Miami Stadt kostet 12 Dollar und schippert nun am Rande des Frachthafens auf die wundervolle Skyline von Miami zu. Immer wieder pfeifen die Motorboote an uns vorbei, aber auch gemütlich schaukelnde Angelboote mit sehr relaxten Menschen an Bord, prägen das Bild. Die Wolkenkratzer kommen näher und als wir durch einen Seitenarm des Miami Rivers in die Downtown vordringen, scheinen sie uns zu erdrücken. Eine Station vor dem Bayside betreten wir wieder festen Boden und schlendern am Wasser entlang zu einem kleinen Strand am Miamarina Bayfront Park. Holzstühle unter Palmen und zwei sind noch frei. Sehr angenehm, muss ich sagen. Am liebsten wären wir nicht mehr aufgestanden. Als wir 1993 das letzte Mal hier waren, war das Bayside relativ neu und das Hard Rock Café öffnete erst einen Monat später. Nur der Mystery Tour Bus diente als Shop für all die unnötigen Dinge, die der HardRocker so braucht. Inzwischen ist das Einkaufszentrum sehr in die Tage gekommen und unterscheidet sich nicht von den anderen Malls, die auf das ganze Land verstreut sind. Man muss es nicht mehr gesehen haben und so beschließen wir, zurück nach Miami Beach zu wandern.
Dieser Entschluss kann gut und gerne zu den schlechtesten Entscheidungen des Tages gezählt werden. Zwar hat man von der Brücke am Port Boulevard einen tollen Blick auf die Skyline, doch irgendwann endet der Fußweg im Gewirr des Hafens von Miami. No Trespassing - Ende der Durchsage. Also zurück und mit einem Spurt erwischen wir noch das nächste Wassertaxi. Das alltägliche Gewitter ist im Anmarsch, das Boot gibt Gas, dass es nur so blitzt. Trockenen Fußes genießen wir die Fahrt an den tollen Villen der Star Island vorbei. Unglaublich, was da für Häuser stehen. Die Taylor Lissy hat hier gewohnt und so manch anderer Star. Der Bootsführer erklärt uns in welchem Haus welcher Film gedreht wurde und so war die Überfahrt eine sehr kurzweilige Angelegenheit.
Da es immer noch ein bisschen regnet, gehen wir in das kleine Lokal, das zu unserem Hotel gehört. Es hat eine nette Bar, ist einladend eingerichtet und gedeckt und das Essen war sehr lecker. Inwischen blitzen wieder die Sterne vom Himmel und wir ziehen nochmal los zum Ocean Drive. Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluss der schönen Städtewanderung.
Mittwoch
Wir danken der Bulldogge für den gesunden Schlaf! Es ist leicht bewölkt, aber sehr warm. Heute geht es in die Everglades. Oder müsste es nicht zum Everglades heißen? Denn die Everglades sind ja ein weiter, breiter Fluss, vom Lake Okeechobee, das ist das Riesenteil, das man auch vom Weltraum aus sieht, bis zur Florida Südspitze lang. Der Bursche ist der Langweiler unter den Flüssen in den USA, einen Meter pro Stunde, - bei dem Alter ja auch kein Wunder!
Die Alligatoren warten in sengender Hitze auf ihre Fütterung. Touristen halten ihre Kameras mit angespannten Körpern insbesondere auf die riesigen Mäuler. Das macht Eindruck zuhause. Nebeneinander und übereinander kämpfen die Viecher um ein Stück Huhn. Sehr agil sind sie aber nicht, das garantiert ein langes Leben. Wir sind auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes. Ausführlichst erklärt ein Mitarbeiter der Alligator Farm was auch immer, ich habe es mir nicht gemerkt.
Als wir im Airboat sitzen, zieht es gemächlich durch die Sümpfe. Links und rechts sind ein paar Tiere drapiert, die bewundert werden können. Eine Schlange am Baum, ein Schwein im Morast und natürlich der ein oder andere Alligator am Everglades-Strand. Gib Gas Junge und dann ab. Kopfhörer müssen sein, denn wenn der Bootsführer das Teil fliegen lässt, dann wird es mächtig laut. Das Boot gleitet schnell über das Wasser und das Gras und weil das den Touristen gegebenenfalls etwas langweilig werden könnte, eine 360-Grad-Drehung mit Nass-werd-Garantie. Ist aber nicht schlecht. Als wir am Ende wieder Fahrt rausnehmen, noch ein paar Werbeworte und dann war es gut. 23 Dollar hat es gekostet. Tip always welcome!
Wir fahren an die Nationalpark Grenzen und schauen mal im Visitor Center, ob es noch etwas gäbe, was wir sehen sollten. Außerdem hoffe ich ja, dass irgendwer mal meinen Nationalparkpass sehen will. Für was schleppe ich den eigentlich immer rum. Beides Fehlanzeige! Man müsste ein Birder, also ein Vogelbeobachter sein, um wirklich auf seine Kosten zu kommen.
Akkurat die Florida Keys Outlet Mall liegt auf der Rückfahrt auf unserem Weg. Ein paar T-Shirts, ganz nett, und nichts los. Wir waren in jedem Geschäft fast alleine. Welcome to Aeropostale - how are you today - let me know ... die Stimmlage der jungen Damen ist gegenüber dem letzten Jahr subjektiv um eine Oktave höher. Oder mein altes Ohr ist noch empfindlicher geworden. Die auswendig gelernten Sätze trommeln immer wieder auf meinen Schädel ein. Aber wehe Du hast wirklich eine Frage. Dann sind die Protagonisten entweder irgendwie unsichtbar, die jungen Mädels, oder sie wissen es nicht. Obligatorisch wird im Lager nachgefragt, ganz modern über Funk, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche. In zwei Tagen bekommen wir wieder neue Ware. Aha, sehr schön.
Die Miracle Mile in Downtown Coral Gables ist eine exklusive Einkaufsstraße, die oft mit der Fifth Avenue in New York verglichen wird. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Es ist ganz nett hier und wir gehen die zwei Meilen, also hin und zurück, ab. Ein paar schöne und teuere Restaurants, viele Brautgeschäfte und anderes, was man nicht braucht. Ist es das, was in der Wirtschaftskrise noch zum Erfolg führt? Der kleine Spaziergang war schon in Ordnung.
Als wir die Skyline von Miami wieder fest im Blick haben, fällt die Dunkelheit über die Stadt ein. Nicht, dass es schon so spät wäre, aber das allabendliche Gewitter kommt mit Vehemenz. Es schüttet und weht so stark, dass selbst die schnellste Stufe bei den Scheibenwischern nur maximal 5 Meter Sicht zulässt. Die ganz Vorsichtigen haben sich gleich mal rechts an den Straßenrand gestellt. Und auch auf der linken Spur taucht plötzlich ein Motorradfahrer auf, der seinen Kübel abgestellt hat. Äste fliegen durch die Gegend und Blitze erleuchten den Himmel. Die Straße wird zum Fluss. Das Auto braucht sowieso eine Wäsche. Gleichzeitig kämpft sich an einer Stelle wieder die Sonne durch. Und als wir im Schritttempo kurz vor unserem Hotel sind, ist der Spuk fast vorbei. Die Leute stehen teilweise bis über die Waden im Wasser. Fußwaschung in Miami Beach.
Das Van Dyke Café in der Lincoln Mall hat ausgezeichnete Linguine mit Meeresfrüchten. Das Heineken ist mit 5.50 Dollar entscheidend billiger als vorne am Ocean Drive, auf der Terrasse darf geraucht werden. Schön und gut!
Donnerstag
Die Sonne begleitet uns, als wir Miami Richtung Süden verlassen. Vorbei an Palm Island, Hibiscus Island und Jungle Island führt uns der Weg in die karibikähnlichen Keys. Bevor wir die Perlen erreichen, haben sie uns auf dem Turnpike fotografiert. Nein, nicht uns, sondern unser Nummernschild. Toll by plate, das Ergebnis steht auf der Rechnung von Hertz.
Ab Florida City wird es einspurig, vorbei an Sümpfen und Sträuchern, bis es irgendwann offener wird und das Meer links und rechts die Fahrbahn begrenzt. Es schimmert türkis, nur leichter Wellengang fügt ein wenig weiß dazu. Die Stimmung wird eigenartig und entlang der südlichen Strände bahnt sich ein Wolkenband seinen Weg. Noch sieht es freundlich aus, aber wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen kleinen Tornado, einen sogenannten Waterspout, sehen. Während ich noch eine Möglichkeit suche, an den Strand zu fahren, packt Monika das Tele aus und pflanzt es auf die Kamera.
Bei Marathon sehen wir endlich eine Chance und fahren in den Curry Hammock State Park. Die freundliche Dame kassiert 6 Dollar. Das ist mir jetzt aber so was von wurscht, wenn sie nur schneller wäre. Dann will sie uns auch noch in ein Gespräch verwickeln und fragt, ob wir die Waterspouts schon gesehen hätten. Mädel, mach hinne, deshalb sind wir hier, wir wollen das Schauspiel sehen und fotografieren. Also in Eile darf man in den Staaten nicht sein. Da wirst du verrückt. Endlich am Strand angekommen, ziehen drei Waterspouts, die das Wasser in die Luft ansaugen, an uns vorbei. So etwas haben wir noch nie gesehen und es ist fantastisch! Das Meer funkelt rund um die schwarzen Stellen, die das Wolkenband hinterlässt. Die Minitornados kommen aus dem dunklen Nichts weiß heraus. Wie ein Rüssel einer Mücke schlägt der Sturm auf die Wasseroberfläche und wirbelt das Wasser in die Höhe. Die Waterspouts marschieren vorwärts und ziehen von dannen und die Neugier und das Erstaunen weicht der Verwunderung über so viel Glück. Das sind die Spontanerlebnisse, die man auch in 10 Jahren noch rezitiert.
Kurz vor der Seven Mile Bridge, die längste Verbindung zwischen zwei Keys, liegt links unten der Sunset Grill. Zwar wird der Sunset noch lange auf sich warten lassen, gleichwohl ist es dort auf der Terrasse wunderbar. Man sitzt im Schatten und stiert auf das in verschiedenen Blau- und Türkistönen schimmernde Meer. Rechts überspannt die Brücke das Wasser und scheint im Nirgendwo zu enden. Ein Burgerlein und Chickenwings machen das Glück perfekt.
Das Blue Marlin Motel haben wir einem Tipp unserer Freunde zu verdanken. Es ist zwar wirklich ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber es ist sauber, die Zimmer sind absolut o.k. und das Parken ist frei. Als die Koffer verstaut sind, läuft bereits nach ein paar Metern Fußweg der Schweiß. Keine Wolke spendet den ersehnten Schatten, als wir zuerst die touristischen Höhepunkte von Key West ansteuern. The Southernmost Point, das Lighthouse, die Herberge, die Hemingway bewohnte und natürlich die Kneipen an der Duval Street. Das HardRock Café sieht aus wie in Hawaii und im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, die die kleinen Häuser wie Spielzeug aussehen lassen. Als wir uns nach dem Hafen und den bekannten Sonnenuntergangstreffpunkten in die Gassen von Key West verdrücken, erleben wir das Südstaatenflair von Savannah erneut. Dieser Ort hat viele schöne Seiten und wunderbare Häuser. Und wer das Leben liebt, der kommt hier nicht zu kurz.
Zwar sind wir mit Schweiß gebadet, aber jetzt soll richtiges Wasser ran. Nach der erfrischenden Dusche machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafen, um den Sonnenuntergang am Sunset Pier bei einem Bier zu genießen. Wir ergattern gerade noch einen Hochtisch mit 2 Barhockern und haben einen tollen Ausblick auf das Meer und eine vorgelagerte Insel. Für Unterhaltung wird auch gesorgt. Der Raketenmann schießt sich mit angesaugtem Wasser aus dem Meer in den Himmel. Segelboote ziehen vorbei und die Touridampfer bahnen sich ihren Weg auf das offene Meer. Als dann die Sonne ihren Abschied nimmt und den Tag beendet, wird die Stimmung fantastisch. Klar leben die Sonnenuntergänge vom Mythos Key Wests, aber sie sind schon wirklich schön. Immer mehr lässt das Leuchten des Horizonts nach. Die Segel der Boote werden eins mit dem Meer und die vorbeiziehenden Vögel sind nur noch dunkle Striche am orange-roten Abendhimmel.
Wir gönnen uns auf dem Nachhauseweg einen Hurricane und einen B52 im Hard Rock Café. Und kurz vor dem Hotel verkauft ein Laden noch einen leckeren Key Lime Pie zur Nachspeise. Ein perfekter Abend geht zu Ende.
Freitag
Das Frühstück im Blue Marlin ist etwas mager, aber es reicht aus. Um 8 Uhr kämpfen wir uns die Keys entlang, vorbei an tollen Häusern mit Boot vor der Tür. Was willst Du mehr? Wir sind früh dran und kommen gut voran.
In Naples hat es 95 Grad, als wir in einer wunderschönen Condominium Anlage landen und nach der Wohnung unserer Freunde suchen. Als wir meinten richtig zu sein, macht niemand auf. Ähm, sch....! Lenny, der vorne an der Pforte für die Sicherheit sorgt, schwingt sich in sein Auto und begleitet uns. Ja, wir waren schon richtig, aber alles klingeln hilft nichts. Hoffentlich ist nichts passiert. Im Nachhinein ist festzuhalten, dass es sich, wie sagt man, um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat. Wir haben uns erst in München wieder getroffen und erfahren, dass Leberkäse, Speck und bayrisches Bier auf uns gewartet hätte. Aber leider halt an einem anderen Tag. Schade! Vielleicht wollten sie den Leberkäse nicht teilen?
Die Interstate 75 bringt uns kurz vor Tampa an eine wunderschöne Brücke, den Sunshine Skyway. Wir machen an einer Restarea halt und der Blick auf dieses tolle Gebilde und das Meer fasziniert uns. Auf nach Dunedin, das wir um 18 Uhr erreichen. Das Best Western liegt am Hafen, wunderschön, und hat eine tolle Bar fast direkt vor unserem Zimmer. Dort schnuppern wir sozusagen die letzte Floridaluft und genießen Fisch, Wein und Sonnenuntergang. Der Floridaurlaub ist vorbei, die Hiking-Session in Alabama und Arkansas wartet.
Samstag
Ein wunderbares Frühstück im schönen Hotelrestaurant mit Meeresblick verlängert das Floridafeeling. Eier, übrigens erst das zweite Mal in diesem Urlaub, der Colesterinspiegel wird es uns danken, O-Saft und Kaffee, und alles complimentary. Der Tag beginnt, wie der letzte endete: saugut!
Die Lovebugs, zwei Flugkäfer, die permanent zusammenhängen, signalisieren, dass wir nun endlich zügig voran kommen, indem sie etwas verbeult und gequetscht in unserem Kühlergrill hängen. Das Liebesleben hat ein abruptes Ende genommen und die weiße Front des Autos wechselt in schwarz-gesprenkelt. Die Überfahrt nach Alabama soll etwas Abwechslung bekommen und so entdecken wir im Road-Atlas einen grünen Text "Natural Bridge State Park". Aufgepasst Steffi, ein kleiner Umweg. Und just als wir da sind, ist von einer Natural Bridge nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ein Irrer läuft barfuß durch den Wald, ist jedoch ganz freundlich, aber wie gesagt vermutlich nicht ganz sauber. Der hat noch nie was von einer natürlichen Brücke hier gehört, er ist ja auf der Durchreise - ähm -, aber auch die normalen Amis darf man nichts fragen. Nun gut, wir haben uns etwas die Beine vertreten und uns wieder auf die Straße gepflanzt.
Als wir auf der Interstate 10 Richtung Pensacola unterwegs sind, gewinnen wir eine Stunde: Central Time! Blinker rechts und ab nach Norden. Sweet Home Alabama, where the Skies are so blue! Der Himmel ist blau, aber Alabama ist grün. Das Essen im Outback Steakhouse Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, war sehr gut.
Sonntag
Es hat die ganze Nacht geregnet und als wir uns auf den Weg machen, ist es bewölkt und hat 68 Grad. Bei Gadsen werden aus den Hügeln Berge und als wir die Weltstadt Gallant erreichen, wartet der erste Hike.
Wir biegen ab in die Wildnis, an der Kreuzung, wie an jeder Kreuzung in Alabama, steht eine Kirche. Der Gottesdienst ist gerade aus und die Landleute staunen nicht schlecht, als ich mein GPS Gerät auf mein Autodach lege und nebenbei gemütlich eine rauche. Ja, wir sind ja gleich weg! Einwandfreier Satellitenempfang führt uns an das Ortsende, noch ist die Straße geteert. Aus den Häusern werden Wohnwagen und als die Offroadfahrt beginnen soll, springen erst mal drei Hunde um unser Auto. Weg da! Ich fahre so langsam, dass sich die Viecher retten können, falls sie doch so dumm sind und unter das Auto geraten. Wir kommen auf privates Land, ich liebe es, und schon ist es passiert. Die als befahrbar beschriebene Offroadstrecke ist mit einer Schranke versperrt. Raus aus dem Auto, im Hintergrund bellen die Hunde, und das Schloss geprüft. Eisensäge wäre gut, vielleicht aber auch nicht. Nachdem kein Platz zum Umkehren ist, setze ich das Auto zurück und komme wieder an den Hunden vorbei. Mein Hupen und das Gebelle hat wohl auch den Besitzer geweckt und nun steht er vor seinem Wohnwagen, verschlafen und mit einem wunderschönen Unterhemd bekleidet. Ich würde das nicht mal zum Putzen anziehen. Er hat aber keine Waffe in der Hand, sondern vertreibt seine eigenen Hunde. Glück gehabt, und weil er mir jetzt so sympathisch ist, der Kerl, habe ich gleich mal gefragt, warum da jetzt eine Schranke ist und uns den ersten Hike zur Chandler Natural Bridge versperrt. Alabama hat 's gemacht, - auch eine Antwort, die vermutlich zwar nicht stimmt, aber das ist ja egal.
Die Vielzahl an Religionsgemeinschaften in den Staaten sorgen dafür, dass wir noch nie so viele Kirchen wie hier in Alabama gesehen haben. In Geraldine sind wir richtig, über eine County Road erreichen wir den High Falls Park. Ein altes abgewracktes Polizeiauto ist das Einzige, was hier am Parkplatz noch rumsteht. Ist das ein gutes Zeichen?
Wir wandern los, vorbei an Picknicktischen und bereits nach 0,2 Meilen sind wir am ersten Aussichtspunkt. Maschendrahtzaun, damit der ungeübte Wanderer auch nicht in die Tiefe fällt. Es geht aber auch fast senkrecht runter. Der Town Creek, ein Zufluss des nicht unweiten Tennessee River, erscheint unvermittelt aus dem Dickicht des Waldes. Und nachdem er sich ein paar Meter über eine Felskante nach unten gestürzt hat, verschwindet er so unvermittelt, wie er auftauchte.
Ein Pfad führt uns ans Wasser. Und hier sehen wir, warum wir eigentlich hier sind: Die High Falls Natural Bridge. Ein schmaler Felsvorsprung hat den Wasserfall überlebt, nur in seiner Mitte konnte das ewige Donnern des Nasses ein Loch reißen. Es ist eine schöne Brücke daraus geworden. Wunderschön und wunderbar leicht zu erreichen. Wir können das in aller Ruhe und ganz alleine genießen. Plötzlich ein komisches, undeutliches Geräusch, das zu dieser einsamen Stimmung passt. Mann, wie ich bin, habe ich es zuerst ignoriert, aber dann hat die Angst obsiegt und da hilft nur das Gespräch. Natürlich hat Monika es auch gehört, - sie braucht unbedingt ein Bärenglöckchen! Es war auf alle Fälle ein Tier, im Wald raschelt es auch, und was liegt näher, als an einen Bären zu denken. Wie waren gleich die Verhaltensregeln? Gibt es überhaupt Bären hier? Ach komm', wir treten jetzt mal mutig den Rückweg an. Wir sind aber so was von geschlichen, nur damit wir auch jedes Geräusch mitbekommen. Immer für einen Sprint bereit. Und da war es wieder, nur jetzt deutlich und nah. Wir sind aber auch Esel!
Es geht weiter im Hinterland von Alabama. Schmale Straßen bringen uns zum Lake Guntersville. Hier hat sich der Tennesse River so breit gemacht, dass ein großer See daraus wurde. Die Gürteltiere von Alabama liegen wie an der Perlenkette aufgereiht am Straßenrand. Alle so was von tot und deshalb liegen sie vermutlich auch auf dem Rücken. Komisches Bild! Die Armen!
Als wir an unserem nächsten Ziel ankommen, ist es kaum zu glauben. Steffi führt uns in eine Hauseinfahrt. Ein nettes Häuschen und ein hübscher Garten, angelegt in Terrassen. Felsen, Moose und Blumen bilden einen tollen Kontrast. Wir parken und tasten uns vorsichtig heran. Ein älterer Herr tritt aus der Tür und begrüßt uns herzlichst. Wir wollen nur Ihren Steinbogen sehen, geht das? Nur hereinspaziert, fühlt euch wie zuhause. Unglaublich die Szenerie. Die Honeycomb Natural Bridge ist in den Garten sozusagen integriert. Und die Brücke ist cool, mitten drin steht ein Baum und rechts davon ist ein kleiner Wasserfall. Haus mit Garten und eigenem Arch, - und wir fliegen und fahren tausende von Meilen, um das zu sehen. Der Besitzer scheint das zu würdigen und ist stolz. Er hat eine Donation Box aufgestellt, in die wir gerne etwas gesteckt haben. Thank you Sir! Have a good one!
Nochmal wird der Tennessee River überquert und als wir die Natural Bridge Road entlang fahren, schwant uns nichts Gutes. Links und rechts nur Motorhomes und privates Land, kurzum, wir haben die Hartsell Bridge in der Nähe der gleichnamigen Stadt nicht gefunden. Man kann hier aber auch nicht immer auf dem Privatgelände rumkurven. Außerdem haben wir zwei wunderschöne Bridges gesehen, das reicht auch für heute und wir sind zufrieden.
Am Wheeler Lake entlang, der auch eine Verbreiterung des Tennessee River ist, erreichen wir Decatur (sprich: Dekayder). Das Hampton Inn ist schön, wir haben ein großes Zimmer. Abends gibt es noch eine Tornadowarnung, aber es bleibt bei Regen. Also rennen wir über den Parkplatz zu Applebee's, wo wir gut gegessen und 10 % Hotelrabatt bekommen haben.
Montag
So ruhig, wie die Nacht aus Alabama abzieht, so ruhig lassen wir es heute angehen.
Als wir um 9 Uhr dann endlich auf der Straße sind, dauert es keine Stunde, bis wir unser erstes Ziel erreichen. Der Parkplatz am Trail zum Winston Cave Arch ist verwaist. Die dunkelgrünen Bäume wirken wie eine Mauer, die das Sonnenlicht kaum auf den Boden lässt. Wir steigen auf einem geteerten Weg zum Mile Creek hinunter. Der Wald dreht erneut am Dimmer und manchmal haben wir das Gefühl, auf einer Nachtwanderung zu sein. Der Boden ist feucht, die zahlreichen Tiere unterbrechen die absolute Stille mit Rufen und Geraschel. Es ist unheimlich hier! Ich fühle mich wie Justus Jonas von den drei Fragezeichen, der einen neuen Fall wittert. Als wir die Höhle erreichen überspannt ein mächtiger Steinbogen den Waldboden. Bäume mussten ihre Richtungen ändern, um um den Arch herum dem Restlicht entgegen zu wachsen. Kletterpflanzen nützen sie als Leiter, um dem dunklen Waldboden zu entfliehen. Ja, ein schöner und mächtiger Arch.
Nur 24 Meilen weiter findet das Archhunting seine Fortsetzung. Wir sind im kleinen Ort Natural Bridge und nur eine Meile weiter westlich geht es zur namensgebenden Brücke. In einer Holzhütte begrüßt uns ein altes Ehepaar sehr herzlich. Sie passen auf die Brücke auf und kassieren 2,50 Dollar. Dafür gibt es Geschichten, die nie enden würden, wenn man nicht schnell mit einem freundlichen Danke das Weite sucht. Die Natural Bridge of Alabama ist ein Monstrum, mit drei gewaltigen Öffnungen. Ein gut begehbarer Pfad führt unter die Brücke und ist so angelegt, dass man wirklich jegliche Perspektive erreicht. Als wir uns zum Abschied nochmal sehr herzlich bedanken, suchen die wohl sehr einsamen Alten erneut das Gespräch. Wir haben ihnen von unserer Reise erzählt und sie wollten uns eine Karte von Alabama schenken. Als wir im Auto sitzen und diesen netten Ort verlassen, haben sie sich vor dem Haus postiert und uns zum Abschied gewunken.
Wir sind im Franklin County und hier steht der Franklin Arch. Es war etwas schwierig, einen Parkplatz zu finden. Nicht, weil sich hier ein Fahrzeug an das nächste reiht, sondern weil es auf der Alabama 243 keinen Grund gibt anzuhalten, so dass Parkbuchten eben Fehlanzeige sind. Am Rand finden wir ein kleines Plätzchen, das Auto steht fast zwei Drittel auf der Straße. Aber nachdem hier sowieso niemand ist, ist das Risiko begrenzt. Nur ein kurzer Querfeldeinhike, der aber seine Tücken hat, denn Forstarbeiten haben das Terrain zerstört. Bäume, so sind die gewaltigen Spuren zu interpretieren, wurden aus dem Tal durch den Arch auf die Straße gezogen. Mal ganz was anderes. Der Franklin Cave Arch hat die Mächtigkeit, dass selbst Caterpillar und Harvester unten durch passen. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert Steinbögen hier haben. Für die hiesige Bevölkerung ist das sicher nur Stein, der gegebenenfalls Land- und Forstwirtschaft hinderlich ist. Wir sind da ganz anderer Meinung!
Unser nächstes Ziel ist die Rock Bridge. Sie befindet sich auf privatem Land und eigentlich sollte man etwas bezahlen. Als wir über eine megasteile Gravelroad in die Schlucht hinunterfahren, steht kurz vor dem Parkplatz ein Pony. Aha! Am Parkplatz, der eigentlich nur das Ende der Straße ist, parkt ein offener Trailer. Hallo, hallo, hallo - no response! So machen wir uns mit einem etwas flauen Gefühl auf den Weg. Aber es hat sich mehr als gelohnt. So eine gewaltige Brücke haben wir selten gesehen. Der Bogen ist mächtig und die Felswände sehen wie mit Maschinen glattgeschliffen aus. Moos erzeugt ein grünes Ambiente. Der Weg über ein paar Boulder ist durch einen Steg unterstützt. Der ist aber so wackelig, dass es vermutlich direkt über die Felsen weitaus ungefährlicher wäre. Die Köpfe in den Nacken und staunen. Ja, Rock Bridge ist ein guter Name dafür, er drückt die Wucht aus, welche die Brücke über unseren Köpfen ausstrahlt.
Das Tagebuch führt aus: Das war ein Supertag heute und es muss wohl nicht gesagt und geschrieben werden, dass wir hier überall vollkommen alleine waren. Zum Abschluss fahren wir noch zum riesigen Wheeler Lake, an dessen Ufer die Angler stehen und auf ihr Abendessen warten. In der Decatur Mall finden wir ein paar nützliche Kleinigkeiten, die unbedingt her müssen und so nimmt der Tag ein gutes Ende. Lustig wird es noch im Red Lobster, als wir zur Feier des Tages, wir hatten ein kleines Jubiläum, eine Flasche Wein bestellen. Die Erwartungen sind so hoch nicht, aber am Stil könnten sie noch ein bisschen arbeiten.
Dienstag
Ein herrlicher Tag ist angebrochen. Als wir uns Richtung Westen aufmachen, weicht der Wald dem Farmland. Es tut gut, etwas mehr Weitsicht zu genießen. Nach 67 Meilen erreichen wir den Mississippi. Seit der Bursche im nördlichen Minnesota aus dem Boden quoll, dürfte er fast so viele Meilen gemacht haben, wie wir. Er lässt sich aber mehr Zeit. Gemächlich macht er sich auf seinen weiteren Weg nach New Orleans, um dort den salzigen Geschmack des Golfes von Mexico zu erleben. Wir folgen dem Strom nach Tennessee. Das zweite Mal in diesem Urlaub im Staat der Freiwilligen, the Volunteer State. Wer hat sich bloß diesen Beinamen ausgedacht.
Walkin' in Memphis, der Geist von King Elvis begleitet uns. Die wohlbekannten Mississippi-Dampfer warten auf uns vergeblich, aber es ist sehr stimmungsvoll, wie sie am Ufer dieses gigantischen Flusses liegen. Die Mainstreet ist Fußgängerzone, eine Trambahn fährt mitten durch. Es ist ganz nett hier und erinnert sehr an Denver's 16th Street. Die Obdachlosen sind aber etwas weniger aufdringlich. Nun sind wir in der Bealstreet, dem Mekka der Musik. In der Gibson Factory werden die weltberühmten Gitarren gebaut. Wer kennt sie nicht, die einzigartige Les Paul. Seit 1952 wird sie hergestellt und vermutlich gibt es wenige Bands, die das Teil nicht hatten oder haben. Der Showroom ist voller wunderschöner Gitarren, man möchte zugreifen. Wir schlendern die abgesperrte Beale Street vom Hard Rock Café über verschiedene Clubs bis zum Ende. Hier ist nachts die Hölle los, tagsüber spielen zwar auch bereits Bands Livemusik, aber solche Vergnügungsviertel sehen bei Tageslicht immer ziemlich abgewrackt aus. Memphis ist keine schöne Stadt, so das Fazit nach ein paar Stunden Sightseeing.
Als wir auf der Interstate 40 erneut das große Wasser queren, sind wir in Arkansas. Die Trucks, die vermutlich den Sprung nach Westen vor sich haben, sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht unterwegs. Eine Spur kann man damit absolut vergessen. Das Land wird flacher und links und rechts der Straße gibt es tatsächlich Reisfelder. Nur, dass die Feldarbeiter keine geschlitzten Augen haben, - VIVA MEXICO!
"I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky!" William Jefferson „Bill“ Clinton hat lange in Little Rock, der Hauptstadt von Arkansas, gelebt und gewirkt. Der vormalige Präsident und Gouverneur hatte seinen Amtssitz nicht weit von unserem Hotel. Das Double Tree ist schön, hat eine Hotelbar und von unserem Zimmer genießen wir den Ausblick auf Little Rock. Vier Nächte, sozusagen als Basis für Wanderungen, so lange waren wir noch nie in diesem Urlaub an einem Ort.
Der erste Spaziergang offenbart, dass Little Rock nicht so spannend ist, aber etwas Leben und gutes Essen dürfte möglich sein. Wir finden ein nettes Lokal im Capitol Hotel und reservieren für den Abend. Das 3-Gänge-Menü war schon o.k., aber es entsprach nicht den Erwartungen, die das tolle Ambiente suggerierte.
Mittwoch
Die Straße führt aus der Weite des Tales über einen Pass hinauf zum Petit Jean State Park. Wir befinden uns nordwestlich von Little Rock und als wir den Parkplatz und Trailhead zu den Seven Hollow erreichen, knallt die Sonne schon ziemlich unerbittlich auf den Planeten.
Der Weg ist gut markiert und alle halbe Meile sagt ein Schild, wie weit man schon gekommen ist. Interessante Felsabsätze ziehen sich durch das Land. Höhlen und Schluchten, gut beschützt von Wald, der bei der Hitze sehr angenehm ist. Das Grün ist nicht übermächtig und so wird der Blick immer wieder frei, um in den Weiten von Arkansas zu schweifen. Teilweise geht es über blanken Fels voran und kleine Hoodoos tun ihr übriges, damit man sich fast wie im Westen fühlt. Ich weiß nicht mehr welche der 7 Schluchten wir nach oben verlassen haben, aber irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sich ein Fels "nicht normal anfühlt". Ich schnalle meinen Rucksack ab und siehe da, ein ausgewachsener, nicht erwarteter Steinbogen, fristet hier sein Dasein. Das Teil ist nicht so klein, die Spannweite beträgt schätzungsweise 5 Meter. Und weil er vom Trail schwer bis gar nicht zu erkennen ist, bin ich sehr stolz auf mich. Der Archhunter hat zugeschlagen. Wissenschaftliche Betrachtungsweisen dieses Steinbogens würden jetzt die Kürzel AR, für Arkansas, und eine Nummer hervorbringen. Aber nachdem ich das der Besonderheit von Steinbögen nicht angemessen finde, bekommt das Teil jetzt einen Namen: Petit Jean Arch. Sehr kreativ ist das zwar nicht, aber was Besseres ist uns nicht eingefallen. Auf alle Fälle haben wir nach 50 Minuten Wanderung gleich mal ein nicht erwartetes Highlight erlebt.
10 Minuten später stehen wir in der Grotto, ein riesiger Alkoven überspannt die Hälfte des Einschnittes, den ein unbedeutender Bach im Laufe von Jahrtausenden geschaffen hat. Ich wundere mich immer wieder, denn momentan fließt hier kein Wasser, wie dann doch der stetige Tropfen den Stein aushöhlt. Restwasser fault in einer Gumpe so vor sich hin, aber das Moos am Boden der Höhle deutet darauf hin, dass zumindest im Winter hier einiges los ist. Da diese Grotte ziemlich die Halbzeit der 4,6 Meilen Wanderung bildet, gibt es eine Brotzeit in Form einer Zigarette.
Auf dem Looptrail, der uns nun dem Ausgangspunkt wieder näher bringt, liegt unvermittelt ein schwarzes Teil. Der feuchte Körper oder die Schuppen dieser Schlange lassen das Schwarz glänzen. Nachdem Schwarz unseres Erachtens nicht die Farbe von Frieden und "alles gut" ist, nähern wir uns nur vorsichtig. Aber die Schlange ist feige, aber blöd ist sie auch, denn sie haut in eine Richtung ab, wo es nur senkrecht nach oben geht. Da sind wir aber mal gespannt, wie sie diese Situation meistert und sind verblüfft, als sie sich locker flockig die Wand nach oben schlängelt. Irgendwann scheint sie genügend Abstand zu uns hergestellt haben und stoppt unvermittelt ihre Bergtour. Ok, für ein Foto musst du noch herhalten, dann lassen wir dich in Ruhe.
Als die Schlange sicherlich das Kreuzzeichen geschlagen hat, dass wir weg waren, dauert es nicht lange, bis wir wieder aus einer der 7 Schluchten, nun gut, das Wort ist fast zu gewaltig für die kleinen Täler, aufsteigen. Oben erwartet uns die Petit Jean Natural Bridge. Eine riesige Steinbrücke wächst vom Canyonrand hinunter. Die Einzelteile, riesige Quader sind gut zu erkennen und ein Statiker hätte vielleicht viel Freude daran zu erklären, warum die Brücke so wacker auf dem Boden steht. Als wir im Schatten eine kleine Pause machen, kommen uns die ersten Wanderer entgegen.
Diese Wanderung durch die Schluchten des State Parks, wir waren 2,5 Stunden unterwegs, war bis jetzt unsere schönste. Drei Highlights, absolut abwechslungsreich, nicht zu anstrengend, was will man mehr.
Doch, wir wollen noch mehr. Der Trailhead zur Bear Cave ist ein paar unbedeutende Meter weiter und wir beschließen, das Auto stehen zu lassen und uns zu Fuß bis dorthin durchzuschlagen. Der Bear Cave Loop ist kurz, nur gut eine halbe Meile, aber er lohnt. Eine schöne Höhle, umgeben mit fantastischen Felsformationen, kleinen Slots und riesigen Felsen das Eye of the Needle.
Als wir am Parkplatz zum Viewpoint des Cedar Falls Overlook ankommen, wird schnell klar, dass ein Overlook nur so genannt werden darf, wenn man einen vernünftigen Blick auf das Objekt der Begierde hat. Hier war das nicht der Fall, denn Bäume versperren ziemlich die Sicht und der kleine Wasserfall ist ein schönes Stück entfernt. Und nachdem wir kurz die Karte studierten und feststellten, dass ein Trail über die Fälle zu unserem nächsten Ziel führt, war die Entscheidung getroffen. Wir wandern!
Nachdem der Viewpoint über Holztreppen und Stege zu erreichen war, geht es jetzt ziemlich hinunter. Wir kommen dem Cedar Creek immer näher. Das Plätschern des Wassers ist immer deutlicher zu hören. Gott sei Dank spendet der Wald Schatten und etwas angenehmere Temperaturen. Leider müssen wir, nachdem wir das Tal durchschritten haben, auf der anderen Seite wieder hoch. Keuch, es hat auch schon über 90 Grad. Als wir nach 35 Minuten die Höhle erreichen, staunen wir nicht schlecht. Sie ist riesig und die Ausmaße lassen vermuten, dass ganze Indianerstämme in dem Teil Platz gefunden haben. Waren sicherlich ganz nette Partys. Als wir insgesamt 1,8 Meilen zurückgelegt haben, sind wir wieder am Auto.
Wir versuchen nun, unser letztes Ziel für heute zu erreichen und fahren über Dardanelle, Russelville und Dover in den Ozark National Forest. Das GPS gibt laut und unser Auto donnert in den Wald. Eine sehr kurvenreiche und hügelige Dirtroad lässt uns aber dann nur sehr langsam vorankommen. Nach 3,7 Meilen wird uns klar, dass aus dem Buzzard Roost Arch nichts mehr wird. Die letzten 7 Meilen wären wahrscheinlich nur im Schritttempo zu befahren gewesen, die Road wurde schmaler, steiniger und voll mit Wasser. Schneiderfahrt, das war 's, kehrt marsch! Wir haben so tolle Dinge gesehen, uns reicht es auch.
Es war dann auch schon 18 Uhr, als wir im Hotel ankamen, auch deshalb war die Entscheidung abzubrechen, die Richtige. Das Abendessen im Capriccio, ein Italiener im Peabody Hotel, war stark. Der erste Little Rock Wandertag nimmt ein gutes Ende.
Donnerstag
Der Weg führt uns erneut nach Nordwesten. Wir nehmen die I-40 Ausfahrt bei Conway und fahren in die Clinton Mountains. Die haben ihren Namen wirklich verdient. Ausgewachsene Berge, auf der letzten Meile der Natural Bridge Road ist es sehr kurvig und eng. Echte Kehren, der Südeuropäer bezeichnet sie als Tornante, bilden den Abschluss der Achterbahnfahrt. Wir sind an der Natural Bridge of Arkansas. Anders als am Pendant in
Alabama sitzt hier nicht ein altes Ehepaar im Häuschen. Nein, es ist eine junge Frau mit ihrem Baby. Und während das Kleinkind gefüttert wird, stellt die Mutter uns für 5 Dollar pro Person die Eintrittskarten aus. Ein kleiner Vortrag, wirklich nett. Die ersten Worte, die das Kind sprechen wird sind Natural Bridge, wetten! Obwohl, hier kommen vermutlich keine 5 Besucher am Tag vorbei.
Es sind nur ein paar Meter und wir stehen vor der großen Brücke. Sehr schön! Leider ist hier alles mit Zäunen und Verbotsschildern begrenzt, so dass man sich nicht direkt unter die Bridge wagt oder sogar oben hinauf kommt. Soweit die Theorie. Denn nachdem wir alleine sind, steige ich schon mal auf. Dangerous Cliffs, no climbing. Na komm', das ist ja fast barrierefrei. Vermutlich hat die junge Frau ein paar Webcams installiert, aber nichts unternommen. Egal, zurück zur Brücke: Ein ziemlich flacher Bogen quetscht sich zwischen zwei Hügeln über den Creek. Er hat eine Spannweite von immerhin 25 Meter. Alle paar Jahre soll sie verkauft werden und vermutlich auch deshalb werden falsche Angaben gemacht. Sie ist definitiv nicht die größte Brücke von Arkansas. Ist ja auch sch...egal, schön ist sie allemal. Vor der Holzhütte liegt ein überdimensionaler Moqui. Die Kanonenkugel hat bestimmt 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser und soll angeblich 3 Millionen Jahre alt sein. 1.000 Dollar ist sie wert, sagt Mutti.
Heading North! Wir sind am 240 Kilometer langen Buffalo River, ein Eldorado für Kanufahrer und Wanderer. Der Buffalo River State Park, natürliche Wildnis, hoch aufragende Kalksteinklippen, Campingplätze, Wanderwege, es ist sehr schön hier. Zuerst laufen wir etwas wirr durch die Gegend und erwischen den falschen Trail. Als wir es gemerkt haben, sind wir aber bald am River Overlook und den lassen wir uns nicht entgehen. Eine gute Meile Umweg, was soll 's. Der Ausblick auf den Fluss war auf alle Fälle fantastisch.
Ok, jetzt aber auf den Indian Rockhouse Trail. Gleich zu Beginn endlich lebende Gürteltiere, die in Amerika Armadillo heißen. Sie schnüffeln im Unterholz herum und suchen nach Nahrung. Irgendwie sehen die Dinger außerirdisch aus, finde ich.
Es geht auf herausgefräßten Steinstufen nach unten zum Panther Creek, vorbei an einer Grotte mit Wasserfall und einer verlassenen Mine. Der Creek ist trocken. Zwei Minischlangen, vielleicht waren es aber auch überdimensionierte Regenwürmer, jagen uns keine Angst ein. Wieso eigentlich Panther Creek? Ein grüner Riesenschmetterling ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Er hat fast die Farbe der Blätter angenommen und immer wenn ein kleiner Windhauch über diese Blätter fegt, zittert der Bursche mit. Es ist wirklich schön anzuschauen.
Nach knapp einer dreiviertel Stunde sind wir am Marion Cave Arch. Der Höhlendurchbruch lässt das grüne Licht durch zwei Öffnungen hereinströmen. Dort, wo Licht in die Höhle kommt, hat der Felsen sich auch schon grün mit Moos getarnt. Das Sonnenlicht erwärmt die kühle Felsgrotte. Ein Baum, der dem Wind zum Opfer gefallen ist, hängt im überdimensionalen Papierkorb wie ein Zahnstocher.
Wir verlassen nun den Panther Creek bergauf und eine halbe Stunde später sind wir am bzw. im Indian Rockhouse Cave Arch. Diese gigantische Höhle hat sogar Toillettenspülung. Ein Bach fließt am hinteren Ende durch das Rockhouse. Was für ein Luxus für die Indianer. Frisches Wasser, was will man mehr. Der Indian Rockhouse Cave Arch befindet sich auf der Seite und hat zwei Durchbrüche. Obwohl diese sehr groß sind, verschwinden sie fast bei der Dimension dieser Grotte.
Der Returntrail ist gut ausgeschildert, vorbei an einer Natural Bathtube und moderat bergauf. Am Wegesrand liegt Bambi, zusammengerollt wie ein Paket, und wartet auf ihre Mutter. Regungslos, wie es ihr die Natur gelernt hat, kauert das junge Kitz im hohen Gras. Ich schau ihm tief in die Augen, aber es blinzelt nicht einmal. Da hätte sich die Mutter aber wirklich ein besseres Versteck aussuchen können. Nach 3,6 Meilen und gut zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto. Ein sehr schöner Hike und wir haben heute und die letzten Tage schon mehr Tiere gesehen, als die 20 Jahre zuvor im Westen.
Das Abendessen im Big Whiskey Bar and Grill, eine einfache Sportsbar, war, - na ja. Das Tagebuch endet mit der zusätzlichen Erkenntnis, dass hier im Osten in den Baustellen kein Speedlimit angeschlagen ist. Es heißt nur, dass Speeding doppelt so teuer wird, wenn Arbeiter da sind, und dass du in den Knast wanderst, wenn du Baustellenarbeiter verletzt. Die Jahre sind auch gleich mit angegeben. Ein langer, aber sicherlich nicht schöner USA Urlaub, denke ich so bei mir und knacke weg.
Freitag
Alles wie gehabt, um 8.15 Uhr sind wir auf der Interstate 40. Eine kurze Pause auf einem Parkplatz wurde uns zum Verhängnis. Juhu, der Sheriff kommt! Haben Sie sich verfahren? Nein, wieso! Dann zeigen Sie mal Ihren Führerschein! Wieso stören Sie mich, wenn ich eine Qualmpause mache, habe ich natürlich nicht gefragt. Also Servus, du Wichtigmacher!
Nach 116 Meilen sind wir wieder im Ozark National Forest und erreichen den Trailhead der Pedestal Rocks und Arch Cluster. Der beschilderte Weg führt durch den Wald, gemütlich und ohne Steigung geht es voran. Deshalb ist auch nicht zu erkennen, dass wir eine Ridge hinaus gehen. Erst ein Schild "High Cliff Area" warnt uns, dass wir bald da sind. Und unvermittelt stehen wir nun vor dem Abgrund und blicken auf einen der Pedestal Rocks. Ein gigantischer Hoodoo, er erinnert schon irgendwie an den Toodstool Hoodoo bei Page, ragt aus der Schlucht. Seine riesige Kappe hat genau den Level unseres Standpunktes. Der helle Sockel zeichnet sich wunderbar vom grünen Hintergrund ab. Scho schee! Aber was dann folgt, ist nicht nur "scho schee", sondern einzigartig.
Wir gehen den Trail weiter und suchen einen Abstieg. Man sollte sich die Stelle gut merken, denn wenn man unten ist, findet jeder Archjäger das Paradies auf Erden. Ein Gewirr an gewaltigen Steinbögen, bei 15 haben wir das Zählen aufgehört. Einer schöner wie der Andere, in unterschiedlichsten Formen. Höhlen verbinden die Arche. Von innen nach außen geblickt, bilden sie einen Bilderrahmen der Natur. Man muss aufpassen, dass man nicht das Fieber bekommt, ein Traum. Dann ein zweiter und ein dritter Pedestal Rock und hier finden wir den unseres Erachtens schönsten Arch: Der Pillar Arch hat einen Rüssel nach unten gestreckt, wie ein Staubsauger.
Nach zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz. Die knapp dreieinhalb Meilen Fußweg waren sehr kurzweilig.
Es geht 30 Meilen zurück zur Alum Cove Natural Bridge Recreation Area und wir machen uns auf den Weg zur Bridge, der auch hier sehr gut ausgeschildert ist. Es dauert keine 10 Minuten und wir stehen auf der Brücke. Es ist nicht zu glauben, aber früher hat wohl eine Straße darüber geführt. Das Geländer ist heute noch sichtbar. Erst von unten wird klar, dass es sich um eine riesige Naturbrücke handelt. Die Seitenwände sind so glatt, dass man annehmen könnte, dass Menschen auch an den Seiten ihre Hand im Spiel hatten.
Nur 10 Minuten weiter, unten am Shop Creek, die nächste Überraschung. Wieder eine Ansammlung von Steinbögen und Löchern: Das Alum Cove Arch Cluster. Die Höhle aus hellbraunem Felsen hat mehrere Ausgänge. Am Boden zeigt das Moos, dass Wasser - wie immer möchte man fast sagen - der Baumeister dieses Gebildes ist. Monika hat zu tun, alles zu notieren, was wir gesehen haben. Wir sind schon aufgrund der Fülle an Eindrücken etwas durcheinander.
Es hört nicht auf, es hört nicht auf! Nur ein Stück weiter ist es bis zum Alum Cove Natural Arch. Der große Arch hat eine wunderschöne Besonderheit, - es steht eine Brotzeitbank darunter. Und da sitzen wir nun und staunen. Arkansas und seine Arche, das haben wir nicht erwartet. Und wir genießen es in vollen Zügen.
Eigentlich wäre noch die Hurricane Cave auf dem Programm gestanden, aber das schaffen wir nicht mehr, denn ein weiterer 4-Meilen-Hike ist zu aufwändig. Die Zeit rannte uns davon, vermutlich haben wir zu lange gestaunt. Wir sind zufrieden und glücklich, so tolle Arche in dieser wahnsinnigen Größe und Vielfalt gesehen zu haben. Da muss sich der Osten nicht vor dem Westen verstecken.
Nach dem Duschen habe ich noch ein kleines Mitbringsel an mir entdeckt. Ein amerikanischer Holzbock, so eine Riesenzecke, hängt an meinem Bauch. Soll ich sie gewähren lassen, vielleicht nehme ich ab? Nein, damit macht man keinen Spaß, also mit Zeigefinger und Daumen in die Zange genommen und weg damit. Tat kaum weh, wie wenn man ein Pflaster runter reißt.
Eigentlich wollten wir an unserem letzten Little-Rock-Abend im Hotelrestaurant essen, aber es fand eine Veranstaltung statt. Und mangels Ideen sind wir wieder im Peabody gelandet. Anschließend war es dann an der Hotelbar ganz lustig. Die Barkeeperin hätte Schauspielerin werden sollen. So, die tollen Wandertage in Alabama und Arkansas sind vorbei, ab morgen gibt es wieder Stadtleben!
Samstag
Wir verlassen Little Rock und nach den Wanderungen der vorangegangenen Tage knurrt der Magen. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund. Aber weit und breit ist nichts von einem Frühstück zu sehen. Selbst Steffi zeigt uns in Fahrtrichtung nichts an, was nach Eiern und Speck riechen könnte. Nach zwei Stunden endlich und wenigstens ein Subway, das Breakfast Sandwich war gut, wobei der Hunger inzwischen so groß war, dass uns alles geschmeckt hätte. Mittlerweile tauchen die ersten Feuchtgebiete auf, weit und breit ist alles flach wie die Flunder und die Orte, die wir passieren, sind mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von nicht mal besseren Holzhütten. Erst als wir nach 152 Meilen in Louisiana ankommen, wird die Gegend schöner. Der Lake Providence, gespeist vom Mississippi, scheint ein richtiges Freizeitparadies zu sein. Motorboote ziehen Menschen auf Skiern, das Klima ist wie in Italien und so sitzen wir am Ufer und beobachten die Szenerie bei einer kleinen Pause. Bäume am Ufer haben ihren Lebensraum im Wasser gefunden, es sieht aus wie im Swamp.
Endlich erreichen wir eine Interstate, auf der I-20 geht es dann schneller voran. Die letzten 40 Meilen fahren wir auf Stelzen, von Erdkruste keine Spur. Wasser ohne Ende und die Szenerie wird typisch. Hoch ragen die Bäume aus dem nicht enden wollenden Nass. Der Blick weitet sich erst, als wir den riesigen Lake Pontchartrain queren. Nach fast 450 Meilen parken wir vor dem Best Western St. Christopher. Von außen sieht es ja sehr nett aus, aber als wir unser Zimmer beziehen, stockt uns der Atem. Das Fenster ist eine Attrappe. Außerdem stinkt es nach Rauch. Also kurz mit den Augen gerollt und runter zur Rezeption. Es ist Samstag und es ist fast natürlich, dass keine weitere Abstellkammer mehr frei war. Aber morgen ziehen wir um. Na auch gut, eine Nacht werden wir hier aushalten.
So machen wir uns erst mal auf den Weg zum Fluss, schlendern den Riverwalk entlang und sind uns einig, dass die Münchner Isar ein Rinnsal ist. Am Harrah's Casino sind die meisten Menschen unterwegs, die Stadt ist voll. Wir fragen noch im Sheraton nach einem Zimmer, aber auch hier beißen wir auf Granit. We are full, sorry!
Das Essen im Crescent City Brewhouse war lecker, aber vom Tisch hätte ich nicht essen wollen. Danach führt uns der Verdauungsspaziergang durch die Bourbon Street. Es war die Hölle los, jede Bar mit Livemusik, eine Partymeile ohne Ende. Unsere zwei Pinacoladas waren leider nicht gut.
Sonntag
Let the Sunshine in! Das berühmte Lied aus dem Musical "Hair" passte leider nicht ganz, denn das Einzige, was strahlte, wenn ich aus dem Fenster blickte, war ich. Es war ja verspiegelt. Wäre echt nett, wenn es sich um die Musical Bühne gehandelt hätte, aber es war leider unsere Dunkelkammer. Also eingepackt, Koffer zur Rezeption und hoffen, dass es demnächst noch zu einem strahlenden Ausblick reicht.
Wir fahren zu Hertz, eigentlich müssen wir das Auto tauschen, unser erster Vertrag läuft heute ab. Ich erkläre der freundlichen Dame das Problem mit den zwei Verträgen, dass ich gerne das Auto behalten wolle, und dass Einwegmiete vor diesem Hintergrund aber so was von daneben ist. In 5 Minuten ist der Vertrag umgeschrieben und wir wollen uns wieder mit unserem Chevy Traverse auf dem Weg machen. Als ich zum Auto komme und wir noch eine kleine Pause machen, ist die Kacke am dampfen. Akkurat jetzt sehe ich einen Nagel im Reifen. Also wieder rein! Dann kam der gute Cliff und schwubs war der Nagel weg und der Reifen vulkanisiert. Endlich am Ausgang zeigen wir unseren nagelneuen Vertrag, aber der Wärter zuckt und stutzt, geht um das Auto rum und meinte, ob wir das Auto hier gemietet hätten. Was soll das denn jetzt? Die Aufklärung kam aber schnell über seine Lippen, denn er meinte, dass so ein dreckiges Auto ihm nicht aus dem Areal kommt. Lange Rede kurzer Sinn, mein Junge, das passt schon und der Dreck geht auf unsere Kappe. Und so schlimm war es dann auch wieder nicht, - die paar Love-Bugs.
Unser Zimmer war (natürlich) noch nicht fertig, aber das macht nichts, denn New Orleans wartet. Die Eggs Benedict erinnerten mich an einen Schweinebraten und der French Toast war aussagegemäß nicht so toll wie der Preis. Aber wir sind für unseren Stadtspaziergang gestärkt, also Ziel erreicht.
Und nun marschieren wir durch das French Quarter mit seinen hübschen Häusern mit den berühmten Balkonen, teilweise liebevoll bepflanzt mit Farnen und Palmen, dazu Oleander und anderes blühendes Grünzeugs. Insbesondere die Hinterhöfe sind toll, leider kaum zugänglich für die aufdringlichen Touristen, aber auch verständlich. Die Schäden, die Katrina hinterlassen hat, sind beseitigt. Nichts erinnert hier mehr an das furchtbare Drama. Ab und zu riecht es etwas streng aus den Bars, die ja jede Nacht mit vielen Gerüchen von Alkohol, Essen und Menschen befeuert werden. Oder aber der Harndrang war bei dem Einen oder vielleicht auch bei der Anderen zu groß. Oder aber es sind die Pferdekutschen, respektive deren Schleppgäule, die eine dermaßene Fahne haben, dass man schon einem bäuerlichen Metier entspringen muss, damit es auszuhalten ist. Über den Jackson Square kommen wir zum French Market. Eigentlich wollten wir einen Kaffee trinken, aber die Cafés, inklusive des berühmten "Café du Monde" sind proppenvoll. Die Leute warten sogar auf Plätze, wie bei uns am Muttertag sozusagen.
Unser Kreuz-und-Querspaziergang führt uns zum Louis Amstrong Park. Eine herrliche Ruhe breitet sich aus und obwohl es unheimlich heiß und keiner der Bänke im Schatten ist, setzen wir uns auf die Herdplatte und genießen das Abseits vom Trubel. Der St. Louis Cemetery I war schon geschlossen, aber auch von außen sind die teilweise gigantischen, ebenerdigen Gräber erkennbar. Ertrinken nach dem Tode wäre die Konsequenz, würde man, so wie bei uns, nach unten schaufeln. Gleich in der Nähe liegt die Basin Street Station. Diese alte Bahnwendestation ist wunderschön restauriert, hat einen Public Restroom und Modelle des alten New Orleans'. Freundliche ältere Damen wollen einem etwas geschichtliches erklären, aber ich winke ab: In meinem Alter kann man sich so was eh' nicht mehr merken.
Wir schauen nochmal an unserem Hotel vorbei und können jetzt unser neues Zimmer beziehen. 2, in Worten zwei, Fenster, schöner Ausblick, geräumiges Zimmer, - ein Traum. Geht doch! Gut gelaunt geht es erneut auf die Straßen von New Orleans. Zuerst erkunden wir, wann morgen eine Fähre nach Algiers geht und dann buchen wir für morgen Nachmittag eine Swamptour. Weiter über die Magazine/Camp Street bis zum World War II Museum. Wir schauen uns nur kurz die Preziosen an, die hier auch verkauft werden. Tassen mit amerikanischen Helden und Flugzeugen, Landungsschiffe auf Tellern, und noch viel mehr zieren die Regale, wie nett. Museen sind sowieso nicht das unsere, wir wollen im Hier und Jetzt leben, also nichts wie raus.
Der Rückweg führt uns am Chop House vorbei und das abendliche Essen dort war einfach nur gut. Selbst der Espresso, ja, wir geben nicht auf, war o.k.. Nochmal führt uns der Weg ins French Quarter, mitten ins Herz zur Bourbon Street. Bei einem Bier genießen wir Live-Musik, - die Band war ganz o.k.. Erstaunlich, zumindest für die USA, ist die Freizügigkeit, die in den Schaufenstern und davor gezeigt wird. Die Reeperbahn lässt grüßen.
Montag
Algiers liegt einen Steinwurf - zugegeben, man muss schon sehr weit werfen können - von New Orleans entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des Mississippi. Wir nehmen die kostenlose Canal Street Ferry und setzen über. Der Strom fließt gemächlich, jedoch kraftvoll unter dem Kiel der Fähre hindurch, die sich, etwas quergestellt, an das andere Ufer quält. Der Blick zurück offenbart einen wunderbaren Blick auf die Millionenstadt, die in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, erneut von einem Hurricane bedroht ist. Jetzt ist es nur die wunderbare Wärme, die das Wasser und unsere Körper bereits am frühen Morgen erhitzt.
Es dauert nicht lange und wir stehen wieder mit beiden Beinen auf festem Untergrund und spazieren durch Algiers. Ganz nette Häuser säumen den Straßenrand und vielerorts sind die Vorgärten auch hübsch bepflanzt. Ein kleines Café mit dem Charme einer Studentenkneipe ist bereits ziemlich gut besucht, - Frühstückspause. Ohne Hetze ziehen wir weiter und kommen am Ende unseres Rundganges wieder an das Mississippiufer. Bänke laden zum Verweilen ein. Es gefällt uns gut, eine Skyline aus der Ferne zu betrachten. Frachtschiffe suchen den Weg in den Golf von Mexico und ziehen an uns vorbei. Genug gefaulenzt und geschwelgt, nun aber zurück in die Straßenschluchten.
Die grüne Straßenbahn der St. Charles Line bringt uns in den Garden District of New Orleans. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel lernen von Las Vegas, denn es gibt kein Wechselgeld zurück, sondern nur einen Gutschein, der für die nächste Fahrt angerechnet werden kann. Ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Papier in Geld zu tauschen, ist nicht bekannt. Egal, wir sind in einem Nobelviertel gelandet und spazieren durch die Straßen. Die im Reiseführer angepriesenen Shops und Restaurants in der Magazin Street kann man getrost vergessen, aber die Südstaatenhäuser in der Louisiana und St. Charles Avenue sind wunderschön. Gärtner sind am Werk, um die Blumen am Leben zu halten und den Garten zu pflegen. Sieht so aus, als dass hier ein paar Leute mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet sind. Die begrünte Trasse der Straßenbahn dient als Joggingpfad, denn die Gehwege sind von den Wurzeln der Schatten spendenden Bäume in eine Berg- und Talbahn verwandelt. Als wir wieder an der Trambahnhaltestelle auf die Rückfahrt warten, hält ein Bus neben uns, der Fahrer winkt zum Einstieg. Ähm, ja gut, dann halt Bus. Keine Ahnung, wo und ob die Bimmelbahn den Geist aufgegeben hat. Ausstieg Downtown!
Wir machen uns auf den Weg zum Superdome, der inzwischen einen deutschen Sponsor hat. Wie ein Geisterschiff liegt der Mercedes Benz Superdome vor der Skyline von New Orleans. Das Stadion, das so vielen Menschen vor sieben Jahren als Zufluchtsort während und nach Katrina diente, ist verwaist. Wir umrunden das Raumschiff auf den, auch für die USA großzügigen Vorplätzen. Leider können wir nicht rein, aber das haben wir 1995 schon erlebt, als die New Orleans Saints gegen die Detroit Lions spielten. Ich kann mich erinnern, dass der Sport niemanden interessierte. Es war nur ein Gequatsche, ein Rumrennen und eine Fressorgie und die Burschen spielten sich dort unten auf dem Spielfeld die Beine wund, konnten jedoch kaum jemanden so recht begeistern.
Mittlerweile ist es aber so was von heiß, dass wir uns kurz im Hotelzimmer abkühlen, um dann im Huck-Finns Restaurant bei Caesars und Sprite bei angenehmen Temperaturen auf unseren Bus zur Swamptour zu warten. Die Stoßdämpfer waren hinüber und so holpern wir mit Höchstgeschwindigkeit über den Lake Ponchartrain auf der Interstate 10 bis zur Abfahrtsstelle. Gruppeneinteilung, Markierung der Gruppen mit einem Gummiarmband, Schweißtropfen abgewischt und schon geht es mit zwanzig anderen Leuten auf dem Pearl River in die Mangrovenwälder. Ich habe Bilder im Kopf, auf denen ein einsamer Kanufahrer durch die im Wasser stehenden Bäume paddelt. Alleine mit sich und seinen Gedanken, umgeben von Raubtieren, bahnt er sich seinen Weg. Das war vielleicht der Fehler, denn wir drehen auf und passieren die Sträucher links und rechts am Ufer und an bestimmten Stellen wird eine Vollbremsung durchgeführt.
Raubtierfütterung! Fleisch ist zu teuer, also bekommen die Alligatoren Marshmallow. Was für ein Sch.... ist das denn? Die wilden Tiere sind trainiert und schwimmen immer wieder ans Boot, um sich eine an einem Stecken aufgestochene Süßigkeit zu schnappen. Die Bootsführer machen sich einen Spaß und legen die weißen Rollen den Alligatoren auf den Kopf. Was für eine Gaudi!
Und wo ist nun der Swamp? Nächste Station: Wildschweine! Obelix wäre in seinem Element, das Wasser würde ihm im Mund zusammenlaufen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Schmarrn überhaupt nicht interessiert. Auch die Schweine zieren sich nicht, die Marshmallow zu verdrücken. Erst kurz vor Ende der Tour kommen wir in den Mangrovenwald und können ein paar genussvolle Minuten durch die Sümpfe gleiten. Zum Abschluss werden die Marshmallow gegen Dosenwürstchen getauscht, welche Verschwendung, und ein Bootsführer versucht den anderen zu übertrumpfen, um möglichst mit der Hand oder mit dem Mund nahe am Maul der Alligatoren zu sein. Ich schreibe jetzt nicht, was ich mir gedacht habe. Schnapp, Klappe zu - Affe tot! Mensch, die Leute verdienen doch nur ihr Geld damit. Bruce, sozusagen der Stammalligator, war eh schon halb blind, vermutlich zuckerkrank, - wen wundert's.
Der Tag klingt abends im Hard Rock Café bei Ribs und Chicken aus. Das Essen war gut, eine Unverschämtheit bleibt dennoch: Wir haben den Rechnungsbetrag mit den üblichen Prozenten aufgerundet und als wir die Kreditkartenbelastung prüften, haben die Indianer doch tatsächlich auf den runden Betrag wieder die Cents hinzugeschlagen. Das Trinkgeld erhöht sich um diese paar Cents. Nicht tragisch, aber eindeutig Betrug! Man sollte es reklamieren, aber das veruracht mehr Kosten als der entstandene Schaden. Aber genau damit rechnet Winnetou, wetten!
PS: Das ist uns dieses Jahr zweimal im HardRock passiert. System?
Dienstag
Es ist nicht zu glauben, aber wir sind jetzt schon vier Wochen hier. Vier Wochen, vollgepackt mit Wanderungen und Städtetouren, für Abwechslung war jederzeit gesorgt. Viele neue Gebiete lagen auf unserem Weg und Lokationen, an denen wir schon fast zwanzig Jahre nicht mehr waren. Sehr angenehm war die permanente Abwechslung. Wanderurlaube lösten Städtereisen und umgekehrt ab. Florida, das wir irgendwie immer links liegen ließen, da es für uns nicht das Amerika ist, das wir lieben, war sehr schön.
Heute können wir etwas verschnaufen, denn es ist Fahrtag und wir kommen auf unserem Weg nach Westen voran. Unbekanntes Terrain wartet, als wir uns Richtung Nordwest von New Orleans verabschieden. Die Stadt war eine Reise wert, aber die zwei Tage haben uns wirklich genügt. Mit dieser Zwischenbilanz im Kopf sitzen wir nun im iHOP in La Place. Steffi und ein knurrender Magen hat uns hier hergeführt. Auf der 190 West ist nicht auszumachen, was zu einer Umleitung führt. Keine Schilder, sondern wie Karussells blinkende Streifenwagen geben eindeutig die Richtung vor. Steffi will immer, dass wir wenden und geht uns bald ziemlich auf die Socken. Aber irgendwann ist sie zufrieden, und als wir auf der Interstate 49 das erste Mal 75 Meilen pro Stunde fahren können, purzeln die Restmeilen bis Dallas. Bei Shreveport treffen wir auf die Interstate 20 und bald den Cowboystaat Texas. Wir freuen uns auf billiges Benzin. Ist doch klar, dass die Brühe, die hier direkt aus den Bohrtürmen kommt, viel billiger, als in Louisiana ist. Die einfache Logik ist aber leider oft nicht zutreffend. 14 Cent mehr als vor der Grenze. Tja, leider braucht unser Auto einen Schluck zu trinken. DschaiAr, also der Ewing-Typ mit Anzug, Cowboyhut und -stiefel setzt sein arrogantes und ätzendes Lächeln auf. Geschenkt!
Modern sind sie hier. Der Carpool auf der US 80, die uns die letzten 30 Meilen nach Dallas führt, kann automatisch die Richtung, je nach Verkehrsaufkommen, wechseln. Nicht wie auf der Golden Gate, auf der die Straßenwächter die Begrenzungsstöpsel per Hand umstecken. Und diesen modernen Eindruck vermittelt auch die in Sicht kommende Skyline. Als die Temperaturen schon fast die "three digits" erreichen, fahren wir nach 9 Stunden und 516 Meilen im Fairmont vor. Das Zimmer kann sich sehen lassen, auch wenn es nicht mehr ganz so frisch ist. Außerdem fehlt ein Vergrößerungsspiegel, der nach vier Wochen von essentieller Bedeutung wäre. Wenn ich nur wüsst', warum mein Haar so ist, es wächst so dicht, so schnell, fast kriminell! Im Alter leider noch an Stellen, die man vorher nicht mit ins Kalkül gezogen hatte.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man frisch geduscht aus dem Lift steigt und sich vor einem eine wunderbare Bar ins Interieur der Hotel- und Empfangshalle nahtlos einfügt. Die Vorfreude gleich hier zu sitzen und vor dem Abendessen etwas zu entspannen, die Leute zu beobachten und ein Bier zu trinken, steigt mit jedem Schritt, den man dem Objekt der Begierde näher kommt. Heute umso mehr, denn wir treffen einen Freund, der hier in Fort Worth arbeitet. Jedes Jahr, irgendwo auf diesem Kontinent verabreden wir uns inzwischen und das ist schön. Der Abend war nett wie immer, das Essen im "Stephan Pyles" war ausgezeichnet und anschließend konnten wir noch eine Dallas-Stadtrundfahrt genießen. Das iPad vor den Hebel der Automatik des Benz geklemmt und los geht 's. Die Skyline leuchtet in unterschiedlichsten Farben, am Pioneer Plaza läuft die Rinderherde bei Nacht durch die Wildnis und das Omnihotel versucht sich im Look der 60er Jahre mit batik-artigen Lichtspielen auf der Fassade - Let the Sunshine in ... Sehr schön, danke Christian!
Mittwoch
Der Abend war nicht unanstrengend, gell, jetzt aber raus aus den Federn, Dallas wartet.
Wir durchstreifen die Downtown und entdecken schöne und interessante Plätze. Es geht vorbei am Kennedy Memorial. John Fitzgerald Kennedy musste auf der Elm Street durch Schüsse von Lee Harvey Oswald am 22.11.1963 sein Leben lassen. Wer kennt die Filmaufnahmen nicht. Das aufwendige Memorial wird noch durch etwas einfacheres, jedoch für mich beeindruckenderes aufgewertet. Auf der Fahrbahndecke markieren zwei aufgemalte weiße Kreuze schlicht die Stellen, an denen die Kugeln trafen. Irgendwie berührt mich das, obwohl es schon so lange her ist.
Vorbei an der schönen Union Station, immer den Reunion Tower mit seiner imposanten Kugel im Blick, kommen wir zum Convention Center. Das Omni wirkt am Tag bei weitem nicht so erstaunlich. Als wir die Pioneer Plaza erreichen, sind wir erneut beeindruckt. Die Gruppe aus 70 Bronze Longhorns und ihren Cowboys ist die größte bildhauerische Skulptur der Welt. Sie befindet sich an der Stelle des historischen Trails, der Anfang 1854 zum Viehtrieb benutzt wurde. Echt sehenswert, obwohl wir nicht die kulturbeflissendsten Menschen sind. Vor der modernen City Hall ist eine kleine Pause angesagt. Auch hier öffnet sich ein schöner Blick auf die Skyline. Als wir erneut in die Häuserschluchten von Dallas eintauchen, sind wir uns einig. Die Erwartungen an Dallas waren nicht hoch, aber es ist eine schöne und sehr saubere Stadt. Die Market Street ist voller netter Lokale, da wird sich für heute Abend etwas finden. Dallas ist einen Besuch wert!
Viele Leute behaupten, dass Fort Worth viel schöner als Dallas ist. Also Harry, fahr den Wagen vor, da müssen wir hin. Auf der Interstate 30, vorbei am Six Flags over Texas, erreichen wir die Stadt und parken direkt am Sundance Square. Hier, rund um die Main Street, gibt es viele nette Lokale, kleinere Shops und ein paar historisch anmutende Gebäude. Das hat man alles schnell gesehen und es ist auch nicht besonders interessant, sorry!
Wir haben zuerst versucht, die berühmten Stockyards zu Fuß zu erreichen, aber wir merkten schnell, dass das einfach zu weit ist. Also mit dem Auto zum Viehhof. Fort Worth war einer der größten Viehhandelszentren der USA. Der nun touristengerechte Stockyard ist übrig geblieben. Es ist alles sehr adrett gemacht und interessant. Im Zentrum steht die riesige Rodeohalle. Wir schlendern durch die Cowboy-Geschäfte und die Verladestation, die nun mit kleinen Geschäften und Fahrattraktionen (Bullenreiten, was sonst?) gefüllt ist. Schmarrn und Kitsch gehören dazu, wir haben es aber nicht bereut.
Die Lovebugs hängen immer noch im Grill und träumen vermutlich von der unendlichen Liebe. Aber nicht mehr lange, denn wir fragen jetzt Steffi mal nach einer Waschanlage. Ein kleiner Umweg muss schon sein, aber anschließend ist der Chevy, der uns inzwischen fast ans Her(t)z gewachsen ist, wieder wie neu. Und die Bugs machen jetzt den Tauchschein!
In der Houston Street ein kurzer Stop beim HRC, natürlich muss ein Shotglas her. Es ist modern eingerichtet, leider etwas weit vom Schuss, aber schön. An der Hotelbar, wir waren nicht mehr willens ein Lokal zu suchen, gab es wunderbares Essen nach einem wunderbaren Tag.
Donnerstag
Es bleibt für uns eine Illusion, dass Texas nur aus weitem Land, großen Ranches mit noch größeren Rinderherden und Ölbohrtürmen besteht. Auf unserem Weg nach Süden wird das Land nur vorübergehend weiter und die Bäume werden weniger. Und nur vereinzelt tauchen nun auch Rinder
auf. Aber bei Hico fahren wir in die sogenannten Hill Countries ein. Name ist Programm und zu den Hügeln gesellen sich Bäume und nun auch Sträucher. Die Natur wird abwechslungsreicher, erste Kakteen säumen den Weg.
Nach drei Stunden sind wir im Longhorn Cavern State Park. Die Höhlen kosten Eintritt, aber nicht für uns. Unser Ziel ist nicht die Dunkelheit der Caverns, sondern nur deren Eingang, an dem sich der weit verzweigte, sehr ungewöhnliche Sam Bass Arch breit macht. Eine Öffnung neben der anderen. Der Arch überspannt wie das Dach einer Konzerthalle den Höhleneingang. Durch die großen Löcher wachsen Bäume gen Himmel und die Treppe, die in den Konzertsaal führt, ist alles andere als klein. Ein gewaltiger und interessanter Arch.
Sind wir schon im Westen? Bei Marble Falls kommen wir an den Colorado River. Kein unbedeutender Fluss. Der Texas Colorado ist der längste Wasserlauf des Bundesstaates; sage und schreibe 1.380 Kilometer. Wieder was gelernt! Texas sieht hier wieder so ganz anders aus als in unseren Köpfen verankert war. Eine Landschaft wie auf Korsika oder in der Toskana. Die Illusion wird perfekt, denn hier stehen sogar Häuser, die denen in der Toskana perfekt nachgebaut sind. Wo sind denn nun die Ölpumpen? Aber es gefällt uns, so wie es ist, viel besser.
Wir erreichen Austin, die Hauptstadt des Lone Star States. Das State Capitol ist rosa, dem harten Cowboy müssen doch die Augen tränen. Wem ist das eingefallen? George W. Bush ist doch verheiratet, oder? Die Farbe ist so hässlich, dass sie sicherlich in einem Baumarkt übrig geblieben ist und billig zu haben war. Gespart muss ja überall werden. Innen ist es, wie fast jedes Capitol, sehr schön. Gediegene Räume, ausladende Kuppeln, perfekte Symmetrie. An der Wand hängt er, der ehemalige Gouverneur und Präsident, - und da hängt er gut!
Wir laufen die Congress Avenue hinunter bis zum Historic Driskill Hotel. Innen offenbart sich dessen Schönheit, auch wenn es ein bisschen sehr streng riecht: Blitz-blank gepflegte Marmorböden und Säulengänge, alles Jahrgang 1886. 26 Jahre davor, ein wesentlich wichtigeres Ereignis, für die Fußballfans jedenfalls. Spaß beiseite, zurück auf den Straßen von Austin, die so spannend nicht sind, und nach dem Hard Rock Café gefragt. It's gone forever! Und so schlendern wir ohne Shotglas zurück zum Auto. Aber was ist das? Juhu, ein Strafzettel, obwohl die Parkgebühr bezahlt und die Zeit nicht abgelaufen ist. Rechnungsbetrag 0 Dollar, also ein sogenanntes Warning. Erst auf den zweiten Blick erklärt sich das Ganze. Der Parkschein, den ich, wie bei uns üblich auf die Ablage gelegt hatte, hat doch tatsächlich einen Klebestreifen. Und dieser Klebestreifen ist dafür da, dass man den Parkschein sichtbar an die Scheibe klebt, damit der übergewichtige Officer ja nicht seinen Allerwertesten aus seinem Auto hieven muss, um seine so wichtige Kontrollfunktion ausüben zu können.
Wir fahren an das südliche Ende von Austin in den McKinney Falls State Park. Ein Gewirr an ungeteerten, jedoch sehr gut gepflegten Straßen führt zu den Trailheads. Als wir uns auf den Weg zum Onion Creek machen, um zu den Lower Falls zu gelangen, stehen bereits nach wenigen Metern die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht, dass der Trail anstrengend wäre, aber es ist schon wieder dermaßen heiß. Als wir unten am Wasser sind, pritschelt das Nass über eine zirka 2 Meter hohe Felsenstufe. Und die hat eine Besonderheit, - die McKinney Falls Natural Bridge. Wer bei einer Brücke an einen großen Felsbogen denkt, der wird enttäuscht sein, denn das Wasser hat an dieser Steinstufe eine sehr kleine, ja fast filigrane Öffnung geschaffen. Wir queren den Creek, um direkt an und auf die Brücke zu kommen und stehen teilweise bis zu den Knien im Wasser. Sehr angenehm bei den Temperaturen. Monika ziert sich ein bisschen, denn klares Wasser sieht anders aus, aber wir kämpfen uns dann letztendlich ohne Verletzungen und Krabbeltierchen an den Füßen zur Bridge. Ein Schwall schießt durch eine kleine Bobbahn und fräst unaufhörlich am Felsen. Die frontale Öffnung der Brücke ist fast so rund, wie ein Loch in der Torwand des aktuellen Sportstudios. Der Versuch, nach oben zu kommen, scheitert kläglich. Wir schaffen den Überhang einfach nicht. Also zurück und von einer anderen Richtung auf die Fälle zum Durchbruch marschiert. Glitschiger Fels, ein paar Spalten, aber bald ist es geschafft. Ein letzter Sprung und wir bestaunen die McKinney Falls Bridge von oben. Spektakulär wäre die falsche Ausdrucksweise, aber sehr besonders, das bringt es auf den Punkt.
Rund um San Marcos scheinen deutsche Einwanderer ihr Revier gefunden zu haben. Zumindest weisen viele deutsche Straßennamen darauf hin. Ein ansehnlicher, sauberer Ort mit schönen Geschäften und Häusern. Und so gelangen wir zu unserem vorletzten Ziel von heute. Hier, an der Natural Bridge of Texas ist alles sehr touristisch aufgezogen, es gibt sogar einen Safaripark und wir befürchten das Schlimmste. Aber es ist schon 17 Uhr und die Masse hat sich verzogen, wir sind alleine. Die Brücke ist nicht so groß wie die Natural Bridges of Alabama und Arkansas, aber sie ist durchaus sehenswert. Mit Flip-Flop bewaffnet wandern wir den kleinen Weg nach unten. Aus den Fängen des geteerten Trails kommt man nicht raus, rundherum alles eingezäunt und eingemauert. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
10 Stunden sind wir jetzt unterwegs und nach all den Brücken und Arches und der langen Fahrt wird es Zeit, dass wir es uns in San Antonio gemütlich machen. Aber das Riverwalk Plaza Hotel kann diese Gemütlichkeit nicht erzeugen. Das Hotel ist zwar o.k., hat aber auch schon bessere Tage gesehen. Die Einrichtung, die emotionslosen Angestellten, die Bauweise und die düsteren Brauntöne sind eher unsympathisch, ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein. Aber hört, hört: Im Bad steht ein Vergrößerungsspiegel!
Wir machen uns auf die Socken und gehen den berühmten Riverwalk, der gleich neben unserem Hotel beginnt. Hier ist es echt schön und nachdem Ende Mai die Touristensaison noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und erst Donnerstag ist, ist es auch punktuell gemütlich. Wir sitzen oberhalb des Walks und des Rivers auf einer Terrasse und trinken Tee, - Späß'le g'macht! Boote ziehen an uns vorbei und ich kann die Gier nach unserem schattigen Platz und dem vor mir stehenden Getränk verstehen. Auch das Hardrock befindet sich am Kanal und obwohl man draußen überall schön sitzen kann, landen wir an der gekühlten Bar, denn es ist einfach noch zu warm.
Freitag
Die Kaffeemaschine auf dem Zimmer ist so verkalkt, dass sich das Wasser nur noch im Inneren des Geräts im Kreise dreht.
Kein Tropfen findet in meine Tasse. Aber der Coffee-Shop unten im Hotel hat ordentliche Brühe, obwohl es eine fast nicht enden wollende Prozedur ist, bevor der Pappbecher in meinen Händen landet. Wie kriegen die den Kaffee nur immer so heiß?
Der Weg zum "Tower of the Americas" führt uns am schönsten Gebäude der Stadt, dem Life Building, vorbei durch den HemisFair Park. Die Blumen haben ihre Blütenpracht der noch angenehmen Sonne entgegen gestreckt. Statuen und Kunstwerke ergänzen die Natur. Und da ein Bär, - den kennen wir doch. Der Winzling steht auf seinen Hinterpfoten und deutet Richtung Heimat. Gestiftet von Wowereit, dem besten Projektmanager unseres Landes. Ja, ja, der Klausi, hätte er mal das Geld für den Bären in seinen neuen Flughafen gesteckt. Böse ...! Am Tower, der von Wasserspielen umgeben ist und 750 Fuß in den Himmel ragt, ist noch nichts los. Und nachdem die 10,95 USD pro Person bezahlt sind, wuchtet uns der Aufzug hinauf. Im Preis dabei ist der "Sky of Texas Ride" in 4 D, also 3 davon mit den Augen und das 4. D, weil sich der Sitz bewegt. Es ist recht unterhaltsam, schöne Aufnahmen von Texas und einige Schrecksekunden. Der Blick vom Oberservation-Deck ist grandios, San Antonio ist allerdings sehr überschaubar.
"The Alamo", ursprünglich unter dem Namen Mission San Antonio de Valero, diente fast 70 Jahre als Heimat für Missionare und deren indischen Konvertiten. Der Bau begann am heutigen Standort im Jahre 1724. Bekannt wurde es durch den texanischen Unabhängigkeitskrieg 1835/1836, als die texanischen Verteidiger des Forts schließlich von mexikanischen Truppen besiegt wurden. Aber auch durch den gleichnamigen Western von John Wayne. Schön, - soweit so gut. Über das sehr wunderbar restaurierte Menger Hotel, erbaut von einem Deutschen, schauen wir in den Buckhorn Saloon. Kitsch pur in der angeblich ältesten Bar von San Antonio. Die Houston Street bringt uns zum Market Square. Die bunten spanisch-mexikanischen Kleider und sonstiger Nepp suchen Abnehmer. Auf unserem Weg zum Historic King William District finden wir endlich etwas Schatten am Ufer des Kanals. Das Viertel ist sehr schön. Die Häuser gefallen uns sogar besser, als die im Garden District von New Orleans. Als wir wieder im Hotel ankommen, brennen die Füße ob der Hitze, des Drecks und weil der bisherige Marsch durch San Antonio nicht kurz war. Wir beschließen, uns in gekühlte Lokationen zu verziehen und kaufen im Rivercenter ein. Langsam geht die ein oder andere Wäsche aus und für eine Waschmaschine hatten wir noch keine Zeit.
Wir beschließen den Abend am River Walk. Inzwischen ist ein Spaziergang im eigenen Tempo nicht mehr möglich. Die Menschenmassen drängen sich und erst, als wir im wunderbar gekühlten Italiener Paesanes sitzen, kehrt Ruhe ein. Das Essen ist gut und selbst der Espresso schmeckt. Zum Abschluss pflanzen wir uns in ein Boot und fahren den River Walk ab. Beschaulich gleitet das 20 Mann-Boot durch die Häuserschluchten, ein Guide erklärt ein paar Hintergründe und da es inzwischen erträgliche Temperaturen hat, genießen wir die Tour. Es hat sich gelohnt, San Antonio aus dieser Perspektive zu beleuchten. Der geplante Absacker fällt leider aus, da der Buckhorn Saloon bereits um 20 Uhr schließt. Das Leben San Antonio 's findet ausschließlich am River Walk statt.
Eine etwas philosophische Betrachtung leitet die nächsten zwei Wochen ein: Die Evolution des Menschen ist davon bestimmt, dass er sich auf seinen eigenen Füßen vorwärts bewegt. Nachdem im 21. Jahrhundert die Hilfsmittel Auto, Fahrstuhl, Rolltreppe und andere Techniken, nicht zuletzt die Bürojobs, dafür Sorge tragen, dass sich eben dieser Mensch nicht mehr bewegen muss, beginnt er in seiner Freizeit Sport zu treiben. Für viele von uns ist jedoch das ewige Streben nach Rekorden, insbesondere die Vergleichbarkeit der eigenen Leistung mit dem Spitzensportler, alles andere als angenehm und oftmals auch demotivierend. Wanderungen, ob auf gerader Strecke oder auf die Berge oder in die Canyons haben den großen Vorteil, dass es keine bekannten Rekorde gibt. Und das ist es vielleicht auch, warum der Mensch so gerne und zunehmend wandert. Ab morgen werden wir erneut die Natur erkunden und wir werden diagnostizieren, dass es innerhalb Texas eine Grenze gibt, die in keinem Atlas und auf keiner Landkarte eingezeichnet ist.
Samstag
Steffi beschwert sich massiv, als ich den Weg auf die Interstate 10 nehme. Sie will woanders hin. Also gut, dann halt die US 90 West. Das Frühstück bei Denny 's haben wir gerade noch rechtzeitig geschafft, denn hinter uns scheint halb San Antonio, respektive deren Vororte, hier zum Frühstück zu erscheinen. So können wir nur müde über die Schlangen lächeln, die sukzessive vom "Hinsetzer" bearbeitet werden. How many? Aber das fragen sie auch, wenn wir nur zu zweit in der Schlage stehen. Und selbst wenn wir uns unterhaken oder gar umarmen würden, würden sie fragen. Warum fragen sie denn dauernd? Ist es so schwer bis 2 zu zählen?
Das Gras wird langsam gelber, die Sicht wird immer weiter und als wir nach Uvalde auf dem Weg nach Del Rio sind, wird klar, dass spätestens hier ein Schild aufgestellt werden muss. Nein, Texas ist noch lange nicht zu Ende. Aber das Wasser der Flüsse nimmt Abschied und das Flussbett ist nur noch eine Ansammlung von verwehtem Sand mit Steinen durchsetzt. Das Grün wird durch den gelben Wüstenriesel aufgefressen, die Sträucher werden borstiger, Ocotillos kommen in Sicht, die Frequenz der Orte nimmt ab und wir sind endlich angekommen. USA-West heißt uns hier zumindest geologisch und mit seiner Flora emotional willkommen. Der Sprung ist geschafft, die Grenze ins gelobte Land ist überschritten. Ja, das ist ein gutes Gefühl, auch wenn ein paar Kameras der Borderpatrol auf uns gerichtet prüfen, ob wir nicht doch als illegale Grenzgänger Arbeit und Unterschlupf suchen. Der Drogenhund hat selbst unsere Dreckwäsche nicht als Grund für Signale benutzt. Der Riechkolben des Tiers scheint wohl nur auf Drogen spezialisiert. Keine weiteren Ausführungen zu diesem Thema.
Pause oberhalb des Pecos River, der seine Bahn nach unten gefressen hat. Die Felswände ragen steil in den Himmel und wir kommen zu dem Schluss, dass dieses Gebiet sehr Arch-verdächtig ist. Es gibt keine Orte mehr, es ist einsam und die vereinzelten Häuser sind zunehmend Wohnwagen. Man trifft auf mehr kilometerlange Züge, als auf Autos. Die Gleise geben die Richtung vor.
Nach 7 Stunden erreichen wir unsere Heimat für die nächsten drei Nächte. Das Hampton Inn in Alpine ist das beste Hotel am Platz, wir werden freundlich begrüßt und fühlen uns sofort pudelwohl. Erster Waschtag, Pulver und Weichspüler gibt es an der Rezeption und die Maschine und der Trockner sind bald fertig. Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, dass die Wäsche mit dieser Technik nicht die Sauberkeit wie bei uns daheim hat. Im Cowboy Grill, gleich gegenüber, riecht es ein bisschen streng, aber die Steaks sind gut. Gibt es mexikanische Indianer? Auf alle Fälle gibt es hier kein Bier.
Sonntag
Der Himmel hat heute Nacht seine Schleusen
geöffnet und die Wüstengegend rund um Alpine nass gemacht. Als wir aber am Frühstückstisch die erste Stärkung des Tages erfahren, lacht die Sonne und lädt uns zum Wandern im Big Bend Nationalpark ein.
Ja, es gibt Unterkünfte direkt im Nationalpark, aber meine Recherchen deuteten eher auf Herbergen hin. Alpine ist das nächste Dorf, leider über 100 Meilen nördlich des Parks. Und deshalb brausen wir nun auf dem Texas Mountain Trail, der TX 108, nach Süden. Immerhin ist das Speedlimit mit 70 mph angesetzt. Endlich möchte man fast ausrufen, kontrolliert jemand meinen Nationalparkpass und wir sparen uns 20 USD. Die Sonne scheint auf die Felder von Ocotillos und die Chisos Mountains im Hintergrund, grün bewachsen am Fuß und Felsnadeln und Zapfen wie in Berchtesgaden. Sie bilden sozusagen mit dem Rio Grande als Abschluss die natürliche Grenze zu Mexiko. Die Straße hinauf zum Basin steht den großen Alpenpässen nicht nach. Hochprozentige Steigung und der Chevy Traverse zeigt, dass er kein Ferrari ist. Wir fahren zum Ende des Basin Campground und schnüren die Wanderschuhe.
Der gut ausgebaute und wunderbar gekennzeichnete Windows Trail führt uns bergab in ein Hochtal. Die Sonne strahlt und die Temperaturen sind noch sehr angenehm. Der Hike wird, unten angekommen, zum Spaziergang. Links und rechts Felsenwände. Die erste Wanderung in diesem Urlaub, die nicht durch den Wald führt. Auf den letzten 0,4 Meilen deutet sich der Einschnitt, das Window, bereits an. Immer enger rücken die Wände an den Pfad heran und es geht über Felsen, die sehr rutschig sind durch den Oak Canyon. Nach knapp einer Stunde stehen wir vor dem Window. Rechts erhebt sich der Vernon Bailey Peak und links ragt der Carter Peak in den Himmel. Das Fenster öffnet sich und gibt den Blick auf die Ebene unten frei. Das ist ganz nett, aber nicht so spektakulär, wie wir es uns vorgestellt haben. Der Rückweg ist bei Canyonwanderungen naturgemäß anstrengender, aber nachdem die Höhenunterschiede auf dieser Wanderung sehr moderat sind, brauchen wir zurück kaum länger. Ein Skorpion, der leblos im Waschbecken der Campgroundtoilette liegt, verabschiedet uns für heute aus der Chisos Bergwelt.
Die Temperaturunterschiede sind gewaltig. Oben hatte es noch angenehme 72 Grad, hier unten in der Wüste sind die 100 nicht mehr weit. Das spiegelt sich natürlich auch in der Pflanzenwelt wider. Hier unten ist das einzige Grün das der Kakteen. Wir umrunden das Chisos Gebirge und machen uns auf, um der Grenze nach Mexiko noch näher zu kommen. Am Fuße des Cerro Castellan, im Tuff Canyon, prangt inmitten einer öden Wüstenlandschaft ein riesiger Felsen. Und auf dessen Rücken hat sich das Cerro Castellan Window gebildet. Die Erhebung hat zwei Farben, auf seiner Vorderseite ist sie braun-gelb, auf der Rückseite mehr grünlich. Querfeldein geht es von der Straße über ein staubtrockenes Flussbett kaum eine halbe Meile nach Norden. Der alleinstehende Felsen lädt zum raufklettern ein, aber das lassen wir jetzt mal schön bleiben. Es ist einfach zu heiß. Selbst die Fortbewegung auf waagerechtem Grund ist anstrengend. Und doch marschieren wir auf einen gegenüberliegenden Hügel, damit das mit dem Foto noch besser klappt. Man gönnt sich ja sonst nix! Nach rund einer Meile sind wir zurück am Auto. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren.
Einen haben wir noch, aber um zu diesem Ziel zu kommen, gibt es erst mal ein kleines Problem. Der schnellste Weg ist über Castolon, Steffi ruft auf geht 's! Links und rechts der Straße wunderschöne Felsformationen, oben ganz schwarz, unten eine hellgraue Schicht, die bis ins rosafarbene wechselt. Wir staunen, und wir staunen noch mehr, als die Straße plötzlich endet. Road closed! Hat doch das Wetter heute Nacht etwas angerichtet, - die Straße ist auf 8 Meilen geflutet. Nun gut, dann zurück und über die sandkistenrote Study Butte nach Lajitas.
Ein heimeliger Ort, wir kommen an der Ortsmitte an, aber dort, wo das GPS eine Dirtroad zum Ziel anzeigt ist nichts, außer einer Border Patrol. Schaut nicht nur ihr Lieben, sondern sagt uns, wo es hingeht. Also kehrt, das GPS-Datum der Steinbrücke eingegeben und nach einem Weg gesucht. Der zweite Versuch hat gesessen, wir sind auf der Route und da schau her, finden uns plötzlich mitten in einem Schrottplatz wieder. Vorsichtig tastet sich der Chevy durch den Müll, einen kleinen Hügel hinauf und dann beginnt die Schrott-hau-ab-Wanderung. Es geht durch grobschlächtigen Kies, durch verwehten Sand, Slalom durch die Kakteen und der Blick nach oben verrät, es wird sich lohnen. Zusammengeklebte Steine in Rot, Orange und Gelb, durchbrochen vom Wasser. Diese Doppelbrücke, die Lajitas Natural Bridge, ist einfach toll und der krasse Gegensatz zum hässlichen Schrottplatz. Wir steigen hindurch, ein Sturzhelm wäre angebracht. Keine Ahnung wie stabil das Teil ist, aber wenn sie den nächtlichen Regen überlebt hat, wird sie schon halten. Hat sie auch! Jetzt fehlt uns nur noch der Rio Grande, da hat uns die gesperrte Straße einen Strich durch die Rechnung gemacht. Morgen ist auch noch ein Tag.
Auf der Heimfahrt erreichten wir die 98 Grad und an der Border-Control-Station nehmen sie es heute ganz genau. Wir müssen rausfahren und wieder werden unsere Pässe eingehend studiert. Außerdem will der junge Mann wissen, wann wir wo gelandet sind und wie lange wir bleiben. Na gut, du wolltest es so. Und jetzt staunst Du über die Daten. Einen, der von New York bis hierher fährt, hast du noch nicht oft gesehen, gell!
Es ist schon 19 Uhr, als wir wieder in Alpine ankommen und so gibt es nur noch einen Chickenburger im McDonalds.
Montag
Nachdem das Wochenende der Vergangenheit angehörte, dachten wir, dass unsere nächste Wanderung eine einsame Geschichte wird. Denkste! Der Parkplatz am Trailhead des
Lost Mine Trails war schon ziemlich gefüllt. Angenehme Wärme begleitet uns auf dem Weg nach oben. Der gut sichtbare und sehr gepflegte Pfad führt vorbei an den senkrecht in die Höhe ragenden Felsnadeln des Casa Grande Peaks, geht aber sehr moderat, jedoch stetig nach oben. Die Bäume und Sträucher am Wegesrand haben nicht die Höhe, dass sie uns überschatten würden. Noch ist die Sonne willkommen und als wir das erste Teilstück bis zur Ridge bewältigt haben, öffnet sich ein wunderbarer Blick in den Juniper Canyon und auf den gegenüber liegenden South Rim. An dessen Kamm leuchtet aus weiter Ferne das Schlüsselloch, genannt Southeast Rim Keyhole.
Die Steigung nimmt zu und es geht in Serpentinen auf den Gipfel des Crown Mountain hinauf. Entgegen kommen uns auch ganze Wandergruppen und wir stellen fest, dass die Jugend dieser Welt keinen Anstand mehr hat. Trägt doch so ein junger Bursche tatsächlich ein Trikot des FC Bayern. Man spricht deutsch. Mit einem gemurmelten "auf die Löwen" ziehen wir kopfschüttelnd unseres Weges ;-). Schweißgebadet erreichen wir das Ende des Trails nach knapp 2,5 Meilen. Es kommt abrupt und unvermittelt, da es nun auf allen Seiten, außer von der wir kommen, fast senkrecht in die Tiefe geht. Schöne Rundblicke: Es gibt Hoodoos, interessante und verschiedenfarbige Felsformationen und das geübte Auge zum Toll Mountain suggeriert, dass dort oben Homer Simpson, zirka 30 Meter hoch, in Fels gemeißelt steht. Ein atemberaubendes Panorama, aber von einer Mine nichts zu sehen. Ach so, die ist ja lost.
Nach knapp drei Stunden sind wir zurück am Auto und wollen jetzt endlich den Rio Grande sehen. Auf dem Weg zum Rio Grande Village knackt die Natur die 100 Grad und als wir die mobilen, klimatisierten Räume verlassen, trifft uns fast der Schlag. In der Picknick Area mit River Access finden wir keinen Zugang. Erst am verwaisten Campground, ganz hinten, sind die Sträucher am Flussrand nicht so dicht. Die grün-braune Drecksbrühe fließt von rechts nach links an uns vorbei, - wie spannend. Baden verboten! Ich möchte nicht wissen warum, Krokodile oder Piranhas sind auf alle Fälle nicht zu sehen. Nix wie weg!
Ein Pouroff, to pour off heißt abgießen oder abschütten, ist ein steil abfallender Abfluss eines Flusses. Und das östliche Pouroff an der bzw. von der Burro Mesa fällt senkrecht zirka 50 Meter nach unten. Ziemlich am Abfluss steht ein Steinbogen, ein Window, und den wollen wir besuchen. Es stellt sich nur die Frage, ob der Arch am Pouroff oben oder unten steht. Das GPS Datum weist auf oben hin, aber man weiß ja nie, wie exakt die Daten sind. Und nachdem der Weg von unten kürzer und einfacher ist, versuchen wir es mal von dort. Wir wandern in den Einschnitt hinein und beobachten genau die Felswände links und rechts und oben. Nichts zu sehen, - ja wo ist er denn? Wir stehen nun vor der Wand, es geht nicht mehr weiter. Der Blick nach oben erzeugt eine Genicksperre. Kein Tropfen findet den Weg nach unten. Interessant, aber wir wollten ja den Steinbogen finden. Ruhig bleiben, es war ja nur insgesamt eine Meile.
Wir parken am Trailhead des Upper Burro Mesa Pouroff Trails. Sanft, einer staubtrockenen Wash folgend, geht es in die Felsen. Der Weg wird abwechslungsreich, immer wieder ein paar kleine Kletterpartien. Es macht Spaß ein wenig zu bouldern. An den Felsen verbrennt man sich jedoch die Finger. Die Hitze des Tages ist auf deren Oberfläche zu spüren. Der Anlauf zum Pouroff ist erreicht und es wird ein wenig sandig. Nach 1,5 Meilen erreichen wir Legoland. Ja, das Burro Mesa Pouroff Window ist wie aus Legosteinen gebaut. Irgendwie lustig, aber das Fenster ist schön und die Umgebung ist es auch. Es hat sich gelohnt.
Als wir nach insgesamt eineinhalb Stunden wieder das Auto erreichen, steht die Sonne schon ziemlich tief. Es ist genug für heute und unsere müden Knochen sind froh, als sie im Auto Platz finden. Jetzt "radeln" wir heim! Die erlaubten 45 mph im Nationalpark könnten von einem Profiradler durchaus mal erreicht werden, aber Monika will offensichtlich alle Rekorde brechen. Vielleicht waren es ja auch die nicht mehr so elastischen Knochen, die die Wanderei des heutigen Tages sehr träge, ja fast zu einem Bleifuß gemacht haben. Auf alle Fälle gibt sie Gas und als uns ein Border Patrol Fahrzeug entgegen kommt, wollte der Fahrer offensichtlich genaueres wissen. Der fährt an uns vorbei und leider ist im Spiegel schon zu beobachten, dass er wendet. Tatü, tata! Du sollst doch die Grenze bewachen und nicht hungrige und müde Wanderer mit Radarpistolen drangsalieren. Viel zu schnell, viel zu schnell, aber als er merkt, dass wir Deutsche sind - you know Autobahn, no speed limit - war ihm der Akt vielleicht zu groß. Und der wollte auch heim, so die Annahme, und es gab eine Belehrung und eine Warnung. I give you a warning - thank you, Sir!
Wie gestern sind wir nach den schönen und ausgedehnten Wanderungen und den Anfahrten zu den Trails spät dran. Wir gönnen uns nur noch ein Sandwich im Subway und sind um 20 Uhr daheim.
Dienstag
Wir verlassen Alpine mit schönen Erinnerungen an die Hikes im Big Bend Nationalpark und angenehmen 78 Grad. Ab in die Wüste! Auf der US 90 West wird es nach dem Ort Marfa einsam. Links und rechts nur Sand und die nächsten 74 Meilen kein Service. Aber was ist das denn? An einem weißen kleinen Haus, das nur aus einem Raum mit einem Schaufenster besteht, prangt das Firmenlogo von PRADA. Im Schaufenster stehen mehr oder weniger schicke, vermutlich zu teure Taschen und Schuhe. Wir trauten unseren Augen kaum und können keine andere Erklärung finden, als dass hier Werbeaufnahmen stattgefunden haben. Witzig! Etliche Meilen später tauchen plötzlich und unvermittelt Baumplantagen auf. Der Sand endet mit dem Bewässerungsgraben für die Obstbäume. Wir sind im Ort van Horn, der an der Interstate 10 liegt. Eine historische Szenerie, deren Hauptattraktion das Hotel "El Capitan" ist. Von außen und auf den ersten Blick sieht alles sehr nett gemacht aus. Als wir auf der Texas 54 eine Pause machen, stehen wir wieder alleine in dieser Welt. Kein Auto, kein Tier, nur Sand und Steine. Die Ruhe ist fast beängstigend. Erst als wir uns den Guadelupe Mountains nähern, kommt wieder Leben und Zivilisation ins Spiel. Auf den Delaware Mountains tauchen die ersten Windräder auf und nach 153 Meilen hat der Tag eine Stunde mehr für uns. Es ist Mountain Time!
Am Pine Springs Canyon Campground ist unser Nationalparkpass gültig und so sparen wir uns die 5 Dollar. Als wir voll ausgerüstet am Trailhead stehen und der Blick nach oben in die Berge wandert, entdeckt unser arch-geschultes Auge einen zusammengebrochenen Steinbogen. Wir vergleichen die gut erkennbaren Reste mit unseren Bildern vom heutigen Ziel und sind uns nicht sicher. Also nehmen wir die Wanderung trotzdem in Angriff, zumindest um einen gefallenen Tejas Arch zu dokumentieren; schließlich sind wir ja bei der NABS. Der Trail ist anfangs ein bisschen unangenehm zu gehen, denn er ist sehr steinig. Aber man wandert durch einen botanischen Wüstengarten. Eine wunderbare Flora, - skurrile Bäume, blühende Kakteen und verschieden farbige Blumen. Sozusagen im Rücken erstreckt sich flaches, weites Land und vor uns haben wir die gewaltige Ridge des Hunter Peaks. Leider treffen die Blicke immer wieder auf den unvollständigen Arch und es ist noch immer unklar, ob es sich um unser Ziel handelt.
Wir sind knapp eine Stunde unterwegs, als wir oben am Bergkamm ankommen und dann erfolgt ein Aufschrei von Monika. Links oben hat sie den Tejas Arch entdeckt. Die Ruine rechts entschwindet nun nicht nur aus unseren Augen, sondern auch aus unseren Gedanken. Gut gemacht! Der Weg führt uns jetzt nach links und ist bald nicht mehr erkennbar. Aber das Ziel ist vor unseren Augen, leider noch steil oben und wir pfauchen nicht schlecht, als wir teilweise unter Zuhilfenahme der Hände kraxeln. Keine zwei Meilen sind wir unterwegs und schnallen die Rucksäcke unter dem Tejas Arch ab. Pause und Fotostopp! Schön, wie der Steinbogen ganz einsam steht und wir sind auch froh, dass wir die Wanderung angegangen sind. Die Blicke in den Pine Creek Canyon und auf den Guadelupe Peak sind einzigartig und das angenehme Lüftchen sorgt zudem für einen wunderbaren Wohlfühleffekt. Wir schütten Unmengen an Wasser in uns rein, aber der Durst will kein Ende nehmen. Nach 4 Meilen sind wir zurück am Auto. Das Fazit lautet: Es hat sich gelohnt!
Nun, nach knapp 200 Meilen, sind wir endgültig im Westen angelangt. New Mexico begrüßt uns bei 103 Grad Fahrenheit. Als wir unser nächstes Ziel auf der Dark Canyon Road ansteuern, wird die Straße immer enger und schlechter. Es wären noch 40 Meilen gewesen und als wir die zeitliche Ausdehnung inklusive Hike überschlagen, kommen wir zu dem Schluss, dass wir abbrechen. Kehrt marsch, - und auf nach Roswell. Nachdem wir Carlsbad mit seinen inzwischen unzähligen Hotels passiert haben, stehen links und rechts der Straße die Öl- bzw. Gaspumpen, die wir in Texas vermuteten. In Artesia stinkt es nach Gas ohne Ende und gegebenenfalls wäre eine Zigarettenpause hier tödlich.
Das Best Western Plus in Roswell ist absolut in Ordnung. Ein geräumiges und sauberes Zimmer und eine Hotelbar, genannt "Rookies", stehen bereit, - was will man mehr. Als wir im Applebee's ein vernünftiges Essen bekommen - obwohl, wir waren von Alpine ja nicht sehr verwöhnt -, ist alles gut. Der Tag klingt an der Hotelbar aus. Der Witz des Tages ist, dass wir unsere ID zeigen mussten, um ein Bier zu bekommen. Und wenn wir schon beim Trinken sind: Abschließend ist noch zu ergänzen, dass wir inzwischen vom Eistee, der uns so wundervolle Momente nach Wanderungen bescherte, Abschied genommen haben. Nachdem unsere Marke kaum mehr erhältlich ist, sind wir auf Vitaminwasser umgestiegen. Das gibt es hier inzwischen in jeder Tanke, schmeckt gut und erfüllt seinen Zweck.
Mittwoch
Als ich heute morgen vor die Tür gehe, trifft mich fast der Schlag. Es ist kalt geworden. Gestern hatten wir ja noch über 100 erlebt, jetzt müssen wir 68 überleben. Aber es gelingt. Genau so extrem verhält sich der erste Teil unser Autofahrt gen Nordwesten. 30 Meilen Wüste und dann die Oase, gespickt mit Grün, - Bäumen, Wiesen, das Hondo Valley ist schön. Wir kurven durch das Tal und landen im Valley of Fire. Nein, das allseits bekannte VoF wäre zu weit weg, aber kurz nach Carizozo, ja das schreibt man wirklich so, kommt die Valley of Fires Recreation Area. Über 127 Quadratmeilen Lavaflow, nicht von einem Vulkan, sondern so mir nichts, dir nichts aus der Erde getreten. Ein paar Brotzeitbänke stehen rum und man könnte ein paar Trails durch die Lavamassen starten. Wir beobachten das inzwischen erstarrte Schauspiel lieber von oben.
Nachdem wir über die I-25 in Richtung Denver die US 60 erreichen, wird es wieder einsamste Wüstengegend, ein paar Orte, einer mit dem biblischen Namen Magdalena, und plötzlich tauchen sie auf. Der Horchposten liegt uns zu Füßen. Hören die was? Außerirdische mit großen Glubschaugen, viel zu dünnen Beinen und ohne sonstige sichtbare Ausbuchtungen. Nein, das Very Large Array ist ein Teil für astronomische Beobachtung. Die 27 einzelnen Radioteleskope können gebündelt und auf einer Y-Achse bedarfsgerecht angeordnet werden. So abgelegen fasziniert so ein Teil ganz besonders. Wir schauen uns die Anlage aus verschiedenen Perspektiven an und gehen auch ins Besucherzentrum. Ja, man sollte es vielleicht mal gesehen haben. Wie gesagt, beeindruckt hat es uns schon. Sieht cool aus, wie in einem Science Fiction Film.
Kurz vor Albuquerque steht ein nigelnagelneues HardRock Hotel und Casino. Natürlich haben wir kurz gestoppt, reingeschaut und ein Shotglas gekauft. Sammlertrieb! Übrigens, die AAA Karte, mit der man im Hard Rock 10% Ermäßigung kassiert, haben sie dankend abgelehnt.
Das Hyatt in Albuquerque hat ein schönes und großes Zimmer für uns im 15. Stock. Albuquerque Downtown ist übersichtlich und von hier oben allemal. Bei nun schon fast wieder 100 Grad machen wir uns per pedes auf in die historische Old Town. Der dreißig Minuten Fußmarsch dort hin war anstrengender als der gestrige Hike. Und es ist ganz nett hier. Ein paar schöne Fotomotive, viel Krimskrams für die Touris. Wir wandern durch und wollen mit dem Taxi zurück. Nix, aber auch gar nichts zu machen. Kein Taxi kreuzt unsere Bahn. Ich habe mir auf dem Rückweg fast den Hals verrenkt, aber es kam keines. Nun gut, dann hängen wir gleich mal Sightseeing in der Downtown dran. Wie gesagt, die ist überschaubar, ein riesiges Kongresszentrum, ein paar Hochhäuser, aber es gibt hier auch einen wunderbaren Fleck: Das Hilton Andaluz. Geht rein, die Lobby ist sensationell. Mexikanischer Stil, gediegen, einladend. Ein Restaurant ist angeschlossen und für morgen vorgemerkt.
Wir essen im Hotelrestaurant des Hyatts. Das kennen wir und unser damaliger Reisebericht sagt, dass das Futter gut war. Vorher an die schöne Bar - endlich wieder ein Heineken aus der Flasche -, dann das Restaurant getestet: Ergebnis = ****.
Donnerstag
Der Kaffee, den wir uns unten in der Hotelhalle bei Starbucks holen, wird vom Hotel bezahlt. Kein besonders gemütliches Frühstück, keine Frage, aber wenn wir braune Brühe am Morgen haben, genügt uns das. Schließlich wartet die Natur und für ausgiebige Badeurlaubfrühstückszeiten haben wir keine Zeit.
Als wir über Santa Fé das über dem Pueblo Canyon gelegene Los Alamos erreichen, stehen wir an der gleichen Stelle, wie letztes Jahr. Mitten in einer Wohnsiedlung signalisiert Steffi, dass wir bald da sind. Die Straßen dazu kennt sie nicht. Dumme Steffi, jetzt werfe ich mein Wander-GPS an und fahre auf Sicht. Der Kreisel dreht sich unaufhörlich und dann sehe ich mich gezwungen etwas zu machen, was ich in der Regel lieber vermeide: Ich frage einen Amerikaner nach dem Trailhead. Mille Grazie, unglaublich, der kennt sich aus. Und nachdem wir bergauf und bergab und bergauf und bergab und bergauf und bergab mit dem Auto rumgeirrt sind, stehen wir nun endlich am Trailhead des Mitchell Trails. Zwei Parkplätze davor, beide frei!
Der Natural Arch Trail führt in Richtung Berge. Keine nennenswerte Steigung, ringsherum verbrannte Bäume. Der raue Fels rechts oben ist Arch-frei. Ja, das GPS-Datum stimmt keinesfalls. Aber nachdem der Trailname Erfolg verspricht, wandern wir weiter. Und dann ist er sichtbar, der Phoenix Arch. Ein wunderschönes Teil, aber er steht hoch oben am Berg. Der Trail führt nach rechts und dann gewaltig in die Höhe. Schnauf! Gemessenen Schrittes kommen wir immer höher und es verwundert mich immer wieder, welche Höhenunterschiede man in kürzester Zeit selbst bei langsamen Tritt überwindet. Unten liegen die verkohlten Bäume, die dem großen Feuer im Jahr 2000 zum Opfer gefallen sind. Der Blick auf Los Alamos ist fantastisch. Schön sind so stadtnahe Ziele schon. Man ist in der Natur, übrigens sind wir ganz alleine, und trotzdem ist die Zivilisation nur "einen Steinwurf" entfernt. 40 Minuten für knapp eine Meile, tja, bei der Steigung kein Wunder. Wir sind am Arch. Nein, kein "s" vergessen!
Der raue und dunkelbraune Felsen windet sich um die Öffnung, - 15 Fuß breit und 12 Fuß hoch. Etwas Moos unterbricht das Braun. Das zirka 5 Millionen Jahre alte Lavagestein ist rau wie Schmirgelpapier. Wir haben es beim Aufstieg an den Händen bereits zu spüren bekommen. Wir rasten, genießen den Steinbogen und die Blicke hinunter in den Randija Canyon und auf die Stadt. Es ist herrlich hier, zumal die Sonne das angenehme Ambiente unterstützt.
Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Auto und steuern unserem nächsten Ziel, dem Bandelier National Monument entgegen. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist ausgeglichen, nachdem wir uns mit unserem Pass die 12 USD sparen. Hier ist leider eine Menge los, die Ruhe vom Phoenix Arch konnte nicht hierher gerettet werden. Wir gehen den Main Loop, den man leider nicht verlassen darf, aber der Park ist einzigartig und sehr interessant. Tausende von Löchern und Steinbögen, Indianerwohnungen die selbständig über Leitern zu erklimmen sind. Um ins Wohnzimmer zu kommen, muss man leider warten und manchmal habe ich Angst, dass so ausgewachsene Amerikanerinnen im Eingang stecken bleiben. Als wir nach 1,5 Meilen die Wanderung durch den Cañon de Los Frijoles beendet haben sind wir uns einig, dass der Park, wenn man schon hier ist, ein lohnendes Ziel ist.
Kurz nach dem Parkeingang stehen noch zwei sehr interessante Steinbögen praktisch direkt neben der Straße. Der Bandelier Arch spannt sich an einer Ridge und der Los Alamo Arch bildet die Krone eines alleinstehenden Felsens, der wie von Würmern durchfressen aussieht. Ein wunderbarer Abschluss des heutigen Wandertages.
Die Heimfahrt wird grauenhaft, da die Interstate 25 wegen eines Unfalles gesperrt ist. Ja Steffi, jetzt kannst Du mal zeigen, was du kannst. Meine Einschätzung des Problems ist, dass inzwischen jeder ein Navi hat und jedes Navi wohl gleich reagiert. Auf alle Fälle sind wir auf den angebotenen Nebenstraßen alles andere als zügig unterwegs. Irgendwann haben wir unsere Dusche erreicht und die tat gut.
Die Sonne strahlt immer noch auf uns herab, als wir im Freien der Maloney's Bar ein Bier trinken. Das Corona von Monika ist doppelt so groß wie mein Heineken. Unglaublich und ungerecht! Lucia wartet, denn so heißt das Restaurant im Hilton Andaluz. Das Essen war wunderbar und der gleiche Wein, halb so teuer wie gestern im Hyatt. Nur der Espresso war bäh!
Der letzte Eintrag im Tagebuch konstatiert: Jetzt sind wir wirklich im Westen angekommen, es gibt endlich Arrowhead Wasser! Mit was man uns Touris zufriedenstellen kann, gell.
Freitag
Wir verlassen Albuquerque auf der Interstate 40 und fahren durch tolle Landschaften mit den von uns so geliebten roten Felsen. Die Indianer haben wieder einige neue Casinos in die Wüste gesetzt und wir wundern uns immer wieder, wie viele Autos selbst zu dieser Tageszeit davor stehen. Bei Gallup geht es Richtung Window Rock, wir kommen nach Arizona und irgendwann signalisiert Steffi ein scharf gesprochenes Abbiegekommando nach links. Dirtroad!
Wir landen mitten im Vorgarten einer Indianerfamilie. Die Damen des Hauses sitzen unter dem Baum, die Wäsche liegt im Sand und alte Schrottautos stehen rum. Die nur teilweise sichtbare Wiese ist mit Sand substituiert und in jeder "Ecke" liegt irgendwo Müll rum. Die Fenster des Hauses sind aus Pressspan, von Glas keine Spur mehr. Ich beobachte die Szenerie und halte Ausschau nach einem Hund oder sonstigen gefährlichen Gegnern. Und nachdem subjektiv betrachtet von dieser Seite keine Gefahr droht, steige ich aus. Die Damen bewegen sich nicht, sondern schicken einen halbwüchsigen Jungen in meine Richtung. Bin ich hier richtig, ich möchte zur Black Rock Natural Bridge. Yes, but you have to walk. Soweit kein Problem. Kann ich mein Auto hier abstellen? Klar, parke es neben dem Roten. Unter dem sitzen übrigens ein paar Katzen. Also: Gesagt, getan! Ich parke neben dem Roten und wir riskieren es und lassen unser Auto samt Koffer und Steffi bei unseren neuen Freunden zurück. Ein mulmiges Gefühl bleibt. Vielleicht war das der Grund, warum wir schneller als sonst die Schritte auf das rote Land setzten. Querfeldein, einen Abhang hinunter, treffen wir auf einen Trail und nach 0,88 Meilen sind wir an der Brücke. Sie ist ganz ansehnlich, lässt sich besteigen und sieht fast aus, wie wenn eine Platte quer über den Creek gelegt worden wäre. Fotostopp, keine Zigarettenpause und marsch zurück. Ich sah das Auto schon ohne Räder, ohne Koffer und Steffi war ebenfalls für immer von uns gegangen. Der Rückweg geht noch schneller, was aber auch daran lag, dass sich unsere Orientierung sortierte und wir einen direkteren Weg fanden. Geputzt haben sie es nicht, aber das Auto steht unversehrt da, die Mädels hocken weiterhin unter dem Baum und unser Abschiedsgruß und Dank wurde wortlos zur Kenntnis genommen. Wollten sie sagen, sei froh, dass du noch einen Skalp trägst. Nein, Spaß beiseite, es war doch nett, dass sie uns auf deren Grundstück parken ließen, oder?
Das große Auge wartet. Wir passieren Chinle und ein paar Kilometer weiter geht eine Dirtroad in die Black Mountain Wash, die uns zum nächsten Ziel führen sollte. Leider endet die Straße an ein paar Indianerherbergen. Laut meinen topographischen Informationen sollte die Road die Wash kreuzen und zum Ziel führen. Tut sie aber nicht. Wir suchen eine Stelle und finden sie auch. Nur leider hat das Wasser, das hier irgendwann mal war, die Kante geschliffen, einen zwei Meter Absatz geschaffen und es hätte schon das Fahrzeug von Knight Rider sein müssen, um diese Stelle zu passieren. Also zurück zur US 191, etwas zurück Richtung Chinle und die nächste Möglichkeit geprüft. Aber auch hier war gleich Ende in einer Siedlung. Wir brechen ab und fahren nach Many Farms.
Als wir am Beginn der ungeteerten Straße stehen, versperrt ein Gatter den Weg. Ein Unglück kommt selten allein. Wir fahren zurück und finden dann doch eine offene Einfahrt auf die Ebene. Das probieren wir jetzt. Vorbei an einer Wasserstelle für die Pferde, gräbt sich unser Traverse immer weiter Richtung Bergrücken. Der Teardrop Arch signalisiert uns die Richtung, die Dirtroad verläuft in diese und wir kommen auf 0,7 Meilen heran. Die Träne hat den Fels gesprengt und von hinten leuchtet die Sonne auf den roten Stein. Unten im Tal liegen rote, mit weißen Streifen durchdrungene Felsen.
Nachdem wir das Schauspiel ausreichend genossen haben, kurven wir mit unserem Auto zurück zur Wasserstelle und biegen in eine andere Himmelsrichtung ab. Irgendwann werden die Sandverwehungen so hoch, dass wir das Auto abstellen und laufen. Es sind nur 0,6 Meilen zum Window Rock. Ein prächtiger Arch! Durch die Öffnung bläst der Wind und hat über die Jahre hinweg eine mächtige Sanddüne sozusagen als Aufstiegshilfe hinterlassen. Der Blick von oben wird durch den Aufstieg möglich. Drei Schritte vor, zwei zurück. Wir kämpfen uns am Rand durch den tiefen Sand. Das Window gehört schon zu den exklusiven Steinbögen und die riesige dunkle Sanddüne davor hat durchaus auch etwas. Wir genießen die Stille hier oben, die nur durch ein leises und monotones Pfeifen des Windes durchbrochen wird. Der Blick hinunter signalisiert, dass hier Saubären unterwegs sind. Mal hier eine Plastikflasche, mal dort eine Patronenhülse; es ist schade, wie manche mit der Natur Schindluder treiben.
Auf der Hinfahrt zum Window Rock hat Monika trotz der Schaukelfahrt einen weiteren Arch entdeckt. Er ist nur zwei Einschnitte weiter und natürlich wollen wir dort auch noch hin. Der Strawberry Arch, die Form war auch hier namensgebend, ist ganz nett, lässt sich jedoch leider aufgrund des Sonnenstandes jetzt nicht mehr so toll fotografieren. Macht nix, in unserer Erinnerung bleibt er ja auch erhalten.
Best Western Canyon de Chelly, was sonst in Chinle? Und gleiches Zimmer wie letztes Jahr, so ein Zufall. Auf dem Parkplatz steht ein Jeep nach dem anderen, die Offroader sind unterwegs. Jetzt sitzen sie vor ihren Hotelzimmern und tauschen die Heldentaten des Tages aus. Gut gemacht Jungs! Wir gehen lieber etwas essen. Das "Junction" gehört zum Hotel und wird von Indianern geführt. Das ist gut, denn es ist gut organisiert, das ist schlecht, denn es gibt kein Bier. Das Essen war ätzend, aber die Alternativen im renommierten Chinle sind nicht sehr vielfältig.
Samstag
Die Essenserfahrungen von gestern zwingen uns dazu, das Frühstück ausfallen zu lassen. Eine Kleinigkeit im Supermarkt bringt Energie für die kommenden Touren. Als wir gestern von Many Farms ins Hotel gefahren sind, sind uns zwei Dinge ins Auge gefallen. Erstens, in Chinle gibt es kein einziges Schild für ein Speedlimit. Ich schätze, die hängen irgendwo als Bildersatz über der Couch und zweitens, eine sehr verdächtige Dirtroad, die zum Big Eye führen könnte. Der Los Gigantes stünde auch noch auf dem Programm, aber den haben wir gleich mal wegpriorisiert.
Ohne Speedlimit düsen wir die 191er nach Norden und beim Milemarker 459, respektive rund eine halbe Meile danach, setzen wir den Blinker und fahren in die County Road 8083 ein. Daumen halten. Es geht gut und auf der richtigen Seite der Black Mountain Wash voran. Ja, es funktioniert! Wir parken auf einer Anhöhe und von dort aus steht schon mal ein sehr schönes Doppel-Window direkt vor unserer Nase. Die frühe Morgensonne strahlt den ziemlich vereinsamten Felsen an, der seine beiden Fenster weit geöffnet hat. Rund herum eine Sandebene und auch hier hat der Wind ein paar Dünen aufgehäuft, die dem Betrachter das Auge zum Arch führen. Der Felsen selbst hat die für diese Gegend typischen weißen Streifen, nicht sehr intensiv, jedoch gut sichtbar. Wir spazieren zum Objekt der Begierde. Sehr schön!
Es macht keinen Sinn, das Auto woanders zu parken, denn die Anhöhe hier liegt nicht ungünstig für unseren Hike zum Big Eye. Den Hügel runter, die Dirtroad überquert und dann querfeldein zur Wash. Es geht in der Ebene dahin, ganz easy, natürlich Sand, und die Temperaturen sind sehr angenehm. Wir stehen am Graben und tasten mit dem Auge das "Ufer" ab, um einen Abstieg zu finden. Nur 50 Meter weiter verläuft eine kleine Sandrutsche hinunter. Ein Sprung muss trotzdem sein, da das gelbe stachlige Gestrüpp den Weg versperrt. Und hopp, die Landung verläuft weich im tiefen Sand. Der Aufstieg auf der anderen Seite hat noch eine kleine Problemzone. Direkt an der Kante verläuft ein Zaun. Rauf, am Pfosten festgehalten, hoffen, dass er hält und dann elegant umkurvt. Wir stehen wieder oben und der Weg zum großen Auge ist frei. Man erkennt es schon von hier. Ein riesiger Steinbogen. Je näher wir dem Big Eye kommen, umso mehr erscheint im Hintergrund der Himmel in der Öffnung. Endlich können wir den Sand verlassen und über den schön gezeichneten Felsen aufsteigen. Wir genießen den Augenblick! Das Big Eye hat den Zusatz "The" absolut verdient.
Auf dem Weg zurück versuchen wir den imposanten Arch noch von der Rückseite zu sehen und umkurven einige Einschnitte; leider ohne Erfolg. Nach eineinviertel Stunden sind wir wieder am Auto und machen uns mit der nicht ganz neuen Erkenntnis auf den Weg in die Canyonlands, dass die Steinbögen rund um Chinle und Many Farms einfach nur fantastisch sind.
Wir sehen uns die roten Felsen vom Auto aus an. Durch die getönten Scheiben wirkt es noch besser, das Rot, und es hat was, das Auto-Sightseeing. Dort, wo die 191 und die 160 zusammenlaufen, schlug der Wind gnadenlos zu und verwandelt die geteerte Straße zu einer Offroadpiste. Bald sind wir in Utah: Bluff, übrigens gibt es hier ein paar nette Inns, Blanding, - das "Old Tymer" heißt jetzt "Fatboy 2", wie modern. Und als wir uns auf der 191er Moab nähern und ins Spanish Valley einfahren, gibt es inzwischen einen kleinen Wettbewerb, wer den Tukuhnikivats Arch links oben als erster erkennt. Es ist fast wie nach Hause kommen. Allerdings ist heute Samstag und nachdem Moab inzwischen immer voll ist, gibt es meist am Wochenende noch die Steigerung dazu. Nach 207 Meilen kommen wir am Best Western Canyonlands an. Ein neues Feature wird gleich sichtbar. Oberhalb des überdachten Eingangs haben sie eine Terrasse gebaut, auf der man frühstücken oder relaxen kann. Gute Idee!
Wie ein Anfänger bin ich mit neuen Bergschuhen in die USA gereist. Die alten liegen seit dem letzten Jahr im Parkhaus in Las Vegas am Charleston Boulevard (Premium Outlet, das kennt wohl jede Frau), dritter Stock, Abfalleimer rechts vor dem Lift. Die Hikes im Osten haben zu Tage gefördert, dass mir die Schuhe nicht gut passen, was Blasenbildung zur Folge hatte. Nachdem die Hikes ab da nicht mehr so gigantisch waren, war ich mit Turnschuhen unterwegs. Spätestens jetzt ist es aber an der Zeit, meine Füße neu einzukleiden. Die neuen Treter waren und sind fantastisch, bequem wie ein Turnschuh, fest wie ein Bergschuh - ja, so soll, nein, so muss es sein.
Skurrilität ist die Bezeichnung für eine auffallend unkonventionelle oder seltsame Idee, Situation, Sache oder Verhaltensweise. Skurril war sie, die Situation. Wir sitzen an unserer geliebten Bar im ZAX, trinken in aller Ruhe ein Radler und ein Bier, entspannen, beobachten die Szenerie und praktisch Tür an Tür läuft die Waschmaschine und der Trockner. Es sind nur 10 Schritte, um zu prüfen, ob die Wäsche schon fertig ist. Als sie es war, macht Monika eine Trinkpause, bringt die fertige Wäsche rüber ins Hotel und kommt wieder zurück. Wir finden das irgendwie cool und nachdem ich mit dem Waschen nichts zu tun habe, finde ich es noch cooler ;-). Das Essen war in Ordnung.
Auf dem Heimweg mit Ehrenrunde bemerken wir, dass Moab Gott sei Dank nicht so voll ist, wie befürchtet. Auch die Lokale sind nicht überbesetzt; für einen Samstagabend schon erstaunlich.
Sonntag
Es gibt nicht mehr viele Lokationen rund um Moab, die wir nicht erwandert und gesehen haben. Die Konsequenz ist eine aufwändigere Fahrerei. Und so vergehen 80 Meilen, bis wir an der 24er in Richtung Hanksville vor einem Gatter stehen, das uns den Weg in den Ernie Canyon verwehrt. Aber es ist zu öffnen und der Autotrail 923 ist frei. Die Dirtroad ist anfangs gut, windet sich jedoch nach einiger Zeit runter in eine Wash. Spätestens hier wird es ein bisschen kniffelig, aber mit Ruhe und Geduld schafft selbst unser Chevy ein paar verzwickte Stellen. Die letzte Meile in den Canyon hinein wird der Untergrund sehr sandig und weich. Der feine Kies knirscht unter den Rädern. Nun ist 's gut, wir stellen uns an den Rand neben die Felsenwand und wandern los.
Nach gut einer halben Meile haben wir den rot leuchtenden Ernie Canyon erreicht. Die Felsenwände türmen sich vor uns auf. Es geht nach links, wir verlassen den Canyon und steigen auf. Gleich am Einstieg ist die Ernie Bridge. Eine netter kleiner Steinbogen, der uns auf dem Rückweg noch gute Dienste erweisen wird.
In Serpentinen überwinden wir den ersten Anstieg des San Rafael Reefs. Die Hitze des Tages macht sich breit und erleichtert den Aufstieg nicht unbedingt. Die erste Stufe ist geschafft und wir orientieren uns. Der tiefe Einschnitt des Canyon liegt rechts und das GPS zeigt, dass wir ziemlich am Rand entlang gehen müssen. Ein weißes Band lässt zumindest von weitem vermuten, dass es hier weiter gehen könnte. Dort steigen wir auf. An der linken Felsenwand klebt der Ute Arch. Die Blicke rechts runter lasse ich mal bleiben, da wird mir schlecht ;-).
Die zweite Stufe endet vor einem Dryfall und ein weiterer, durchaus ansehnlicher Steinbogen kommt in Sicht. So denken wir zumindest und natürlich müssen wir da hin, auch wenn es ein wenig abseits unserer Route liegt. Das werden wir bereuen, denn zum einen entpuppt sich der Arch als Fake, denn nur die Perspektive von der wir es angehen, suggeriert einen Steinbogen. Dort angekommen stellt sich raus, dass es nur ein Einschnitt zwischen zwei Felsen ist. Nun gut, Pech gehabt. Die weitaus schlimmere Konsequenz ist, dass wir zu weit nach links abkommen. Als wir es merken ist es zu spät und wir befinden uns in einem Seitental, aus dem es trotz mehrerer Versuche keinen Ausstieg gibt. Also, alles wieder zurück und erneut Anlauf genommen.
Nach knapp zweieinhalb Stunden stehen wir endlich unter der Hurst Bridge, die ziemlich versteckt in einem Box Canyon thront. Sie wird deshalb auch Shadow Box Bridge genannt. Schön ist es hier. Wunderbare Felsformationen, Hoodoos, Löcher und Grotten in den verschiedensten Farben. Also alles, was das Hikerherz so begehrt. Wie in einem Wohnzimmer sitzt man im kleinen Canyon, die Decke bildet die Brücke. Und die spendet Schatten, was wir bei den inzwischen 38 Grad Celsius gut gebrauchen können. Das Wasser fließt in Strömen aus dem Körper und in die Speiseröhre. Leider ist auch das Nass inzwischen etwas warm und es bedarf irgendwann der Überwindung, dass man die Brühe dem Magen zuführt.
Den Rückweg zur Ernie Bridge schaffen wir in einer Stunde. Man sieht, es hat Vorteile, wenn man keine Umwege geht. Wir steigen in die fast höhlenartige Brücke hinunter und pflanzen uns in den kleinen Alkoven. Gut sehen wir nicht mehr aus. Verschwitzt und ziemlich fertig mit der Welt. Pause, wie angenehm! Es dauert dann doch noch eine weitere halbe Stunde, bis wir das Auto erreichen. Es gibt auf den letzten Metern durch den weichen Kies keine Gespräche mehr. Statisch vorwärts und ein innerer Dank, als das Auto nebst Kühlbox in Sicht kommt. Insgesamt waren wir für 6 Meilen 4,5 Stunden unterwegs. Harte Stunden, aber eine lohnende Wanderung in einer einzigartigen Landschaft und ein fantastisches Ziel.
Das Abendessen im Mexikaner in Moab war gut, vor allem mal etwas anderes. Die Flasche Wein ist jedoch 5 USD teurer als im letzten Jahr.
Montag
Das Frühstück auf der Terrasse ist herrlich. Wärmende Sonnenstrahlen, keine Hektik und ringsum die roten Berge. Einfach nur wunderbar und ein weiterer Hikertag liegt vor uns.
Die Nationalparks nördlich und südlich von Moab sind wunderschön. Das hat sich leider ja massiv rumgesprochen, so dass es inzwischen ein schier unmögliches Unterfangen ist, insbesondere im Arches Nationalpark alleine zu wandern. Gleichwohl ist die Einsamkeit oft nicht weit von den Epizentren entfernt. Man muss sich nur ein bisschen Mühe geben und die Ziele mit Bedacht auswählen. Wir sind jetzt auf dem Weg in die Einsamkeit, aber zuerst muss der Eingang und die Parkroad geschafft werden. Kurz nach dem Sanddune, just auf der Höhe des Broken Arch, muss fast ein U-Turn her, um die Dirtroad runter ins Salt Valley zu erwischen. Wir folgen den Schildern zu den Klondike Bluffs. Die ansonsten gepflegte Straße, na ja, manchmal ist es schon eine arge Rüttelpiste, die ein Grading vertragen könnte, führt mehr als 8 Meilen zum Trailhead der Tower Arch Wanderung.
Der Weg ist gut gekennzeichnet, da waren mal wieder die Cairn-Künstler am Werk, und geht gleich mal steil nach oben über die erste Ridge. Es folgt eine moderate Abwärtswanderung, vorbei an den Marching Men, hinunter in die Ebene. Wir steuern einen Bergrücken an, der von angeblasenem Sand eingerahmt wird. Hinauf über eine Sanddüne und auf der Rückseite zum Tower Arch. Der riesige Steinbogen hat seinen Namen von einem dahinter stehenden Hoodoo-Giganten. Ein paar Absätze nach oben und man sitzt in der Stille. Der Arch kann durchschritten werden und erst hinten wird seine namensgebende Steinsäule, rot mit weißem Kopf, im Norden sichtbar. Weder am Trail, noch am Arch irgendwelche Menschen, nur wir und die Natur. Schön! Wir genießen die Landschaft und sind fasziniert von der Wanderung, die zudem durch die tollen Ausblicke auf die Weite und die roten Felsen sehr abwechslungsreich ist. Nach knapp zwei Stunden sind wir zurück und treffen nun doch auf etwas Zivilisation. Ein Parkranger reinigt die Toiletten. Wieso fällt mir jetzt die Serie auf Discovery Channel "Dirty Jobs" ein?
Wir rappeln uns zurück zur Park Road und halten kurz am Skyline Arch. Nur ein paar Meter weg von der Straße und ein kleiner Fotostopp, das war 's, denn unsere nächste Wanderung wartet. Eine Senation ist, wenn man den Arch kurz nach der Straße ohne Menschen fotografieren kann.
1994 waren wir zuletzt am Broken Arch und der Plan soll heuer wieder in die Tat umgesetzt werden. Über die Prärie erreichen wir bereits nach 0,3 Meilen den Steinbogen. Der rote Felsen wird nach oben weiß. Wie ein Bulle steht das Gestein in der Landschaft und doch hatte es eine Schwachstelle, die Wind und Wetter nutzten, um den Broken Arch zu formen. Oben auf seiner Biegung hat der Steinbogen einen kleinen Crack. Ob das der Grund für den Namen war, wir wissen es nicht und wichtig ist es ja auch nicht. Auf alle Fälle ist auch hier kein Publikumsverkehr. Viele Besucher wollen einfach nur das sehen, was von den Viewpoints aus möglich ist. Wandern, nein, um Gottes Willen, was soll das denn?
Als wir genug Fotos im Kasten haben, fällt ein Schild auf, der den oder einen Trail anzeigt, der in die diametral andere Richtung führt. Durch den Broken Arch hindurch und dann hinaus. Aber wohin? Neugierig wie wir sind, und Zeit haben wir auch noch, folgen wir dem Weg. Und urplötzlich sehen wir weitere 0,4 Meilen später rechts einen gewaltigen Arch. Die Lösung lässt nicht lange auf sich warten: Ein Schild "Tapestry Arch" prangt am Trail. Nichts wie hin. Zwei einsame Menschen scheinen bereits unter dem Steinbogen zu sitzen und als sie uns bemerken, nehmen sie Fahrt auf. Machen wir in der Regel auch so, also danke und nichts für ungut! Das Mädl ist mit Flip-Flop unterwegs und es ist schon erstaunlich, welche Steigungen bzw. welches Gefälle sich mit solchen Schuhen bewältigen lassen. Die Tapete hängt hinter dem Arch in Form des Gesteins. Einen himmlischen Hintergrund haben wir erst, als wir unter dem großen Steinbogen sitzen und angetan in die Landschaft blicken. Wolken nehmen das Licht, sind aber bald wieder verschwunden.
Wir gehen zurück zum Trail und folgen ihm weiter. Ein Campground kommt in Sicht. Die Wohnmobile und Zelte sind verlassen, das Klientel ist in der Natur. Follow Trail from Campsite 51. Wer bei dieser Nummer an Verschwörungstheorien denkt, der liegt falsch. Aber ein bisschen haben wir schon nach diesem Stellplatz gesucht. Der Weg führt weiter durch die Finnen des Arches Nationalparks. Aus diesen Steinfinnen bilden sich die Arches und wenn es so weiter geht, dann wird es an der ein oder anderen Stelle Geburten geben. Jedoch ist am Wall Arch auszumachen, dass auch Steinbögen das Zeitliche segnen können.
Als wir wieder auf der Prärie sind und uns Richtung Parkplatz bewegen, biegen wir noch schnell nach links in einen Canyon ein. Der führt zum Sand Dune Arch. Umgeben von Felswänden und geflutet von Sand steht er jetzt am Nachmittag in der prallen Sonne. Der Bogen sieht oben aus, wie wenn sich zwei Nacktschnecken einen Kuss geben. Leuchtende Bilder prägen sich uns ein. 1994 sind unsere Kinder noch von den Sanddünen gesprungen. Das war damals die Hauptattraktion, nicht der Arch. Dass es 18 Jahre später genau anders herum ist, zeigt, dass auch wir uns weiterentwickeln. Fast zwei Stunden waren wir wieder unterwegs. Es waren unerwartete Ziele, die wir gefunden haben. Man soll also nie aufhören neugierig zu sein.
Das Wetter hat inzwischen eine mystische Dimension erreicht. Sonnenstrahlen und dunkle Wolken überdecken die Moab-Area. Und so beschließen wir noch den Viewpoint zum Delicate Arch zu besuchen. Leider liegt inzwischen alles im Schatten und für einen vernünftigen Blick auf einen der schönsten Steinbögen der Welt braucht man von hier aus nicht nur einen guten Optiker. Bevor wir jedoch den Park verlassen, parken wir noch am Straßenrand mit Blick auf die Windows Section. Wie Fatali warten wir auf gutes Licht. Nur der hat 3 Wochen Zeit und ich habe Hunger!
Ja, holt Euch auch die Kundenkarte vom City Market. Die Tanke dort ist eh die billigste im Ort und dann gibt es noch 3 Cent pro Gallone Nachlass. Im Markt bekommen wir 10 % Ermäßigung und dieser Markt ist inzwischen so was von gut sortiert, dass einem nichts abgeht. Als wir um 17 Uhr im Hotel sind, hat es immer noch 95 Grad. Die Dusche ruft!
Wir sitzen im ZAX an der Bar und besprechen die heutigen Erlebnisse bei einem Bier. Und das Essen gibt es im Cassano's, einem Utah-Italiener. Die Nudeln waren in Sahnesoße ertränkt und schrien um Hilfe. Wobei insgesamt schon festzustellen ist, dass inzwischen viele amerikanischen Köche Nudeln kochen können, - und zwar al dente. Unser Abendspaziergang führt uns bei Kim und Dave vorbei. Viele schöne Erlebnisse verbinden wir mit dem ehemaligen Dreamkeeper Inn. Aber das ist leider Vergangenheit.
Dienstag
Heute Nacht pfiff der Wind mächtig durch das Spanish Valley und auch am Morgen weht es noch heftig. An Frühstück auf der Terrasse ist leider nicht zu denken.
Als wir mitten in den Canyons auf der 313 West unsere Dirt Road suchen, hat sich das Wetter nicht nur beruhigt, es ist wunderschön geworden. Ein paar wirklich kleine Absätze und Sand, daher nicht PKW-geeignet, aber auch nicht besonders herausfordernd. Wir stehen mitten in der Bartlett Flat am Trailhead zum Jewel Tibbetts Arch. Der Weg ist gut gekennzeichnet und gepflegt. Dank Wegweiser und liebevoll gestapelter Cairns kann man sich nicht verlaufen. Wir wandern durch kleinere Senken, immer wieder hoch und runter, aber problemlos. Sand und Vegetation wechseln sich ab. Die Hitze hat das Plateau noch nicht erreicht, es ist angenehm. Nur noch ein leichtes Lüftchen weht uns entgegen oder treibt uns an. Unspektakulär geht es voran. Aber das ändert sich schlagartig, als wir nach rund 20 Minuten die Kante des Hell Roaring Canyons erreichen. Gähnende Tiefe, die Hölle brüllt atemraubend. Der Jewel Tibbetts Arch steht mitten im Canyon als Durchbruch einer Finne, die sich vom Süden her in den Canyon zieht. Das Motiv ist nicht so faszinierend wie der Canyon selbst, denn durch den Arch sieht man nur die andere, gleichfarbige Canyonwand. Es gibt Bilder im Netz mit Himmel im Hintergrund, aber mir wird auf den ersten Blick auf die topographischen Karten nicht klar, wie und wo man in den Canyon absteigen könnte. Vermutlich geht es über die 4WD-Strecke durch den Mineral Canyon am Green River entlang. Der Hell Roaring Canyon, ich finde den Namen schon so toll, beginnt bzw. endet hier und ein mächtiger Dryfall markiert diesen Beginn oder das Ende. Wir wagen uns an die Kante, eigentlich nur Monika, aber wohl ist mir nicht dabei. Nach 1,82 Meilen endet unser Roundtrip und unsere tollen Wandertage in Moab.
Ein kleine gedankliche Zeitreise bringt uns auf die Interstate 15 in Richtung Las Vegas. Das Speedlimit schraubt sich auf 80, in Worten achtzig, Meilen pro Stunde. So geht, respektive ginge es zügig voran. Nur die Amis erreichen diese Endgeschwindigkeit nicht. Feiglinge oder sagen wir mal ein sehr vorsichtiger Menschenschlag, besonders die Männer! Nach 360 Meilen erreichen wir St. George und unser Best Western.
Oil Change, ein unmögliches Lichtsignal, das sich seit Tagen im Auto breit macht und ich immer wieder wegdrücke. Ich frage nach Werkstätten in der Nähe und lasse einen Ölwechsel machen (74 USD, das war die Premium-Version, aber es muss ja noch einige tausend Meilen halten, gell). Das Geld habe ich von Hertz immer noch nicht, aber das ist eine andere Geschichte und so wie es momentan aussieht, wird es vermutlich zu einer Never Ending Story.
Ein kleines Abenteuer steht uns leider noch bevor. Das BW steht westlich der Interstate und die einigermaßen akzeptablen Lokale stehen im Osten davon. Es sind nur eineinhalb Meilen und wir haben keinen Bock, mit dem Auto zu fahren. Also losgegangen, an die Interstate gekommen und natürlich weder Fußweg noch Unterführung in Sicht. Frage an den jungen Mann, der da Reifen in seinen Pickup lädt. Ja ich weiß es auch nicht genau, aber ich fahre euch hin. Sehr nett, aber danke (ich will doch nicht hier 30 Minuten warten, bist du fertig bist). Also ungefähr 300 Meter weiter wäre eine Unterführung gewesen, die haben wir auf dem Rückweg erfragt und benutzt. Jetzt spazieren wir mit den Flip-Flops im Gänsemarsch über die Autobahn. Blöd, zumal überall Glasscherben liegen und obwohl die Amerikaner ja übervorsichtige Autofahrer sind. Aber die meisten können es halt nicht. Sorry für das pauschale und vermutlich ungerechte Urteil.
Das Essen im Outback war schon o.k., das Bier allemal. Wir sitzen an der Bar und leider will mir ein Amerikaner immer wieder erklären, dass sich Deutschland mit den Starken verbünden soll und nicht in der EU. Danke, ich will jetzt in Ruhe essen. Bemerkenswert ist es trotzdem, denn normalerweise endet amerikanische Argumentation an den Landesgrenzen bzw. in Kriegsgebieten. Jetzt ist aber Schluss!
Die wahnsinnige Vorfreude auf den morgigen Tag überlagert die Bedenken, ob wir mental in der Lage sind, es zu schaffen!
Mittwoch
Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Tage auf unserer Kontinentalreise soll heute stattfinden. Wir haben ihn "OliH" aus dem Forum Discover America sowie unseren lieben Freunden Tina und Stefan und L@la zu verdanken.
Um 7 Uhr verlassen wir St. George bei zapfigen 60 Grad und fahren nach Hurricane. Die gleichnamigen Cliffs bauen sich am Rande der Stadt wie eine undurchdringliche Wand auf. Und doch hat der Mensch auch hier den Durchbruch geschafft. Vorbei an der Smithonian Butte, die zu den Vermilion Cliffs gehört, geht es durch die Big Plain in das wunderschöne Apple Valley. Eine herrliche Bergkulisse erwartet uns bei Colorado City und Hildale. Und hier in diesem Mormonendorf stechen wir über den Short Creek in den Water Canyon ein. Tiefe Furchen in der Dirtroad machen keine großen Probleme. Es ist alles trocken und mit etwas Vorsicht erreichen wir sicher den Trailhead.
Die Felsen ragen steil nach oben. Die ersten Sonnenstrahlen haben sich bereits auf der westlichen Wand festgesetzt und bringen die im Schatten liegende Ostflanke zum glühen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, die zu dieser Tageszeit noch herrscht, wird nur durch das Plätschern des Wassers unterbrochen, das stetig aus dem Water Canyon seinen Weg nach Süden sucht. Die Blicke schweifen bereits hier unruhig umher und die Aufrüstung der Hikerutensilien dauert entsprechend länger. Das Eye of Heaven ist schon zu erkennen.
Sehr sandig beginnt der Weg am Creek entlang und die Hoffnung, dass der Anlauf zur Bergtour gemächlich erfolgt, verfliegt schon bald. Hoch und runter. Teilweise steiles Terrain und der tiefe Sand sorgen bereits zu Beginn für ein paar extra Diastolen und Systolen des vor Freude pumpernden Zentralorgans. Der erste Fotostopp lässt nicht lange auf sich warten. Das Auge des Himmels klebt an der Ostwand und nur ein paar Meter lassen eine Perspektive zu, von der man durch ein Tor auf den strahlend blauen Kosmos blicken kann. Das südwest-geübte Hikerauge erkennt schon nach wenigen Metern, dass diese Gegend hier ein Traum ist.
Nach einer Meile verengt sich der Canyon und subway-ähnlich hat sich der Bach durch die Felsen gefressen. Im Hintergrund spitzen die roten Butten und bringen ein wenig Licht in den noch dunklen und dadurch etwas mystisch wirkenden Canyon. Der Blick zurück zu den Feuerbergen, die Kontraste und die Tiefe der Formen entschädigen für das frühe Aufstehen. Aber ab hier wird es ernst, denn wenn sich das Auge gen Westen wendet, baut sich eine fast senkrechte Wand unmittelbar vor einem auf. Und dort muss man hinauf. Von hier unten ist das kaum vorstellbar. Nur Mut!
Wir hieven unsere Körper über einen Absatz auf den hier zirka 30 bis 50 cm breiten Trail. Es geht nach oben und der Boden verliert sich. Ich zwinge mich objektiv zu bleiben, denn auf diesem Band könnte man problemlos auf einem Bein hüpfen. Subjektiv geht das aber nur in der Ebene. Aber so obsiegt die Objektivität und der stetig an die Wand gerichtete Blick meine Höhenangst. Es ist wirklich entgegen aller Befürchtungen nicht so schlimm und so kommen wir Schritt für Schritt nach oben. Die Stellen, die ausgesetzt sind, sind wenige. Meistens hat die Natur mit Sträuchern dafür gesorgt, dass man sich trotz allem Gefälle sehr sicher fühlt. Nach knapp 0,5 Meilen sind wir oben und erblicken die Wave und die White Pocket komprimiert. Rechts gegenüber Butten, Hoodoos und Felsstrukturen in leuchtendem Orange, nur unterbrochen durch weiße Streifen. Etwas weiter links blitzen die schneeweißen Hügel der White Domes. Der hier wie aufgestellt wirkende Brotzeitfelsen bietet die Bequemlichkeit, die der nicht unanstrengende Aufstieg bisher vermissen ließ. Man könnte hier Stunden verweilen, aber wir wollen zumindest ein Highlight auch aus der Nähe betrachten. Also weiter!
Gemächlich geht es jetzt wieder hinunter in den Water Canyon. Hier wird erneut deutlich, was Wasser mit hartem Felsen alles anrichten kann. Ausgeschabte Gumpen, die teilweise noch mit Wasser gefüllt sind, vertiefen unvermittelt die Landschaft. Dort, wo der Wind den Stein vom Sand befreit hat, leuchtet der Fels. Oben der Canaan Mountain, der nun querfeldein - der Trail hat sich inzwischen im Nichts aufgelöst - zu erklimmen ist. Angenehmer Untergrund, denn nun verliert sich auch der Sand. Allerdings geht es auch wieder steil nach oben. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug kommen wir den White Domes näher. Unter das Orange mischt sich nun zeitweise auch gelbes Gestein. Links und rechts stehen die Butten und sind Zeitzeugen für zwei verschwitzte, einsame Wanderer, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Der Fels wandelt sich relativ abrupt von farbig in weiß. Hügel markieren den Peak, die White Domes blenden und wären so ein guter Werbeträger für Waschmittel. Eine weiße Wave die sich nach oben zu den Hügeln formt, ja, so könnte man es beschreiben. Nach Norden geblickt, wuchten sich die gewaltigen Massive des Zion Nationalparks in die Luft. Nach Süden die rot-weiße Landschaft, die zumindest aus der Ferne den Coyote Buttes und der White Pocket in nichts nachsteht. Was für ein Ziel, was für eine Wanderung - atemberaubend! Das hier oben ist das Schönste, was wir seit langem gesehen haben. Die gut zwei Stunden Aufstieg haben sich für diese Kulisse wahrlich gelohnt. Die Motive sind einzigartig und bereits jetzt wird klar, dass wir wiederkommen und hier oben das Gebiet weiter erkunden.
Nach insgesamt fünf Stunden sind wir wieder zurück am Auto. Inzwischen begegneten uns immer wieder hiesige Wanderer, deren Weg meist unten im Canyon endete. Die Mormonen-Kinder tun mir leid. Mit langen Hosen und Hemden, teilweise noch mit Jacken, quälen sie sich freudestrahlend nach oben. Tja, - uns wird diese fantastische Wanderung noch lange in den Köpfen bleiben. Aber nun: Viva Las Vegas!
Dank einer neuen Zeitzone, wir schreiben Pacific Time, haben wir eine weitere Stunde gewonnen und treffen kurz vor 16 Uhr im Disneyland für Erwachsene ein. Der Check-in verläuft bei uns immer gleich. Monika bewegt sich motiviert zur Rezeption, ich drücke den Autoschlüssel und die Koffer dem Bellman in die Hand und mache Zigarettenpause. Normalerweise komme ich "just in time" und wir fahren gemeinsam hoch ins Zimmer. Aber: Schlangen im Aria! Nein, nicht die Tierchen. Monika ist kaum zu sehen, denn sie steht am Ende einer zirka 100 Meter langen Check-in-Reihe. Was ist denn hier los? Die Technik ist der Segen der Menschheit, aber nur wenn sie funktioniert und das tut sie nicht. Computer-Total-Ausfall! Hotelangestellte verteilen schon mal Wasser an die nicht sehr glücklich wirkenden Menschenmassen. Eine geschlagene Stunde hat es dann gedauert, bis wir die manuellen Arbeitsprozesse überwunden und unseren Zimmerschlüssel in Händen haben. Zeit, um uns telefonisch mit Tina und Stefan an der View Bar zu verabreden. Um kurz vor 18 Uhr saßen wir dann endlich gemeinsam und gemütlich an der Bar und feierten das Wiedersehen. Nicht nur, dass wir uns viel zu erzählen hatten. Nein, irgendwann kam auch der Hunger. Im Spago haben wir wunderbar gegessen und natürlich eine Flasche Wein genossen.
Der Absacker an der Bar brachte zu später Stunde noch ein Highlight. Relativ relaxed, ja fast gleichgültig spaziert ein virtueller Freund nun physisch und unverwechselbar in die Bills Gambling Hall. Servus Volker! Ein schöner Abend endet am nächsten Tag. Selig träumen wir nun vom Water Canyon und Las Vegas und da wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick auf Las Vegas haben, lassen wir die Vorhänge offen. Nun funktioniert die Aria-Technik leider: Rauschend und automatisch schließen sich die Gardinen zum Sonnenaufgang. Der ist uns jetzt aber so was von egal - bitte wenden!
Übrigens, - heute war Bergfest nicht nur im Water Canyon. Auch wir haben nun Halbzeit unserer Reise!
Donnerstag
Urlaub vom Urlaub - ausschlafen! Das war auch nötig, nach dem in vielerlei Hinsicht anstrengenden und langen Tag gestern. Man hätte meinen können, dass sich Träume erneut im Kopf abspielen, um die vielen Erlebnisse zu verarbeiten. War aber nicht so, - Körper und Geist waren offensichtlich so platt, dass sie selbst zum Träumen nicht mehr fähig waren.
Die Wanderschuhe stinken im Auto vermutlich vor sich hin. Der arme Valet-Parker könnte einen Krankenhausbesuch hinter sich haben. Nein, Spaß beiseite, aber es ist schön, nun mit kurzer Hose, Flip-Flop und iPad bewaffnet zum Pool zu wandern. Entspannung! Langweilig! Shopping! Wunderbar!
Das Abendessen in geselliger Runde findet im Outback Steakhouse statt. Die Bude ist brechend voll, aber wir bekommen ein nettes Plätzchen. Sechs fitte Menschen sitzen nun hungrig um eine Blooming Onion; es sieht fast wie Meditation aus. Lustige Meditation halt. Das Essen war ausreichend und gut. Und im Flamingo an einer Bar mit toller Musik geht die Meditation in seine abschließende Runde. Ein Lied noch am Brunnen des Bellagios, das muss sein.
Freitag
Das Outlet am Charleston Boulevard kennt inzwischen jeder. Und nachdem wir den Pool satt hatten, sind wir ins Auto gestiegen. Coach hat keine schönen Taschen mehr, vermutlich hat man sich satt gesehen, respektive gekauft. Aber bei der Dimension des Centers muss doch was dabei sein, was man braucht. Frau allemal und so wechselt natürlich ein Etwas den Besitzer. Gut, dass wir drei Monate unterwegs sind und dadurch der Platz im Koffer und in der leer mitgebrachten Sporttasche begrenzt, respektive kaum vorhanden ist.
Die Arretierung des Geistes erfolgt wieder auf die Natur. Wir sitzen auf dem, nein, wir sitzen im Zimmer und genießen die Bilder der Wanderung von vorgestern. Ja, auch das Valley of Fire wäre so nah und doch haben wir immer wieder Probleme, in Las Vegas zum Wandern zu fahren. Einige Ziele schlummern seit Jahren im Planungsordner. Vermutlich denken wir, dass wir etwas versäumen könnten. Egal, heute Abend gibt es gutes Futter!
Wir treffen unsere Freunde Tina und Stefan an einer Bar im Palms. Vorspeise sozusagen! Und dann geht der Lift in den Himmel zu einem der schönsten und besten Restaurants in Las Vegas, Alize on the Top. Top und grandios ist nicht nur der Ausblick auf die nun leuchtende Spielerstadt. Top und absolut empfehlenswert ist auch das Essen. Ein Genuss, den wir ausgiebig genießen!
Als wir auf "einen" Absacker zurück mit dem Taxi fahren, dröhnt von allen Seiten ein lautes "iiiiih deeeee seeeee" - EDC. Das jährliche Rave Event findet diese Tage statt und jeder meint mit einem entsprechenden Schrei dokumentieren zu müssen, dass er auch dabei ist. Irgendwann nervt es. Die Mädels knapp bekleidet und die Jungs, na ja, die haben ihre Freude daran.
Ein herrlicher Abend und ein immer wieder schöner Besuch von Las Vegas geht seinem Ende zu; bereits morgen werden wir unsere erste Kontinentalquerung abschließen. Auf zum zweiten Teil unserer Reise: Der Pazifik und die schönste Stadt der Welt warten.
Samstag
Als wir auf der Interstate 15 auf einen neuen Hitzerekord in Baker warten, bleibt dieser aus. Nur 91 Grad! Das könnte man für dieses kleine Nest am Rande des Death Valleys als Wintereinbruch bezeichnen. Von vorne bis hinten reihen sich die Tankstellen mitten im Wüstensand. Es ist wie Aktienhandel, wo bekommt man den höchsten beziehungsweise in diesem Fall den niedrigsten Kurs. Die Gallone Regular kostet von 4.21 bis 4.69 USD. Und wir erwischen natürlich nicht die günstigste Tanke. Der Vergleich mit Börsengeschäften hinkt also keinesfalls. Ist ja auch egal. In Barstow wäre das Benzin sowieso wieder um etliche Cent billiger gewesen, aber hier gilt nur eines, nämlich abbiegen, um der Westküste näher zu kommen.
An der Kramer Junction jedes Jahr das gleiche Bild. Stau, Hektik, Verkehr, - es wird allerhöchste Eisenbahn, dass die CA 58 ausgebaut wird. Eine der wenigen Routen, um die Sierra Nevada zu überwinden, ist teilweise einspurig und das Überholverbot tut sein übriges, dass die Nerven manchmal blank liegen. Aber Kalifornien hat kein Geld und so wird es vermutlich auch die nächste Dekade bleiben. Ruhig Blut!
Die Flugzeuge, die in Mojave vor sich hinvegetieren und nur noch als Organspender in Frage kommen, sind das Signal für den Anlauf hoch zum Tehachapi Pass. Die wohltuende Wärme der Wüste weicht einem kalten Wind, der praktisch jeden Tag und jede Minute die Sierra Nevada schrumpfen lässt. Der Reichtum Kaliforniens liegt auf der anderen Seite der Bergkette. Aber auch hier staubt es heftig und der Grund, zumindest aus subjektiver Sicht der Bauern, lässt sich an den zahlreichen Schildern am Straßenrand ablesen: "Stop the Congress created Dust Bowl" - "Higher Foodcost". Ja, der amerikanische Kongress hat jedes Jahr den Wasserhahn weiter zugedreht und die Landwirte scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, das fruchtbare Land ausreichend zu bewässern.
Wir düsen nach Norden auf der Interstate 5. Es ist einfach herrlich, die inzwischen gelb-braunen Hügel Kaliforniens wieder zu sehen. Die so typische Landschaft, die wie von Christo eingepackt anmutet, signalisiert, dass es bald soweit ist. Als dann noch die Windräder von Livermore an unseren Seitenscheiben vorbei ziehen, haben wir es so gut wie geschafft. Der obligatorische Stau ist auch kein Problem mehr und nach 10 Stunden herrlichstem Autosightseeing fahren wir über die Bay Bridge in die unvergleichliche Stadt. Wir haben zwar keine Blumen im Haar, aber es kribbelt im Bauch und am Rücken. San Francisco, wir lieben Dich! Endlich wieder da!
Das Parc 55 ist ein Wyndham und liegt in der Nähe vom Union Square. Ein sehr gutes Hotel sieht anders aus, aber es passt schon. Als wir jedoch vom Essen heim kommen, eine kleine, durchaus unangenehme Überraschung. Das Bad steht unter Wasser. Das typische amerikanische Verhalten, also ich bin der Größte, was soll schon passieren, kommt in der Gestalt des Hausmeisters Jack daher. Viel geredet, kaum was gearbeitet, und am Ende: Hey, I'm Jack, and I take care of you and keep this hotel running. Call me ... Das Housekeeping kam dann auch noch angeflogen, reinigte das Bad, brachte neue Handtücher und gut war 's.
Sonntag
In der Stadt ist es so warm wie selten zuvor. Kein Wind, keine Wolken, keine Jacke!
Als wir unseren Stadtspaziergang - beinahe hätte ich geschrieben, unseren obligatorischen Stadtspaziergang - am Union Square beginnen, haben die Geschäfte noch zu. Der Platz bietet jedoch wunderbare Sitzgelegenheiten, um sich wohl zu fühlen und die ersten Eindrücke wirken zu lassen. Je näher die Öffnungszeiten der Geschäfte rücken, um so mehr Menschen bevölkern die Freifläche. Die Einheimischen fühlen sich bestimmt so wie die Münchner. Man glaubt, die hiesige Bevölkerung ist ausgestorben, es regieren die Touristen.
Quer durch China Town wechselt das Bild von Elektronik zu ekelhaft anmutenden Tieren, die im Schaufenster dargeboten werden. Lebende Küken sind sicherlich nicht als Haustiere gedacht und obwohl man es gesehen haben muss, kommt das Ambiente von Little Italy nicht zu früh. Das Trieste ist schon brechend voll, und obwohl es hier unseres Erachtens den besten Kaffee der USA gibt (nur die Toiletten, bäh), sind wir nicht in der Lage, uns die Zeit zum Schlangestehen abzuringen. Lieber ächzen wir jetzt den steilen Berg zum Coit Tower hinauf. Das Ende des Feuerwehrschlauchs ragt in die Höhe und unsere Blicke erfassen die Bay vom Goldenen Tor, über Oakland und die Bay Bridge, hin in Richtung San Mateo. Die Stufen an der Rückseite sind alles andere als bequem. Steilstes Gefälle, das auch auf hoffentlich stabilen Holztreppen überwunden werden muss. Am Hang ein paar nette Häuser mit View, wie man so schön sagt, der im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar ist. Als wir über den Embarcadero zum Epizentrum des Tourismus', dem Pier 39, kommen, mieten wir uns in das Wassertaxi für 10 Dollar ein und schippern unaufgeregt durch die Bay. Obwohl, geschaukelt hat es schon ganz schön und an ein Foto war nicht nur deshalb nicht zu denken, da ich inzwischen in San Francisco keinen mehr dabei habe. Nett war 's. Und die Perspektiven vom Wasser aus auf die Stadt sind sowieso die Besten.
Am Strand vor dem Ghiradelli Square sitzen wir nun und blicken hinaus auf 's Meer. Spielende Kinder mit entsprechender Soundbegleitung, aber die Golden Gate Bridge im Hintergrund lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Bevor wir nun wieder zu einem Gipfelsturm die Hide Street hinauf ansetzen, kommt ein Deli, der natürlich die besten Sandwiches der Stadt, was sage ich, der Welt anbietet. Wir lassen uns vom Besitzer mit Migrationshintergrund überzeugen; das Roastbeef sieht aber auch wirklich einladend aus. Mit dem Käse hat man die Qual der Wahl. Brot ist wie immer und auch dieses Mal ein Problem. Voller Vorfreude beiße ich nicht nur ab, sondern rein. Gut, dass an der nächsten Ecke ein Abfalleimer steht. Vielleicht waren aber auch nur die Erwartungen zu hoch.
Zur Lombardstreet hinauf ist es selbst mir nicht mehr möglich eine Zigarette zu rauchen. Die kommt dann erst mit dem Abstieg auf der krümmsten Straße der Welt. Autocorso und nicht amerikanische Mitbürger soweit das Auge raucht, ähm reicht. Hat den Vorteil, dass sich nie ein Italiener über Zigarettenqualm beschweren würde. Zeitsprung, - wir sind, nachdem wir jegliche vorbeifahrende Cable Car ignoriert haben, im Westfield Shopping Center an der Market Street. Wieso landen wir eigentlich immer hier?
Die Auffahrt zum Hügel der tausend Blicke, über die Golden Gate Brücke und die Alexander Avenue erreichbar, ist am späten Nachmittag ein Erlebnis. Aber es war so voll, dass sämtliche Parkplätze besetzt sind. Nur weiter oben bot die neu geteerte Straße Platz und nun staunen wir erneut über diesen fantastischen Blick durch und über die roten Stahlseile auf die Stadt. Die Pyramide sticht heraus; sie ist sozusagen der Knoten, der platzt, selbst wenn ein noch nicht dort gewesener aufschreit: Uhiii, San Francisco!
Der Concierge hat uns in John's Grill einen Tisch reserviert. Das Lokal war echt nett und das Essen und der Wein waren sogar gut. Nachdem wir noch die Hotelbar bevölkert haben, finden wir in unserem Zimmer eine kleine Entschädigung für den Wasserschaden. Die Flasche Wein bleibt aber jetzt zu! Mei, Nusserl und Schoklad' - schmatz!
Montag
Sea-Arches-Hunting-Day! Die Kombination der Wörter Sea und Arch, also Meer und Steinbogen, ist "wissenschaftlich" gesehen schon ein Widerspruch in sich. Denn der Unterschied zwischen einem Arch und einer Brücke ist, dass die Brücke durch Wasser geformt wurde, ein Arch hingegen durch verschiedene Gesteinsschichten, deren untere ausgebrochen ist. Es müsste deshalb konsequenterweise heißen: Sea-Bridges-Hunting-Day!
Als sich San Francisco auch heute von seiner besten Seite zeigt und wir bei strahlendem Sonnenschein die Stadt nach Süden verlassen, ist uns das aber auch so was von egal. Arch hin, Brücke her, wir sind mitten in Kalifornien, der Oleander blüht ohne Ende mitten in den Abgasen auf der Interstate, und nachdem wir die breiteren Teerpisten überwunden haben und unser Chevy nun die berühmte CA No. 1 entlang an der zerklüfteten Küste kurvt, ist es einfach nur traumhaft.
Fünf Dollar werden fällig, um auf den Parkplatz an der Pfeiffer State Beach zu kommen. Hätte ich ja gerne gezahlt, aber der Oberaufseher nimmt sie nicht. Vielmehr sollen wir hier vor seinem heimeligen Häuschen den Motor abstellen und warten: The Lots are full! Aha, anstehen zum Baden, war auch noch nicht da. Zigarettenpause!
Ein wunderbarer Strand, eingerahmt von Hügeln wird er zur Bucht, beherbergt zwei Objekte der Begierde. Während sich die Masse an Meer und Sand erfreut, versuchen wir, den Löchern möglichst nahe zu kommen. Das Meer rauscht durch die Öffnungen, bricht sich, schäumt und macht mich nass. Ja, es gibt nichts umsonst für einen Arch-Hunter! Aber der Blick durch die Sea Arches hinaus auf das weite Meer entschädigt uns. Es ist einfach nur fantastisch, die Szenerie vor, in und hinter den Pfeiffer State Beach Arches zu beobachten. Wie durch einen Bilderrahmen genießen wir das Bild. Insbesondere die Nummer 1, auch bekannt als Keyhole Arch, wäre bei Sonnenuntergang natürlich noch schöner, wenn die Strahlen von hinten durchscheinen. Aber man kann nicht alles haben, noch dazu, wenn noch eine Menge auf dem Programm steht.
Big Sur ist eine bekannte Lokation südlich von Monterey an der California Highway No. 1. Wandern, zelten, Küste beobachten oder alles zusammen, ja, deshalb kommt man hier her. Die Umgebung von Big Sur hat aber nicht nur die Pfeiffer Arches, sondern auch zwei weitere schöne Steinbögen im Meer zu bieten. Die Felsen in der Brandung haben sich durch das stetige Anrennen des Wassers dessen Kraft gebeugt. Einige sind aber nicht mit der Küste ins Meer gestürzt, sondern stehen nach wie vor als Fels in der Brandung ihren Mann. Aber auch hier wird sich der Kampf zugunsten des Salzwassers wenden. Dem Beginn dieser Entwicklung haben wir es zu verdanken, dass langsam und stetig der Bohrer Erfolg hat. Es ist also wohl nur ein Zwischenspiel, das die Steinbögen an der Küste südlich und nördlich von Big Sur - und nicht nur diese - hervorbringt. Toll, wie die als unerschütterlich Eingeschätzten als Einfallstor des Wassers an die Küste dastehen.
Der Zusammenprall von zwei Kontinentalplatten ist eine von mehreren Ursachen dafür, dass so viele von uns den Südwesten so lieben. Denn diese Reibungen sind verantwortlich, dass viele geologische Wunder entstanden sind. Eine weitere Besonderheit wird auch an einem Küstenabschnitt im Point Lobos State Reserve, das südlich von Monterey liegt, sichtbar. Die gewaltige Meerestiefe vor Monterey hat einen besonders intensiven Wechsel von Flut und Ebbe zur Folge und der wiederum legt die geologischen Formationen frei.
Wir wandern einen touristisch aufbereiteten Trail in Richtung Meer. Sonne und Wind kämpfen um warme und kalte Temperaturen. Die Hitze gewinnt heute, - noch zumindest. Es geht vorbei an zusammengeklebten Findlingen, faulenzenden Seelöwen und durch den Wind geschliffene Felsen. Eine Gruppe von Geologen analysiert die Küste, an der sich erkaltete Lava zu ungewöhnlichen Formen hinreißen lässt. Der Blick über deren Schulter erahnt komplizierte Vorgänge, deren Geheimnis ich leider nicht lüften kann. Aber auch ohne Hintergrundwissen ist es interessant und sehenswert. Ein Lavasteinauge eines Grauwals, eine Oma, die wie eine Gallionsfigur eines Schiffes in die weite See giert und nach ihren Enkeln Ausschau hält und geklebte Felsnadeln, die als Speerspitze der Küste Wind und Wetter trotzen. Nur der Steinbogen, von dem wir offensichtlich falsche GPS-Koordinaten haben, zeigt sich nicht.
Die Luft wird milchig, aber es ist nach wie vor angenehm warm. Das ändert sich schlagartig, als wir auf halbem Weg von der Monterey Bay Richtung San Francisco sind. Steffi meldet sich, wir setzen den Blinker und stehen auf dem Parkplatz der Pebble Beach. Sie ist Teil der Bean Hollow State Beach; ein kleiner Strandabschnitt. Der kalte Wind bläst nun über die blanken Füße und das T-Shirt ist nicht mehr angemessen, da sich die Haut an jedem Haar wie die einer gerupften Gans aufrichtet. Die Jacke tut nicht nur gut, sie ist notwendig.
Von oben überblicken wir die kleine Bucht und sie ist unscheinbar. Warum sind wir hier? Die kleinen bunten Kiesel machen auf den bekannten Fotos soviel her und von hier oben sind sie zwar zu erkennen, aber es ist kaum zu glauben, dass sich die Fotografen nicht eines Tricks bedient haben, um die bekannten farblichen Effekte zu erzielen. Erst beim genauen Hinsehen öffnet sich die bunte Welt der Kieselsteine auch unserem Auge. Das ist toll, die Natur hat wieder einmal zugeschlagen und einzigartige Formen und Farben geschaffen. Einmal entdeckt, entwickelt sich fast ein Jagdfieber nach den bunten Pebbles. Sie liegen auf und in kleinen Höhlen in den braunen und grauen Steinblöcken und Tafoni. Ein wunderbarer Abschluss des Sea-Arches-Hunting-Tages.
Ein wunderschöner Tagesausflug nimmt im Jazz Bistro ein nicht so berauschendes Ende. Die Jazz-Musik ist zu laut, das Filet Mignon zu teuer, etwas zäh und außerdem ging die Service Charge gleich auf die Rechnung. Sie war in der Höhe nicht gerechtfertigt. No recommendation!
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Ich hoffe, Sie hatten Spaß und Freude am 1. Teil unseres Road und Hiking Trips. Alle Bilder, sowie die dokumentierten Wanderungen finden Sie auf meiner Homepage. Nun geht es hier weiter mit dem 2. Teil: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA